Andreas Gryphius
Verlibtes Gespenste & Die gelibte Dornrose
Andreas Gryphius

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Greger Kornblume / und Fraw Salome.

Kornblume. Jch ho olles versucht / ich richte aber nischte aus / daß is noch mey Glücke / doß ich Durnrusen ze Hülffe kam as se Matz Aschewedel wagfähren wulde. Wen ich nich gethon hette: se wärß dosmoll gesungen gwast. Ja se wor su verloren asse a Lamb doß der Wulff derwuscht hott. Siß aber gutt doß en de Nuckbern beem Kuppe krigt han / unde iche dencke a warde se Rächt drüm ausstihn müssen. Jche wil a mohl für de lange weele ze Mütter Salmen gihn / unde will üm Roth froyn / woß ich machen soll / denne vu meeme Vetter ho ich müssen stertzen s schad aber nischte. Jch war wull Herberge krigen / se froyt sich ock wu ich meeme Kiuh hinthun saul.

Salome. Ja / war sich nich a wing e de Walt schicken kan / dar stirbt und vertirbt / ma mus itzunder uff se Vurtel sahn. S gibt eme nimand nischte ümsist. Sis olles blutt theür. De Contribulation mus fallen / me hots oder hots nich. Drüm kan mirs nimand verargen / wen ich mer an Haller nicht lusse aus der Hand gihn. O Jch bin in sittner Gruß-achtberkeet in unsem Durffe / doß de Nuckbern gleeben / ich künne müh / asse drithalbe schillge Duckter. Jche kon en wund sägen. Jche kon Kroittig lassen / ich lusse das Sib loffen / ich kon Wachs gissen / iche kon de Leute massen. Jche kon S' feur versprechen. Ya noch vil Dinges müh / doß nich ollen ze soin tog / S' seen er wul die de sprächen / iche wer gor enne büle weesse. Se thun mer ober unrächt / unde wem schods / wen ichs gleich wäre. Wahn kümmerts / wen ich e wing weis hexen könte! Thu ich doch nischte büses. Jch halffe allen Leüten und brauche lotter schine Gebahteln derzu. Nu doß giht uff gut Glücke. Jch muß sahn ob ich hoite wos derwischen kan.

Kornbl. Dau kümmt Mutter Salme. Jch mus se ohn reden / ih se wäg giht.

Salme stellt sich als ob sie betete.
Gott grüsse dich du schüne libe Sunne! Och / du bist meeß Hartzen wunne! Och / beschere uns a gutt Wätter: dos der Flachs nicht vertiubt / se fren sich de Städter.

Kornbl. Gott ga euch Glücke Frau Solme.

Salome. Och Hax / fax / max stracks unde backs / e neugeleer Ee / unde jung BineWachs / fünff Still vum Raittige / vum Lobfrosche dos Faall / seen gut / seen gut widers Kalde / unde ßgrüne unde ßgall.

Kornbl. Gott ga euch Glück Fro Solme / hört er nich wull.

Salome. Dar Engel Vrhel bliß in sey Hurn / ha pfiff / ha stürmte mit grussem Zurn / do zanten de Tannen / de zanten de Echen / Swasser bette eine mügen die Knie errechen.

Kornbl. Gott ga ech Glücke zum dritten mohl.

Salome. Och Gott dancke ich libes Kind. Gott verzeihs ich / ihr stüret mich in meime Gebate.

Kornblume. Jch halde er hot de Gebatteln olle in der Schnure.

Salome. Wos de kranckt / heest de mich ene alde Hure? do sol der Toifel derfür s licht halden. Liber Gott wos der labt me nicht uff seene alde Tage?

Kornbl. Ey ney doch Frau Solme / ich soyte er hett de Gebate olle an der Schnure.

Salome. Ja / doß is an ander Ding! Sich libes Kind / halt mers ok ze gutte / alde Leutte behüren unde besaen sech nicht raicht. Wos wellt er den / oder wu tret ich der Waig hi?

