Karl Gutzkow
Der Königsleutnant
Karl Gutzkow

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Dritter Aufzug.

Dasselbe Zimmer wie im vorigen Akt.

Erster Auftritt.

Wolfgang tritt durch die Mitte ein.

Wolfgang. Ich irre umher wie ein Verzweifelnder. Sie läßt sich von niemand sprechen! Sie stellt sich krank, ist es vielleicht – und ich kann nicht bei ihr sein, darf nicht ihre Atemzüge belauschen! Der Direktor hat angekündigt. die Truppe würde weiter spielen – aber ich sehe nur Lustspiele auf dem Repertoire – ein Beweis, daß die Königin der Tragödie krank ist. Und ihr Bruder, was soll ich nur von Alcidor denken? Was sollen seine rätselhaften Fragen nach meinem Vater? Ob mein Vater Advokat wäre? Hm! – Ich höre Geräusch. Es ist die Stunde, wo die Maler zu ihrem neuen Mäcen kommen sollten. Die guten Frankfurter Rafaele fühlen sich geschmeichelt, fürchten aber, von dem einquartierte Feind – kein Geld zu bekommen. Wahrscheinlich ist's eine französische Prellerei! (Wirft sich in einen Sessel.) Ah, hier ist der einzige Ort, wo ich mich noch in der aufgeregten Stadt erholen und sammeln kann. Da hängt das geheimnisvolle Bild. Wie der Baum im Paradiese – mit einem Verbot! Warum soll ich's nicht sehen? Warum überhaupt niemand? Kein Auge wäre würdig – oder wie war's, was er sagte? – Eine Dame muß es doch sein – Und wirklich Belinde? Wenn ich das Verbot überträte – mir selbst zur Eva würde – (Man hört draußen die keifende Stimme der Frau Seekatz.) Himmel, Frau Seekatz. Das ist eine Eva, aber keine paradiesische!

Zweiter Auftritt.

Frau Seekatz. Seekatz. Wolfgang.

Frau Seekatz. Solche Bestellungen oder keine! Nach Frankreich – ans Mittelländische Meer – da soll mir einer kommen –! Daß du dich nicht damit einläßt!

Seekatz. Liebe Frau –

Frau Seekatz. Guten Tag, Musje Wolfgang! Sagen Sie selbst, ob eine ehrliche Frau mit ansehen kann, daß ein gutmütiger Mann, der sich des Jahres hundertmal betrügen läßt, sich jetzt von einem solchen hergelaufnen französischen Windbeutel –

Seekatz. Gertrud, ich beschwöre dich!

Frau Seekatz. Ich rede, wie es einer Familienmutter geziemt! Und was werden das für – Sujets sein, die du ihm malen sollst! Davon hab' ich Dinge gehört – Dinge –

Seekatz. Die du doch vor dem jungen Mann hier nicht wiederholen wirst?

Wolfgang. Bitte, ich bin vollkommen unterrichtet darüber, daß der Graf Bilder liebt, die man nicht zeigt. Sehen Sie, da hängt gleich eins, das man nur ansehen kann, wenn man erst einen Schieber zurückzieht.

Frau Seekatz. Wie? Ich bin des Todes! Mein Mann! Mein einfältiger, christlicher Mann. Siehst du, das sagt' ich gleich, Seekatz, diese Reise nach Frankfurt, sagt' ich, bringt uns ein Unglück. Hier in dem respektabelsten Hause von Frankfurt soll mir sozusagen mein Mann verführt werden; mein Mann, der überhaupt zu meinem Unglück ein Künstler ist!

Seekatz. Na, na, na, na! (Bei Seite, seufzend.) Gott, was ist doch zu viel Liebe für 'ne Qual. (Laut.) Kind, mein Beruf ist es nun einmal – auf gespannter Leinwand Gedanken der eigenen oder fremden Phantasie –

Wolfgang. Und soviel ich den Geschmack des Herrn Grafen, liebe Frau Seekatz, beurteilen kann, werden dem gefeierten Pinsel Ihres Herrn Gemahls ohne Zweifel nur Landschaften mit kleinen mythologischen Staffagen zufallen –

Frau Seekatz. Mythologischen? – Ha – das kennen wir. Das Mythologische – das hat der Satan erfunden! So was soll sich der Franzose in Italien malen lassen, aber hierher kommen, nach Deutschland, nach Frankfurt. wo noch die Bande der Sitte auch in der Kunst –

Seekatz (mit erhobener Stimme einfallend). Unmöglich machen, daß ein Maler ein anderes weibliches Modell benutzt, als seine eigne Ehehälfte – Beruhige dich, Schatz, wenn der Graf eine Juno verlangt, ich male dich, wenn er eine Hebe verlangt, ich male dich, wenn er die Venus selbst verlangt, ich male dich. Bist du nun zufrieden?

Frau Seekatz. Ja, Seekatz.

Seekatz. Jetzt, liebes Kind, geh'! Du weißt –

Wolfgang. Wir erwarten sämtliche Frankfurter Maler, – den Schütz, den Trautmann, den Hirth, den Junker –

Frau Seekatz. Na ja! Da kommen schon die Pfuscher! Was sind sie alle – gegen meinen Mann!

Dritter Auftritt.

Schütz, Trautman, Hirth, Junker, bescheidene, spießbürgerliche Gestalten treten nacheinander ein. Jeder mit einem Portefeuille oder einer Mappe unterm Arm. Die Vorigen.

