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V.

Es war kurz nach acht Uhr am folgenden Morgen, als Komtesse Marlise an den Fernsprecher gerufen wurde. Er befand sich auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer ihres verstorbenen Oheims, und die Komtesse verfügte sich schnell, von Elfriede begleitet, in dieses Gemach, hieß das Mädchen die Fenster schließen und dann dafür sorgen, daß kein unberufenes Ohr etwas von dem Gespräch hören konnte.

Wie sie vermutet hatte, war es Ralf Recking, der sich am Fernsprecher meldete. Er entschuldigte sich, daß er so früh am Morgen stören müsse, er habe aber Grund zu der Annahme, daß die Komtesse gerade heute schon im Haushalt tätig sei.

»Allerdings, Herr – Pracht! Ich habe eben die schönsten Blumen vom Gärtner in Empfang genommen, die der Garten hergeben konnte, und bin damit beschäftigt, die Zimmer festlich für meinen Vetter zu schmücken. Von wo aus sprechen Sie denn? Ich habe fast die ganze Nacht wach gelegen und über Ihren gestrigen Besuch nachgegrübelt.«

»Das bedaure ich, da ich Ihnen eingeschärft hatte, Ihre Sorgen fürderhin auf mich zu werfen. Ich bin gegenwärtig in meiner Wohnung. Erlauben Sie, daß ich Sie meinerseits auf Ihre Zuhörerschaft aufmerksam mache, die Sie gestern beim Empfang des Telegramms Ihres Herrn Vetters hatten.«

»Ich verstehe. Elfriede steht als Wächterin vor den Türen. Haben Ihnen die bisherigen Entdeckungen weitere Anhaltspunkte gegeben?«

»Ich danke, meine Gnädigste. Ich bin zufrieden. Ein Fall, verwickelt wie kaum ein zweiter, der sich mir in so fabelhaft kurzer Zeit in fast allen Einzelheiten enträtselt hat, ist mir in meiner mehrjährigen Tätigkeit überhaupt noch nicht vorgekommen. Das nur zur vorläufigen Beruhigung und als Einleitung. – Doch verzeihen Sie einen Augenblick! Das Amt wünscht eine Auskunft – –«

Komtesse Marlise hörte die undeutlichen Klänge einer kurzen Auseinandersetzung; dann meldete sich der Detektiv aufs neue. Er lachte.

»Sie sind noch am Apparat, Komtesse? Das Amt wünschte nur zu wissen, ob ich es wirklich selber wäre. Unter solchen Umständen kämen nämlich gewisse Vorsichtsmaßnahmen in Fortfall. Ich denke, ich durfte unsere Überwacher der Mühe überheben, auch unser Gespräch stenographisch festzuhalten. Für die andern Sprecher auf Treptitzer Flur besteht nämlich vorderhand eine von mir angeordnete Quarantäne. Ich stelle mit Vergnügen fest, daß sie funktioniert. Und nun zu meinen Anliegen! Ich bin recht unterrichtet, daß Ihre Martha Gillis zum ersten September den Dienst auf Benepartus verläßt?«

»Sie geht sogar schon am dreißigsten August. Sie bat noch gestern darum. Ich hatte nichts dagegen.«

»Das wären also noch drei Tage bis dahin. Sie hat nicht geäußert, wohin sie gehen will?«

»Ich habe sie nicht gefragt. Aber von Elfriede hörte ich, daß sie sehr unternehmungslustig ist. Sie hat davon gesprochen, nach England zu gehen, wo sie sich verheiraten würde. Auch soll sie sich schöne Koffer und neue Kleider von ihren Ersparnissen gekauft haben. Wir sind sie dann jedenfalls los.«

»Darf ich fragen, ob Ihr Herr Vetter dieselben Zimmer, insbesondere dasselbe Schlafzimmer wie Ihr Oheim bewohnen wird?«

»Zunächst wird er die bewußten Zimmer nicht bewohnen,« antwortete Komtesse Marlise, über die Frage befremdet.

