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Erster Akt

Civilkasino

(behaglicher Klubraum. Im Hintergrunde links, durch eine torbogenartige Innendekoration abgetrennt, eine Billardnische mit buntem Fenster. In der vorspringenden Hinterwand rechts großes einscheibiges Rundbogenfenster, durch das man in sonnigem Winterlicht die verschneite Stadt sieht. Rechts und links je eine Tür. Zeitungsregal, patriotische Bilder und Büsten, Trinkhörner und Humpen. Vorn, am runden Stammtisch, Major a. D. Kleinstüber, Sanitätsrat Brunner, Fabrikant Goldbaum und Assessor Mollwein. In der Billardnische Rechtsanwalt Falk mit einem andern Herrn bei einer Partie Karambolage. Ab und zu ersetzt ein der Würde des Kasinos angepaßter Piccolo ehrfurchtsvoll die Getränke. Es werden nur Flaschenweine getrunken).

Mollwein

(der eben aus einem Manuskript vorgelesen, schnarrend) Nachdem also nun die ... Krieger sich zu beiden Seiten der Bühne malerisch um die Büste Seiner Majestät jruppiert haben, werden die bengalischen Lichter entflammt, im unsichtbaren Orchester ertönt ein leises Trommeltremolo, der Jenius der Freude in festlicher Tunika betritt das Podium und es erfolgt ein wahrhaft berauschendes Finale, mit welchem der Dichter unsres Festspiels zum schönen Schluß eilt. Darf ich Ihnen das noch vorlesen, oder sind die Herren doch schon n bischen zu abjespannt?

Sanitätsrat

Gott ... e...

Major

Wenn Sie's nicht zu sehr anstrengt, Herr Assessor!

Goldbaum

(trinkt) Nu, wir könnens schon noch vertragen.

Mollwein

Also! Der Jenius, wie jesagt, steht auf dem Podium, der Hauptkrieger hebt vor ihm die Fahne und alles singt a capella das Bannerlied. Melodie: Deutschland, Deutschland über alles! (draußen beginnen die Kirchenglocken zu läuten; nach seiner Uhr sehend) Was? Gottesdienst schon aus? Um also kurz zu sein: Folgen einige köstliche Strophen, der allejorische Vorhang im Hinterjrund mit den Wappen aller deutschen Stämme teilt sich – Siejesjöttin, Jewehrfeuer, Nationalhymne, Schluß!

Major

Bravo!

Sanitätsrat

Hm.

Goldbaum

Wundrvoll!

Mollwein

Bessres hat Felix Dahn ooch nich jedichtet. Bin felsenfest überzeugt, noch keine Stadt, so weit die deutsche Zunge klingt, hat bei Enthüllung eines Denkmals Kaiser Wilhelms des Jroßen, als ehrfurchtsvollsten Dank für Jnadenjeschenk allerhöchst eijnen Besuches Seiner Majestät, mit solcher Jlanzleistung aufjewartet!

Major

(Glas hoch) Herr Assessor!

Mollwein

(ebenso) Herr Major! Herr Sanitätsrat? Herr Goldbaum! (alles trinkt) Schätze mich wirklich jlücklich, daß die Dichtung trotz meines selbstverständlich ... nu ja, leider Gottes sehr dilettantenhaften Vortrags ...

Major

Oho!

Sanitätsrat

Bitte sehr!

Goldbaum

Herr Assessor!

Mollwein

Na ja ... Möchte die Herren Vorstandsmitjlieder also nun dringend bitten, dafür zu sorgen, daß das Civilkasino in der morjijen Plenarsitzung der vereinigten Empfangsausschüsse wie ein Mann für die Aufführung dieses in unsrer leider sonst so jleickjültjen Zeit von wahrhaft erquicklichem Patriotismus durchwehten Festspiels unsres allverehrten Vizepräsidenten Herrn Gymnasialdirektor Professor Doktor Niemeyer eintritt. Er verdient es!

Major

Aber ganz unbedingt!

Sanitätsrat

Blos ... zu lang, Herr Assessor. Zu lang! Wo sollen wir die Zeit hernehmen?

Goldbaum

Schade.

Mollwein

Wie beliebt?

Sanitätsrat

Nach Ihrem Referat schätze ich die Aufführungsdauer auf ... mindestens anderthalb Stunden, vom Hofmarschallamt sind uns für den ganzen Zimmt fünfundzwanzig bis höchstens, aber auch allerhöchstens dreißig Minuten bewilligt.

Major

Ja, zum Donnerwetter, was machen wir denn da!

Mollwein

Muß er sein Stück eben bischen zusammenstreichen!

Sanitätsrat

Da kennen Sie Niemeyer! Lieber nem Krokodil n Zahn ausziehn! (Major und Goldbaum amüsirt).

