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Tausend und eine Nacht. Band XVI
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Fortsetzung der Geschichte des Königs Wird Chân, des Sohnes des Königs Dschalīâd.

Da fragte der König: »Wie war das?« Worauf Schimâs entgegnete:

Der Mann, der durch sein Weib ins Verderben geriet.

Es war einmal ein Mann, der eine Frau hatte, die er liebte und ehrte, und auf deren Wort er hörte und deren Rat er befolgte. Dieser Mann hatte auch einen Garten, den er mit seiner Hand neu gepflanzt hatte und zu dem er alle Tage zu gehen pflegte, um ihn zu pflegen und zu begießen. Da fragte ihn seine Frau eines Tages: »Was hast du in deinem Garten gepflanzt?« Er versetzte: »Alles, was du liebst und begehrst, und ich gebe mir Mühe, ihn zu pflegen und zu begießen.« Da sagte sie: »Hast du nicht Lust mich mit in den Garten zu nehmen und ihn mir zu zeigen, daß ich ein frommes Gebet für dich verrichte, da mein Gebet erhört wird?« Er erwiderte: »Gern, doch gedulde dich bis morgen, dann will ich dich mitnehmen.« Am andern Morgen führte sie der Mann in den Garten, als sie aber in denselben eintraten, wurden sie von zwei jungen Gesellen aus der Ferne gesehen, von denen der eine zum andern sprach: »Jener Mann ist ein Ehebrecher und das Weib ist eine Dirne; sie sind nur in den Garten gegangen, um Unzucht zu treiben.« Hierauf folgten sie ihnen, um zu schauen, was sie thun würden, und blieben an der Seite des Gartens stehen, während der Mann zu seiner Frau sprach, nachdem sie eine Weile im Garten zugebracht hatten: »Verrichte jetzt das versprochene Gebet für mich.« Sie erwiderte jedoch: »Ich thue es nicht eher, als bis du deine Pflicht als Mann mir gegenüber verrichtet hast.« Da rief er: »Wehe dir, Weib, hast du nicht im Hause genug an mir? Hier fürchte ich mich in Schimpf und Schande zu geraten und werde auch durch dich von meinen 6 Geschäften abgehalten. Fürchtest du denn nicht, daß uns jemand sehen kann?« Sie versetzte: »Wir brauchen uns daran nicht zu kehren, da wir nichts Schändliches und Unerlaubtes begehen; zum Wässern des Gartens aber hat es Zeit, du kannst es zu jeder andern beliebigen Zeit thun.« Und so nahm sie weder Entschuldigungen noch Gründe von ihm an, sondern drängte ihn so lange, bis er ihrem Willen nachgab. Als dies aber die beiden Jünglinge sahen, stürzten sie sich auf sie und riefen, indem sie Hand an sie legten: »Wir lassen euch nicht los, da ihr Unzucht treibt, und, wenn sich uns das Weib nicht ergiebt, so tragen wir euern Fall dem Richter vor.« Da sagte der Mann: »Weh euch, das ist mein Weib, und ich bin der Herr des Gartens.« Sie hörten jedoch nicht auf seine Worte, sondern fielen über das Weib her, das infolgedessen um Hilfe schrie und ihrem Mann zurief: »Laß mich nicht von den Leuten geschändet werden.« Als er nun auf sie losging und dabei um Hilfe rief, kehrte sich einer der beiden Gesellen wider ihn und versetzte ihm einen Dolchstich, der ihn niederstreckte, worauf sie sich über das Weib hermachten und es vergewaltigten.

Neunhundertundzwanzigste Nacht.

Dies aber erzählen wir dir nur, o König, auf daß du weißt, daß der Mann nicht auf eines Weibes Wort hören und sich nicht von ihr raten und befehlen lassen soll. Hüte dich daher das Gewand der Thorheit nach dem Gewand der Weisheit und Kenntnis anzulegen, und folge nicht verkehrtem Rat nach deiner Kenntnis des Rechten und Nützlichen. Geh' daher nicht einem geringfügigen Vergnügen nach, das zur Verderbnis führt und dessen Ausgang schwerer und maßloser Schaden ist.«

Als der König dies von Schimâs vernahm, sagte er: »Ich will morgen, so Gott will, der Erhabene, zu euch herauskommen.« Da ging Schimâs zu denen, die von den Großen des Reiches anwesend waren, hinaus und teilte ihnen 7 des Königs Worte mit. Als aber das Weib vernahm, was Schimâs gesprochen hatte, trat sie beim König ein und sprach zu ihm: »Die Unterthanen sind jedoch nur des Königs Sklaven; jetzt aber sehe ich, daß du, o König, der Sklave deiner Unterthanen geworden bist, da du sie respektierst und Schlimmes von ihnen befürchtest. Sie wollen nur dein Inneres auf die Probe stellen und, so sie finden, daß du schwach bist, verachten sie dich; finden sie dich jedoch stark, so werden sie dich fürchten. So verfahren schlechte Wesire mit ihrem König, da ihrer Listen viele sind; ich aber will dir die Wahrheit ihrer Schlingen offenkund machen. Wenn du ihrem Willen folgst, so werden sie ihren Willen durchsetzen und werden dich von einem zum andern bringen, bis sie dir die Macht entrissen und dich ins Verderben gestürzt haben; und dann wird es dir wie dem Kaufmann mit den Dieben ergehen.« Da fragte der König: »Wie war das?« Und sie versetzte:

 


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