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Mittag

Ein Teufelslachen bleckt am blauen Himmel
Und in den Straßen quält der trockene Staub
Der breiten und verworrnen Stadt Gewimmel.
An allen Bäumen sitzt erstarrtes Laub.

Als hing die Sonne jetzt am Leiterwagen,
Der langsam fährt mit schallendem Gebimmel
Es dröhnt die Stadt wie trunken und in Klagen.

Du gehst bestürzt, so einsam wie in Wüsten,
Zu wild und stolz nach Mensch und Lust zu jagen.
Und selbst nach Träumen, die als Kind dich grüßten,
Wagst du jetzt diese Häuser nicht zu fragen.

Tollkirschen trägt dir dieser Monde Baum.
Nur Ängste steigen auf. Die Winde schlagen
Dir schwarze Fratzen in den tiefsten Traum.

So Tag und Nacht und niemals zu verjagen. Man fühlt sich dreckig und verlaust
Und träumt verwegen in den Morgenradau.
Ein altes Weib hat auch gesungen
Wiegend die Brust. Ein Lockruf der Liebe.

Was war er früher so wohlvertraut
Der kranke Schimmel – vom Fenster aus.
Heut trübt er mir die Abgedanken.
Ein grauer Wirbel. Man gähnt und träumt.

Vom gestrigen Abend, dem Tatenheld,
Des Auto tückisch ins Zimmer schrie
Sterne wie Frauen und lumpige Stunden
Hat mir der schlampige Herr versprochen.

Nun bin ich dreckig und fast verlaust
Und steige betrübt in den Morgenzug.
Ein Philosoph hat auch geredet
Wiegend die Brust. Ein liebreicher Herr. Andante

Aufblühen Papierwiesen
Leuchtend und grün,
Da stehen drei Kühe
Und singen kühn:

»O Wälder, o Wolken,
O farbige Winde,
Wir werden gemolken
Geschwinde, geschwinde ...

In goldene Eimer
Fließt unser Saft.
In farbige Reimer
Ergießt unsere Kraft.

Wir stehen hier, im Chor beisammen,
Auf knotigem Beine
Und die Kräfte der Erde sind
Angesammelt zu frohem Vereine.«

Sie bocken bei Tag und sie trillern bei Nacht.

Im Saale weiße Fliegenschwärme,
Der Dunst von Wein schlägt aus dem Mund der Zecher.
Im Saale taumeln weiße Fliegenschwärme,
Berauscht vom Zorn und vom Atem der Zecher.
Berauscht vom Atem der Zecher Scharen weißer Fliegen.

Schwirren wie verrückte Tanten
Zu Bekannten
Und Folianten
Und zu unbekannten Kanten,
Schnatternd auf der Eisenbahn.

Siehste woll!
Der Mann Ist toll.
Seine Nase glüht und thront
Durch die Dünste wie der Mond,
Wenn er aufgeht.
Ob er, schrecklich zugerichtet,
Immer unerhörter dichtet,
Bis er draufgeht?

Ich rauch die Zigarette
Und geh im Zimmer rum.
Der Teppich ist so kokette,
Ihn ziert gar manche Blum.

Der Mond ist meine Tante,
Er schmoddert durch die Nacht.
Die Sonne, meine Großmama,
Hat nie an mich gedacht.


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