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III.

Marlise von Ferenberg hatte an einem der großen Fenster gestanden, von denen aus der bis zum Tor des Schlosses heranführende Fahrweg zu übersehen war, als Pfarrer Burger angekommen war. Sie empfing ihn aufgeregt: »Vetter Werner trifft noch heute abend in Hamburg ein. Morgen kurz vor elf will er am Lehrter Bahnhof in Berlin anlangen und bittet mich, ihm etwaige Nachrichten durch den Leibjäger ebendahin zu senden.«

»Das ist ja erfreulich, Komtesse!« Pfarrer Burger bot ihr die Hand, über die sich das schwarzgekleidete Mädchen leise neigte. Er nickte ihr freundlich zu und geleitete sie zu einem Armstuhl. »Das geht ja alles nach Wunsch, und unsere Vermutungen haben uns recht gegeben. Erfreulich und überaus beruhigend. Ich darf hinzufügen,« sagte er, ihr gegenüber Platz nehmend, »daß auch ich nicht unverrichteter Dinge zurückkomme.«

»Ich habe Sie im Geiste auf Schritt und Tritt verfolgt,« sagte sie, die dunkeln Augen gespannt auf ihn richtend. Ihr welliges, braunes Haar bildete einen wirkungsvollen Gegensatz zu den blassen, ausdrucksvollen Zügen des schönen Gesichts; aber die Blässe gab ihnen das Gepräge und eine gewisse Schärfe, die erkennen ließ, daß sie sich gehärmt und in aufregender Sorge verzehrt hatte. Florian Burger hatte sorgenden Herzens die Veränderung, die sich mit dieser Mädchenblüte vollzogen hatte, verfolgt.

»Und trafen Sie Herrn Ralf Recking an?« fragte sie.

»Mehr als das. Ich bringe ihn sogar mit. Das heißt, er hat mich hierherbegleitet und wird Ihnen in kurzer Zeit seine Aufwartung machen. Er promeniert nur noch im Dorfe, oder er schützte wenigstens vor, noch einen Spaziergang machen zu wollen. In Wahrheit sieht er sich wahrscheinlich schon den Schauplatz unserer Begebenheiten mit Kennerblicken an; denn er macht ganz und gar nicht den Eindruck, als ob er seine Schritte planlos in der Irre schweifen ließe. Ich denke, ich darf Sie zu dem Gedanken, ihn ins Vertrauen zu ziehen, beglückwünschen, und er scheint mir der rechte Mann zu sein, um Ihnen Ihre trüben Ahnungen zu nehmen.«

»Er ist gleich mit hierhergeeilt? Und Sie halten das wirklich für ein gutes Zeichen? Deutet das nicht vielmehr darauf hin, daß er die Sache mit sehr ernsten Augen ansieht? Sie müssen mir alles sagen, was er geäußert hat.« – »Mit seiner persönlichen Ansicht war er aus begreiflichen Gründen zunächst zurückhaltend. Ich mußte ihm die beiden Vorgänge, die Entwendung der Steine und die uns rätselhafte Erblindung des Bechers, genau schildern, und ich merkte aus den Fragen, die er einstreute, daß ihn die Vorgänge fesselten. Er gab das auch unumwunden zu. Wie ich Ihnen voraussagte, weist er jede übernatürliche Erklärung ohne weiteres von sich.«

»Dann muß er aber auch den Beweis erbringen, daß alles mit rechten Dingen zugeht, eher werde ich die Träume und Ahnungen, die mich peinigen, nicht los. Besinnen Sie sich, was mein Oheim über Träume zu sagen pflegte? Er sagte, daß wir vor jedem Übel unwillkürlich zittern, weil uns im Schlafe die Dinge, die da kommen sollen, als Schatten durch die Seele gleiten, tröstend teils, aber teils auch vorbereitend und warnend.«

»Ich weiß es; er sprach gern darüber. Aber immer riet ich ihm, lieber nicht mit solchen Dingen zu experimentieren. Wenn er trotzdem dabei verharrte, daß es neben der unendlichen Menge denkbar leerster Trugbilder, die uns während des Schlummers zu äffen pflegen, Zeichen gäbe, die uns nie eigentlich belögen, so gehörte das zu einer seiner liebenswürdigen Marotten oder Spielereien, die er gewissermaßen wissenschaftlich betrieb. Ihm galt es als ausgemacht, im Menschen müsse gleichsam als sechster Sinn ein Traumsinn schlummern. Dies hat zu mancher Kontroverse zwischen uns geführt, und schließlich ließ ich ihn in seinem Glauben, daß es dem geistig Geschulten förderlich sei, seine Träume nicht zu mißachten. Aber Sie, meine Liebe, sollten sich wirklich nicht mit Ihren Gedanken in derartiger Richtung verlieren.«

