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Sechstes Kapitel.
Aus Fridas Tagebuch.

An Bord des Dampfers »Chattahoochee«, 17. Juli.

Obgleich noch immer von furchtbarer Angst gequält und niedergedrückt, habe ich den Wunsch, in diesem ersten Augenblick der Ruhe die seltsamen Begebenheiten, die sich seit jenem denkwürdigen Abend in Princes Gate zugetragen haben, klar und ausführlich aufzuzeichnen. Seitdem war ich in einem unaufhörlichen Wirbel, aber ich habe nichts vergessen; jede Handlung, jeder Gedanke ist unauslöschlich in mein Gedächtnis eingegraben von dem Augenblick an, wo mir der Verlust, den ich erlitten habe, klar wurde.

Vergessen! Niemals werde ich den Nachmittag vergessen, wo mir der amerikanische Detektiv die Nachricht überbrachte. Was für ein seltsamer Mensch er war! Keine Spur von einem Gentleman, obgleich er sich die größte Mühe gab, wie einer auszusehen; aber er war mit übertriebener Eleganz gekleidet und sprach mit einer Stimme, die den Ton der vornehmen Gesellschaft nachzuahmen suchte, jedoch weder seine Yankeebetonung verbergen, noch seine schrecklichen Amerikanismen abschwächen konnte. Jetzt weiß ich, daß der arme Mann es ehrlich meinte und bieder war, aber zuerst vermochte ich meinen Widerwillen schlechterdings nicht zu überwinden. So kam es, daß ich, als wir jenes Haus erreichten und nicht das Geringste fanden, zu der festen Ueberzeugung kam, er sei ein Erzschwindler. Nichts von dem, was er vorausgesagt hatte, bestätigte sich. »Sein Junge stehe Wache,« aber keine Spur von einem Jungen war zu sehen. Er wußte ganz bestimmt, daß es das Haus sei, in das Willie geschleppt worden war, doch als die Polizei eindrang, wurde kein Willie Wood gefunden.

Die ganze Geschichte war blauer Dunst, davon war ich fest überzeugt, und dieser Ueberzeugung verlieh ich auch Ausdruck, aber nur, um es gleich hinterher zu bereuen. Ganz und gar konnte es doch nicht Schwindel sein, denn Roy hatte seinen Herrn wirklich in dem Keller gewittert, und ich hätte wissen sollen, daß der Instinkt eines Hundes niemals trügt.

Aber ich war Mr. Snuyzer gegenüber sehr kurz angebunden und trennte mich im Zorn von ihm. Natürlich war das ein Fehler. Da er der einzige Mensch war, der überhaupt eine wenn auch noch so unsichere Spur hatte, mochte sie nun falsch oder richtig sein, so konnte er mir behilflich sein, und dieser möglichen Hilfe hatte ich mich durch meine Uebereilung beraubt.

Das war auch die Ansicht des guten alten Sir Charles Collingham und des Oberst Bannister, eines großen Tiers von einem hohen Beamten, den der General mit nach Hill Street brachte. Als ich ins Zimmer trat, berieten sie mit Mutter, die alles von ihnen erfahren hatte. Sie war in einem ziemlich schlappen Zustand, die liebe Mutter, und es war ihr nicht gelungen, die Sachlage zu verstehen, so daß sie außer stande war, etwas zu sagen oder vorzuschlagen. Der Oberst, ein ziemlich unfreundlich aussehender Mann mittleren Alters mit gerade geschnittenem kurzen Backenbarte und einem borstigen grauen Schnurrbart, machte mir schwere Vorwürfe, daß ich den Amerikaner hatte entschlüpfen lassen, und ich würde mich durch seinen Ton verletzt gefühlt haben, wenn ich nicht gewußt hätte, daß ich im Unrecht war.

»Nach dem, was Sie uns mitgeteilt haben, hat er ohne Zweifel gestern mit Kapitän Wood in Verbindung gestanden, und wenn wir ihn jetzt zur Hand hätten, würden wir gewiß viel Zeit und Mühe sparen. Er muß unter allen Umständen ermittelt werden,« sagte der Oberst.

»Ihre Leute auf der Polizei kennen ihn; er war heute dort, und sie haben ihn nach dem Konsulat der Vereinigten Staaten geschickt. Das hat er mir selbst erzählt,« antwortete ich.

»Wahrscheinlich ist er auf dem Konsulat bekannt, und so will ich sofort hinschicken und Erkundigungen einziehen lassen,« entgegnete der Oberst, indem er etwas in sein Taschenbuch schrieb.

