Andreas Gryphius
Verlibtes Gespenste & Die gelibte Dornrose
Andreas Gryphius

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Tantz der Geister.

Tantz der Liben.

Reyen der Verlibten welche in dem Gesang-Spiel auffgezogen / und Reyen der Bauren / die in dem untergemischten Schertz-Spil erschienen.

1. Reyen.
        Komm Hymen, Hymen komm / das grosse Sonnen-Licht
Weicht deiner Fackeln Glantz.
Diane selbst verdeckt ihr schamhaft Angesicht
Mit einem Lilien-Krantz.
2. Reyen der Bauren.
Komm / Braut-Gott! komm zu uns / las grosser Häuser Pracht.
Bey einer dunckeln Glutt
Schertzt sichs nicht minder wol / man libt / man ruft / man lacht
Mit unverfälschtem Mutt!
1. Reyen.
Komm Hymen! und erfrew was sich dir einig gibt /
Weih unser Eh-Bett ein.
Du bists durch den man recht und ewig standhaft libt /
Du trotzest Tod und Pein.
2. Reyen.
Komm Braut-Gott / komm zu uns die wir ohn alle List /
Vnd weit-gesuchte Lust /
Dir opffern wormit du leicht zu versöhnen bist;
Das innerst unsrer Brust.
1. Reyen.
Komm Hymen, sonder dich bricht Zepter / Stab / und Thron /
Du stützest Reich und Land.
Du schenckst der Fürsten Haupt die herzlichst Ehren-Kron:
Der Ewigkeiten Pfand.
2. Reyen.
Was Zepter / Flegel / Karst / und Gabel / Eeg' und Pflug /
Sind Braut-Gott dir vertraut.
Wo sich kein Libes-Paar durch deine Gunst vertrug;
Ward auch kein Land gebaut.
1. Reyen.
Wie würde sonder dich die Welt so einsam stehn /
Es würde Statt und Kunst /
Vnd was man schätzt in nichts und erste Nacht vergehn /
Als Schatten / Wind und Dunst.
2. Reyen.
Wie würde sonder dich das Feld voll Hecken stehn /
Ja unser Feld-Baw-Kunst
Die würd (und stracks mit ihr die Welt) in nichts vergehn /
Als Nebel / Taw und Dunst.
Beyde Reyen zusammen.
Komm Braut-Gott komm / du must uns all erquicken /
Komm Braut- Gott komm / du must uns beyd' anblicken.
Weil nichts was hoch ohn nidrige kan stehn
Weil nidrig ohn die hohen doch vergehn:
So komm und schütt auff beyder Hütt und Hauß
Dein edle Krafft und reichen Segen aus.
Hymen.
Vmbgeben mit vier liben. Welche
Brautfackeln tragen.
          O Selig / wer durch keusches Liben
Jn unverfälschter Trew entglimmt /
Ob schon die Wolcken sich betrüben /
Ob schon der Wetter Zorn ergrimmt;
Doch darff kein Sturm sich an ihn machen /
Er kan der Zeiten Trotz verlachen.
O Selig die durch mich verbunden
Weit von der schnöden Wollust flihn.
Die in dem Garten sich befunden:
Jn dem die Tugenden auffblühn /
Sie / (wenn gleich andre zagen werden)
Sind in dem Himmel auff der Erden.
Glück zu / du Licht der Pfaltz / du Sonne
Die du Piastus Stamm auffgehst /
Vnd nun sich Phoebus neigt / mit Wonne
Den hochgewüntschten Lauff erhöhst /
Wie raw und lang hat es gewittert
Wie ward der Briger Hauß erschittert.
Doch nun du komst / O Ruhm der Zeiten /
Zeucht Ruh' und Wollust mit dir ein
Holdinnen stehn umb deine Seiten:
Vnd Segen wil Geferte seyn.
Jch bin bemüht den Weg zu zihren
Vnd dich ins Braut-Bett einzuführen.
Georg eröffne Hertz und Schlösser /
Fürst / ob dem Zeit und Nach-Welt starrt.
Schaw Fürst / der Himmel meynt es besser /
Du hast nach Angst / den Trost erhart.
Gepaarte Götter dieser Erden /
Wer kan euch vorgezogen werden.
Lebt ewig / lebt und wachst und blühet /
Piastus Stamm-Baum sproß und grün':
Biß sich die Ewigkeit bemühet /
Den Lauff der Zeiten einzuzihn.
Vnd euch auff höhern Thron erhebe
Piastus Hauß blüh / wachs und lebe.
Beyde Reyen zusammen.
Charlotte leb / O leb /
Der milde Himmel geb /
Was Eur Geschlecht erheb.
Vnd kröne die Verlibten Sorgen /
Mit viel Charlotten und Georgen.

Ende.


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