Kornbl. Jch wulde ok su a wing mit ech reden! Saht de gantze Walt helt oich für anne verständige kluge Fro. Drüm beweest nu eure Kunst. Jch ha zwee gar schwere Anligen. Jungfer Durnruse acht menner nicht vill / ich ober ihr gor sihre. Vnd doß iß doß irste. Den dernoch han mey Vetter unde ihr Nanne Händel. Doß hingert mich nicht wing / unde ich wulde vor (asse enander schlugen: unde ausmachten / doß se nicht e Hund durch en löcherichten Zaun ohngesahn hette) Fride machen / Ja do ging mers / do ging mers / S ging mer wiß ollen Fridemachern pflaet. Jch ha die grüste Schandflecke / Vffzüge / Stanck unde Vndanck dervon. Mey Vetter hot mich aussem Hause gejoith / mit samt der Kuh / die e mer frey hilt / Nu acht ich sen für mich su grus nicht / ich warde ju ern wu unterkummen. S' iß mir ok üm de Kiuh. Wen die mer hunger stirbt: se is e verturben ding! doß iß doß ander. Wos roth nu zu der Sache?

Salome. O libes Kind / ich hüre nicht wul / O siß a elende Ding üm e alt Weeb.

Kornblume schreyet sehr laut.
Wos Roth ze Durnrusen unde zer Kiuh?

Salome. Sis mer e Fluß fürs Vhre gefallen. Jch hüre stock steen nischte.

Kornblume noch lauter.
Wos Roth zer Durnrusen und zer Kuh.

Salome. Sis heüte gor a unglücksaliger Tag iche kon ech nischte verstihn.

Kornblume abwerts.
Ja ich verstih dich wul du altde Vettel.
Zu der Salme.
Siß mir leed Mutter Salme / doß er heütte nischte hüren künt. Jch wars ech weesen müssen / saht hie hat er en alden Tholer mit em Kütschelpeltze. Doß iß Silber unde een Vngrischen Gülden dan de Raben gefressen hotten / doß iß Gold saht ers wull? Setzt de Prillen uff de Nose.

Salome. O ja / ja / hartzes libes Kind! ja! ja! ich sahs /unde wen me Gold oder Silber uff de Pulßoder leet: se hüret men och / soit er mer nicht vun Durnrusen unde vu der Kuhe?

Kornbl. Vu Durnrusen ze irste / unde vu der Kuh ze letzte.

Salme. Ja / de Kuh kon ober nich reden. Drum müssen wer ze irste dervon handeln / das se nicht ümkümmt.

Kornbl. Nu / meent holben! doß beste uff de letzte / wos soit er den zer Kiuh?

Salome. Je wos sol ich vil soyn / isse trächtig oder gelde?

Kornbl. O wos dan geyer verstih ich mich auff dos Ding. Jch bi e Jung Geselle / ich wees vil wie sichs mitte drehet.

Salome. O libes Kind! de bist noch nich vil in der Wält rüm geloffen! Nu sich / ich meene es troilich mit der. Kanste de Kuh sist unterbringen / se luß ichs wul geschahn. Wen dech ober dünckt dos anders nicht seen kon / Se wil ichse zu mer nahmen. Ober doch!

Kornbl. Ja: wos soll ich Krippegeld dervon gahn!

Salme. Krippegeld! doß ho ich me labtige nich gehurt.

Kornbl. Je de Stadter sprächen ju / wen unser inner bey ihn isst: gaht mer Tisch Geld! Nu assen de Kühe ju nicht uffm Tische / ok os der Krippe / drüm war ech euch wul müssen Krippegeld gahn.

Salme. Sis wohrhafftig wohr / de Walt wird vu tage zu tage klüger / Nu wos walt er mer den gahn?

Kornbl. Was wes ech? ich war ech eure Side und Graß und Haber unde Stru nich schätzen! Machts redlich! Jch will ech de holbe Landsknaicht Portion gahn / su vil aß se uff e holb Pfard krigen / daß er saht dos ich kee Knauser oder Gniskes bin / unde dos ümme innes andermols willen.