»Kapitän Woods Bedienter kennt ihn gleichfalls. Sie waren diesen Nachmittag zusammen hier.«

»Wenn's darauf ankommt, so kenne ich ihn auch,« fügte Sir Charles hinzu. »Natürlich nicht näher. Er ist ein ungewöhnlich und seltsam aussehender Mensch, aber er scheint ehrlich und offen zu sein.«

»Wenn nicht das Ganze eine abgekartete Geschichte ist,« bemerkte der Polizeioberst mit einem ungläubigen Lächeln, »ein Plan, Sie von der Spur der Papiere abzulenken, die, wie Sie sagen, von großer Wichtigkeit sind, Sir Charles …«

»Das sind sie wahrhaftig,« warf der General dazwischen.

»Sehen Sie wohl? Die Geschichte von der Verschwörung gegen Wood ist weiter nichts, als Spiegelfechterei, um den Raub dieser Papiere zu decken.«

»Aber Kapitän Wood ist doch verschwunden; er ist entführt worden.«

»›Verschwunden‹, ja,« höhnte der Oberst, »aber ›entführt‹ – wie können wir das wissen? Es wäre nicht das erste Mal, daß ein junger Mann auf vierundzwanzig Stunden oder auch noch länger verschwunden wäre. Wer kennt alle Einzelheiten von Kapitän Woods Leben und persönlichen Angelegenheiten?«

In diesem Augenblick trat der Haushofmeister mit einer Karte ein.

»Der Herr fragt, ob er Sie in einer dringlichen Angelegenheit sprechen könne. Derselbe, der heute nachmittag schon einmal hier war – Mr. Snuyzer, aber diesmal hat er einen Schmierfink von einem Jungen bei sich.«

»Joe!« rief ich aus. »Führen Sie die beiden hierher, Harris, ja natürlich, beide. – Nun werden wir etwas hören.«

Mr. Snuyzer mußte inzwischen die Treppe heraufgelaufen sein, denn er folgte Harris fast auf dem Fuße. Joe hielt sich etwas zurück und blieb blöde an der Thür stehen, und Roy, der alle Jungen von Natur haßte, besonders zerlumpte, hielt diese Schüchternheit für verdächtig und stieß ein grimmiges Knurren aus, wobei er seine gefährlichen Zähne zeigte. Der Hund hatte mich, wie ich erwähnen muß, nicht wieder verlassen, seit er nach Hill Street gebracht worden war.

»Sehen Sie wohl, was habe ich Ihnen gesagt, Miß?« begann der Detektiv, in großer Aufregung auf mich losgehend. »Ich hatte die Absicht, mich nie wieder hier blicken zu lassen, aber, zum Henker, die Geschichte war zu stark für mich. Ich habe den Stolz meines Berufes und wollte Ihnen beweisen, daß mein Vertrauen auf Joe gerechtfertigt war. Nun sprich, mein junger Herr.«

Der Junge machte, wie ich einräumen muß, von vornherein einen günstigen Eindruck auf mich. Er hatte volle rote Backen und war ein gesund aussehender, dickköpfiger Bengel mit klaren porzellanblauen Augen, die gegenwärtig vor Staunen, wie ich glaube, nicht vor Furcht weit aufgerissen waren. Der Hund kümmerte ihn nicht im geringsten, er sah ihn unerschrocken an und bückte sich, als ob er einen Stein aufheben wolle, wobei er rief: »Wart' nur! Kusch! Willst du wohl?« was Roy veranlaßte, sich, immer noch knurrend, unter das Sofa zurückzuziehen.

»Nun, wie war's, Joe? Willst du dich nicht setzen? Erzähl' uns 'mal, was vorgefallen ist,« sagte ich, um ihn zu ermutigen, und er verlangte gar nichts Besseres, als seine Erlebnisse berichten zu dürfen.

Indem er sich auf den äußersten Rand eines Stuhles setzte, den er vorher mit einem ziemlich schmutzigen Taschentuche abstäubte, begann er:

»Die Geschichte kam so, Miß. Als er – ich meine Mr. Snuyzer da – mich heute morgen auf Schmiere, das heißt Wache stellte, blieb ich an die drei Stunden feste auf meinem Posten, ohne was zu sehen. Nichts rührte sich in dem Hause bis gegen Elfe, als ein Wagen die Straße herunterkam und vor dem Thore anhielt – ein Mietwagen, keine feine Kutsche. Der Kutscher hatte einen alten blauen Rock mit silbernen Knöpfen an und einen schlechten Deckel – so was für 'ne halbe Krone – auf dem Kopfe, kurz, eine richtige Unnumerierte. Aber inwendig saß eine – eine feine Dame, wissen Sie, ganz famos angezogen. Ich sah sie aussteigen …«

»Würdest du sie wiedererkennen?« fragten wir alle wie aus einem Munde.

Joe nickte.