Wolfgang (bei Seite). Ein Apelles nach dem andern! An diesen Künstlern würde sich Rafael zu seiner Schule von Athen nicht begeistert haben.

Frau Seekatz (knixt schnippisch gegen jeden).

Alle Maler (verbeugen sich tief und steif gegen sie, Wolfgang und Seekatz).

Wolfgang. Meine Herren, der Graf wird sogleich erscheinen und Ihre persönliche Bekanntschaft machen. Sie werden einen Mann finden. der die Kunst außerordentlich liebt –

Frau Seekatz. Und ich hoffe, ordentlich bezahlen kann.

Seekatz. Pst! Pst! Liebe Frau – (zu Wolfgang, bei Seite) Sehen Sie, Musje Wolfgang, so sieht's auf dem deutschen Parnaß aus –! Die Prosa in Gestalt einer Ehehälfte, und Feindschaft, Neid, Mißgunst in Gestalt der Kollegen!

Alle Maler (isolieren sich und sehen, indem sie dem Publikum den Rücken kehren, die Bilder an, über'm Rücken die Arme verschränkend).

Wolfgang. Ein schönes Vereintwirken! Jeder – der Begründer einer eigenen Schule! Ich glaube, sie gönnen sich einander kaum die Farbe, mit der sie malen!

Vierter Auftritt.

Gretel bringt auf einem runden Servierbrette zwei Flaschen Wein und fünf grüne Römergläser. Die Vorigen. Später Mack.

Gretel. Nun, da sind Sie ja! Ein schönes Kompliment vom Herrn und Frau Rat und sie schickten hier eine kleine Erfrischung für die Herren Malers – (sie stellt es hin und schenkt ein).

Alle Maler. Danke, Danke der Frau Gevatterin!

Wolfgang (bei Seite). Und alles meine Paten das! Wenn da der Genius ausbleibt, sind die Musen nicht schuld!

Frau Seekatz (bei Seite, Gretel beim Einschenken eifersüchtig betrachtend). Wie sich das Ding benimmt! Ordentlich kokett!

Gretel (präsentiert den Malern, die alle mit vielen Komplimenten zugreifen. Kommt zu Seekatz).

Seekatz (freundlich). Nun, Gretchen, aus so hübscher Hand –

Frau Seekatz (dazwischentretend und ihr das Brett wegnehmend). Nun. Gretchen, aus so langsamer Hand –

Gretel. Ach! Ach! Haben Sie keine Angst, Frau Seekatz, daß er mich in der Eile malen möchte! (Ab durch die Mitte.)

Alle (lachen).

Wolfgang. Meine Herren, das war ein allerliebster Stoff zu einem Genrebild!

Alle (lachend und erfreut über die Erquickung). Ja wohl! Ja wohl!

Wolfgang. Ein Maler, dem ein junges Mädchen einen Becher mit Wein kredenzt. Er betrachtet sie mit Kenneraugen. Seine Gattin tritt hinzu und verhindert, daß seine Phantasie nicht allzu lange beim Studium ihrer Schönheit verweilt!

Alle (lachend). Sehr gut! Sehr gut!

Frau Seekatz. Hören Sie, Musje Wolfgang – ich will Ihnen einmal etwas sagen. – Es ist schon stadtkundig geworden, was Sie für ein Früchtchen sind. Ihr Ruf ist bereits bis Darmstadt gedrungen! Pfui! Schämen Sie sich! – (Immer einschenkend.) Die Bilder meines Mannes sind nicht umsonst so gesucht. Man weiß, daß sein Stil tugendhaft ist.

Alle (lachen).

Frau Seekatz. Was? Hier in Frankfurt wird über die Tugend gelacht?

Wolfgang. Nur über ihre falsche Anwendung, liebe Tante! Ha! (Am Fenster.) Der Graf!

Alle (setzen die Gläser fort).

Wolfgang. Ich bitte, daß sich alles, was weiblich ist, jetzt aus diesem Zimmer entfernt.

Frau Seekatz. Des fehlte noch. Ich bleibe! Es werden hier Gegenstände besprochen werden, die meinem Mann schaden können –

Wolfgang. Liebe Tante, ich versichere Sie, der Graf ist ein Gegner der Frauen à l'excès! Bitte, – gehen Sie! (Er geht an die Tür.)

Frau Seekatz. A l'excès hin, à l'exces her – ich bleibe, bis der Kontrakt gemacht ist.

Wolfgang. Ich versichere Sie, der Graf und seine Umgebung sind misogyn in einem Grade – (Er öffnet die Tür. Man erblickt vor ihr Mack, der eben Greteln umarmt.)

Frau Seekatz. Was misogyn? Ha! (Über diesen Anblick halb ohnmächtig.) Welche schlüpfrigen Bilder und Szenen hier! Diese Gretel – das ist ja die reine Marketenderin! Und dort ein Bild, das sich sogar jeder näheren Betrachtung entzieht! Nein, das ist – zu – viel – für – eine – deutsche Frau! (Sie nahm ihr Taschentuch, ging an das verschlossene Porträt, hing das Tuch darüber; dann nimmt sie ihren Fächer, hält ihn so, daß sie ihr Antlitz hinter ihm versteckt und geht an Mack und Gretel, die auseinander gefahren sind, mit hohem Tugendstolz vorüber. Die Maler sehen verwundert auf das verhängte Bild.)

