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Ein Mann hat mancherlei Beruf: ins Feld zu ziehen, das Bürgerrecht zu gewinnen, als Ratsmann zu schwören, ich zum Beispiel, über die Ehe zu schreiben; ein Frauenzimmer hat einen einzigen: zu heiraten. Dein Plan ist also gemacht, liebes Mädchen, die Mittel dazu sind allein deine Sache. So wenig dir zu tun übrig bleibt, 1341 so sehr ist es deine Pflicht, deiner Bestimmung Ehre zu machen.
Einige glauben durch Eingezogenheit fesseln zu können, andere durch Gefälligkeit, die oft ausartet. Letztere stehen in einem Laden und tragen so gar kein Bedenken, ihre Waren dem Vorbeigehenden anzubieten, damit nur ja kein Stück von ihrem Kram, wie die Kaufleute sagen, ein Ladenhüter werde. Es ist wahr, daß, wenn die Narren zu Markte kommen, sich die Kaufleute freuen, allein oft machen diese guten Kinder Bankrott, weil man beim Handel wagen muß, und wer wagt, gewinnt seltener, als er verliert.
Mein Rat, liebes Mädchen, ist der: wenn deine Mutter eingezogen lebt oder für eingezogen lebend gehalten wird, gehe zuweilen ans Fenster oder (wenn ich so dreist reden darf): trete ins Gewehr. Ist aber deine Mutter eine ..., so mußt du übertrieben still leben. Spricht sie mit dem Herrn Nachbar, so lies in einem geistlichen Buch. Geht sie zur Maskerade, so habe Kopfschmerzen. Steht sie vor der Tür, so sage deinem Freunde, daß sie das ungern tut. Eine Mutter, die eine ... ist, opfert ihre Tochter mit Freuden auf, wenn sie nur ihre Rechnung dabei findet. Ein Vater aber, wenn er gleich ein Freidenker ist, sieht gerne, wenn seine Töchter beten. Sollte dein Liebhaber, mein schönes Kind, über deinen ausschweifenden Vater die Schultern ziehen, so weine sechzig Tropfen, und damit gut. Es ist vielleicht die sicherste Spekulation, vor der Ehe eingezogen zu leben, indessen geht es mit dieser so wie mit vielen anderen Spekulationen. Wer klug ist, heiratet lieber ein freies, munteres Mädchen. Warum sollte ein Mädchen, das noch wie eine Feldblume ist und der ganzen Welt gehört, nicht auch gegen die ganze Welt milde sein? Hat es erst einen Liebhaber, so wird es eine Blume im eingezäunten Garten, und dem Liebhaber steht das Gartenrecht zu. Hat es aber einen Mann, so blüht es gar im Zimmer, im Blumentopf, und selbst der Geruch gehört nur einem. Ich habe es sehr oft bemerkt, daß Mädchen, die durch Heucheln die Hauptschlacht gewonnen und einen Ehemann erfochten haben, auch während der Ehe unter dem Panier der Heuchelei scharmuzieren.
Mit der Schönheit ist es wie mit dem Schwert: wer es nicht zu brauchen weiß, beschädigt sich selbst. Ein Mädchen, das schön ist, kommt oft später zum Glück der Ehe als eins, das es nicht ist. Ist ein schönes Mädchen spröde, so schreckt es ab; ist es nicht spröde, so traut man seiner Tugend nicht. Ein schönes Mädchen, das sich nicht merken läßt, daß es schön ist, erhält hierdurch noch einen größeren Grad der Schönheit. Es tut wohl, wenn es sich nicht putzt, sondern beständig schlecht kleidet und keine Kenntnis verabsäumt, die man von seinem Geschlecht fordert. Hierdurch wird es den Wert seiner Schönheit ohne die Beschwerlichkeiten derselben genießen, und es braucht weder einen geld- noch einen ahnenreichen Vater, um einen Mann zu heiraten, der beides besitzt. Ist es aber aus gutem Hause und hat Geld obendrein, so tut es wohl, das als Schaumünzen anzusehen, die man für Notfälle verwahrt.