»Zuerst konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, weil sie einen dichten blauen Schleier vor hatte, aber später erhielt ich Gelegenheit, wie Sie gleich hören werden. Es war eine von den Lustigen, wie sie im Tingeltangel singen und tanzen.«

»Wann hast du denn ihr Gesicht gesehen?« fragte der Oberst in ziemlich geringschätzigem Tone.

»Im Wagen, als ich ihr gerade gegenübersaß. Das war aber erst später, und ich muß vorher erzählen, wie alles kam. Die Dame, sehen Sie, die wollte erst gar nicht in den Garten treten, sondern blieb am Thore stehen und guckte hinein und betrachtete das Haus, als ob sie der Geschichte nicht traue und nicht wisse, ob sie hineingehen solle oder nicht. Dann faßte sie plötzlich einen Entschluß und lief auf die Hausthür zu, aber ehe sie die Treppe erreichte, kam einer heraus, ein Mann …«

»Würdest du den auch wiedererkennen?«

»Na ob – unter Tausenden. Es war ein kleines Kerlchen mit einem schwarzen Maulwerk und einer Haut, wie eine eingemachte Walnuß. Er hatte es höllisch eilig, wie er herauskam, als ob er auf die Dame gewartet hätte, und winkte ihr, sie solle wegbleiben, aber sie ließ sich nicht irre machen, und dann müssen sie sich gezankt haben, denn ich konnte sehen, wie er sie an der Hand faßte und wieder nach dem Wagen zerrte.

»Ich kroch dichte an der Mauer her, denn ich war hinter den Wagen geschlichen, um alles sehen zu können, was vorging, und ich war gerade bis an den Schlag gelangt, als der kleine Mann diesen öffnete und die Dame zwingen wollte, einzusteigen.

»›Ich gehe nicht, Pippo,‹ sagte sie, ›nicht eher, als bis du mir gesagt hast, was ihr mit ihm gemacht habt. Du hast mir versprochen, es solle keine Gewaltthat angewendet werden, und ich muß mich überzeugen, ich muß wissen, daß ihm nichts zuleide gethan worden ist,‹ sagte sie.

»Als sie das sprach, gab ihr der kleine Kerl einen gewaltigen Schups, und ich glaube, er würde sie gehauen haben, wenn er nicht in diesem Augenblick mich erblickt hätte.

»›Was in –‹ nun kam was in ausländischem Kauderwelsch – ›bist du denn aus den Wolken gefallen und weshalb lungerst du hier herum?‹

»Ich versuchte, ihn zu besänftigen, indem ich ihn anbettelte und ihm eine Schachtel Streichhölzer zum Kaufe anbot, aber er war sehr aufgebracht, wollte mich greifen und sagte, er wolle die Polizei rufen und mich wegen Bettelns einsperren lassen. Aber ich antwortete ihm was Freches und entwischte ihm – was gar nicht schwer war – worauf ich die Straße hinauflief.

»Da ich ertappt war,« fuhr Joe fort, »was mir sehr leid thut, glaubte ich, es sei besser, mich etwas dünne zu machen, wenn ich noch etwas nützen wollte, und es war auch die höchste Zeit, dem Bureau Nachricht zu geben, was vorging und daß sie hier unten anfingen, sich zu rühren. Ich war auf dem Wege nach dem nächsten Postamt, um ein Telegramm abzuschicken, als ich mich 'mal umguckte und sah, wie der Wagen in den Garten fuhr.

»Da die Straße jetzt frei war, schlich ich zurück, wobei ich darauf achtgab, daß ich nicht gesehen wurde, und versteckte mich hinter den Säulen der nächsten Thür, wo ich beobachten konnte, was weiter geschah. Der Wagen war nirgends zu entdecken, sie mußten ihn geradeswegs in die Remise gefahren haben, deren Thor offen stand.«

»Das hatten sie gethan, um Mr. Wood fortzuschaffen,« warf der amerikanische Detektiv dazwischen.

»Wie können Sie das behaupten? Sie wissen ja nicht einmal, ob er überhaupt da war,« bemerkte der Oberst höhnisch.

»Bah, warten Sie's nur ab; Sie werden's schon sehen,« versetzte Mr. Snuyzer. »Ich glaube, der Wagen war zu einem bestimmten Zweck gekommen, oder sie waren ängstlich geworden, nachdem sie den Jungen entdeckt hatten. Sie argwöhnten etwas, denn einer von ihnen hatte Wind gekriegt, daß jemand auf ihrer Spur sei, und deshalb wollten sie die Platte putzen.«

»Das sind doch alles nur haltlose Vermutungen,« sagte der Oberst.

»Jedenfalls haben sie ihn fortgeschafft,« wandte Snuyzer ein.

»Wenn er überhaupt dort war,« versetzte der Oberst hartnäckig.