Fünfter Auftritt.

Thorane. Mack. Die Vorigen.

Thorane. Pardon, Madame! (Zur Frau Seekatz, mit der er im Eintreten karamboliert.)

Alle (verbeugen sich tief).

Thorane (vorn an der Tür). Es sein in dieser Hause so viele von Frauenzimmers! St. Jean, ik nikten kann sehen der Frauenzimmers! Warum so viele – hier – von – Frauenzimmers?

Mack. Exzellenz – (wischt sich noch den Mund).

Thorane. Wer ist gewesen der kleine dicke Frauenzimmers?

Wolfgang. Pardon, mon général! Madame Seekatz de Darmstadt.

Thorane. Die Frau von der arme Maler, die nikten will aben ein anderen Modell für die Phantasie von ihrer Mann, als sich allein? Oh, ces femmes! Monstres! – – Wer ist aber gewesen der andere Dame auf der Trepp –?

Mack. Das dienende Wesen?

Thorane. Nein, der schöne, junge Madame –

Mack. La maitresse de la maison!

Thorane. Der Mutter von meine junge Freunde! Brillante Augen, schöner Mund, wie, wie – comme des – wie heißen der Frucht?

Mack. Zwetschen?

Thorane. Cerises

Mack. Kirschen.

Thorane (seufzend). Zwetsken oder Kirsken – es ist egal – wenn sie sind in einem Garten, der nikt gehören uns! (Er kommt nun erst nach vorn, sieht die Maler, die sich immerfort verbeugen, nur flüchtig an, legt Hut und Handschuhe auf den Tisch links und erblickt das Bild). Mais – was aben Sie gemakt mit dieser Bild?

Wolfgang. Un mannequin, pour chasser les oiseaux.

Thorane. Für zu verjagen der kleine Vögel von diese Zwetsken? (Zu Wolfgang.) Ik hoffen, daß wird sein meine Wort mehr von Kraft, als diese Foulard de soie (nimmt es weg). Eh bien! Wer sein diese Herren? Des affaires? Des querelles?

Wolfgang. Es sind die gewünschten Maler von Frankfurt, Exzellenz.

Alle (verbeugen sich).

Thorane. Ah! soyez les bienvenues. Und der Claude Lorrain von Darmstadt, die brave Seekatze?

Seekatz (vorbeugt sich). Gehorsamst –

Thorane (gibt ihm die Hand). Monsieur! Sie sein sehr ein guter Maler, je vous assure – aber ein armer, unglücklicher Mann, daß Sie sein gezwungen, immer zu malen Ihre Frau.

Mack (ballt die Faust und droht in die Luft).

Seekatz. Der Friede des Hauses ist die Muse des deutschen Künstlers, Exzellenz!

Thorane. Der Friede – des Hauses – ist – der Muse des deutschen Künstlers? (Überlegt diese Antwort). Meine guter Mann! Diese Antwort maken schön alle Bilders von Ihre Frau . . . Wer sein die andere Herren?

Wolfgang (stellt Hirth vor). Dies, Exzellenz, ist Herr Hirth. Dieser Künstler ist am stärksten in Eichen- und Buchenwäldern, die er weniger mit Menschen als mit Vieh ausgezeichnet zu staffieren versteht. (Präsentiert im Menagerieton Trautmann.) Dies ist der Gevatter Trautmann, Frankfurts Rembrandt genannt, der Schrecken aller Gemäldesammler – denn seine Feuersbrünste und Scheunenhöfe mit Stalllaternenbeleuchtung im Stil der Nachahmungen Rembrandts verkaufen Spitzbuben für echte. (Präsentiert Schütz.) Dies ist Herr Schütz, ein besonders beliebter Künstler, sozusagen ein Modemaler. Dieser Appelles beschränkt sich ausschließlich auf den Rhein, dessen malerische Punkte er mit der größten Leichtigkeit abzulauschen versteht. Man bezahlt ihn gut. Besonders ist sein blauer Duft sehr angenehm. – Endlich, Herr Junker! Die Blumenstücke dieses Künstlers sind nach der Natur gemalt. Seine Kirschen ist man versucht zu essen und aus seinen Blumen möchte man Sträuße winden.

Thorane. Wollen Sie eine größere Lob? Eh bien! Meine Herren! Setzen wir uns! (Alle tun es zögernd.) Ik Ihnen werde sagen das, was ik will haben gemalt von Ihnen und will schicken in die schöne Provence, welke ist meine Vaterland. Aber daß Sie können maken selbst eine schöne Erfindung, ik Ihnen will erzählen aus meiner Leben, was ist nötig zu wissen für Sie.

Wolfgang (bei Seite) Vielleicht macht er Geständnisse. ohne zu wissen, wen sie verwunden werden.

Mack (bei Seite zu Wolfgang). Jetzt wird's malerisch. Treten Sie näher! Meinem Diktionär fehlen hier ein paar Seiten.

Thorane. Ik bin der Graf Edmond René de Thorane, geboren in Grasse, an der schönen See Mittellandischer. Ik mir haben gebaut eine Schloß, dikt an der Ufer von die Meer. Ik Ihnen das sage, damit Sie haben für Ihre Einbildungskraft die rekte nourriture –

Mack. Verpflegung –

Wolfgang. Nahrung –

Mack (bei Seite). La même chose! Wenn's nur was zu essen gibt.