Ein Mädchen, das nicht schön ist, darf darum nicht verzweifeln. Die Schönheit, sagt ein philosophischer Dichter, wohnt im Auge des Liebhabers und nicht auf den Wangen des Mädchens. Güte des Herzens, ein milder Gesichtszug und tausend andere Dinge ersetzen die Schönheit. Wuchert mit diesem Pfunde, doch so, daß ihr nicht übertriebene Zinsen verlangt; denn so viel ist richtig, daß eure Umstände nicht die besten sind und ihr euch nicht wie Kapitalistinnen führen könnt. Seid ihr arm, so lernt die Wirtschaft! Seid ihr reich, so lernt Musik. Eine schöne Hand auf der Laute hat oft das schönste Gesicht überboten, ein niedlicher Fuß im Tanz das liebenswürdigste Auge verdunkelt; einem vollen Busen kann nichts widerstehen. Kein Mädchen ist völlig häßlich, und wenn es eins geben sollte, das diesem Vorwurf nahekäme, so glaube ich doch, daß es wenn sein kleines Talent wohl angewendet wird, auf einen vierzigjährigen Mann Ansprüche machen könnte. Und eine solche Ehe ist oft vorzüglicher als eine im Flügelkleide.
Es kann den Schönen zur Warnung, den Minderschönen zum Tröste dienen, daß zwar Paris der Schönheit den Apfel gab, die schöne Helena aber auch viel Unheil verursacht hat.
Was wollt ihr für Männer, Mädchen? Einen Soldaten? Getroffen! Das schöne Geschlecht braucht Schutz und liebt Leute, die Herz haben. Ein Mädchen hat es gerne, wenn man sich seinetwegen schlägt, und es sieht die Narbe im Gesicht des Liebhabers als einen Orden an, den es ihm verehrt hat. Vielleicht ist dieses die Ursache, warum ein Soldat, der zum Mut berufen ist, gemeinhin beim Frauenzimmer Glück macht. Ein Mädchen indessen, das einen Soldaten nimmt, sollte auch unter die Soldaten genommen werden. Ein Soldat muß für sein Vaterland sterben, darf also nicht heiraten. Ein Soldat muß sein Leben verachten, also seine Frau mit, denn sie ist ein Teil seines Lebens. Eine Frau schwächt nicht nur den Mut des Helden, weil er sein Leben für sie zu erhalten sucht, sondern sie gibt auch den Feinden Mut. Laßt uns siegen, denken sie, unsere Beute sind schöne Weiber! Ein Held kann seine Frau lieben, allein diese Liebe muß sie wenigstens mit seinem Pferde und seinen Waffen teilen. Die Armeen, welche in dieser letzten betrübten Zeit gehalten werden müssen, sind zu groß, als daß der Sold mit mehr als einem einzigen Magen das Gleichgewicht halten könnte.
Willst du einen Gelehrten, liebes Mädchen, so tue ungelehrt, lies nicht, und wenn du gelesen hast, so tue, als ob es nicht geschehen wäre, und höre. Wenn du ja reden mußt, so erzähle ihm Märlein und lauter albernes Zeug. Stadtneuigkeiten können nicht schaden, es muß aber etwas Groteskes dabeisein. Spiele ein Gassenlied und lerne: Unsre Mutter hat Gänse. Allein unter uns, warum einen Gelehrten?
Willst du einen, der Aufwand macht, so heirate einen geschickten Mann, der kein Geld hat, es aber ohne sonderliche Mühe verdienen kann. Überhaupt ist es besser, jemanden zu heiraten, der reich werden kann, als einen, der es ist. Wohlgewonnen Gut ist besser denn Erbgut. Suche indessen noch bei seinem Leben einen Witwensitz, denn sonst wirst du nach seinem Tode das Gelächter der Stadt.
Suchst du einen Rang? Ich bedaure dich. Alle Leute, die etwas suchen, müssen gebückt gehen. Ein Mann, der sich seines eignen Vorzuges bewußt ist, hält es für unnötig, sich von andern ehren zu lassen. Ein Ehrgeiziger kriecht vor Oberen und hält alles, was ihm gleich ist, mithin auch seine liebe Ehefrau, für Klienten, die weniger sind, für Sklaven. Sieht eine Gräfin nach ihm, so kann er ihr nichts abschlagen. Einer Prinzessin zu Gefallen würde er sich aufhängen.
Willst du einen Reichen? Ein Frauenzimmer, welches einen jungen Menschen des Geldes wegen heiratet, setzt sich selbst zur Konkubine herab; heiratet es einen alten Reichen, so hat es sich als Magd bei ihm vermietet. Auch im Palast wohnst du nur in einem Zimmer, die übrigen sind für andere. Wer steht dir beim Reichtum für den Geiz oder die Verschwendung? In einem Fall ziehst du auf die Wache, im andern gehst du betteln. Oft verändert ein kleiner Umstand das Temperament, und so, wie die Schwindsucht in die Wassersucht übergehen kann, so wird aus einem Geizhals ein Verschwender.