»Bitte, bitte, meine Herren! – Fahr' fort, Joe. Hast du noch etwas von dem Wagen gesehen?« fragte ich.

»Ob ich noch etwas davon gesehen habe, Madame? Natürlich, darauf wartete ich ja gerade, aber es dauerte eine halbe Stunde oder vielleicht noch länger, bis er wieder herauskam. Zuerst erschienen drei Männer, die lachten und schwatzten. Ich hörte, wie einer von ihnen sagte: ›Jetzt ist er zahm,‹ und ein andrer antwortete: ›Wie ein Lämmchen ging er!‹ ›Ein totes Lämmchen,‹ sagte der dritte, ›Hammelfleisch, meint ihr.‹«

»O Gott! Hatten sie ihm etwas zuleide gethan? Ach, Sir Charles!« fiel ich ein, denn es wurde mir sehr schwer, mich zu zügeln.

»Nein, Miß,« antwortete der Amerikaner sehr gütig. »Ich habe Ihnen schon gesagt, daß diese Leute, wie ich den Fall ansehe, keine Veranlassung haben, ihm etwas zuleide zu thun. Dazu ist er ihnen außerdem auch viel zu wertvoll. Also schieß los, Joe.«

»Der Wagen kam schnell durch das Thor auf die Straße und fuhr nach der Stadt zu. Nun mußte ich mich entschließen, was ich thun sollte, und zwar rasch. Sie hatten mir den Auftrag gegeben, das Haus zu beobachten und es Sie wissen zu lassen, wenn jemand herauskäme. Ich war der Ansicht, sie wären alle heraus, und jedenfalls mußte ich Ihnen Nachricht geben, aber außerdem hatte ich auch das Gefühl, daß der Wagen mir helfen werde, über meinen nächsten Schritt zu einem Entschluß zu kommen, und wenn ich folgte, erfuhr ich, wohin sie alle gegangen waren.

»Deshalb kritzelte ich ein paar Worte ans Thor, für den Fall, daß Sie kämen und mich vermißten, und dann rannte ich, so rasch ich konnte, um den Wagen einzuholen. Diesseits der Brücke ging das auch eine Weile ganz gut, obgleich mir kochend heiß wurde, bis ich endlich hinten aufsteigen konnte, wie ich das schon tausendmal gethan habe, und so fuhr ich wie ein vornehmer Herr die ganze Strecke über die Hammersmith Road nach Kensington.

»Dort machte einer von Ihren vorwitzigen Polizisten, die ihre Nase in alles stecken, den Kutscher darauf aufmerksam, daß ich hinten aufsaß, und der schlug mit der Peitsche nach mir, aber ich hielt fest, obgleich die Schnur brannte wie Nesseln. Da der Kutscher sah, daß sein Hauen nichts half, machte er auf einmal Halt, und ehe ich mich's versah, sprang einer – der kleine schwarze Kerl von vorhin – heraus und erwischte mich. Na, der war schön wütend.

»›Du Satansjunge! Bist du's schon wieder? Na, diesmal habe ich dich aber richtig beim Spionieren abgefaßt. Nun 'mal heraus mit der Sprache. Wer hat dich geschickt, oder beim‹ – da kam wieder was Ausländisches – ›ich werde kurzen Prozeß mit dir machen.‹

»Aber er brachte nichts aus mir heraus; ich hätte nichts gesagt, und wenn er mich in Stücke gehauen hätte. ›Hören Sie auf,‹ rief ich, ›hören Sie auf, oder rufen Sie die Blauen. Wenn ich was Unrechtes gethan habe, dann können die mich ins Gebet nehmen, aber nicht Sie; den Blauen werde ich Rede stehen.‹

»Mit der Polizei wollte er aber nichts zu thun haben, das konnte ich sehen, denn die hätte vielleicht mehr von ihm wissen wollen, als er zu sagen Lust hatte. Das beruhigte ihn. Nun zerrte er mich nach dem Wagenschlag, öffnete ihn und stieß mich hinein. Da sah ich, daß die Dame, dieselbe Dame drin saß und neben ihr ein ganz ungeheures Bündel, das mir wie ein vermummter Mann vorkam, ganz in Decken und Mäntel gewickelt – es konnte ein Toter sein. Jetzt fing der Kerl wieder an, ausländisch mit der Dame zu sprechen, worauf sie gerade so antwortete, und sie zankten sich ganz ordentlich.

»Daß es sich um mich handelte, dachte ich mir wohl, und das Ende vom Lied war, daß mich der Kerl auf den Rücksitz hob.

