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Am Starnberger See

Sommernacht

Verträumter, verträumter Klang überm See.
Wo ist meine Heimat auf einsamer Erden?
Wo sind die Herzen, die für mich schlugen?
Wo ist das Haus meiner Eltern, lindenumrauscht?
Verträumter, verträumter Klang überm See.
Wo sind die Augen, die für mich blitzten?
Wo sind meine Freunde aus tollen Tagen?
Wo ist das Glück, das ich suchte in weiter Welt?
Verträumter, verträumter Klang überm See.

Erloschen

Ich liege erschöpft in meinem Stuhl.
Die Flut des Lebens will sacht verebben.
Der Abend sinkt über den See.
Der Sturm braust.
Eine schwarze Wand steigt von Norden.
Weit weither rollt ein Gewitter.
Ich lausche dem fernen Grollen durch die Lüfte.
Über meinem Leben zieht es daher.
Abendvögel flattern vor dem Fenster.
Ich höre keine Stimme verwandter Wesen.
Ich habe alle Hoffnungen entlassen.
Um mich her starb die Menschheit.
Ich allein blieb.
Ich bin der Rest aus dem gelösten Exempel,
Die Bruchzahl, welche nicht aufgehen wollte.
Ich bin der verhauchende Seufzer nach Unrast und Not.
Ich bin der verhuschende Schatten in tiefer Dämmerung,
Zwei Augenblicke, ehe die Nacht sich auf die Erde legt.
Ich sehe die Wetterwand steigen zu meinen Häupten,
Blauschwarz über meinem Leben.
Ich höre das Schweigen der gestorbenen Kreatur.
Ich lehne mich zurück.
Mein Atem in verebbenden Wellen.
Über mir die Wetterwand.
Erloschen der letzte Lichtschein.
Ich bin der verhuschende Schatten.
Ich bin der verhauchende Seufzer.
Ich bin der gelöste Rest.

Meine Blumen wollen blühen

Regendunst stäubt durch die Welt.
Der Abend dämmert.
Meine Blumen blühen mir am Abend,
Nachtschatten,
Purpurne Violen.
Samstagsfeierläuten zittert vor meinen Ohren.
Ich bin so alt und so sehnsuchtsstill.
Graue Wogen wälzen zu meinen Füßen.
Dumpf grollt der See wie vor tausend Jahren.
Ich schaue zurück auf ein urlanges Leben.
Vollbrachte Werktat läuten die Glocken aus.
Zur Feierrast falten sich meine Hände.
Tiefer dämmert der Abend.
Meine Blumen wollen blühen.


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