»Und meine Ahnungen?«

»Mit denen verhält es sich nicht anders. Wir sind natürlich gern geneigt, uns ein Ahnungsvermögen als eine Art Empfindungsfähigkeit für das Zukünftige zuzuschreiben, ohne zu bedenken, wie oft sich einerseits dieses Vorgefühl getäuscht findet und wie es sich anderseits aus den unbewußten Regungen unseres Seelenlebens erklärt. Von solchen mystischen Vorstellungen des Ahnungsvermögens, der ja dann notwendig die Annahme einer rein übersinnlich auf uns ausgeübten Einwirkung folgen müßte, müssen wir uns frei machen. Ich zweifle nicht, daß Ihnen der kluge Detektiv, der jede Minute eintreten kann, klipp und klar den Beweis liefern wird, daß hier keine Mächte an der Arbeit sind, die außerhalb der gewöhnlichen Naturgesetze stehen. Und das ist doch schließlich auch der Zweck, zu dem wir uns bei Herrn Recking Rats erholen wollen. Ich wundere mich, daß er noch nicht da ist, denn die dreiviertel Stunde ist um.«

»Und was mag er im Dorf suchen?« fragte die Komtesse.

»Solchen Herren muß man ihren Willen lassen. Ich muß noch nachholen, daß er hier unter einem Decknamen, und zwar als ein Herr Pracht, eingeführt zu werden wünscht.«

»Das ist eine Vorsichtsmaßregel? Mißtraut er denn jemand in unserer Nähe?«

Bevor Florian Burger antworten konnte, betrat der junge Leibjäger Jenner das Zimmer und meldete: »Herr Pracht bittet um den Vorzug, seine Aufwartung machen zu dürfen.«

Ralf Recking folgte dem Diener aus dem Fuße. Überrascht sah Komtesse Marlise den Besucher an, dessen äußere Erscheinung, weltmännisch modisch gekleidet, weit mehr einem Landedelmann oder einem Offizier glich, als dem Bilde, das sie sich von einem deutschen Privatdetektiv gemacht hatte. Auch hier zeigte es sich, daß der deutsche Detektiv an Weltgewandtheit jedenfalls nicht hinter seinen angelsächsischen Berufsgenossen, denen man in ausländischen Kriminalgeschichten seit Jahrzehnten begegnete, zurückstand. Dazu kamen seine schlanke, sportsmäßige Figur und ein einnehmendes Gesicht mit großen, stahlblauen, klug blickenden Augen, das ein verbindliches Lächeln verschönte, als er, der Komtesse die Hand reichend, sein Zuspätkommen entschuldigte.

»Wir sprachen gerade von Ihnen,« sagte sie, ihn zum Sitzen einladend. »Es ist besonders liebenswürdig von Ihnen, daß Sie mir Ihre kostbare Zeit gleich zur Verfügung stellten. Pfarrer Burger hat Ihnen gesagt, was mich bedrückt, und er hat mich noch eben in sanfter Form gescholten, daß mich seit dem Tode meines Oheims eine abergläubische Furcht gefangen hält. Aber wenn Sie wüßten, daß mir der unheilvolle Decher schon seit meinen frühesten Kindheitserinnerungen als das Wahrzeichen des Glücks unseres Geschlechts galt, und nun hören, daß das noch nie blind gewordene Gefäß für immer seinen Glanz verlor, dann werden Sie vielleicht meine Besorgnisse nicht als kindisch verlachen.«

»Diese Absicht habe ich keineswegs, Komtesse! Ich glaube mich sogar recht gut in die Welt Ihrer Sorgen hineinversetzen zu können, und ich wäre nicht sofort gekommen, wenn ich nicht das Gefühl mit Ihnen teilte, daß hier etwas nicht richtig ist. Daß ich natürlich nicht kam, um Ihnen auf Gebiete zu folgen, die der wissenschaftlich denkende Mann nun und nimmer gelten läßt, wird Ihnen Ehrwürden bereits gesagt haben. Ich Hab« in meiner Praxis noch immer die alte Binsenweisheit bestätigt gefunden, daß alles in der Welt natürlich zugeht. Aber, wie gesagt, ich bedaure nicht, daß ich Ihrem Rufe gefolgt bin, und hoffe, wenn mir glückliche Zufälle weiterhin beistehen, den Mächten, die Sie beunruhigen, auf den Grund zu kommen. Allerdings kann ich nicht versprechen, ob mir das gelingen wird, ehe Ihr Herr Vetter seinen Fuß in dies Schloß setzt.«

»Mein Vetter trifft morgen in Berlin ein.«

»Jawohl, zehn Uhr dreiundvierzig auf dem Lehrter Bahnhof.«

»Wie ist das möglich, daß Sie das wissen? Ich habe es selbst erst vor anderthalb Stunde durch ein an Bord der ›Tyskland‹ ausgegebenes Funkentelegramm erfahren!«

Auch Florian Burger starrte den Detektiv in sprachlosem Staunen an.