Mollwein

Kenne Herrn Direktor Niemeyer ja allerdings erst die paar Monate, die ich den Verzug habe, am hiesijen Landjericht tätig zu sein, aber ... e... muß jestehn, Herr Direktor hat immer tadellosesten Eindruck auf mich jemacht! Konziliantes Wesen, humane Ansichten, überhaupt entjejenkommendste Liebenswürdigkeit!

Goldbaum

N fainer Mann und n guter Mann. Meine Söhne sind sehr zufrieden.

Sanitätsrat

(lachend) Meine beeden Neffen auch, lieber Herr Goldbaum! Wenns blos auf die Herren Primaner ankäme – die haben gegen Konzilianz und humanes Wesen natürlich nischt einzuwenden. Aber die Regierung, die hohe Regierung! Unser gestrenger Herr Landrat!

Mollwein

Ja, habe leider schon wiederholt bemerkt: scheinen da so jewisse kleine Spannungen zu existieren.

Sanitätsrat

Spannungen! Sie sind für vorsichtige Ausdrucksweise.

Mollwein

Ja nu, mit krummen Säbeln habe ich die Herren noch nicht auf einander loshacken sehn.

Sanitätsrat

Wir auch nich! Gott sei Dank noch nicht! Aber mit Aktenbündeln! Mit fuffzig Seiten langen Dupliken etc.! Bin n alter Kirchhofslieferant und kann was vertragen. Aber der arme Herr Ministerialreferent möcht ich nicht sein, der die gegenseitige Beschwerdekanonade dieser beiden Prinzipienreiter nun schon fast fünfviertel Jahr über sich ergehn lassen muß!

Major

Brrr!

Mollwein

Das ist doch aber höchst bedauerlich! Mann mit so ner reizenden Frau sollte doch keenen Jegner haben.

Sanitätsrat

(ulkend) Grade! Alter Borusse wie unser Landrat hat n verfluchten Schönheitssinn. Den bekümmert das vielleicht, daß so n bemoster Homerpauker noch so ne kleene, flotte Antilope gefangen hat.

Mollwein

Einfach Raceweib!

Major (sich den Schnurrbart streichend; Schnalzlaut).

Sanitätsrat

(zu Mollwein, mit dem Finger drohend) Sie? Wollen doch sehr stark hoffen, daß Ihre plötzliche Kunstbegeisterung vorhin durchaus objektiv war. Oder, oder, oder ... aber, aber, aber ... ei, ei, ei!

Mollwein

Aber parole d'honneur, Herr Sanitätsrat! Versichre Sie, habe mit Frau Direktor nur ein einzijes Mal das Vergnüjen jehabt! Und zwar in diesen ernsten Räumen. Beim letzten Sedanball unsres Kriegervereins. Sonst noch nie!

Major

(ihm auf die Schulter klopfend) Aber liebstes Assessorchen!

Mollwein

Na ja ... möchte doch wirklich bitten!

Sanitätsrat

(lachend) War ja nur Scherz!

Goldbaum

Nu, ich könnts verstehn, wenn der Herr Assessor der Frau Direktor den Hof macht. Ne scheene Frau!

Landrat

(in Pelz und Cylinder durch die Tür rechts) Moin, meine Herren!

Mollwein

Moin, Herr Landrat!

Major

Moin!

Goldbaum

Guten Morgen!

Sanitätsrat

Mahlzeit!

Landrat

Hundekälte! Wolfsfrost! Aber famos, famos! (legt ab) wenn das sich hält, (sich die Hände reibend) kriegen wir ne brüllend schöne Treibjagd! (zum Piccolo) Jrock! Vierfünftel Jamaika, Wasser überhaupt nich. Kurz und jut, wie immer. Dann ne Rauentaler. Abtreten! (während er sich setzt) Herr Major! (ihm mit dem Finger drohend) wieder mal Jottesdienst jeschwänt! (zu Mollwein) Sie ooch. Sie oller Kotillonheide! Werde Sie melden! Regierungsbank wieder halb leer gewesen! Sollen doch n juten Bleistift jeben!

Goldbaum

Immer humorvoll der Herr Landrat, immer humorvoll.

Mollwein

(hüstelnd) Ja, letzte Tage bischen auf der Brust jehabt. Diese unjeheizten Kirchen ...

Landrat

(lachend) Haaseken? Na aber Spaß bei Seite. Die Herren haben wirklich mal wieder nischt versäumt. Unser guter alter Superndent laßt eklich nach. Der sitzt immer blos noch an den Bächen Babylons und weent. Jona, Micha, Habakuk, Zephanja ... weiter weeß er nischt. Wie der uns bei der Enthüllungsfeier die Festpredigt schmettern will ... ich habe da wirklich meine ehrlichen Bedenken. Majestät ist n verteufelt scharfer Kritiker, wenn der Zauber blos erst glücklich vorüber wär!

Major

Haben ne verdammt große Last jetzt, Herr Landrat.