Willst du einen Poeten? Eine wunderliche Frage. Ich habe nichts wider einen Poeten einzuwenden, allein in der Ehe ist gesunde Prosa immer besser als Poesie. Schwierigkeiten in der Liebe bringen Poeten zur Welt, und die Poesie und die gemäßigte Zone (in der das Land der Siege und der Kinderzeugung liegt) schicken sich nicht zueinander. Ein Dichter lebt und schwebt in der Einbildung, die Ehe aber ist recht dazu gemacht, die Flügel der Einbildungskraft zu beschneiden und uns auf die Erde zu bringen. Macht der poetische Mann gute Verse –: so hat er ein Mädchen. Ein Gedicht auf seine Frau kann ihm nicht glücken, es müßte denn auf ihren Tod sein. Die Frau indessen tut unrecht, auf einen Poeten eifersüchtig zu werden. Er muß ein Mädchen haben, allein es ist hinreichend, wenn er es im Bilde hat. Er weiß die bekanntesten Dinge, selbst seine Muttersprache, nicht mehr, wenn er sich nicht in Feuer gesetzt hat. Er hat sich einmal beim Dichten daran gewöhnt, und seine gewöhnlichen Berufsgeschäfte wollen in diesem Stücke nicht nachstehen. Warum, liebe Frau Poetin, warum wollen Sie ihn verpflichten, ohne Sporen zu reiten und einen ganzen Tag auf einem Wege zuzubringen, den er in einer Stunde zurücklegen kann?
Unter uns, Madame, es ist mit allen seinen Ausschweifungen, so übel sie auch auf dem Papier aussehen, im Grunde genommen –: doch alles nur Poesie.
Ein Mädchen, das mehr der Nächte als der Tage wegen heiratet, sollte einen Geistlichen nehmen. Denn bei vielen von ihnen ist es am meisten Nacht, so wie bei den Akademisten am meisten Tag. Das letzte ist so wenig wie das erste für ein Mädchen, das Leib und Seele hat. Je mehr Verstand, je weniger Körper. Je mehr hitzige Liebe, je weniger Beständigkeit. Je mehr Geselligkeit, je glücklicher ist die Ehe.
Willst du ein recht glückliches Leben führen, so heirate einen Edelmann, der auf seinen Gütern lebt und Geschmack hat. Du wirst ihm der schönste Abdruck der Natur sein. Der Winter wird ihm deine Schwangerschaft, der Frühling deinen ersten Ausgang abbilden, und sowenig er der Natur überdrüssig wird, sowenig hast du dieses traurige Schicksal zu befürchten. Ich mag mich nicht länger bei dieser Beschreibung aufhalten, um nicht verraten zu werden, überhaupt glaube ich, daß ein verliebtes Paar auf dem Lande, Genies aber in der Stadt leben sollten. Ein Genie verbauert, sobald es beständig auf dem Lande ist; es wird durch die Natur zu sehr beschämt, als daß seine Kunst zu Kräften kommen könnte. Ein verliebtes Paar hingegen will nicht nachdenken, sondern das Schöne mit den Händen greifen, nicht lesen, sondern sehen.
Ich eile zum zärtlichen Lebewohl.
Wer einem Jüngling zu heiraten abrät, kann seine Ursachen haben, wer ein Mädchen vor der Ehe warnt, ist rasend. Denn wenn die Ehen wie eine alte Mode abhanden kommen sollten, so würden die Männer nichts, die Weiber hingegen alles verlieren. Die Weiber leiden, wir tun. Wir sind, sie werden. Wir schaffen, sie sind das Chaos, aus dem alles werden kann. Sie hoffen, wir erfüllen. Sie wünschen, wir erhören. Die Weiber haben außerdem Zeit, Glück und Unglück des Ehestandes zu empfinden, der Mann wird hierdurch gestört. Man erwäge nur selbst, ob der Ehestand mit dem Ernst und dem ununterbrochenen Fleiß unserer Geschäfte völlig harmoniert. Lauter Szenen für Frauenzimmerseelen!
Die römischen Gesetze verstatten einem Mädchen, wenn sein Bräutigam drei Jahre abwesend gewesen, einen andern zu wählen, damit sie die zum Heiraten bequeme Zeit nicht verlieren möchte, und in Wahrheit, liebe Kinder, nichts vergeht so schnell als diese goldne Zeit. Wir Mannspersonen gehen langsamer und behalten mithin längeren Atem. Eine Mannsperson lebt im ersten Jahre, bis sie fünfzehn Jahre alt ist. Alsdann fängt sie an zu zählen. Ihren Geburtstag aber lernt sie nicht eher auswendig, als bis sie eine eigne Ökonomie anfängt. Der fähigste unter euren Brüdern, liebe Mädchen, muß euch in Seelenkräften nachstehen, ehe ihr zwanzig Jahre seid. Dieses ist eure Tag- und Nachtgleiche. Die Tage eurer Seelen nehmen dann ab, denn die Natur bestimmt euch, Mütter zu werden. Ihr sollt mit eurem Leibe die Natur preisen und den Staat bereichern. Jedes Ding erhält seinen Punkt der Reife, und dann nimmt es ab. Nicht die Birne, welche abgefallen, sondern welche bald abgefallen sein würde, ist reif. Selig, wer ein solches Mädchen brechen kann.