»›Da bleibst du und rührst dich nicht vom Fleck,‹ schnauzte er mich an. ›Wenn du versuchst, hinauszuspringen, kann ich's vom Bock aus sehen, und du wirst nicht weit kommen. – Du bewachst ihn, Susette. – Sie ist für dich verantwortlich, mein Junge, und sie weiß, was sie zu erwarten hat, wenn du uns einen Streich spielst.‹

»Mit diesen Worten verließ er uns, und wir fuhren weiter.

»›Wer hat dich geschickt? Kommst du von seinen Freunden?‹ fragte die Dame, sowie der Mann wieder auf den Bock geklettert war, indem sie das neben ihr liegende Bündel anstieß. ›Kennst du Kapitän Wood?‹«

»Ha, sehen Sie?« warf der Amerikaner dazwischen. »Ich wette, was Sie wollen, daß unser Mann unter den Decken verborgen war.«

Auch die andern waren jetzt gezwungen, diese Thatsache einzuräumen, und sie thaten das auch ganz bereitwillig. Mein Herz aber schlug stürmisch, denn ich fühlte, daß ich endlich auf die Spur meines Geliebten gestoßen war.

»Was hast du ihr geantwortet? Fahre fort, lieber Junge,« sagte ich mit stockendem Atem.

»Ja, sehen Sie, Miß, ich hatte nie von keinem Kapitän Wood kein Sterbenswörtchen gehört, aber ich wollte mich nicht verraten,« fuhr Joe fort. »Der Herr hier hatte mir gesagt, ich solle aufpassen, und es wäre ein großes Geschäft, aber Namen hatte er nicht genannt. Also fragte ich: ›Ist das Mr. Wood?‹ und ich könnte darauf schwören, daß sich das Bündel bewegte, als ob sich jemand darin frei zu machen suchte.«

»Natürlich war er geknebelt,« erläuterte der Amerikaner, und Joe fuhr fort: »›Jedenfalls bin ich seine Freundin,‹ sagte sie‹ ›und ich werde nicht dulden, daß ihm ein Leid angethan wird. Ich möchte gern, daß er‹ – hier bewegte sich das Bündel wieder – ›und andre das erführen, und es wäre mir lieb, wenn du ihnen das sagen wolltest, sowie du aus dieser Patsche kommst.‹ – ›Wann wird das geschehen?‹ fragte ich ziemlich kleinlaut. – ›Gleich jetzt, wenn du Mut genug hast, hinauszuspringen. Ich werde dich nicht festhalten,‹ antwortete sie, indem sie sich anschickte, den Thürgriff zu drehen.

»Allein ich überlegte ein bißchen, und da fuhr mir der Gedanke durch den Kopf, daß ich jetzt, wo ich einmal da war, besser thäte, auch da zu bleiben. Mr. Wood saß mir gegenüber, wie ich glaubte, und wenn ich ihm von Nutzen sein wollte, so konnte das nicht dadurch geschehen, daß ich mich aus dem Staube machte. Ich mußte sehen, wie die Geschichte endete und wohin sie ihn brachten, was sie mit ihm anfingen und wer und was sie waren.«

»Du bist ein braver Bursch,« sagte ich, ihm die Hand schüttelnd, und ich hätte ihn wahrhaftig gern umarmt, so staubig und schmutzig er auch war.

»Danke bestens, Miß,« antwortete er schüchtern und fuhr dann fort: »Das Einzige, was ich thun konnte, war, vorzugeben, ich hätte zu große Angst hinauszuspringen, und deshalb sagte ich, der Herr auf dem Bocke passe auf mich auf, und noch vieles andre. Gleich darauf machte der Wagen selbst allem weiteren ein Ende, indem er in einen Hof einbog, der so aussah, wie der eines Mietkutschers, deuchte mich, allein sie ließen mir keine Zeit, mich umzugucken, denn sowie wir hielten, sprang der Kerl vom Bock herunter und riß mich im Handumdrehen aus dem Wagen.

»›So,‹ sagte er, ›zuerst müssen wir mit dir fertig werden. – Haltet ihn 'mal fest.‹ Darauf ergriffen mich zwei andre Leute an den Armen und stießen mich mit dem Kopf voran in ein dunkles Loch, das nach faulem Stroh und Müll stank, eine Art von Keller, dessen Thür sie hinter mir verschlossen, und da lag ich nun wie eine Ratte in der Falle.