»Ich nahm das an. Trotzdem bitte ich Sie, in Gegenwart der Gillis verlauten zu lassen, daß Gras Werner sofort diese Zimmer beziehen wird. Bin ich verständlich? Aus Ihren Äußerungen muß hervorgehen, daß er bereits von heute an das Schlafzimmer des Grafen Klodwig benutzt.«

»Und das sollte mein Vetter auch wirklich tun?«

»Keineswegs. Übrigens hoffe ich bestimmt, Sie noch im Laufe des Tages persönlich auf Benepartus zu sprechen. Nachdem die Martha Gillis Ihre Anordnungen hinsichtlich der Zimmer gehört hat, wollen Sie sie, bitte, unter irgendeinem Vorwand nach einer Besorgung in der Nähe der Treptitzer Post schicken. Je eher, desto besser.«

»Das soll geschehen.«

»Ich verlasse mich auf Ihre Geschicklichkeit. Es hängt alles davon ab, daß auch nicht der kleinste Fehlschritt getan wird. Dazu ist die Zeit zu kurz. Werden Sie Ihren Herrn Vetter in Treptitz erwarten?«

»Dazu habe ich mich entschlossen. Hingegen wird es sich unser lieber Pfarrer nicht nehmen lassen, seinen alten Schüler und Reisekameraden am Lehrter Bahnhof zu empfangen. Ich selbst schicke den Leibjäger hin. Soll ich etwas ausrichten lassen?«

»Nein, danke vielmals; ich werde alles Notwendige selbst veranlassen. Und es gibt noch einen höllischen Berg zu tun. Erlahmen Sie nicht in Ihrem festen Vertrauen auf mich; das ist von unsagbarer Wichtigkeit, und ich bitte, schärfen Sie das auch dem Herrn Pfarrer nochmals ein –«

»Der Mahnung bedarf es nicht, wir vertrauen Ihnen unbedingt.«

»Schönen Dank. Aber es ist auch durchaus nötig, daß Pfarrer Burger Ihren Vetter sogleich von der Größe der Gefahr unterrichtet, in die er sich rettungslos begibt, wenn er meinen Anordnungen Widerstand entgegensetzt. Mutig, wie ich mir Ihren Herrn Vetter vorstelle, könnte er sonst leicht der Gefahr spotten.«

»Ja, mutig ist mein Vetter, aber Ihr Wunsch soll der meine sein. Ich spreche den Pfarrer noch, ehe er nach Berlin fährt.«

»Dann – auf Wiedersehen, gnädigste Komtesse! Nun wollen wir beide an die weitere Arbeit gehen.«

Ralf Recking legte den Hörer auf die Gabel zurück, ließ auf ihr aber noch ein paar Sekunden die Hand ruhen, als könne ihm noch etwas einfallen, was er dem Apparat anvertrauen müsse. Dann lehnte er sich in seinem Schreibtischsessel zurück, während seine schmale Hand nach einem Blatt griff, auf dem sich eine Fülle von Notizen häufte.

Wer ihn sonst kannte und heute beobachtet hätte, dem wäre es nicht entgangen, daß unter den stahlblauen Augen dunkle Schatten lagerten, die von einer durchwachten Nacht Kunde gaben. Auch die Hand hatte auf ihrem Rücken etwas stark geschwelltes Geäder, und um die Nasenflügel war ein leises Zucken, wie man es bei Jägern beobachten kann, die eifrig hinter dem ausgespürten Wild her sind, oder bei Reitern, die in voller Fahrt einem winkenden Ziele entgegenjagen.

Aber nicht lange, und der fleißige Mann hatte seine Erschöpfung abgeschüttelt. Eine Viertelstunde später saß er bereits, eine Zigarette im Mundwinkel, peinlich sauber gekleidet und sorgfältig rasiert, in einer offenen Kraftdroschke, die, pfeilschnell den Tiergarten durchquerend, ihren Weg zu einem der großen Reisebüros Unter den Linden nahm. Nachdem der Detektiv hier eine halbe Stunde, und zwar wieder zum Teil am Fernsprecher, mit dem er ein zweites Reisebüro angerufen hatte, tätig gewesen war, jagte das Auto mit ihm zum Warenhaus für Militärbedarfsartikel, das er, mit einem handlichen Paket beladen, verließ, um nunmehr wieder zum Gasthof »Zur alten Brücke« aus der Friedrichsgracht zu steuern. Vorsichtshalber ließ Recking den Wagen eine geraume Strecke vorher halten, um das letzte Stück zu Fuß zurückzulegen und hierbei festzustellen, ob die vom Polizeipräsidium angeforderten Beamten auf ihrem Posten waren.