Noch eins im Vorbeigehen. Was geschwind geschieht, vergeht auch so. Eine Frucht aus dem Treibhause ist bei weitem nicht so vorzüglich als eine aus der Hand der Natur, obgleich jene eher da ist. Der Trunk ist der Kunstgriff, den einige Mädchen brauchen, wenn sie aus dem Stegreif einen Mann nötig haben. Sie haben alsdann nichts weiter zu tun, als die Hand des jungen Herrn so wie von ungefähr zu berühren. Es springen sogleich Funken heraus, und das Spitzchen des kleinen Fingers macht ihn über den ganzen Leib elektrisch. Dafür aber kann niemand die Bürgschaft leisten, ob er nicht die Liebe so wie den Wein ausschläft. Wem damit nicht gedient ist, gehe wie die Natur, die nicht Riesenschritte nimmt, allein auch nicht kriecht; allmählich kommt sie zum Ziele.
Wehe dem Mädchen, das darum auf den Teppich tritt, weil es Lust hat auszuschweifen. Ich weiß, daß manches heiratet, weil sein Mann einen Bruder hat, weil er von drei bis fünf aufs Kollegium geht, kurz, weil es eine spanische Wand braucht. Ich weiß, daß Kinder auch den unschuldigen Mann Vater nennen und daß er dafür gehalten wird. Wehe der Mutter, die aus Gesetzen Vorhänge macht, um ihren Frevel zu verbergen.
Heiratet, Mädchen, weil eure Mutter geheiratet hat, und seid das, was ihr allein sein könnt und sollt: Weiber. Plato dankte den Göttern, daß er zu Sokrates' Zeiten zu leben das Glück gehabt. Ihr habt Ursache, dieses in bezug auf euren Mann zu sagen. Der Dank an die Gottheit besteht in einem rechtschaffenen Wandel, und hierzu fordere ich euch auf. Seid euren Männern nicht nur treu, sondern gebt auch weder ihnen noch anderen Leuten Gelegenheit zu denken, daß ihr es nicht wäret. Eins schadet ihnen so sehr als das andere, und eins schadet auch euch selbst ebenso als das andere. Sind eure Männer eifersüchtig, so exerzieren sie eure Leibgarde, setzen Hüter den Hütern, Wachen den Wachen, wollen einen Argus werben, der doch auch einschläft, und verlieren Zeit und Geld, wovon sie einen besseren Gebrauch machen könnten. Lepidus schämte sich über die Untreue seiner Gattin zu Tode, und wenngleich ein Lepidus selten geboren wird, so muß doch auch ein Ehemann, der gar nicht eifersüchtig ist, mit der schlechten Aufführung seiner Frau unzufrieden sein. Er gilt bloß darum nur die Hälfte bei jedermann. Man zweifelt an seinem Verstand, wenn er sichs nicht merken läßt, und macht ihn lächerlich, sobald er es gesteht. Ist er Richter, so legt man gegen seinen Spruch Berufung ein; ist er Soldat, so zweifelt man an seinem Mut; ist er Finanzier, so versucht jedermann, den König zu betrügen. Ich wollte fast wetten, daß die meisten Diebstähle bei H–:ys geschehen. Wer seine Frau nicht bewachen kann, denkt man, muß leicht zu bestehlen sein. Ich verweise euch auf mein viertes Kapitel und merke nur noch zur Eifersucht an, daß ihr nichts durch die Untreue eurer Männer im gemeinsamen Leben verliert. Man bedauert euch, wenn ihr eifersüchtig seid, und verehrt und bewundert euch, wenn ihr es nicht seid. Wer wollte sich aber nicht lieber bewundern als bedauern lassen?
Laßt den Janustempel in eurem Hause beständig geschlossen sein und macht mit jedem Friede. Durch Zank und Unwillen verliert ihr, durch Nachgeben müßt ihr alles überwinden, was euch zuwider ist.