Landrat

Ach, das spielt keine Rolle. Man tut seine Pflicht. Dazu is man da. Aber wenn einem in diesen Tagen, wo man, ich mochte sagen, mit der konzentriertesten Konzentration von früh bis spät nachts an nischt weiter denkt, als – wird die Geschichte klappen, wird alles jut jehn, Majestät kommt zum ersten Mal her, wird nischt passieren ... wenn da einem noch solche gottverfluchten Schweinereien dazwischenkommen: ich kann Ihnen versichern, teuerster Herr Major, da wünschte man sich wirklich manchmal transatlantische Kabel statt Nerven. Dieser unselige Niemeyer! Der Deibel solln holen!

Major

Unsern Festdichter?

Landrat

Festdichter? Was fürn Festdichter?

Mollwein

Herr Landrat wissen doch, daß im vorbereitenden Ausschusse beschlossen wurde, Seiner Majestät ein kleines vaterländisches Huldijungsspiel darzubringen.

Landrat

Na ja, selbstverständlich! Wann krieg ichs endlich?

Mollwein

(das Manuskript dem Landrat überreichend) Verzeihn, Herr Landrat. Habe mal erst in intimstem Zirkel provisorisch den unjefähren Eindruck feststellen wollen.

Major

Sehr nette Sache.

Sanitätsrat

Bischen pathetisch, bischen viel Leonidas und die Thermopylen ... aber ... mit Amputationen ... warum nich?

Goldbaum

D'r Herr Autor wirds schon machen.

Landrat

(der jetzt den Namen auf dem Titel gesehen, das Manuskript ärgerlich auf den Tisch werfend) Was? Von Niemeyer? Niemeyer?? Nee!! Und wenn er Schiller, Joethe und Wildenbruch in Eens wär! Lieber jarnischt! Unser Herr Gymnasialdirektor ist seit heute früh für mich n toter Mann!

Sanitätsrat

Mein Gott, was ist denn wieder los!

Major

Explodieren ja wie'n Pulverfaß!

Goldbaum

(entsetzt) Herr Landrat!

Mollwein

Das wäre ja furchtbar!

Landrat

Na, bis in diese geheiligten Räume scheint ja die Schose also noch nich gedrungen zu sein! (ingrimmig) Halbe Stadt amüsiert sich schon drüber! Skandal!!

Falk

(am Billard, auf den Stammtisch sehr aufmerksam geworden; das Spiel wird bald beendet).

Sanitätsrat

Nu packen Sie doch mal aus!

Landrat

Sitze beim Kaffe, lese in aller Gemütsruhe den Bericht unsres Herrn Oberförsters, wieviel Meter Guirlanden wir noch brauchen, kommt mein Sekretär Krimmel – übrijens n janz solider Mann sonst – und bringt mir die liebliche Mär, daß heute Nacht so jejen halber Eins der junge Zedlitz, Niemeyers feinste Nummer, wo jesessen hat? Sage, schreie und brülle, im jrünen Zimmer vom joldnen Pfau! Na! ... Aber nich etwa alleene, als Coeur Solo ... i kein Bein! Mit Lydia Link vom Stadttheater! Pulle Sekt!! Krimmel hat sogar noch de Marke lesen können! Moët Chandon!! Junge hat wenigstens nich jeknackt. Mein alter Freund Zedlitz wird ne Freude haben!

Major

Donnerwetter!

Landrat

Und das ausgerechnet n paar Tage, bevor Seine Majestät herkommt! Bei diesen Pressezuständen! Lese ordentlich schon die Leitartikel in unserm famosen Volksboten: »Sittliche Zustände im Reiche Kannewurfs!« »Königliches Gymnasium und städtische Weiblichkeit!« »Neuestes aus unserm Musterkreis!« Kann nett werden!

Major

Verflucht und zujenäht! Da kann ich Ihnen nachfühlen! Bei uns hat mal n zufällig abjeplatzter Jefreitenknopp n Jeneral umjeschmissen!

Mollwein

Ja, aber offen jestanden, Herr Landrat, verzeihn Sie ... daß da son junger Dachs mit m kleenen Meechen ... kann da wirklich so Halsbrechendes nich finden.

Landrat

Lieber Assessor! Das tragen Se mal dem Kultusminister vor, der mir den Mann hierher strafversetzt hat. Wegen einer ganz lachhaften Paukbodenholzerei! Soll mich freuen, wenn Se dann dafür n roten Adlerorden erwischen. Und wenns blos de vierte Jüte is. Daß n Jüngling Gefühle kricht, kann ja mal vorkommen. Is mir piepe! Und das Weibsbild dito! Mögen sich amüsieren, so viel se Lust haben! Aber doch nich in meinem Bezirk! Sollens bei meinem Nachbar mimen. Und vor allein soll er sich erst die Matura holen! Unterm vernünftigen Direktor kommt so was nicht vor. Kann so was garnicht vorkommen! Und kommts vor, dann kriegt man ihn nich allein an de Hammelbeene! Ich hab nich die mindeste Lust, auf meinem Buckel fremdes Holz spalten zu lassen.