»Dann muß ich dem glücklichen Zufall um so dankbarer sein, der mir, kaum daß ich in Treptitz angelangt war, eine sehr deutliche Fährte verschaffte, nämlich die, daß es Menschen gibt, die sich zweifellos für das Eintreffen Ihres Herrn Vetters fast noch mehr interessieren als Sie selbst. Diese Fährte war übrigens nicht die einzige, die ich auf meiner kleinen Streife von der Haltestelle bis hierher entdeckte. Wollen Sie mir jetzt, bitte, nur sagen, ob Sie das Telegramm des Grafen Werner, nachdem Sie es geöffnet hatten, irgendwo haben offen liegen lassen?«

»Nein, es liegt noch dort auf dem Tisch, wohin ich es legte, als ich es las.«

»Und Sie verließen das Zimmer nicht?«

»Nicht eine Minute!«

»Ausgezeichnet! Das erleichtert die Sache noch weiter. Sie haben demnach die Angewohnheit, ankommende Depeschen laut vorzulesen?«

»Das war zufällig der Fall. Nur mein Zimmermädchen Elfriede war zugegen.«

»Aha! Das ist dieselbe, die den Kastellan Ihres Oheims bei seinem Geschäft am Glasschrank überraschte, nicht wahr?«

Komtesse Marlise nickte erschrocken. »Sie wollen doch nicht sagen, daß Elfriede etwas Schlechtes zuzutrauen wäre? Sie ist ein liebes und bescheidenes Ding, voll von drolligen Einfällen.«

Ralf Recking wiegte den Kopf. »Es gibt ein Sprichwort, das heißt: ›Krauses Haar und krauser Sinn, merk', da sitzt der Teufel drin!‹ Und das krause Schwarzhaar des Mädchens, das seine hier aufgefangene Weisheit so schnell in der Fernsprechzelle des Postamtes wieder loszuwerden suchte, machte auf mich einen ganz andern Eindruck.«

»Schwarzes, krauses Haar? Aber Elfriede ist blond und trägt ihr Haar glatt gescheitelt. Sie können sich gleich überzeugen.«

»Dann handelt es sich auch nicht um Ihr Zimmermädchen, das sich in der kurzen Zeit natürlich weder locken noch pechschwarz hat färben können. Sie wird also in der Dienerstube die große Neuigkeit ausgeplaudert haben. Wer ist denn schwarz und in den Hüften etwas breit?«

»Ah, da fällt mir ein – im Eßzimmer deckte Martha den Frühstückstisch. Sie sehen, daß dort nur ein Vorhang ist. Martha ist das eine Hausmädchen, das uns am ersten September verläßt. Und aus Martha würde Ihre Beschreibung passen. Auch ist sie zu Besorgungen ausgewesen, während Elfriede das Haus nicht verlassen hat.«

»Somit bitte ich dieser alles ab. Sie lassen sich aber, bitte, auch gegenüber Martha noch nichts anmerken, daß wir über sie gesprochen haben. Auch werde ich in Zukunft vorsichtiger sein und mir mein Personal persönlich rekognoszieren. Desgleichen lassen Sie mich von der andern Spur, auf die ich stieß, noch schweigen. Ich werde Ihnen dafür zur gegebenen Zeit über jede meiner Beobachtungen gern Rede und Antwort stehen. Und nun darf ich wohl das Sterbezimmer Ihres Oheims besichtigen?«

»Natürlich – zu jeder Zeit. Jedoch wenn Sie zuvor an unserm Frühstück teilnehmen würden – ich sehe eben, daß unsere Hausdame kommt, Herr Recking –«

»Pracht, bitte!« flüsterte der Detektiv und verneigte sich vor der ältlichen Dame, die ihm von Komtesse Marlise als Fräulein Wilmers vorgestellt wurde.

»Die Einladung wage ich nicht abzuschlagen,« sagte er lächelnd.

»Und das werden Sie nicht bereuen,« raunte ihm Pfarrer Burger leise zu. »Die Küche auf Benepartus könnte Weltruf beanspruchen.«

Ralf Recking ließ seine Blicke durch das Gemach gleiten, das, wie alles auf dem alten Grafenschloß, vom Reichtum seines Besitzers zeugte. Die Wände, mit Berliner Porzellan oberhalb der dunkeln Eichentäfelung geschmückt, wurden durch drei nach dem Park hinausgehende Fenster unterbrochen, die den großen, das Gepräge gediegener Behaglichkeit tragenden Raum angenehm erhellten. Schweres Silbergeschirr mit dem Wappen der Ferenbergs, einer goldenen Gaffel, bedeckte den Kredenztisch. Ausgesucht schöne Blumen aus dem Gewächshaus dufteten auf der mit vier Gedecken belegten Tafel.