Er hatte aber erst wenige Schritte getan, als er lächelnd stehenblieb. Auf der andern Straßenseite bewegte sich eine vorsichtig um sich spähende Gestalt, in der er unschwer seinen in einem knappsitzenden, dunkeln Zivil steckenden Freund Eckhardt erkannte. Ein leiser Zuruf, und der Polizeihauptmann fuhr blitzschnell herum.

»Gut, daß ich Sie treffe, Recking! Sie haben offenbar Ihren Besuch im Hotel ›Zur alten Brücke‹ auf heute morgen verschoben.«

»Daß dem nicht so ist, dafür sollten Sie mich eigentlich lange genug kennen. Zurzeit wollte ich zunächst Ihre Leute revidieren –«

»Also genau das nämliche, was mich hierherführte! Sie haben mir doch den Mund durch Ihre gestrigen Eröffnungen wässerig gemacht. Ja, und außerdem habe ich den ersten Bericht aus Treptitz in der Tasche – ein aufgefangenes Gespräch, das die verehrte Martha Gillis eben nach diesem Gasthof gerichtet hat.«

»Alle Hochachtung! Das nenne ich mit Volldampf arbeiten!«

»Fragt sich nur, ob Sie etwas mit dem Ding anfangen können. Die Gillis teilt ihrem Liebhaber mit, daß der Hamburger in genau demselben Schlafzimmer wohnen wird. Der Liebhaber – denn um jemand anders kann es sich nicht handeln – wohnt –«

»Auf Zimmer Nummer siebzehn!« ergänzte Ralf Recking, noch ehe er das Telegramm überflogen hatte. »Wunderbar schließt sich der Ring.«

»Ihnen kann man einfach nichts Neues sagen! Und dieses Gespräch? Ist es nicht ziemlich belanglos?«

»Aber, alter Freund!« Recking faßte den Hauptmann an den Arm. »Es gibt mir die wichtigste Bestätigung für die Richtigkeit meiner in stundenlanger Schlaflosigkeit herausgeklügelten Lösung! Sie kommt fast dem Schlußglied in der Kette, die ich zum Beweis dieses einzigartigen Falles schmieden mußte, gleich. Denn dieser Fall ist auch wirklich einzig dastehend in meiner Praxis. Auch was seine Abwicklung betrifft. Ging es doch beinahe glatt wie bei einem Spielwerk, das, einmal ordentlich aufgezogen, zwangläufig seine Melodie herunterschnurrt. Der Text ist freilich traurig genug; vor der ungeheuerlichen Kaltblütigkeit dieser Verbrecher muß man schaudern. Und nun wollen wir auf die andere Seite gehen, obwohl das Zimmer siebzehn zum Hof hinausgeht. Und was das versteckte Inserat anlangt, das Sie in eine Zeitung zu geben dachten, um der Granatsteine habhaft zu werden, so können Sie sich weiteres Kopfzerbrechen sparen.«

»Wollen Sie damit sagen, daß Sie eine Spur der Steine gefunden hätten?«

»Mehr als die Spur. Ich denke, ich werde Ihnen die Pyrope gleich zeigen können.«

»Mir fehlen die Worte! Nun sagen Sie bloß noch, daß Sie mit Ihrer Briefmarke aus Argentinien den Mond heruntergeholt haben!«

»Den Mond allerdings nicht, guter Eckhardt, aber sie half mir das Geheimnis des Koffers durchdringen.«

»Und etwa gar den Täter ermitteln?«

»Wenn mich meine Berechnung nicht täuscht, dürften Sie des einen Täters in wenigen Minuten ansichtig werden.«

»Nun, dann meinen Glückwunsch, Recking! Das ist eine Meisterleistung! Wir verhaften ihn natürlich vom Fleck weg.«

»Beileibe nicht! Das hieße sich einen Hut aufstülpen, dem noch der Deckel fehlt. Bin ich, von seltenem Glück begünstigt, einmal bis hierher gekommen, so will ich mir den Burschen auch in flagranti stellen, und es gewinnt immer mehr den Anschein, als ob uns das abgefeimte Pärchen, wenn nicht schon heute, dann spätestens in den nächsten drei Tagen ins Garn geht.«

»Wir wollen nur nicht vergessen, daß der Spatz in der Hand immer besser ist als die Taube aus dem Dache,« bemerkte der bedenklich werdende Eckhardt.