Sanitätsrat

(wie noch immer zweifelnd) Im goldnen Pfau!

Landrat Im goldnen Pfau!

Sanitätsrat

Das kann dem armen Niemeyer allerdings bös zu knacken geben!

Goldbaum

Ja, s ist nicht leicht, heute die Jugend zu erziehen. Lose Zeiten, lose Sitten! Blos nich Gymnasiumsdirektor! Ich mach lieber Zellulose.

Landrat

Is auch manchmal verdienstlicher! (zu den übrigen) Ersten Oktober ists n Jahr gewesen, daß man uns den Onkel hergeschickt hat. Wer in Lauban nicht zu brauchen ist, taugt auch hier nischt! Vom ersten Tag hab ich ihn mir aufs Korn genommen. Der Mensch hat von der schweren Verantwortlichkeit seines Amts ja keine Ahnung! Wenn Se ihn fragen, mit wem die Persephone verwandt is, oder von wem die olle Hekuba die Tante war, das weeß er. Das weeß er ganz genau. Aber wenn die Bengels mit seinem haarsträubenden Idealistendusel das schandbarste Schindluder treiben, das merkt er nich. Dann läßt er sich von seinem dümmsten Untertertianer einwickeln. Als ob er erst gestern auf die Welt gekommen wär!

Goldbaum

Is er vielleicht n bischen zu gutmütig.

Landrat

Gutmütig! Mit Gutmütigkeit, bester Herr Goldbaum, hätten Sie Ihre letzten siebzehn Prozent Dividende nich raus geholt!

Goldbaum

Nu, Se haben doch auch e Papierchen?

Landrat

Deswegen sag ichs ja! Bei Niemeyer hält ich nischt angelegt.

Goldbaum

Se hätten Recht getan.

Landrat

Na also! Ich verlange ja garnich, daß er als moderner Mensch junge Leute, die uns später mal ersetzen sollen, mit dem Rantschu erzieht. Aber er soll wenigstens mit seinen Beenen auf dem Erdboden bleiben. Traumulus! Jungens haben ganz recht: Romulus konnten se ihn nich nennen, haben se ihn Traumulus getauft!

Sanitätsrat

Paganini, der den Leierkasten drehen muß. Das ist sein ganzes Malheur, was könnte der als freier Universitätslehrer leisten!

Landrat

Seine Sache. Hätte verständiger Weise vor fünfundzwanzig Jahren ne orntliche Professorstochter heiraten sollen. Nischt Faulres im Leben, als den Anschluß verpaßt haben! ... Und wenn er dann wenigstens nicht noch auf diese Numro Zwei reingefallen wär! Auf dies Püppchen Jadwiga!

Mollwein

Mit einer solchen Perle im Heim ist ein Mann doch nicht zu bewehklagen!

Landrat

Na, denn wünscht ich Ihnen blos mal so alleen der ihren Toilettenetat! (pfiffartiger Laut) Uebrigens – Kategorie Feldwebelstochter! Die verewigten Herren Schwiegereltern nicht satisfaktionsfähig gewesen! Die war der eigentliche Grund, daß man ihn hier zu uns abgeschoben hat. Mit dem Madonnenkult sind Se ringeschliddert!

Mollwein

Das 's allerdings unanjenehm!

Landrat

(kurzes, verächtliches Auflachen) Hä! Das 's ja aber noch jarnischt! Dieser unglaubliche Herr Sohn! Hinterlassenschaft der ersten! Daß den seine Couleur nicht schon gewimmelt hat, is mir n Rätsel. Jedenfalls so viel weeß ich: wir in unserm Korps hätten son Früchtchen nicht einen Augenblick geduldet! Nur natürlich der Herr Papa! Der merkt nischt! Pädagoge!

Sanitätsrat

Jaja, der arme Kerl könnte einem wirklich manchmal leid tun.

Landrat

Leid tun! Leid tun! Mit Leidtun is hier nischt jemacht. Hier muß durchgegriffen werden. Und zwar ganz energisch. Mit Eisenklauen! Seit Monaten habe ich seine Herren Pensionäre unausgesetzt bewachen lassen. Kletterseile, Nachschlüssel, überstiegne Mauern, mitternächtliche Mondscheinpromenaden, umfangreichster Postrestanteverkehr mit den Dämchen der höheren Töchterschule ... noch das Harmloseste. Geht ja auf keine Kuhhaut, wie sie ihn düpieren. Mann ist ja total blind!

Falk

(vorm Billard stehend; sich grade eine Cigarette anzündend) Gestatten Sie, Herr Landrat. Und von dem Ergebnis Ihrer polizeilichen Recherchen haben Sie Herrn Direktor Niemeyer während der gangen fünfzehn Monate keinerlei warnende Mitteilungen zugehen lassen?

Landrat

(sich auf seinem Stuhl nach ihm umwendend) Ah, Herr Rechtsanwalt! Sie ja noch garnicht bemerkt!