»Es dauerte wohl eine halbe Stunde, bevor ich mich einigermaßen zusammengerappelt hatte. Das erste, was mir etwas Mut machte, war ein Lichtstreifen, der unter der Decke in das Loch drang, worin ich lag, und als ich ein Streichholz angesteckt hatte, entdeckte ich, daß er durch ein altes Gitter kam, das ich schnell untersuchte. Es war nicht mehr so stark, daß es mir nicht bald gelungen wäre, einen Stein zu lockern, doch habe ich mir die Hände tüchtig zerschunden, ehe ich ihn ganz loskriegte. Dann hatte ich einige Mühe, mich mit den Armen in die Höhe zu ziehen, aber ich bin kräftig, und allmählich gelang es mir, durch das Gitter zu kriechen – dabei habe ich mir meine Kleider so zerrissen – und in den Hof zu kommen. Es war derselbe, in den wir hineingefahren waren, ein Stallhof hinter einem großen Hause, das ganz unbewohnt zu sein schien, denn die Vorhänge waren herabgelassen oder die Läden geschlossen. Niemand zu Hause, hätte ich sagen mögen. Auch die Ställe waren leer, keine Pferde, keine Stallknechte, keine Wagen, nichts war da. Ob die Stallungen mit dem Hause zusammenhingen, konnte ich auch nicht ermitteln, denn ich meinte, es wäre besser, mich nicht zu lange aufzuhalten, sonst fingen sie mich am Ende wieder ein. Deshalb ging ich aufs Hofthor los. Dieses war nur durch eine vorgelegte Stange geschlossen, und ich gelangte ohne Mühe in die Hintergasse. Das ist ungefähr alles, was ich zu sagen habe, und von da lief ich gleich zu Ihnen, um Ihnen Bericht zu erstatten.«

»Du hast dich ja sehr beeilt,« sagte Oberst Bannister. »Warum hast du dir das Haus nicht gemerkt, sowie die Straße und überhaupt die ganze Oertlichkeit?«

»Joe versteht sein Geschäft,« antwortete Mr. Snuyzer, seinen Schüler in Schutz nehmend, »jawohl, Herr Oberst, so gut wie die besten Beamten. Nun sag's uns 'mal, Joe.«

»Die Ställe liegen in Featherstone Mews Nr. 7, aber um den Ort bestimmt wiederzuerkennen, habe ich mit Kreide ein Zeichen ans Thor gemalt. Sie befinden sich an der Rückseite von Featherstone Gardens und gehören, wie ich denken sollte, zu Nr. 7.«

Wenige Augenblicke später saßen wir alle in Droschken – ich mit Sir Charles in einer zweisitzigen – und fuhren geradeswegs nach Featherstone Gardens, wohin uns auch Roy begleitete.

Sir Charles und ich trafen zuerst ein, die andern waren indessen unter Joes Führung nach hinten gegangen, um sich die Lage der Hintergasse anzusehen und sich von der Richtigkeit der Angaben des Jungen zu überzeugen. Als sie an dem nach Featherstone Gardens zu gehenden Thore wieder mit uns zusammentrafen, entließ Oberst Bannister, der jetzt die Führung übernahm, die Droschken.

»Wir können nicht alle nach dem Hause gehen,« sagte er in seiner kurzen, befehlshaberischen Weise, »das würde zu viel Aufsehen erregen, und die ganze Geschichte kann doch ein Irrtum sein. Ich werde mit diesem Jungen zuerst gehen. Vielleicht erkennt er jemand wieder, und dann sind wir berechtigt, zu handeln.«

»Mich nehmen Sie auch mit, wenn ich bitten darf,« fügte ich hinzu. »Jawohl, Oberst Bannister; ich werde ebenfalls mitgehen.«

Seine Antwort bestand nur in einem Achselzucken, und bald standen wir drei mit Roy, der mir auf den Fersen gefolgt war, vor der Thür des Hauses Nr. 7.

Dieses war fest geschlossen, die Sicherheitskette eingehängt, und wir mußten lange warten, bis wir hörten, wie jemand im Innern damit rappelte und mehrere Riegel zurückschob.

»Nun, was gibt's denn?« fragte ein alter Mann, der die Thür aufschloß, aber nur zur Hälfte öffnete. Mit seinem weißen Haar unter einem kleinen schwarzen Käppchen sah er ganz ehrwürdig aus und er bot in seiner anständigen blau und weiß gestreiften Jacke das Bild eines alten Dieners einer guten Familie. »Darf ich fragen …?«

»Wir wünschen Ihren Herrn zu sehen,« entgegnete der Oberst rasch.

