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Der Träumende

Kay Heinrich Nebel gewidmet

Blaugrüne Nacht, die stummen Farben glimmen.
Ist er bedroht vom roten Strahl der Speere
Und rohen Panzern? Ziehn hier Satans Heere?
Die gelben Flecke, die im Schatten schwimmen,
Sind Augen wesenloser großer Pferde.
Sein Leib ist nackt und bleich und ohne Wehre.
Ein fades Rosa eitert aus der Erde. Tristitia ante ...

Schneeflocken fallen. Meine Nächte sind
Sehr laut geworden, und zu starr ihr Leuchten.
Alle Gefahren, die mir ruhmvoll deuchten,
Sind nun so widrig wie der Winterwind.

Ich hasse fast die helle Brunst der Städte.

Wenn ich einst wachte und die Mitternächte
Langsam zerflammten – bis die Sonne kam –,
Wenn ich den Prunk der weißen Huren nahm,
Ob magrer Prunk mir endlich Lösung brächte,

War diese Grelle nie und dieser Gram.

Aus blauen Wunden glomm die müde Nacht.
Und alle Straßen lagen ohne Scham.
Und alle Fahnen schrieen in den Wind.
So geht ein Tag zur Neige.

Der glühte so, daß ich die Büßereide
Verschmähte und der Engel starre Glut.
Zu süß war diese Qual. Dem letzten Leide
Entgegen trieb mich weißer Sonnen Wut.
Und ich zerbrach die Tempel der Entsagung.

Ist dies der Tod? Antworte, müde Pracht.
Oder werde ich aus Deinen Tiefen
Zu nie gekannten lichten Städten steigen
Und jedem Tage seine Donner zeigen? Da diese Nächte uns nur Morgen sind
Für Feuertage, die wir nicht erkennen,
Darf ich in trüber Luft, als blödes Kind,
Verängstigt noch um Liebesstunden flennen?

Schon zucken Stadt und Meer vor Himmelssöhnen,
Die ihre ersten Zornespfeile senden.
Im Lampenlicht schon Helle; dieses Dröhnen
Verlorner Nächte spricht von Mittagsbränden.


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