Falk

Ich habe Sie vorhin gegrüßt.

Landrat

O Pardon! Muß das ganz übersehen haben.

Falk

Die Position des Herr Direktors – übrigens mein hochverehrter alter Lehrer – ist in dieser Stadt eine so schwierige, daß ich der Ansicht bin, die Behörde sollte wenigstens ihm nicht direkt entgegenarbeiten.

Landrat

Ich will Ihnen mal was sagen, Herr Rechtsanwalt. Ob ne königlich preußische Behörde ihre Maßnahmen so oder so trifft, jeht Sie – na wollen mal nich jrob sein – jarnischt an! (Falk sich ironisch verbeugend) Aber da Sie sich nun mal so liebenswürdig an unsrer Unterhaltung hier beteiligt haben ... (Handbewegung) wollen Sie nicht vielleicht Platz nehmen?

Falk

(stehn bleibend) Danke.

Landrat

Ihre Anfrage, deren edle Motive ich zu schätzen weiß, ist zwar ebenso orts- wie zeitgemäß, indessen warum sollte ich mich schließlich hinter sieben Schleier verkrümeln! Ich habe Ihrem hochverehrten Herrn Lehrer von meinen polizeilichen Recherchen, damit Sie's also ja wissen, keinerlei Mitteilung gemacht. Selbstver ständlich nicht!

Falk

Hätte Herrn Direktor aber doch sicher lebhaft interessiert!

Landrat

Verehrtester Herr Rechtsanwalt ... wärs nicht vorzuziehn, Sie sparten sich, was Sie in dieser Angelegenheit vielleicht sonst noch auf dem Herzen hatten, für eventuell Späteres auf? Herr Direktor Niemeyer, von dem man sich aus parallelen Motiven ja schon anderwärts mal getrennt hat, dürfte nach diesem neusten Nachweis über sein Erziehertum um ein Disziplinarverfahren kaum herumkommen. Und da würd ich ihm sogar selber raten, sich n tüchtigen Anwalt zu nehmen!

Falk

Sehr verbunden. In jedem Falle halte ich es für meine Pflicht, mich Herrn Direktor Niemeyer zur Verfügung zu stellen. Und es würde mich aufrichtig freuen, wenn seine Wahl dann auf mich fiele.

Landrat

Gleichfalls!

Falk

Ich hätte dann vielleicht Gelegenheit, ihm für das, was er an mir und noch so manchem meiner alten Mitschüler getan, wenigstens einen Teil unsrer Dankesschuld abzutragen. (zu den übrigen) Meine Herren? Ich wünsche allerseits einen vergnügten Sonntag.

Landrat

( von seinem Stuhl aus, sich verabschiedend) Herr Rechtsanwalt? ( die übrigen: »Guten Morgen!« Falk mit seinem Partner, der sich ebenfalls empfohlen, durch die Tür links ab).

Major ( nach einer kleinen Pause) Landrätchen? Nichts für ungut, aber ... vollkommen ist Ihr Sieg über den nicht gewesen.

Landrat Ach, lassen Se mich in Ruh!

Mollwein Diese alten Burschenschafter ... unangenehme Patrone!

Goldbaum ( seinen Château-Margot in der Hand) Nu ... aufs Wohl von der ganzen Gesellschaft!

Landrat Kohlen Se nich! ... Prost!

Goldbaum wenn Ge das trehstet: ich hab nischt gesehn und ich hab nischt gehört.

Major Prost, Herr Goldbaum.

Landrat Sind ja n juter Kerl. Wenn Se man blos Ihre alttestamentarischen Angewohnheiten zu Hause ließen! Goldbaum

(aufs Höchlichste selbst belustigt, ein abrahamitisches Gutturalgeknurr von sich gebend) Nuuu ...

Sanitätsrat

Mollwein! Schneiden Se nich son saures Gesicht!

Goldbaum

Durch Adam sind wir alle verwandt.

Landrat

(der grade trinkt) Pfui Deibel!

Goldbaum

Haben Se ne Muck' im Glas? (allgemeines Gelächter und Gläserklingen).

Niemeyer

(Pelz, Stock, Cylinder; durch die Tür rechts) Guten Morgen, meine Herren! (stummes Zusammenspiel der um den Tisch herum. Landrat Achselzucken).

Mollwein

(das Manuskript, dick geknifft, in seine Rocktasche verschwinden lassend) Diener, Herr Direktor.

Major

Moin.

Goldbaum

Mahlzeit, Herr Professor.

Sanitätsrat

Noch so spät?

Niemeyer

(mit Hilfe des Piccolo ablegend) Ich werde doch mein geliebtes Sonntagströpfchen nicht verabsäumen? Das wäre ja sündhaft!

Goldbaum

Kommen Se neben mich, Herr Direktor. Helfen Se mer. Se setzen mer zu.

Mollwein

Wenn Se hier Rassen-, Klassen- und Massenhaß entfesseln?