»Das dürfte, wie ich fürchte, unmöglich sein,« entgegnete der alte Mann höflich. »Die Familie hat die Stadt verlassen. Der Herzog ist gestern nach Italien abgereist.«

»Der Herzog?«

»Ja, der Herzog von Buona Mano; er ist mein Herr. Wenn Sie Ihre Karte zurücklassen wollen, werde ich dafür sorgen, daß sie ihm nachgeschickt wird; ich habe seine Adresse.«

»In Italien?«

»Gewiß: Villa Varie Fiore, Taranto. Die Herrschaften sind ins Seebad gegangen. – Bitte, nicht.« Diese Worte waren an mich gerichtet, denn ich versuchte, Roy an mir vorüber ins Haus schlüpfen zu lassen. »Der Hund darf nicht ins Haus kommen. Ich habe strenge Befehle, Hunde nicht einzulassen.«

»Rufen Sie ihn sofort zurück, Miß Fairholme,« befahl der Oberst in einem Tone, den ich mir verbat. Doch er fiel mir sogleich ins Wort. »Diese Posse ist weit genug gegangen, und ich will nichts weiter damit zu thun haben. Und wenn Sie meinen Rat befolgen, so machen Sie es ebenso. Ist Schwindel von Anfang bis zu Ende. Nicht eine Silbe glaube ich von der ganzen Geschichte, ausgenommen vielleicht soweit es sich um die Papiere handelt, und auch in dieser Hinsicht bin ich durchaus nicht überzeugt, denn sie sind Kapitän Wood in der Mappe zugeschickt worden …«

»Aber nicht auf Kapitän Woods Verlangen,« antwortete ich rasch.

»Sein Bedienter nimmt allerdings an, daß es nicht auf sein Verlangen geschehen sei, und ich gebe zu, daß die Mappe in dem Briefe nicht besonders erwähnt worden ist, aber von Papieren ist darin die Rede, und das scheint ein Ausdruck zu sein, den Wood gewohnheitsmäßig gebrauchte, denn daraufhin hat der Bediente die Mappe fortgeschickt, als ob sich das von selbst verstünde.«

»Was wollen Sie nun eigentlich mit alledem andeuten?«

»Einfach das, daß es Kapitän Woods Absicht ist, sich versteckt zu halten – aus Gründen, über die auch nur eine Vermutung auszusprechen, ich mir nicht herausnehmen will – um in seinem Versteck an diesen Papieren zu arbeiten. Glauben Sie meinem Worte, er wird zur rechten Zeit wieder auftauchen und seine Abwesenheit erklären. Vielleicht wird diese Erklärung nicht unbedingt zufriedenstellend ausfallen und seine Entschuldigung mag ungenügend sein, aber er wird eine vorbringen, und ob Sie sich damit begnügen wollen oder nicht, ist Ihre Sache.«

Das waren die letzten Worte des zweifelsüchtigen Polizeiobersten.

Diese Art, die Angelegenheit auf die leichte Achsel zu nehmen, widerte mich an und ich wandte ihm den Rücken. Sir Charles aber bot mir auch keinen Halt, denn er dachte mehr an die Papiere, als an Willies Verschwinden.

»Wenn die Papiere nicht wiedergefunden werden, kommen wir in Teufels Küche,« sagte er mit vielem Nachdruck. »Wir müssen sie wieder haben, mit oder ohne Wood, sonst gibt es einen Heidenlärm. Ich sehe schon eine Kabinettsfrage, bei Gott, und ganz verfluchte Verwickelungen. So, wie die Sache steht, darf sie nicht bleiben; also Kopf in die Höhe, Miß Frida; wir alle werden unser Möglichstes thun.«

»Ganz entschieden,« fügte Snuyzer hinzu, »Polizeiobersten sind nicht die einzigen Menschen in der Welt, und dieser scheint mir das Pulver gerade nicht erfunden zu haben. Ich muß der Geschichte auf den Grund kommen, und das wird mir auch gelingen; darauf können Sie Ihren letzten Dollar verwetten.«

So gut gemeint diese Versicherungen auch waren, so vermochten Worte mich doch nicht zu trösten. Als ich Hill Street wieder erreicht hatte, schlich ich mich sehr kummervoll und gebrochenen Herzens in mein Zimmer und weinte mich in Schlaf.

###

Noch während ich am nächsten Morgen beim Ankleiden war, wurde mir gemeldet, Mr. Snuyzer warte draußen und habe mir etwas Wichtiges mitzuteilen, sei aber in großer Eile.

»In dem Hause Featherstone Gardens Nr. 7 ist Kapitän Wood nicht,« begann der Amerikaner ohne Einleitung, als ich hinunterkam.

»Woher wissen Sie das? Warum sind Sie Ihrer Sache so sicher?«

»Hege nicht den geringsten Zweifel. Ich weiß es, weil ich in der letzten Nacht das ganze Haus durchsucht habe – jedes einzelne Zimmer.«

»Was? Sind Sie eingelassen worden?«

»Nein, Miß; ich bin eingebrochen. Hierzulande nennt man es wenigstens, wie ich glaube, Einbruch, gewaltsames und ungesetzliches Eindringen, nichts Geringeres, und Sie können mich verhaften lassen, wenn es Ihnen Spaß macht. Allein ein Detektiv, der nicht den Mut hat, gelegentlich einmal das Gesetz zu übertreten, in ein Haus einzubrechen und sich den Folgen auszusetzen, mag sein Geschäft nur ruhig an den Nagel hängen.«

Die Kühnheit des Mannes benahm mir den Atem, ich war ganz entsetzt, aber er gefiel mir nur um so besser. Was er gethan hatte, war vollkommen unentschuldbar, und doch konnte ich ihm nicht zürnen, denn in unserm Interesse hatte er sich solchen Gefahren ausgesetzt.