Zieht eure Kinder auf, um geschäftig zu sein. Die Söhne müssen aus eurer Schule ein empfindliches Herz mitbringen, die Töchter aber müssen alles von euch lernen. Eure Sache ist, Töchter, die eurem Bilde ähnlich sind, zu erziehen. Es hat Leute gegeben, die schon zu einer schwangeren Frau einen Hofmeister schickten; allein ich halte einen Hofmeister so wenig während als vor der Schwangerschaft für notwendig. Den Weibern liegt es ob, während dieser Zeit schon ihren Unterricht anzufangen und keine Blutschuld durch irgendeine Verwahrlosung auf sich zu laden. Diesen Unterricht müssen sie durch Gebärden und Handlungen fortsetzen, ehe das Kind reden kann, alsdann werden die Erstlinge ihrer Worte ein Opfer sein, das die Gottheit selbst nicht verschmäht, und diese Eindrücke werden die beständigen Begleiter des Lehens sein.
Über den Punkt des Säugens sind die Moralisten zu strenge. Man muß hierbei nicht nur aufs Kind, sondern auch auf die Mutter sehen. Die Zeiten ändern sich und wir mit. Unsere Damen sind so fein, daß sie sich und ihr Kind umbringen würden, wenn sie sich in diesem Stück Gewalt antun wollten. Solange sie noch selbst gebären können, so wollen wir es ihnen verzeihen, daß sie Ammen halten. Des Jupiters Amme war eine Ziege, und doch war er Jupiter.
Zweierlei Arten Leute können sehr gefährlich werden: Ammen und Barbiere. Eine vergiftete Hostie läßt sich vielleicht noch schmecken, den Dolch muß man hervorziehen, allein ein Barbier hat die Anlage zum feinsten Meuchelmorde. Entweder sollten nur ehrliche Leute dieses Handwerk treiben, oder es müßte völlig abgeschafft werden. Was die Amme anbetrifft, so hat sie tausend Gelegenheiten, Kinder zu vertauschen, und ich wette darauf, daß es unendlich viele Male geschieht. Ich habe einen jungen Grafen gekannt, der seiner Amme, welche des Organisten Tochter war, so ähnlich sah, daß alle Welt ihn für ihren Sohn gehalten hätte, wenn er nicht in einer gräflichen Wiege gewesen wäre. Die Wiege ist der einzige Beweis der adligen Abkunft. Eine Amme liebt ihr eignes Kind mehr als ein fremdes: das übrige kann ein jeder selbst hinzudenken.
Habt ihr noch unbesetzte Stunden, so weise ich euch die Wirtschaft im kleinen zu eurem Departement an.
Wenn eine Frau ein anderes Weibsbild schlägt, so ist sie gemein, schlägt sie eine Mannsperson, so ist sie noch etwas Ärgeres. Die Weiber sind nur zum Belohnen da. Sie sind hierdurch Könige, die Männer nur Minister. Diese strafen, jene können die Strafe lindern und aufheben. Man hat mir vom jetzigen Könige von Preußen eine Anekdote erzählt, die ich königlich nennen kann. Die Regierung einer Provinz hatte einen unruhigen Bürger zur ewigen Gefängnisstrafe verurteilt, weil er Gott, den König und die Regierung gelästert hatte. Gott wird es ihm vergeben, schrieb der König unter dieses Urteil, ich vergebe es ihm auch, weil er sich aber an meiner Regierung vergriffen hat, so soll er drei Jahre auf die Festung. Diese Geschichte ist von vielen Seiten zu lehrreich, als daß ich sie von einer Seite anwenden sollte.
Zum Zeitvertreib und zum Vergnügen schlage ich auch die Musik vor. Ihr seid sanft, und die Instrumente, so ihr spielt, müssen ebenso sein. Ein schreiendes Instrument spielen und eine Pfeife Tabak rauchen sieht für ein Frauenzimmer gleich unanständig aus. Die Vokalmusik ist euer Fach. Es war Aristoteles, der auf die Frage, was er von der Musik hielte, zur Antwort gab, daß Jupiter weder sänge noch spielte. Wenn eine Mannsperson singt, so ist sie entweder ein Kastrat oder ein Franzose oder ein Geck, und wenn ich eine Mannsperson im Singen unterrichten sehe, so ist mir ebenso, als sehe ich sie weiche Eier kochen. Auch einige sanfte Instrumente sind nicht für uns, sondern bloß die Feldmusik. Blast die Trompete, schlagt Pauke, Männer, und laßt die Weiber das Klavier und die Laute spielen.
Ich will von euch, liebe Mädchen, scheiden, wie man vom Freunde Abschied nimmt, den man liebt. Man schleicht sich fort und wünscht im Herzen: Alles, was gut ist, sei mit ihm! Alles, was gut ist, sei mit euch!