Sanitätsrat

(nochmals sein Glas hoch) Urfehde, meine Herren, Urfehde! Pax vobiscum! Hoch der deutsche Männergesang!

Major

Prosit! (alle vier haben wieder mit einander angestoßen).

Niemeyer

Sie celebrieren ja ordentlich schon eine kleine Vorfeier! Es duftet fast wie nach Sekt! Rosen auf den Weg gestreut und des Harms vergessen!

Sanitätsrat

(aus der Corona her) Eine kurze Spanne Zeit ward uns zugemessen.

Niemeyer

(seine beschlagene goldne Brille putzend) Heute hüpft im Frühlingstanz noch der frohe Knabe ...

Mollwein

(krähend) Morjen weht der Totenkranz schon auf seinem Jrabe!

Niemeyer

Das ist aber reizend, daß hier noch alles so feuchtfröhlich beisammen sitzt! (zum Piccolo) Eine kleine Zeltinger, mein Kind. (hat die Brille aufgesetzt und bemerkt nun näher tretend den Landrat; etwas veränderter Tonfall) Ich habe die Ehre, Herr Landrat.

Landrat

(halb vom Stuhl auf) Moin.

Niemeyer

(der sich gesetzt hat) Rauhreif im Sonnenschein ... herrlich! (sich die Hände reibend) Sie müssen schon meine kleine Verspätung entschuldigen.

Goldbaum

Ja, die Natur.

Niemeyer

Gewiß, Herr Goldbaum. Wer sich für sie sein Herz empfänglich bewahrt hat, den entschädigt sie für manches. (der Piccolo hat den Wein gebracht) Meine Blume! »Prost!« »Prosit!« alle mit Ausnahme des Landrats trinken. Niemeyer zu Mollwein, aus dessen Tasche verräterisch das Manuskript ragt) Herr Assessor? Sie schleppen doch nicht gar am heiligen Sonntag Morgen Akten mit sich herum?

Mollwein

Akten! Wieso? Nee.

Niemeyer

Das Zipfelchen dort kommt mir bekannt vor! (Mollwein den Rock erschreckt zuknöpfend) Sie werden die Herren doch nicht mit dem unwürdigen Erzeugnis meiner Muse belästigt haben?

Mollwein

Als Obmann unsres litterarischen Komitees habe ich mir ... allerdings erlaubt ...

Goldbaum

Der Herr Assessor hat sich uns zu vielem Dank verpflichtet. Ich kann Ihnen nur sagen, Herr Direktor, Ihre Dichtung hat n großartigen Eindruck auf mich gemacht.

Sanitätsrat

Sehr fleißige Arbeit.

Major

Hochpatriotisch!

Mollwein

Ja, jefallen hats den Herrschaften. Zweifellos!

Niemeyer

Das freut mich. Dann darf ich die Herren wohl auf nächsten Donnerstag Abend sechs Uhr in meine Aula bitten?

Goldbaum

In Ihre Aula?

Niemeyer

(an alle gewandt) Ja ... sehn Sie ... ich habe mir Folgendes gedacht. Eine Aufführung von Berufsschauspielern – ohne daß ich damit unsrer ja sehr tüchtigen städtischen Truppe auch nur im Geringsten zu nahe treten möchte – hat doch bei einer solchen Gelegenheit immer etwas, ich möchte sagen handwerklich Weiheloses. Ich habe daher ganz insgeheim den Versuch gewagt, die Phantasiegestalten meiner Dichtung durch unsre lernende Jugend Fleisch und Blut gewinnen zu lassen. Nur die einzige weibliche Rolle habe ich einer talentvollen Anfängerin unsrer hiesigen Bühne anvertraut; (die übrigen sehen sich an) da es mir denn doch widerstrebte, gewisse Grundprinzipien modern-realistischer Darstellungsweise ohne Not zu verletzen. Und ich darf den Herren vielleicht zu ihrer eigenen großen Freude verraten, daß dieser Versuch mir wahrhaft überraschend gelungen ist. Die jungen Enthusiasten haben sich ihrer Aufgabe mit einer Liebe unterzogen, mit einem Feuer, daß ich mich ordentlich selbst wieder jung fühlte. Wie warm erst, meine ich, müßte eine solche Darstellung auch auf Seine Majestät wirken, zu dem unsre Jugend mit Recht begeistert als zu ihrem Hort und Führer emporblickt. Es wäre doch erfreulich, wenn unsre Stadt ein solches Werk, und sei es auch noch so bescheiden, zu Wege brächte. (da alles schweigt, zum Landrat) Mit Rücksicht auf Ihre gerade jetzt so außerordentlich knapp bemessene Zeit, Herr Landrat, habe ich angenommen, daß solch eine Art kleiner Generalprobe Sie am besten und mühelosesten mit Form und Inhalt der Dichtung bekannt machen würde. Ich darf daher wohl hoffen, am Donnerstag auch Sie bei mir begrüßen zu dürfen!