Thorane. Nahrung! Denke Sie sik diese Schloß! Diese Meer! Diese blaue ciel!

Mack (zeigt nach oben).

Thorane. Himmel! Und diese melancholische Baumschlag! Diese Naktigall! Diese Saken alle – Sie nun wissen, wo ik will haben Bilders von Ihre Pinsel de Frankfort et de Darmstadt! Sie sollen maken, was Sie wollen, aber alle Tableaux dans un certain in eine gewisse Ton von Traurikkeit –

Mack (bei Seite). Nun kommt sie wieder!

Thorane. In eine Ton, wie ist geschrieben »La nouvelle Héloise« von Rousseau.

Mack (zieht sein Schnupftuch). Eine Räubergeschichte –

Thorane. Sie müssen, meine Herren, immer denken, diese Tableaux sollen betrakten eine Mann, der einst hat gehabt eine große Freude und der sie hat verloren, weil die Menschen sind sehr schlecht und die Welt ist sehr undankbar . . .

Seekatz (für sich, erstaunt). Das ist ja ein kurioser Heiliger!

Thorane. Und Sie müssen immer denken. daß die Kunst soll sein une consolation, ein Trost für der zerbroken Herz, un dernier rayon, dorant encore une fois la terre, quand le jour fuit . . . Meine junge Freund, sagen Sie auf der deutsche Diktkonst, was ik will aben für eine Charakter in diese Bilders –

Wolfgang. Exzellenz, diese gefühlvollen Maler verstehen Ihre Intentionen vollkommen, doch würden sie sich in ihrer Arbeit sehr gefördert sehen, wenn sie erfahren könnten, wie alle diese Schmerzen und Leiden auch äußerlich beschaffen sein sollen, ob drei oder fünf Fuß hoch, zehn oder zwölf Zoll lang und so weiter –

Alle Maler (geben Zeichen der Zustimmung). Gewiß – Allerdings – Halten zu Gnaden –

Thorane. Sie meinen der Quadratfuße und der Rahmen für all dieser Traurikkeiten? Maken Sie das in Ihrer Bequemlichkeit. Sie müssen sik unter sik reden ab und müssen sein dafür von künstlerischer Einikkeit – Harmonie –

Wolfgang. Exzellenz! Das ist sehr schwer! Denn es tut mir außerordentlich leid, Ihnen sagen zu müssen. daß diese vortrefflichen Männer, die ersten Künstler unserer Zeit, sämtlich untereinander wie die Spinnen leben –

Alle Maler (durcheinander und alle aufstehend). O, Musje Wolfgang – was sagen Sie – behüte –

Thorane (sitzend). Was ich höre? Sie nikt seien alle die Freund von einander? Mais mon Dieu! Meine Herren –

(zusammen und sich setzend):
Junker. Übertreibung!
Trautmann. Ein Irrtum!
Hirth. Mißverständnis!

Thorane. Nein, nein, ik sehe! Das alles ist wahr, was Sie wollen – cacher –

Mack. Einstecken –

Thorane. Diese kalten Herzen bei einer so warme Konst! Was dann ist das einzig Band unter der Menschen, sie zu vereinigen, als der Liebe für der Konst und der Schönheit! Ah! Ah! – Mais! Ik aben eine Idee. Sie mir sollen wieder werden Freunde durch der Konst! Sie sollen sagen, der Leutnant des Königs von Frankreich aben gemakt, zu geben uns freundschaftlich unsere Hand für der ganze Leben! Voilà (er zieht sein Portefeuille) hier sein eine Wechsel von tausend Dukaten, welche ik werde geben an die Bankierhaus von Metzler et Compagnie. Und wenn sie die Gemälde aben fertig, werden Sie sein baar bezahlt, ob ik bin in Frankfurt oder in Paris oder ik werde sein in meinem Schloß, an die Meer Mittellandischer. Mais – Sie sollen malen zehn Bilders, aber alle zusammen sollen Sie malen an die zehn Bilders zugleik! Der eine soll malen nur der Bäume und der andere soll malen nur der Wasser und der dritte soll malen nur der Menschen, und der vierte soll malen nur der Vieh, und Sie sollen sein gezwungen, zu spreken alle Tage miteinander und sik zu sehen an immer mit gute und freundlike Augen. Ik das will! Je le veux! In eine Zeit, wo die Völker sein in die blutige Kriege gegeneinander, sollen sein die Menschen gute Freunde durch der Konst. Die Könstler sollen sie geben eine schöne große Beispiel für der Könige auf der ganzen Welt, zu wissen, daß ist diese Erde bestimmt für den Glück und den Frieden und der Liebe der ganzen Menskeit. Und darum Sie sollen malen alle fünf immer zusammen an eine Bild, damit Sie können geben eine gute Beispiele, nikte nur für der Menschen, welche nur sie sehen an, um zu verbessern ihre Erz und ihre Empfindungen. Eh bien! Commencez, Messieurs! Soyez unis! (Legt einige Hände ineinander.) A l'ouvrage! C'est ma volonté! Adieu! (Ab.)

Die Maler stehen bestürzt und sehen sich an.)

Wolfgang (bei Seite.) Fünf versöhnte Pinsel!

Hirth. Das werden Tapeten, keine Bilder –

Schütz. Alle fünf an einem Bilde?

