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Die Stimme spricht

Georg Hirth zum siebzigsten Geburtstag

Die Stimme spricht:
Ich bin der Geist.
Auf meinen Brauen thront das Licht.
Durch meine Adern kreist,
Was ewig war und endlos ist.
Mein Träumen heißt die Welt.
Ein Augenblick und sie zerschellt.
Ein Hauch und Mensch! du bist.
Aus meines Mantels Falten,
Bunt blindlings hingestreut,
Entgleiten die Gestalten,
Saatkörner der Unendlichkeit.
Sie keimen, sprießen, schwinden,
Vom Dunkel schon umrafft.
Ihr kurzes Blühen will künden,
Was unerforschlich ewig aus mir schafft.
Nur wer mit mir gerungen,
Zutiefst von Qual durchdrungen,
Fluchsegnend seine Menschenkraft,
Wer wie im Größten, so im Kleinsten
Sein Ich mit meinem Ich verflicht,
Der sieht mich einsten
Von Angesicht zu Angesicht.

Du warst ein Streiter,
Ein nimmermüder Wegbereiter.
Du warst ein Türmer,
Hoch droben die Glocken des Lebens läutend,
Die Herzen drunten mit Urkraft weitend.
Du warst ein Stürmer,
Wildheißer Jugend heißwild voran.
Du warst ein Krieger.
Du warst ein Mann.
Nun bist du Sieger,
Sitzest auf Abendhöhen,
Und Kinder und Enkel um dich stehen.

Siehst du die goldenen Wolken ziehn?
Das war es, was dir das Leben schien.
Ein Hauch, ein Traum, eines Bildes Bild.
Aber du hast es erfüllt
Mit deinem Blut, mit deinem Mark,
Mit allem, was jung und stark.
Du warst ein Krieger,
Nun bist du Sieger,
Und ob du geirrt und was du gefehlt,
Es sei deinen Werken zugezählt.

Die Stimme spricht:
Ich bin der Geist,
Der durch die Welten kreist.
Auf meinen Brauen thront das Licht.


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