Landrat

(scharf) Ich bin am Donnerstag bei Seiner Exzellenz!

Niemeyer

Oh, das macht mir aber n Strich durch die Rechnung. Wäre Ihnen dann vielleicht ... Sonnabend genehm?

Landrat

Auch am Sonnabend werde ich nicht Zeit haben.

Niemeyer

(stutzt) Ja, aber Majestät trifft bereits Mittwoch in acht Tagen hier ein.

Landrat

Zwei Uhr zwanzig und fährt elf Uhr wieder ab. Allerdings.

Niemeyer

(nach einer kleinen Pause; verändert) Daß Sie ein persönlicher Gegner von mir sind, Herr Landrat, ist mir bekannt. Das habe ich schon in der ersten Stunde gefühlt, wo ich hier wieder ganz von Neuem anfangen mußte. Daß Sie nun aber Sachliches von Persönlichem nicht mehr trennen können ...

Landrat

Ich muß doch bitten!

Niemeyer

Oder haben Sie gegen mein Stück selbst etwas einzuwenden!

Landrat

Ich kenne es noch garnicht. Und wills auch nicht kennen lernen!

Niemeyer

(empört aufgestanden) Herr von Kannewurf!

Goldbaum

(sich halb erhebend, zu den übrigen) Es is doch vielleicht ...

Niemeyer

Ich bitte die Herren dringend, zu bleiben. Ich wünsche mit dem Herrn Landrat nicht mehr unter vier Augen zu sprechen. Oder hätten Sie mir vielleicht ... Geheimnisse anzuvertrauen!

Landrat

Geheimnisse? Was die Spatzen schon von allen Dächern pfeifen? (zu den übrigen, die ebenfalls alle aufgestanden sind) Bleiben Sie nur. Mich geniert Ihre Zeugenschaft nicht.

Mollwein

Vielleicht doch besser, Herr Direktor ...

Goldbaum

Ich meine auch.

Major

Doch nur peinlich.

Sanitätsrat

Aber sehr.

Niemeyer

Nein, nein! Ich ersuche Sie darum! Sie leisten mir einen Dienst, wenn Sie bleiben! (Zum Landrat) Was pfeifen schon die Spatzen von allen Dächern?

Landrat

Daß Ihr Internatsschüler, der Primaner Kurt von Zedlitz sich heute Nacht mit einer stadtbekannten Curtisane in einem öffentlichen Vergnügungslokal anrüchichster Sorte herumgetrieben hat!

Niemeyer

(der zuerst gestutzt hat) Zedlitz? Das ist nicht möglich! Das muß ein Irrtum sein!

Landrat

Irrtum?

Niemeyer

Ja! Ich habe gestern Punkt Zehn, wie jeden Abend, das Internat revidiert und alle meine Zöglinge auf ihren Zimmern gefunden. Der junge von Zedlitz hatte mit noch Zweien seiner Mitschüler, den Primanern Pöhlmann und Klausing, Theaterurlaub und alle drei sind mir heute früh, meiner strengen Instruktion entsprechend, von meinem Pedell als ordnungsgemäß zurückgekehrt gemeldet worden.

Landrat

Wird der Jüngling eben, nachdem er dem ollen braven Schimke Gute Nacht gewünscht hat, den üblichen Weg wieder zurück über die Mauer genommen haben!

Niemeyer

Sein Zimmer liegt im dritten Stock. Und zu diesem hat außer mir nur der Pedell einen Schlüssel. Nachdem die drei Primaner zurück waren, ist der Korridor verschlossen worden!

Landrat

Mag sein. Aber in Ihrem Internat existiert eine Strickleiter! Ein Institut, das bei Ihren Herren Zöglingen je nach Bedarf Reih um geht!

Niemeyer

(nachdem er diese Eröffnung verwunden hat) Woher wissen Sie das?

Landrat

Darüber bin ich Ihnen keine Rechenschaft schuldig.

Niemeyer

Sie scheinen die Verfügung nicht zu kennen, wonach die landespolizeilichen Organe verpflichtet sind, die Schulbehörden in der Aufreckterhaltung der Disziplin in jeder Weise zu unterstützen. Sie hätten mir also von Ihrer Kenntnis sofort Mitteilung machen müssen.

Landrat

Daß ich dies, und zwar mit vollster Absicht, nicht getan, werde ich geeigneten Orts und an maßgebender Stelle zu vertreten wissen.

Niemeyer

Auf diese Vertretung, Herr Landrat, bin ich gespannt.

Landrat

Das dürfen Sie. In keinem Fall wird es Ihnen gelingen, über das pädagogische Musterstückchen hinwegzukommen, das sich heute Nacht Ihr Lieblingsschüler im Goldnen Pfau geleistet hat!

Niemeyer

Ich kenne den Goldnen Pfau nicht.

Landrat

Daß Sie in der Topographie der Ilias besser Bescheid wissen, als in dem letzten Winkelgewirr hinter unsrer Fischerbrücke, daran zweifle ich nicht, Herr Direktor. Daran zweifle ich nicht im Geringsten!