Wie aus einer Verabredung heraus wurde während des Frühstücks kein Wort über den Zweck von Reckings Besuch verloren. Dafür plauderte die Komtesse von der arktischen Expedition ihres Vetters und den umfassenden Studien, die ihr vorausgegangen seien und an denen sie sich mit großer Leidenschaft beteiligt habe.

»Haben Sie regen Verkehr mit der Nachbarschaft?« erkundigte sich Recking.

»Ganz und gar nicht. Das nächste große Gut ist Horawitz, dessen Besitzer ebenso zurückgezogen leben, wie mein Oheim es tat. Die Güter in der näheren Umgebung sind teils verpachtet, teils in den Händen neuer Besitzer, vornehmlich aus Industriekreisen, mit denen wir keinen Verkehr haben. Überhaupt – wir sind recht häuslich, und wenn es ans Reisen geht, dann muß es gleich eine große Reise sein, die uns für lange Zeiten entschädigt. Onkel Klodwig kam in den letzten Jahren seines Lebens kaum noch über die Ummauerung des Schloßparkes hinaus; er lebte seinen Büchern und Zeitschriften und hegte seine fremdländischen Tauben, die ich Ihnen dann noch zeigen muß. Und was meinen Vetter anlangt, so sehnt er sich ebenfalls wenig nach nachbarlichem Verkehr. Vor allem wird er auch alle Hände voll zu tun haben, wenn er wieder hier ist – ganz abgesehen von der Hauptarbeit, die erst nach einer derartigen wissenschaftlichen Reise einzusetzen pflegt, wenn es ans Ordnen und Aufzeichnen und richtige Sammeln geht. Ich kann ein Lied davon singen, mit was für Anliegen der Rentmeister und andere Gutsbeamte einem tagtäglich kommen. Doch alles das möchte sein, wenn ich die Gewißheit hätte, daß Werner auch wirklich seine Ruhe im neuen Heim findet. In dieser Beziehung – nun, da wissen Sie ja, was ich sagen möchte.«

»Und Sie mahnen mich rechtzeitig, daß ich noch viel vorhabe.«

»O nein! Das wollte ich damit nicht sagen.«

»Ich weiß, Komtesse. Trotzdem bin ich Ihnen dankbar, wenn Sie die Tafel aufheben. Eben die Erwähnung Ihres Herrn Vetters zwingt mich, mit meiner Zeit zu geizen.«

Man wünschte sich gesegnete Mahlzeit, und Florian Burger blieb mit Fräulein Wilmers zurück. Ralf Recking bat ihn, sich nicht stören zu lassen.

»Sie sind heute ein paar Stunden zeitiger auf dem Damme gewesen als ich, und da will man in Ruhe seine Zigarre rauchen,« sagte er. »Aber vielleicht finde ich Sie noch hier, bevor ich das Haus verlasse?«

Der Pfarrer versicherte das ausdrücklich. »Da hält mich schon das gerüttelte Maß Wißbegierde, das Sie durch Ihre Äußerung über Martha Gillis noch verstärkt haben. Mir ist mittlerweile auch einiges durch den Kopf geschossen, das mir an dem Mädchen nicht gefallen will.«

»Hoffentlich meinen wir diesmal ein und dieselbe. Ah, da ist ja schon die blonde Elfriede, nicht wahr?«

»Wenn es Ihnen recht ist,« sagte die Komtesse, »so begleitet uns Elfriede hinauf. Aber bestimmen Sie, bitte,«

»Das ist sogar ganz in meinem Sinne.«

»Ihre Andeutungen vor dem Frühstück,« sagte Komtesse Marlise, während sie die Treppe hinanstiegen, »versetzten mich in noch größere Unruhe, wenn ich mir's auch vor der Hausdame nicht anmerken lassen wollte. Meinen Sie, daß die schwarze Martha mit jemand in Verbindung steht, der meinem Vetter auflauern will? Es mag lächerlich klingen, aber ich habe etwas ganz Ähnliches vor zwei Nächten geträumt. Mein Vetter fuhr hier ins Schloß ein, und alsbald stürzten sich ein paar vermummte Gestalten auf ihn und rissen ihn, während sie die Messer zückten, zu Boden. Ich erwachte mit einem Schrei ...«

»Ihre Nerven sind aufgeregt,« erwiderte Ralf Recking ausweichend. »Der unerwartete Todesfall hat Sie fraglos sehr erschüttert. Man schläft dann schlecht und pflegt das fieberhafteste Zeug zusammenzuträumen. Ich persönlich gebe auf Träume absolut nichts, obwohl ich, wie wohl alle, die angestrengt nachdenken, oft das konfuseste Tohuwabohu zusammenträume. Das ungemein Witzige mancher Traumweisen will ich nicht leugnen, aber die Leute, die in ihren Träumen eine Art chiffrierter Telegramme sehen, die nach beendeter Nacht nur ihrer Entzifferung harren, werden mich nie für ihren Zirkel gewinnen. Wenn sich ein Detektiv aufs Träumen verlassen wollte, das hieße nichts anderes, als unter die weisen Frauen gehen, die für Geld und gute Worte irgend etwas in den opalenen Nebeln der Zukunft lesen. Es hieße aber auch das sehende Auge zumachen, das helle Ohr verstopfen und den Verstand vernageln. Und all dies möchte ich mir doch noch eine kleine Erdenspanne versagen. Ah, das ist das Zimmer also! Ich sehe schon den Schrank mit dem vielgenannten Becher stehen. Und dies hier rechts war gewiß das Ankleidezimmer Ihres Oheims?«