Wolfgang. Aber tausend Dukaten, meine Herren!

Seekatz (im Abgehen aller). Deponiert bei Metzler – Liebe Kollegen, teilen wir brüderlich und hören wir auf, aneinander zu mäkeln und uns gegenseitig zu reiben. Wir beraten unsere Pläne bei Freund Goethe. Die Frau Rat liefert den Kaffee dazu und der kleine Schlingel da hält uns durch seine Eulenspiegeleien – meine Frau in der Ferne; denn das mut' ich Ihnen nicht zu, daß wir die mit in unsern Akkord nehmen! (Sie lachen.) Der närrische Kauz da (zeigt Thorane nach) ist wert, daß wir ihm schon einen Gefallen tun.

Trautmann. Seekatz, Seekatz, wenn's die Winkelmaße nur erlauben! Schlagen wir ein! (Alle Maler ab durch die Mitte)

Wolfgang (nach der Tür Thoranes hin). »Je le veux! Je commande! (Nimmt die Stellung einer Statue an.) Auf diese Art könnt' ich mir denken, daß ich einst noch einmal ein Minister würde! – Das Feld ist rein – jetzt hilft nichts mehr – jetzt an das Bild! Er denkt vielleicht, er hat mein Herz erobert; er ahnt vielleicht, daß in meinem Innern tausend Stimmen für den närrischen Mann zu sprechen anfangen und ihn einen guten, edlen, herrlichen Menschen nennen – aber nein, keine Schwäche! Entsagen kann Freundschaft – aber die Liebe ist sich selbst am nächsten. (Er will eben an das Bild, als draußen in der Ferne ein Kanonenschuß fällt.) Was ist das? (Ein zweiter.) Das sind Kanonenschüsse. (Ein dritter.)

Sechster Auftritt.

Althof. Dann Mack und Thorane. Zuletzt eine Ordonnanz.

Althof (tritt rasch durch die Mitte ein, will rechts an das Zimmer, geht wegen der Schüsse erst noch einmal an das Fenster und trifft Wolfgang). Ah, mein Freund! Wenn Sie ein merkwürdiges Schauspiel erleben wollen – gehen Sie auf einen Kirchturm! Es wird eine Schlacht geliefert werden. (Will ab zu Thorane.)

(Mack öffnet, tritt heraus. – Thorane hinter ihm.)

Wolfgang. Eine Schlacht?

Althof. Mon général, les Prussiens!

Thorane. Der Preußen? En vérité? Seien Sie auk riktik avertiert?

Althof. Von Fulda herüber nähert sich die Armee des Herzogs von Braunschweig. Von den Türmen der Stadt kann man deutlich die Bewegungen des Feindes erkennen. Marschall Broglie hat Befehl gegeben, die Truppen von den umliegenden Dörfern zusammenzuziehen. Hören Sie? (Drei Kanonenschüsse.) Man alarmiert die Regimenter zu einem forcierten Marsch, um den Feind die Anlehnung an den Main abzuschneiden. Es kann zum Treffen kommen. Vielleicht in der Stadt – (Ordonnanz tritt ein. Sie übergibt eine Depesche an Thorane).

Thorane (erbricht sie). Vom Marschall Broglie! Der Vorposten von der Feind stehen schon bei Hanau. Eh bien, (zu Mack) mon épée . . . (Mack ab und kommt sogleich mit Pistolen und Degen zurück. Thorane blickt in die Depesche.) Der Marschall will liefern an den Herzog von Braunschweig eine Slakt. Ik werde kommandieren der Reserven. (Zur Ordonnanz.) Mon ami, les chevaus! (Ordonnanz ab.)

Althof. Ich begreife nicht die Eile des Herzogs von Braunschweig. Er hat die schlechtesten Truppen der preußischen Armee.

Wolfgang. Bitte, Sie scheinen nicht gut unterrichtet zu sein.

Thorane. Wer ist da? Der kleiner Spion noch! Allez-vous-en!

Wolfgang. Ich versichere Sie, die Truppen des Herzogs –

Thorane. Ik versichere Sie, daß ik kann sein sehr bös en matière der Politik. En avant! En avant! Marsch! Fort! (Wolfgang geht zögernd nach hinten. Mack equipiert Thorane.)(Kanonenschüsse.)

Thorane. St. Jean, du kannst bleiben in diese Haus –

Mack. Exzellenz, ich zu Hause? Point du tout! Mein Platz ist auf dem Felde der Ehre –

Thorane. Deine Ehre ist, gut zu waken über meine Appartements. Ik auf der Parade hab gehört so schlekte Rapports über der Bourgeoisie de Francfort, daß ik muß sein sehr à ma garde! Man hier will, daß wir sein geschlagen –

Wolfgang. Und das tüchtig!

Thorane. Wer sprikt? Quoi? Immer nok! Allez-vous-en! In Politik ik verstehen keinen Spaß –

Althof (mit einem Wink). Bitte! Gehen Sie! (Wolfgang geht nur zögernd in den Hintergrund.)

Mack. Aber Exzellenz ich sollte Sie verlassen –

Althof. Der Besitzer des Hauses wird wohl selbst die strengste Sorgfalt tragen.

Thorane. Ce propriétaire! Sie erinnern mich justement. Nikt einmal ik kenne dieser Mann und ik ab gehört von der Offiziers, die mir besuchen, daß er keinem gibt einen Gruß. Ik selbst nicht einmal weiß, wie er sieht aus!