Niemeyer

(bebend) Herr Landrat!

Landrat

Das ists ja grade! Sie müßten darüber orientiert sein, wo eine nicht genügend behütete Jugend ihre besten Kräfte läßt!

Niemeyer

(nach einer kleinen Pause) Es kostet mir viel Ueberwindung. Ihnen überhaupt noch zuzuhören. Aber ich habe in diesem Augenblick hier nicht mich zu verteidigen, was mir vollständig überflüssig schiene, sondern meinen Schüler, den Primus meiner Prima. Eine junge Edelnatur, auf die ich stolz bin! Der junge Mann kann um jene Zeit an einem so häßlichen Ort nicht gesehn worden sein.

Landrat

Mein Gewährsmann hat ihn gesehn!

Niemeyer

Man kann sich täuschen.

Landrat

Diese »Täuschung« ist mir heute früh auf dem kurzen Weg bis zur Kirche noch von zwei andern Zeugen, und zwar mit größtem Behagen, bestätigt worden: Herrn Oberleutnant von Reitzenstein und Herrn Kriegsgerichtsrat Becker.

Niemeyer

Wie können solche Herren in einem so zweifelhaften Lokal verkehren!

Landrat

Das ist Sache der Herren.

Niemeyer

Und selbst wenn der beklagenswerte junge Mann in einer solch ... verruchten Spelunke gesessen hat, noch dazu mit einem so bejammernswürdigen Geschöpf – wie können Sie sofort das Schlimmste annehmen?

Landrat

Junge Schauspielerin, Pulle Sekt, zwanzig Mark, das jenügt!

Niemeyer

Sie sagen jetzt Schauspielerin. Sie sagten vorhin anders.

Landrat

Ich sagte vorhin genau dasselbe.

Niemeyer

Sie sagten stadtbekannte Curtisane.

Landrat

Nun ja: Fräulein Lydia Link!

Niemeyer

(zurückgezuckt) Diese Künstlerin ist eine durchaus achtbare Dame! Ich bürge für sie! (Sanitätsrat und Goldbaum stummes Spiel).

Landrat

Sie macht sich ganz gut auf der Bühne. So als Puck im Sommernachtstraum hat sie schon Manchem gefallen!

Niemeyer

Sie beleidigen in diesem Mädchen, das mir nicht blos von der Bühne her bekannt ist, einen ganzen ehrenwerten Stand!

Landrat

Na, wenn Sie glauben, daß die beiden bei ihrer Moët Chandon mit einander den Rosenkranz gebetet haben ...

Niemeyer

Die Dame ist verlobt!

Landrat

Gratuliere! Scheint im übrigen ziemliche Vorliebe für grünes Gemüse zu haben.

Niemeyer

(nach kurzer Pause; nur noch mit Mühe sich beherrschend) Ich hätte nicht geglaubt ... bei einem Manne aus Ihrer Gesellschaftsklasse ... auf eine solche ... Gesinnung zu stoßen! Ich kann es mir jetzt kaum verzeihen ... daß ich mich überhaupt mit Ihnen ... in eine Diskussion eingelassen habe! Sie wagen es, mir meine Jungens anzugreifen? Auf ein infames Geschwätz hin verdächtigen Sie den einzigen Sohn eines alten Geschlechts, dessen Ehre bis auf den heutigen Tag auch nicht den kleinsten Flecken aufweist?

Landrat

Lächerlich!

Niemeyer

Eine solche Denkweise, die überall nur Schmutz sieht, die nur die niedrigsten Instinkte kennt, der alles Ideale nur Einbildung eines überspannten Querkopfs ist, eine so traurige Denkweise bedaure ich! (zu den übrigen) Es tut mir aufrichtig leid, meine Herren, Sie zu Zeugen einer solchen gebeten zu haben. Ich möchte lieber auf der Stelle aus Amt und würden gejagt werden, als je den Glauben an das Gute in unsrer Jugend verlieren! Es ist selbstverständlich, daß ich sofort die strengste Untersuchung einleite, (ist erregt zu seinen Sachen gegangen, die er über den Arm nimmt) Sie werden es mir nicht verübeln, meine Herren, wenn ich Sie jetzt verlasse. (Sanitätsrat: »Herr Direktor!« Goldbaum: »Herr Professor!« Niemeyer rechts ab).

Mollwein

(alle haben sich wieder gesetzt) Und unser Festspiel?

Landrat

Ach was! Führen Se den jeschundnen Raubritter auf, oder die Jungfrau von Orleans! (mit dem Versuch, die peinliche Spannung der Zurückgebliebenen zu lösen) Ich kann nu mal solche Wolkenkuksheimer nich verknusen! (wütend auf die Klingel drückend) Piccolo!!!

Piccolo

(entsetzt mit wehender Serviette).

Landrat

Noch ne Pulle! ... Prosit!

 

(Vorhang).


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