»Ja, es sind zwei schöne Zimmer; sie sind groß, und dann hat man von hier aus eine wundervolle Fernsicht. Aus diesem Fenster, das so altanartig angelegt ist, blickt man über den Park hinaus bis zum Wald. Treten Sie nur einmal hierher.«

Recking folgte der Aufforderung und sah sich in einem breiten Erker, dessen Fenster nicht nur nach vorn, sondern auch nach der Seite, wo sich je ein kleineres Fenster anschl0ß, einen prachtvollen Blick über die Wipfel des Parks und den scheinbar dicht an diesen angrenzenden Wald bot.

»Das ist über Erwarten herrlich,« gestand er. »Hier haust man wie auf einer hohen, stolzen Warte.« Und dann horchte er auf. In seiner unmittelbaren Nähe klang ein mehrstimmiges Gurren. »Wo ist das?« schienen seine Blicke zu fragen.

Komtesse Marlise lächelte. »Das sind Onkel Klodwigs Tauben. Er lebte mit ihnen Wand an Wand. Aber von diesem Zimmer aus kann man den Taubenschlag nicht sehen; der Zugang ist vom Flur aus, der an jener Wand entlang führt. Es war eine Liebhaberei meines Oheims.«

»Und die Tiere störten den alten Herrn nicht?«

»Nicht im geringsten. Sie waren nicht eher munter als mein Oheim und längst gehorsam verstummt, wenn er sich zur Ruhe begab. Sie brüteten sehr brav zu ihrer Zeit, und auch an den Jungen, zumal wenn es dann an die ersten Flugversuche ging, hatte Onkel Klodwig seine kindliche Freude. Er behauptete, jede einzelne Taube kenne ihn an der Stimme.«

»Es müssen mit der Zeit immer mehr geworden sein, dem vielstimmigen Geräusch nach zu urteilen.«

»Nicht viel mehr, als anfangs da waren. Es verflogen sich immer etliche, und leider gerade in diesem Frühjahr. Und dann scheint sie das blitzende Licht der großen Fenster hier zu blenden, so daß es ihnen ähnlich geht wie den Vögeln, die von einem Leuchtturm angelockt werden. Wir fanden oft eine Taube unten unter diesen Fenstern tot, und denken Sie sich den Zufall: auch in der Nacht, als mein Oheim starb, hat sich eine seiner Lieblingstauben an den Scheiben den Kopf eingerannt. Wir fanden sie tot vorm Fensterbrett.«

Ralf Recking warf einen raschen, prüfenden Blick auf die Komtesse.

»Dann kann das Fenster nicht geschlossen gewesen sein?«

»Der eine Flügel stand offen, der andere war zu. Mein Onkel schlief immer bei offenem Fenster, außer in der kalten Jahreszeit. Ich erzähle diese Episode nur, weil sie etwas Rührendes hat. Es ist, als habe die Taube noch ihren Herrn grüßen wollen, als sie zu ihm ins Zimmer flatterte. In Wirklichkeit hatte sie sich natürlich verflogen und ihren Schlag nicht gefunden. Als sie dann wieder das Freie suchte, rannte sie sich den Kopf ein.«

Der Detektiv schüttelte nachdenklich den Kopf. Dann wandte er sich dem gläsernen Eckschrank zu. Er ließ sich von der blonden Elfriede den Hergang erzählen, wie sie hier den Kastellan überrascht hatte. Die Aussage deckte sich völlig mit dem, was er schon über den Vorfall gehört hatte, und brachte ihm nichts Neues. Der unter den einen Schrankfuß geschobene Span war noch da.

»Wie Sie sehr richtig erkannten,« sagte er zur Komtesse gewendet, »haben wir es hier mit einer Verlegenheitsarbeit zu tun. Warum haben Sie denn«, wandte er sich an das Mädchen, »den Vorfall erst gestern zur Sprache gebracht?«

»Ich dachte mir doch nichts dabei. Scholta hantierte ja viel in diesem Stockwerk, und ich hatte keinen schlimmen Verdacht. Erst als es herauskam, daß die wertvollen Steine auf der Rückseite des Bechers fehlten, fiel mir die zufällige Begegnung mit Scholta wieder ein.«

»Können Sie sich nicht erinnern, an welchem Tage das war?«

»Es war Ende April. Den Tag weiß ich nicht mehr anzugeben. Aber ein oder zwei Tage danach hat der Kastellan das Haus verlassen.«