Mack. Mittlere Statur, etwas breitschulterig, fünf Fuß sieben Zoll –

Thorane. C'est und infamie, zu haben dans sa maison le lieutenant du Roi und noch immer nikt zu maken sein compliment –

Althof. Die Bedienung scheint mir doch recht willig und aufmerksam –

Thorane. Le service est bon – aber ik will sehen den Maître de la maison (zornig) denn ik weiß, der ganze Stadt ist von einer so böse Geist, einer so méchante Antipathie gegen die Einquartierung, daß man hier kann aben der sizilianisch Vesperbrot –! (Klingelt heftig.)

Wolfgang. Me voilà mon général!

Thorane. Noken immer? Jeune homme! Sagen Sie Herrn Ihrem Vater, er soll kommen sur le champ in diese Zimmer, zu maken die Honneurs du propriétaire oder iken sein sehr –

Mack. Rabiat! Dies soll gesagt werden. Entendez-vous?

Wolfgang. Wenn ich vielleicht meine Mutter schickte –

Mack (bei Seite). Unglücklicher! Schweigen Sie!

Thorane. Ihre – Vater! . . . Allez-vous-en!

(Wolfgang geht endlich ab.)

Thorane. Ik sein sehr eine gute Mann – aber ce que s'attache à l'honneur de la France et de mon roi – ik werde zeigen dieser dumme diables allemands, daß sie könne sagen von großer Ehre, wenn sie haben en visite les Français.

Mack. Die Visite des Prussiens wird auch keine von umsonst sein!

Thorane. Wenn sie werden haben die visite des Prussiens, werden sie sein erstaunt zu sehen, wer haben mehr von Delikatesse, les Français ou les Prussiens.

Althof. Die Unabhängigkeit von beiden Parteien wäre diesen kleingeistigen Bürgern jedenfalls das Liebste.

Thorane. Und weil sie haben keine Partei, müssen sie sein gestraft von alle Parteien. Die Offiziers sich beklagen über die unhöflike Geist von dieser Bourgeoisie de Francfort, sie aben all' der Gesinnung de la Prusse, und (geht im Zimmer auf und ab) maken der Complots – Verschwörungen – o, sie wollen uns werfen hinaus aus der Stadt, aber le Lieutenant du Roi werden, um uns zu machen sicher den Rücken, geben ein Beispiel – (Es klopft). Entrez!

Siebenter Auftritt.

Rat Goethe. Die Vorigen.

Rat (tritt ruhig ein und verbeugt sich mäßig).

Thorane. Vous êtes le bourgeois?

Rat. Le propriétaire de la maison.

Thorane. Ik verlasse für einige Zeit dies Haus, aber diese Haus bleiben die meinige! Warum Sie sein noch nikt gekommen, um zu erfüllen der Pflikten der Wohlanständigkeit?

Rat. Meine Übung in der französischen Sprache ist nicht geläufig genug.

Thorane. Sie aber müssen haben gehört von Herrn Ihrem Sohn, daß ik spreken der deutsche Sprake à perfection.

Rat. Ich glaubte, Sie nur mit meinem Besuche zu belästigen.

Thorane. Ik lieben zu spreken Ihre Sprake, wenn ik habe Vergnügen; aber Sie maken mir keine Vergnügen, wenn Sie negligir' der Aktong für der Nation, que j'ai l'honneur de représenter.

Rat. Ich glaubte, der fremde Krieger sucht gute Bewirtung und tröstet sich, wenn er dabei die Mienen des Wirtes nicht sieht. Ich hielt es für besser, Ihnen den Anblick der meinigen zu ersparen.

Mack (bei Seite). Für Belagerungszustand spricht der Mann sehr frei.

Thorane. Geben ik Ursake, mir zu maken eine Miene, die nikt ist gut? Es ist wahr, Sie haben geteilt mit mir Ihre Haus, es ist wahr, daß meine Amt als Gouverneur der Stadt rufen viele Menschen in diese Zimmers, aber der Mann von hospitalité kommen entgegen der fremde Soldat mit Liebe und freundliche compliments.

Rat. Um zu heucheln ist der Deutsche zu ehrlich.

Thorane. Oder Sie sollen sagen. zu slekt erzogen. Oft ist es notwendig in der Leben, zu zeigen eine Gesichte, welche man nikt hat.

Rat. Ich verstehe diese Kunst nicht.

Thorane. Für was Sie Sich beklagen? Es ist jetzt die Krieg! Heute kommen die Soldaten mit die blaue Rock und morgen kommen die Soldaten mit die rote Rock. C'est toujours la même chose.

Mack. Ein Aufwaschens.

Rat. Der Franzose, der so ehrgeizig auf sein Vaterland ist, scheint zu vergessen, daß auch der Deutsche ein Vaterland besitzt.

Thorane. Vaterlande! O, eine schöne Name! Aber die Vaterlande, das ist der Sprake und der gute Sitten von einer Land. Die Politik nicht immer kennt eine Vaterlande. Der Politik und der Glück des Krieges schneidet der Vaterlande mitten durch die Karte von Land –

Rat. Und mitten durchs Herz.

