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Vorrede Ulrichs von Hutten.

Dem gestrengen und ehrenfesten Herrn Sebastian
von Rotenhahn, Ritter, meinem lieben
Schwager entbiet ich, Ulrich von
Hutten, Poet und Orator,
meinen freundlichen
Gruß.

Freundlicher lieber Schwager und Freund. In deiner letzten mir zugeschickten Schrift fragst du mit großem Fleiß, was ich wohl jetzt schreibe, oder ob ich schon etwas fertig habe? Auf diese doppelte Frage danke ich dir erstens für die mir darin erwiesene Anteilnahme, dann aber wundert es mich, daß du überhaupt fragen kannst, ob ich etwas zu schreiben oder zu dichten vorhätte, gleich als ob du mich jemals schreibunlustig gesehen hättest, selbst wo ich noch in der Unruhe des Hofes mich befand? Hab ich nun dies nicht einmal am Hofe, wo es doch wahrlich genug Behinderung gibt, unterlassen können, wie kannst du Zweifeln, daß ich hier auf dem Schlosse, wo ich einsam und in guter Ruhe bin, müßig feiern möge? Damit du aber siehst, daß ich hier meine Zeit nicht ganz fruchtlos hingebracht habe, schicke ich dir anbei ein Gesprächbüchlein, das ich Vadiscus oder die Römische Dreifaltigkeit nenne und in diesen Bergen geschrieben habe. Wird es dir gefallen, so wirst du auch ohne Zweifel meinen Entschluß, mich für einige Zeit dem Hofe fern zu halten, nicht mißbilligen. Das Büchlein selbst will ich dir nicht als was besonders gutes empfehlen, da der Inhalt seinem Gegenstande nach der denkbar schlechteste ist, von Schande und Laster handelt. Aber als offen und ehrlich kann ich es dir rühmen, und so wird es dir auch willkommen sein. Aus diesem Grunde hab ich selbst ein Gefallen daran. Denn der Deutschen Freiheit, die vom Papste mit Stricken gefesselt war, löse ich auf! Zurück führ ich wieder die christliche Wahrheit, die verbannt war und landesverwiesen über die Garamanten und Inder hinaus! Einer solchen großen Tat darf ich mich ohne Scheu rühmen, um so mehr ich vom deutschen Vaterland keine Belohnung dafür beanspruche. Nur das wünsche ich, falls man mich der in meinem Büchlein bekundeten Wahrheit willen verfolgen möchte, daß sich alle guten Deutschen meiner Sache annehmen und mich gegen Gewalt und Unrecht schützen. Dies sei mein Lohn – dies meine Entschädigung! Lebe wohl – Gott befohlen!

Gegeben zu Steckelberg am VIII. Tag des Hornungs im Jahr nach
Christi Geburt MCCCCC im XIX ten.


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