»Standen Sie sich gut mit ihm?«

»Nicht gut und nicht schlecht. Er war ein wenig umgänglicher Mensch, und wir hielten ihn alle für recht geizig.«

»Nun, Sie haben aber noch Kolleginnen. Vielleicht waren Sie ihm zu blond. Sie haben gewiß einmal in einem Roman gelesen, daß sich manche Leute mehr zu schwarzhaarigen Mädchen hingezogen fühlen. Die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.«

»Das könnte auf den Kastellan zutreffen. Unsere Martha ist schwarz und gilt für hübsch. Sie gönnte auch dem Kastellan, besonders in der letzten Zeit, hin und wieder ein gutes Wort. Das war aber auch alles.«

»Sie müssen mir das einmal ganz offen sagen, Fräulein Elfriede, was Sie über das Hausmädchen Martha wissen. Sie sind ja, wie ich sehe, ein verständiges Mädchen, das bei der Komtesse sehr gut angeschrieben ist. Deshalb haben wir Sie auch vertrauensvoll zu den Fragen herangezogen, die uns beschäftigen. Wir rechnen auf Ihre Verschwiegenheit, wie Sie auf unsere zählen dürfen. Was können Sie mir über Martha Gillis sagen?«

»Sie ist Berlinerin und lebenslustig. Hier im Dorf hält sie es aber mit keinem besonders. Dagegen glaube ich, sie hat ihr Herz schon verschenkt. Hier war nämlich ein sehr gefälliger Ingenieur, der Wend heißt und für die neue Bahn arbeitete.

»Und wohnte im letztvergangenen Herbst in der Mühle?«

»Ja, den meine ich. Er wird wiederkommen, wenn der Bau der Bahn nach Kohlwerder beginnt. Er hatte hier die Vermessungen vorzunehmen.«

»Und mit diesem Wend ist die schwarze Martha verschiedentlich ausgegangen? Er soll auch mit Scholta umgegangen sein?«

Elfriede nickte. »So ein Berliner findet immer schnell Umgang, und ich glaube, Martha sprach nur deswegen in letzter Zeit etwas häufiger mit dem Kastellan, weil er mit dem Wend verkehrte.«

»Da war gewiß Martha Gillis sehr erschrocken, als sie davon hörte, daß der Kastellan in Berlin in der vorigen Woche ermordet aufgefunden wurde?«

»Ach, das waren wir alle, Herr Pracht. Das läßt sich doch verstehen. Und Martha wurde leichenblaß und wankte, als Leibjäger Jenner uns in der Küche die grausige Nachricht vorlas. Und da wollte es mir allerdings fast so vorkommen, als habe sie für den Kastellan mehr übrig gehabt, als sie sich vorher anmerken ließ. Sie zitterte am ganzen Leibe und war ganz verstört und sagte ein Mal über das andere: ›Das kann ich nun und nimmer glauben! Das kann unmöglich wahr sein!‹ Erst nach ein paar Tagen war sie wieder ruhig, aber sie fährt noch immer zusammen, wenn der Name des Kastellans genannt wird.«

»Ich danke Ihnen, Fräulein. Wissen Sie, ob die Gillis mit dem Wend in Briefwechsel steht?«

»Das halte ich für wahrscheinlich. Martha nimmt die Briefe, die der Postbote bringt, aber stets selbst in Empfang und liest sie nie, wenn wir dabei sind. Sie stellt ihre Beziehungen zu dem Ingenieur übrigens hartnäckig in Abrede, wenn Leibjäger Jenner sie neckt, und sagt, sie wisse gar nicht, wo Wend jetzt sei.«

Wieder nickte der Detektiv nachdenklich. Nach einer Pause fragte er: »Haben Sie einmal in Begleitung des Wend einen andern Menschen gesehen? Er soll, wie ich in der Mühle hörte, einmal von einem älteren Mann besucht worden sein, der stark gehustet hat und im Gesicht auffallend gelb ausgesehen haben soll?«

»Nein.« Die blonde Elfriede schüttelte den Kopf. »Davon ist mir gar nichts bekannt. Gelb im Gesicht sah übrigens auch Herr Wend aus.«

»Nun, dann ist es gut, Fräulein. Mit weiteren Fragen brauche ich Sie nicht zu quälen. Sie können jetzt hinuntergehen, und vergessen Sie nicht, daß Sie über alles Stillschweigen bewahren.«

»Ein verständiges Mädchen,« wandte sich Recking an die Komtesse, als Elfriede gegangen war. »Sie macht einen außerordentlich günstigen Eindruck.«

»Sie ist die Tochter eines Försters, und ich kenne sie sozusagen von Jugend an. Aber Sie haben mit ihr ein regelrechtes Verhör angestellt, und ich bin nicht aus der Verwunderung herausgekommen, wie Sie mir wohl anmerkten. Und das gehört alles zur Sache? Und den Becher haben Sie noch nicht einmal in der Hand gehabt?«

»Was ich sehen wollte, habe ich gesehen, ohne ihn in die Hand nehmen zu müssen. Jetzt will ich das in Muße nachholen.« Damit wog er den Becher, den ihm die Komtesse reichte, in den Händen.