Salome. Ja / aber den Geniß vu der Kiuh dinge ich mer aus / und och Skalb / wu se kalbet.

Kornbl. Se war ich nicht vil behalden / ober hulls der Geyer / frist der Tud de Kuh / se iß dos Kalb der Hunde / Nu ze Durnrusen.

Salme. Hartzes libes Kind / ich ho gestern in da Monden gesahn. Jch muß dirs ok uffrichtig sayn / mich jummert denner / Durnruse hält dich ok zum Narren.

Kornbl. Doß wer der hänger unde nischte guts!

Salme. Nu: de Zeet wirds gahn!

Kornbl. Je selde a su e Vntreu / Gottluse Hartze / in dam Libe Mensche stecken?

Salme. Jhr wards wull derfahren / ich soy daste winger. Lust mich de Hand sahn / wen seed er jung wurden / ze Tage oder ze Nachte!

Kornbl. Jch wees salber nich. Meene Mütter hot uffte gesait / S' wär am Wulpurgs Obende geschan / wen de Püleweesen os fahren unde de Hanne hotten grode gekreet: aber de Sunne wor noch nicht auffgegangen gewast.

Salome. Se wirds wull in der Nacht geschahn seen.

Kornblume abwerts.
Hürt ok / wie wul wiß' s' es.

Salome. Nu / gib mer de lincke Hand. O hartzes Kind / du krigst Durnrusen nicht.

Kornbl. Je se hot mers ju zugesait!

Salme. Se geheit dich in de Zehne ney!

Kurnbl. Siß unmenschlich unde unmüglich.

Salome. Sich / ich wil wul mit Durnrusen reden / aber di wirst wul sahn / swird nischte draus warden / du wirst a hübsch betagt alt Weeb freen (wie iche bin) unde die de hübsche Haller hot. Jche ho a Kasenappel vul alde Thaler / unde an Watschgen mit sächs Fächern. S' seen a paar Duppel-Duckoten drinne / unde a Hauffen alde schlimme Häller. O ich ho noch mih Ding doß ich nicht alles say.

Kornbl. Mutter Salme / ich halde der Kupp stiht ich nicht raicht.

Salme. Och hartzes Kind / sich de bist noch a junger Rützel drüm dorfste a verständig Weeb / die der doß denige hübsch ze rothe hilde. Vnde Durnruse iß anne junge Waschgütte. Se wer der su vil nütze assem Farckel de Mütze. Drum fulge gudem Rohte / weil noch zeet ze rothen / ih du ßkrimmen in Nacken und ich wiß nicht wuhin krigest.

Kornbl. Mutter Salme / euch treumet bee hellem lichten Tage.

Salme. De kanst bey mir ze enem gedignen Manne werden / und och ältester / unde mit der Zeet wul gar Scholtze.

Kornbl. O Mutter Salme / sayt ok vu Durnrusen.

Salme. Je nu / ich wil wul mit er reden / de wirst ober sahn swird nischte draus warden. Wen se dich aber nicht hon wil: wilst de mich den nahmen?

Kornbl. S' iß denne noch ümme a bedencken ze thun.

Salme. Nu zu gesaytt.

Kornbl. Jch say / s' iß denne noch ümb e Bedencken ze thun.

Salme. Nu zugesayt.

Kornbl. Je wen mich Durnruse ja gor nicht hon welde: se wers noch ümme Bedencken ze thun.

Salme. Da Duckoten und da Thaler behalt ich ja.

Kornbl. Ja wen er ober vu Durnrusen gude Zeitige bringet: se gah ich euch noch zweene derzu.

Salme. O libes Kind / halts Gäld ze rothe / de Haller seen seltzem / wen wer besammen warn laben / se hon mer a Ageld ze enem Paurhofe.

Kornbl. S iß noch üm a Bedencken ze thun.


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