Thorane. Aben der Frédéric de Potsdam eine Vaterlande, der Erzog Karl von der Solitüde in Stuttgart eine Vaterlande? Sie schneiden durk der deutsche Herz mitten durk, und ik kenne wohl eine deutsche Sprake, die sehr schön ist zu spreken aus und zu hören an, aber ik kenne keine deutsche Vaterlande.

Rat. Die Kriege, die Deutschland zerreißen, sind traurig genug. Doch die Wunden werden heilen, die Feinde werden sich versöhnen, nur vor einem möge der Genius unsers Volkes bewahrt bleiben, vor der Hilfe der Fremden – der Einmischung der Franzosen.

Thorane. Eh bien, Monsieur, sagen Sie mir, wer aben gerufen der Engländers auf die deutsche Boden? Die Prussiens. Wer aben gerufen der Schweden und der Russen und der Franzosen auf der deutsche Boden? Les Autrichiens. Mein Herr, die Deutschen aben einen schönen Land, aber ihre Politik ist eine erbärmliche Politik, und weil sie gerufen aben der Franzosen für zu bekämpfen den Könik von Preußen, so wollen wir auk sein aufgenommen wie der gute Freund und verlangen wir all der égards, die man ist schuldig meinem Volk, das ist gerufen von dem Kaiser selbst, c'est-à-dire de l'empereur de l'Allemagne. Comprenez-vous?

Mack. Haben Sie verstanden?

Rat (sieht Mack verächtlich an). Wer spricht da?

Althof (vermittelnd). Sie sollten es vermeiden, Herr Rat, die reizbaren Saiten der Nationalgefühle zu berühren.

Rat. Das muß ich aus dem Munde von Deutschen hören? Aus dem Munde jener schimpflichen Elsässer, die, weit entfernt, ihre Trennung von der gemeinsamen Muttererde zu beklagen und still ihr Unglück zu ertragen, noch die Affen der Franzosen sind und sich wechselseitig überbieten, ihre deutsche Natur zu verbergen, um ja recht zu tun, als wenn ihnen angeboren wäre, was sie sklavisch ihren Gebietern nachahmen!

Thorane (in Wut). Monsieur!

Althof (tritt erschrocken auf Thoranes Seite, um ihn zurückzuhalten).

Thorane. Monsieur! Sie aben eine Frau, die ik akte sehr – Sie aben einen Sohn, den ik lieben sehr – aber – je vous donne ma parole d'honneur – ik abe große Lust, Sie zu lassen züchtigen für Ihre böse Wort . . .

Rat. Ich rede frei, weil ich mich in meinen eigenen vier Wänden befinde – das ist deutsches Hausrecht.

Thorane. Diese Appartements sein die meine –

Rat. Herr?

Thorane. Diese Stadt Frankfurt haben aufgehört zu sein eine Stadt ohne einen Souverän. Dieser Souverän ist der König von Frankreich –

Rat. Wie? So weit – ginge der schimpfliche Verrat?

Thorane. Ik hören die Ankunft von meine Offiziers – Wenn ik Sie laß jetzt arretier vor der ganze Corps de généralité –

Rat. So werd' ich wiederholen, was ich Ihnen allein gesagt habe –

Thorane. Ik aben gedakt, Sie sein eine Mann, der kennt der Geschikte und haben der Philosophie zu sein ein Kosmopolit, ein Mann ohne der Vorurteile d'une éducation négligée. Ik aben geglaubt, Sie wissen, daß ist Frankreich immer gerufen von diese erbärmliken Electeurs –

Mack. Auswähler!

Althof. Kurfürsten!

Thorane (heftig). Kurfürsten von die Deutschland! (Mack verwundert sich.) Der Kurfürsten aben gesagt zu Richelieu und Mazarin: Gebt ihr mich Geld, zu maken große Parad' in meine kleine Résidence und ik werd' euch geben intrigues und querelles in der deutsche Vaterland! Und Richelieu und Mazarin sie haben gesagt: Voilà l'argent! Und der Kurfürsten haben dafür gemakt alle slekte Streiche für zu erniedrigen la maison de l'Autriche und der Einigkeit von Ihre deutsche Vaterland.

Rat. Diese Zeiten sollten vorüber sein. Die Ohnmacht des deutschen Reiches wird enden. Hat die Kaiserkrone keinen Glanz mehr, so ist Friedrich von Preußen erstanden und kämpft glorreiche Schlachten für den deutschen Namen. Wir werden eine Einheit finden durch uns selbst, nicht durch die Einmischung der Franzosen.

Thorane. Und dennoch haben uns gerufen der deutsche Kurfürsten. Das ist der Mandat, den wir werden zeigen an bayonnettes de la Prusse.

Rat. Und wie bei Roßbach werden die Bajonnette die Antwort geben.

(In der Ferne ertönt ein vollstimmiger Marsch von Trompeten, der immer fortdauert bis zu Wolfgangs Eintritt.)

Thorane (im äußersten Zorn). Bei Roßbak? – Ah, on – nous – appelle – à la bataille. Glauben Sie, slekte Bürger von dieser kleine Stadt Frankfurt, daß diese eldenmütige Orkester, welche Sie hören blasen dieser Gesänge für der Schlacht, uns sollen rufen an eine zweite Roßbak?

Rat. Ich kann nicht in die Zukunft sehen, ich kann nur sagen, was ich wünsche.