»Das ist eine überraschend gute Arbeit,« sagte er. »Sie erinnert an die französischen Edelmetallarbeiten aus dem fünfzehnten Jahrhundert, die auch diese gotischen Aderlinien aufweisen. Und was mir Pfarrer Burger über die Pyrope sagte, übertrifft meine Erwartungen. Das ist die feine Schleifarbeit, wie sie in Nordböhmen frühzeitig unter dem Schutz königlicher Privilegien aufblühte. Die sogenannte Facettierung ist vorzüglich, und auch das Alter, das mir der Pfarrer nannte, stimmt zweifellos. Es ist jammerschade, wie plump dieser Scholta mit dem Messer der Fassung zu Leibe gegangen ist. Diese Schrammen sind unverzeihlich.«

»Das ist ja alles nicht die Hauptsache,« warf Komtesse Marlise ein.

»Ach so, Sie wollen mein Urteil über die Erblindung des Bechers hören?« Ralf Recking drehte das Kleinod in den Händen und warf dann einen suchenden Blick durch das Zimmer.

»Wie merkwürdig, Komtesse,« sagte er, »daß ich hier nirgends finde, was ich suche; das ist wirklich eigenartig oder zum mindesten ein seltener Zufall. Hm ... hier also doch!« Und er bückte sich kurz zum Boden nieder. Kopfschüttelnd sah ihm die Komtesse zu.

»Suchen Sie den Holzspan? Sie haben ihn, glaube ich, in Gedanken eingesteckt,« sagte sie.

»Nein, danke ... Verzeihen Sie meine scheinbare Zerstreutheit. Sie fragten mich, ob das alles zur Sache gehöre, was ich Ihre blonde Försterstochter fragte. Ich stehe mitten in der Sache und bin dem Kernpunkt viel schneller nahegekommen, als ich hoffen durfte. Das ist übrigens ein trefflicher Spruch, der an dem Kopfende des Bettes unter Glas und Rahmen hängt Von wem mag das Distichon stammen?« Und er las halblaut:

»Glaube nicht allzu schnell, nicht einem, nicht allen, nicht alles! Forsche, vergleiche, erwäg's! Finde die Wahrheit heraus.«

»Es war ein Spruch, auf den mein Oheim große Stücke hielt,« erwiderte die Komtesse, «ich glaube, der Dichter ist Johannes Christoph Friedrich Haug. Steht der Name nicht darunter?«

»Haug! Richtig! Der war ein Epigrammdichter, wenn mich meine literarischen Kenntnisse nicht täuschen. Sie könnten leider besser sein. Und nun wollen wir auf den Becher zurückkommen. Es ist ganz ausgeschlossen, daß ich Ihnen das Rätsel zu lösen vermag, mit welchem Mittel der mit Hilfe von Eisenoxyd hergestellte Hochglanz gegen äußere Einflüsse gefeit wurde. Möglich, daß es sich um ein Geheimnis handelt, das die Treptitzer Mönche mit ins Grab genommen haben. Mindestens würde eine Nachforschung nach der Schutzschicht, sofern sie nicht überhaupt nunmehr zerstört ist, ein sehr langwieriges Studium erfordern, das sich übrigens kaum bezahlt machen dürfte, da unsere Chemie wahrscheinlich mit andern Mitteln ganz ähnliche verblüffende Erfolge zu erzielen versteht. Mir genügt es, daß ich mich von der völligen Erblindung des Edelmetalls überzeugt habe. Sagen Sie, wann bemerkten Sie zuerst die vorgegangene Veränderung?«

»Leider erst nach Onkel Klodwigs Tod. Ich vermute aber, daß der Becher schon kurz vorher fahl und grau ausgesehen hat. Denn wenn die Prophezeiung der Mönche recht behielt –«

»Oh, vergessen Sie nur, wenn ich Sie bitten darf, den alten Spruch! Ich bitte Sie inständigst. Es ist ein frommer Wunsch, mit dem die Verfertiger den Kelch schmückten, im Grunde aber schließlich nicht viel mehr denn eine Spielerei, wie sie im Mittelalter so gern getrieben wurde, zumal wenn man ihr einen formvollendeten lateinischen Vers anhängen konnte. Denken Sie beispielsweise an die Exlibris, in denen demjenigen Tod und Verderben geweissagt wird, der dem Eigentümer das betreffende Buch nicht wiedergibt. Mit Gift und Hölle wird der Dieb bedroht; wirklich ernst jedoch war es weder dem Zeichner des Exlibris, in dem wir zugleich den Versifex vermuten dürfen, noch dem Besitzer der Bücherei.«