»Die Taube auf dem Dache! Ohne es zu wissen, haben Sie mit dem Wort ins Schwarze getroffen. Aber still! Da gibt Ihr Torwächter ein Zeichen. Drücken wir uns etwas dichter an diese Haustür. Jetzt kommt der Galgenvogel ans Tageslicht!«

Ein etwas untersetzter, mittelgroßer Mann mit scharfen Gesichtszügen trat mit kurzen Schritten auf die Straße. Er war, von einer auffällig bunten Krawatte und einem sehr hellen, weichen Filzhut abgesehen, nicht ausfällig und sogar leidlich gut angezogen. Der abgetragene und etwas verschossene Anzug zeigte einen guten Schnitt. Er machte ein paar Schritte auf die nächste Spreebrücke zu, wandte sich dann aber, die Uhr ziehend, und setzte seinen Weg in entgegengesetzter Richtung und schneller ausschreitend fort. Auf diese Weise kam er dicht an Recking und Hauptmann Eckhardt vorbei, die sich scheinbar angelegentlich zusammen unterhielten und von Wend, als den der Detektiv schon an der dunkeln Gesichtsfarbe den Erwarteten erkannte, nicht einmal eines flüchtigen Blickes gewürdigt wurden.

»Der hat es eilig!« flüsterte Eckhardt und nickte befriedigt, als er sah, daß seine Beamten geschickt die Verfolgung aufnahmen. »Wollen wir ihm nach?«

Recking nickte. »Uns bleibt Zeit, noch vorher bei Herrn Bollmann einzugucken. Es ist bis zur Ankunft des Zuges am Lehrter Bahnhof noch über eine halbe Stunde. Zu diesem einlaufenden Zug eilt der Mann, um sich an die Fersen des Grafen Werner Ferenberg zu heften. Er meint, zu verfolgen, und wird verfolgt. Er war von erstaunlicher Arglosigkeit. Haben Sie sich sein Gesicht eingeprägt?«

»Es sah verwegen genug aus. Ein Südamerikaner, wie? Verwüstete Züge, und dann dieses unstete Glimmern in den an den Lidern geröteten Augen. Aufgeregt war der Mensch zweifellos.«

»Sie haben gut aufgepaßt, Eckhardt. Das stimmt alles. Dabei ist der Kerl nicht häßlich. Das runde Kinn ist sogar schön geformt, und die Lippen haben eine außerordentlich weiche Zeichnung. Also ist er es doch selbst. Hierüber war ich mir noch im Zweifel. Aber die Ähnlichkeit dieses etwas zu zart geratenen Mundes ist allzu typisch.«

»Jetzt lassen Sie mich wieder Rätsel raten, überhaupt wäre es endlich an der Zeit, lieber Freund –«

»Nur Geduld! Sehen Sie, da steht Freund Bollmann schon vor der Schwelle seines Tuskulums.«

Recking begrüßte ihn schon von weitem.

»Darf ich bekannt machen? – Mein Freund Eckhardt, mit dem ich nächstens das Festchen bei Ihnen feiern will und mein Helfer, Herr August Bollmann, der sich mit Recht die Anwartschaft aus einen fetten Bissen aus der vom Präsidium ausgesetzten Belohnung in der Mordsache Scholta verdient hat.«

»Grundgütiger Himmel!« fuhr es dem Gasthofsbesitzer heraus, und er blickte seine Besucher erschrocken an. »Stehen so die Aktien?«

»Ja, Ihres angeblichen Herrn Wend Sündenregister ist lang. Doch für jetzt die eine Frage nur: Wie steht es mit den Karfunkelsteinen?«