Thorane. Was Sie wünschen? Und ik will hoffen. daß es ist Ihre Wunsch, diese Generalmarsch uns soll blasen zu einer ruhmvollen Victoire über den Erzog Ferdinand de Brunswic. N'est-ce pas?

Rat. Ich wünsche, es ist der Generalmarsch, mit dem ihr alle zum – Teufel fahrt! (Will ab. Die Tür geht auf.)

Achter Auftritt.

Mit lärmenden Säbeln und in rascher Bewegung tritt die französische Generalität ein. Rat (fährt zurück). Die Vorigen. Dann Frau Rat. Mittler. Gretel. Zuletzt Wolfgang.

Thorane. Halte là! Au nom du Roi! Ce Monsieur est votre prisonnier!

Rat. Wie?

Thorane. Ik diese Mann lasse stellen vor die Kriegsgericht! Eine Verräter an die Ehre der französischen Nation! Lassen Sie ihn gefangen nehmen! (Offiziere dringen auf den Rat ein.)

Frau Rat (stürzt vor). Um Gottes willen! Was geht hier vor?

Rat. Wie du siehst! Gefangen im eigenen Hause –

Thorane. Madame, Ihre Mann aben verdient eine Kugel vor die Kopf!

Frau Rat. Ha!

Mack (zugleich, zur Frau Rat). Gehen Sie – Sie machen's Übel noch ärger –

Mittler (kommt hervor). Allerdurchlauchtigster – großmächtigster –

Thorane (zugleich, zu Althof). Sie geben der Befehle, daß wird geführt dieser Mann auf der Konstablerwake.

Rat. Erschießen Sie mich jetzt! (Bitter.) Nach der Bataille werden Sie keine Zeit mehr dazu haben.

Thorane. Weil Sie glauben, daß wir werden sein auf der Flukt! O, Sie sollen erfahren, daß wir noch werden haben genug von Makt, um zu strafen die Verräter von Frankreik. Madame, diese Haus bleiben in ihrer Garde!

Gretel. Gnade! Gnade! Mack, so sprech doch Er ein Wort. Er ist ja schuld an der ganzen Einquartierung.

Mack. Wer ist Sie? Ich kenne Sie nicht.

Gretel (zu Thorane, will knieen). Herr Leutnant!

Rat (reißt sie zurück). Keine Erniedrigung! Noch wird man ungestraft keinem Bürger dieser Stadt die Freiheit und das Leben nehmen.

Thorane. Sie sehen. Madame, welches ist der Alsstarrikkeit von dieser onwürdige Mann! Aber ik geben Ihnen mein Wort, ik bin in meiner nationale Stolz ein Tyrann und ik schwöre Ihnen –

Offiziere (wollen ihre Degen ziehen). Tuez le! (Die Frauen schreien auf.)

Wolfgang (tritt ein und drängt sich dazwischen). Was geschieht hier? Vater! Graf . . . Ist es möglich? Meinen Vater töten – ihn – auch nur gefangen nehmen!

Thorane (zu den Offizieren). Dans la bataille! Suivez moi!

Wolfgang. Nein, nein, nicht so! Nicht so. Graf! Den Wirt Eures Hauses über die Straße führen wie einen Verbrecher zum Schimpf der ganzen Stadt – Unmöglich!

Thorane. Vergebens! Gehen Sie! En avant!

Wolfgang. Er ist frei?

Thorane. Gefangen. Adieu!

Wolfgang. Thorane!

Thorane (bleibt stehen). Que me veux-tu?

Wolfgang (hält ihn zurück, sieht ihn schmeichlerisch an und spricht halblaut und zart).

      Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlingsgötter
Tändelnd auf ein luftig Band.

Thorane (wendet sich ab).

Wolfgang (fährt schmeichelnd fort).

               Zephyr, nimm's auf deine Flügel,
Schling's um meiner Liebsten Kleid,
Und so tritt sie vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit.

Sieht mit Rosen sich umgeben,
Selbst wie eine Rose jung,
Einen Blick –

Thorane (fällt leise und still für sich ein):

.   .   .   .   geliebte Leben.
Und ik bin belohnt genung!

Wolfgang:

           Fühle, was dies Herz empfindet,
Reiche frei mir deine Hand,
Und das Band, das uns verbindet,
Ist kein schwaches Rosenband!

Thorane (nach einer Pause). Madame! . . . . (Besinnt sich.) Monsieur! Ik aben zu viel von Aktong für Madame votre épouse und zu viel von Zärtlichkeit für Monsieur votre fils, um Sie zu strafen schon vor der Bataille. Der König von Frankreik aben mir gegeben in unserer Armee der Jurisdiktion . . . et – ik lieben der Gerektikkeit. Ik werde strafen Ihre Verbreken, wenn ik werde sein zurück aus der Bataille. Geben Sie mir Ihre parole d'honneur, daß Sie wollen bleiben in dieser Stadt freiwillik als Gefangener des König von Frankreik bis zu unserer Zurückkonft?

Rat. Ich – gebe – es.

Thorane. Eh bien! En avant, mes camarades! (Rasch ab.)

Offiziere (folgen alle).

Mittler. Der Tausend! Wodurch haben Sie das zu Wege gebracht, Musje Wolfgang?

Wolfgang. Durch den Zauber, der alle Nationen verbindet –

Frau Rat (umarmt und küßt ihn). Mein herrlicher Sohn! Durch die Poesie!

(Der Vorhang fällt.)


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