»Aber Sie müssen doch wenigstens zugeben,« beharrte die junge Komtesse, »daß hier eine Prophezeiung und das geweissagte Ereignis auf ein und denselben Tag zusammengefallen sind.«

»Das werde ich gewiß nie leugnen. Aber gerade dieser Zufall hat mir ein Rätsel überraschend schnell gelöst. Sie sollen alles erfahren. Ich bin, wie gesagt, einem Problem mit Siebenmeilenstieseln zu Leibe gerückt. Ganz über Erwarten sehe ich schon jetzt, wie sich die Fäden zu entwirren beginnen. Und das ist außerordentlich wichtig, da die Zeit drängt. Sie durften mich keine vierundzwanzig Stunden später rufen.«

»Also hat mich meine Ahnung nicht getrogen? Sie sehen eine Gefahr? Mein Vetter schwebt in Gefahr?«

»Ich wage nicht zu widersprechen. Es gibt offenbar Mächte, die gegen den Erben von Benepartus etwas im Schilde führen. Wie Sie schon bemerkt haben werden, habe ich die Zeit, während Pfarrer Burger zu Ihnen vorausging, nicht müßig promenierend verbracht, sondern sehr auffällige Entdeckungen gemacht, von denen Sie die eine bereits kennen. Jede Minute kann mich meinem Ziele näherbringen – ah, da klopft es an die Tür. Darf ich öffnen?«

Komtesse Marlise nickte dankend. Auf der Schwelle stand Pfarrer Burger und hielt ein zusammengefaltetes Telegramm in der Hand.

»Ich störe doch nicht? Das hier ist eben für Herrn Otto Pracht, zurzeit Schloß Benepartus bei Treptitz, abgegeben worden. Ich wollte es Ihnen selbst hinaufbringen. Es wird vielleicht von Ihrem Freund, dem Polizeihauptmann, sein?«

»Sie gestatten?« wandte sich der Detektiv an die Komtesse und faltete das Papier auseinander. Dann nickte er vor sich hin. »Wie ich mir es dachte! Im Vertrauen gesagt, die Depesche kommt von der Eisenbahndirektion, der ich vorhin eine Frage telegraphisch vorlegte. Sie galt der Person des sogenannten Herrn Wend, der hier angeblich Vermessungsarbeiten für die Kleinbahn nach Kohlwerder vorgenommen hat. Ich wünschte etwas Näheres über den Menschen zu hören, der des Umgangs mit dem ehemaligen Kastellan gewürdigt wurde, der sich sonst so unzugänglich erwies, und klopfte auf gut Glück zunächst in der Mühle an, wo er ein möbliertes Gelaß innegehabt hat. Nach den Auskünften glaubte ich gut zu tun, vor die rechte Schmiede zu gehen. Daß ich damit keinen Fehltritt tat, beweist mir die Antwort hier; sie sagt kurz und bündig, daß ein Angestellter des Namens Wend, der mit Arbeiten für die neue Bahn betraut wäre, unbekannt und daß noch keinerlei Vermessungsarbeit auf Treptitzer Flur in Angriff genommen ist.«

»Also ein Schwindler!« fuhr es dem Pfarrer heraus.

»Ein sehr gerissener sogar, vermute ich. Und mit dieser Feststellung, die Ihnen nur bestätigen soll, daß ich hier die Spuren eines von langer Hand vorbereiteten Verbrechens entdeckt zu haben glaube, muß ich Sie jetzt allein lassen. Ich habe noch angestrengt zu tun.«

»Und wann sehen oder hören wir wieder etwas von Ihnen, Herr Recking?« fragte Komtesse Marlise. Der Detektiv las ihr noch andere Fragen vom Gesicht ab.

»Sobald es nötig ist, gnädigste Komtesse!« gab er zur Antwort. »Fürchten Sie für Ihre Person nicht das geringste, das lassen Sie mich wiederholen. Die Sache, die Sie jetzt aufregt, liegt fortan fest in meinen Händen. Und sorgen Sie sich auch nicht um Ihren Herrn Vetter! Und suchen Sie die mystische Patina des Bechers zu vergessen. Letztere gibt mir kaum noch zu denken.«

Pfarrer Burger erbot sich, den Detektiv zu begleiten. Doch dieser lehnte mit Dank ab.

»Er geht halt seine eignen Wege,« meinte Florian Burger. »Noch weiß ich nicht, wohinaus er will.«

Komtesse Marlise konnte ihm nur zustimmen.

»Aber wenigstens,« fuhr der Pfarrer fort, »sah es ganz so aus, als ob er in der kurzen Zeit mehr herausgefunden hat, als wir uns träumen ließen. Das heißt,« fügte er lächelnd hinzu, »auf das Träumen wollen wir nicht mehr zurückkommen. Wir wollen warten und die Augen offen halten.«


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