»Ist gemacht, Herr Recking! Wollen Sie sie mitnehmen?«

»Ich will sie nur schnell dem Hauptmann zeigen. Im übrigen heben Sie sie nur gut auf. Nun, Eckhardt?«

»Wahrhaftig! Sie sind es! Und noch dazu alle drei! Na, da war meine Rechnung also doch richtig, daß Scholta von dem Manne niedergeschlagen wurde, den er zum Verschärfen seines Diebesguts zu sich bestellt hatte. Die Steine stachen dem Halunken in die Augen. Und da hat er also, während er den Koffer plünderte, die Marke von Argentinien verloren? Oder – «

»Wir wollen und dürfen uns jetzt nicht länger aushalten,« sagte Ralf Recking, über dessen Lippen ein verdächtiges Lächeln irrte. »Jetzt in ein Auto und zum Bahnhof! Leben Sie wohl, Herr Bollmann, und verraten Sie noch mit keinem Wimperzucken etwas!«

»Und der Zweck unserer jetzigen Fahrt?« fragte Eckhardt, als der Kraftwagenführer ankurbelte.

»Ist der, daß die Verbindung nicht einen Augenblick abreißt. Die eigentliche Jagd ins Ungewisse beginnt nämlich erst, nachdem sich unser Verfolgter von Graf Ferenberg getrennt haben wird. Wohin ihn dann sein Weg führt, weiß ich nicht. Möglich, daß er noch einmal ins Hotel ›Zur alten Brücke‹ zurückkehrt. Wahrscheinlicher aber ist, daß er sich zu seinem Helfershelfer begibt. Der Mann soll angeblich in Köpenick unter dem Namen Molitor hausen. Das ist selbstverständlich purer Schwindel, wie ich schon vor meinen telephonischen Anfragen in Köpenick wußte. Jedenfalls schließe ich mich Ihren beiden Beamten an, wohin uns auch immer unser Halunke lockt. In der Zwischenzeit haben Sie vielleicht die Güte, das Zimmer Nummer siebzehn im Hotel durchsuchen zu lassen. Vorläufig muß freilich alles an seinem Platz bleiben für den Fall, daß Wend nochmals auf sein Zimmer zurückkehrt. Nehmen Sie zur Rückfahrt gleich diesen Wagen. Ich rufe Sie von dem mir, wie gesagt, noch unbekannten Ort, an dem der sogenannte Molitor steckt, sofort an – «

»Und weisen mir hoffentlich eine Rolle zu, in der ich nicht wie bisher das niederdrückende Gefühl habe, daß ich das fünfte Rad am Wagen bin, während Sie wieder einmal allein die Kastanien aus dem Feuer holen!«

»Versteht sich, Eckhardt. Ich rechne sogar noch stark aus Ihre Unterstützung. Und noch etwas! Gehen Sie sich einmal diesen Glassplitter an, den ich hier in meiner Zigarettendose habe. Sollten Sie in Wends Wohnung irgendwo derartiges dünnes Röhrenglas vorfinden, so lass«« Sie die Hände davon. Rühren Sie die Dinger nicht an. Unter keinen Umständen! Wie Ihnen der Splitter zeigt, handelt es sich um dünnwandige Glasröhrchen, die schon bei leisester Berührung zerbrechen können. Aber ich hoffe, der Ratschlag ist unnötig.«

»Und was würden die Glasröhrchen enthalten? Gift natürlich?«

»Die teuflischste und tödlichste Masse. Es sei Ihnen jetzt nur verraten, daß Gras Klodwig Ferenberg damit ums Leben gebracht wurde. Der Splitter stammt aus dem gräflichen Schloß. Ich fand ihn mit mehreren andern unter den Fenstern, die zu Graf Klodwigs Schlafzimmer gehörten. So! Hier steige ich aus. über die Moltkebrücke gehe ich zu Fuß. Sie hätten von jetzt an noch dreiviertel Stunde für die Zimmeruntersuchung Zeit, selbst wenn Wend noch einmal zurückkäme. Wird es genügen?«

Hauptmann Eckhardt nickte. »Also erwarte ich Ihren Anruf von zwölf Uhr an in Meiner Kanzlei.« Dann gab er dem Wagenführer Weisung, zu dem Ausgangspunkt der Fahrt zurückzufahren.


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