Moritz Hartmann
Reimchronik des Pfaffen Maurizius
Moritz Hartmann

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        Fegt der Sturm die Heide so,
Daß sich dort die Csarda schüttelt
Und vom Dach das faule Stroh
Wie im wilden Schrecken rüttelt?
Nein, es sind die Csikosschaaren,
Wilde Söhne der Magyaren,
Die die Pußta just durchschwirrten –
Heute sind sie nur noch Hirten,
Morgen sind sie schon Huszaren.

Singt ein Geist wohl aus der Gruft
Vom vergangnen Schlachtenleben,
Daß allübrall Gras und Luft,
Baum und See und Strom erbeben?
Nein, es sind die thränenhellen,
Ernsten, süßen Liederwellen –
's ist der Schlachtgesang, der alte, 150
Der die Heide einst durchhallte
Mit Rakoczy, dem Rebellen.Der berühmte Rakoczy-Marsch, die ungarische Marseillaise.

Ist's ein blutig Meteor,
Das als böses Himmelszeichen
Dort am Rande steigt empor,
Daß vor Schreck die Stern' erbleichen?
Nein, es ist der Hahn, der rothe,
's ist der fürchterliche Bote,
Der da fliegt mit Flammenflügeln –
Und aus alten Grabeshügeln
Steiget mancher große Todte.

Und der alte Heldengeist
Aufersteht und hält die Wache,
Jener Geist, der heilig preist
Ungarns Kampf und Ungarns Rache:
Jener Geist der hohen Trias,
Arpad, Stephan und Mathias,Die drei größten und populärsten Könige der Magyaren.
Der das Lager hat durchschritten 151
Stets, wenn der Magyar gestritten
Für die Andern als Messias.

Wenn er mit gewalt'gem Streich
Seine Freiheit wollte rächen
Und das blut'ge Osterreich,
Zwing-Europa, wollte brechen;
Tausend Schlachten schon gewonnen
Hat er, und die Völker sonnen
Gerne sich in seinen Siegen:
Wieder geht, bereit, zu kriegen,
Er dahin durch die Kolonnen.

Tapfres Volk, o harre aus,
Harre aus bis zur Vollendung:
Pförtner an der Freiheit Haus
Stets zu sein, ist deine Sendung.
Aber, der die blut'gen Schaaren
Sanheribs mit wunderbaren
Schlägen schlug in einer Stunde –
Betet, daß er sich bekunde
An den Feinden der Magyaren! 152


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