»Sehen Sie, Miß, an Kleinigkeiten darf ich mich nicht stoßen. Meine Berufsehre steht auf dem Spiele, und je länger ich über den Fall nachdachte, um so brennender wurde mein Verlangen, das Haus in Featherstone Gardens von innen kennen zu lernen, und das habe ich auf folgende Weise angefangen. Zuerst ließ ich das Haus aufs schärfste beobachten und stellte auf diese Weise fest, daß bis Mitternacht niemand eingetreten war und daß es auch niemand verlassen hatte. Ich berechnete, daß nicht viele Leute darin sein könnten, und wir waren unser ein halbes Dutzend, darunter zwei geübte Langfinger – gewerbsmäßige Einbrecher – Miß.

»Wir drangen ohne Schwierigkeiten ins Haus – das besorgten die Langfinger in einer halben Stunde. Das erste, was wir zu thun hatten, war, uns des Hausverwalters zu bemächtigen, und dabei stellte sich heraus, daß weiter niemand im Hause war. Das beschwor er, und wir sahen sehr bald, daß er die Wahrheit sprach, denn wir haben jedes einzelne Zimmer durchsucht, jede Ecke durchforscht, jeden Schrank aufgeschlossen, aber nirgends eine lebende Seele gefunden. Sie hatten sich alle dünne gemacht, bis auf diesen einen. Deshalb kehrte ich zu ihm zurück und drohte, ihn kalt zu machen. Anfangs war er sehr zähe, aber ein Coltscher Revolver hat eine große Ueberredungskraft, und er kam bald mit seiner Geschichte heraus, vielleicht Lügen, vielleicht auch Wahrheit, jedenfalls hielten wir das, was er sagte, für so wichtig, daß es geraten schien, ihn so lange festzuhalten, bis wir seine Mitteilungen geprüft hatten.«

»Was erzählte er denn? Irgend etwas über Kapitän Wood? Räumte er ein, daß sie ihn geraubt haben?«

»Und ob er das zugegeben hat! Die ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende hat er uns erzählt. Den ersten Teil kannten wir ja schon so ziemlich, und der letzte ist der, daß sie ihn auf See gebracht haben, und zwar auf der Dampfjacht ›Fleur de Lis‹, eigentlich einer Segeljacht von zweihundertvierundsiebzig Registertonnen, die aber eine Hilfsdampfmaschine und Schraube hat. Sie ist gestern nachmittag um drei Uhr vom Viktoriadock aus in See gegangen. Ich bin dort gewesen und habe heute morgen die Sache festgestellt.«

»Schon so früh?«

»Ja,« fuhr er fort. »Die Jacht ›Fleur de Lis‹, Kapitän Chapman, hat das Dock gestern nachmittag um drei Uhr verlassen. Das dort sehr wohl bekannte Fahrzeug hatte seeklar unter zurückgeschobenen Feuern mit dem blauen Peter am Mast gelegen und nur auf ihren Eigentümer gewartet. Sowie er an Bord war, verließ sie ihren Ankerplatz. Er sei krank gewesen und in einem Wagen bis auf die Landungsbrücke gefahren, um sich dann, ganz in Decken gewickelt, an Bord tragen zu lassen.«

»Aha, also hatte Joe recht.«

»Eine Dame, die die Leute für seine Frau gehalten haben, sei ihm behilflich gewesen, aber sie habe ihn nicht aufs Schiff begleitet, sondern sei ganz traurig zurückgeblieben, sagten die Leute, die die Einschiffung mit angesehen hatten, und kaum zu bewegen gewesen, wieder in ihren Wagen zu steigen. Allein ein Herr habe sie endlich dahingebracht und sei mit ihr davongefahren. Daraus geht hervor, daß sich die Bande geteilt hat; einige schwimmen mit ihrem Gefangenen, um ihn, wie ich nicht einen Augenblick bezweifle, auf See zu behalten, wo er ihnen nicht im Wege ist, während die andern nach New York gehen und dort ihre Plünderung fortsetzen. So denke ich mir, liegt die Sache gegenwärtig,« schloß der Detektiv mit einem pfiffigen Lächeln.

»Sie werden wohl recht haben,« unterbrach ich ihn hastig, »aber diese Vermutungen helfen uns nichts. Wir müssen die Jacht verfolgen. Wie ist das zu machen?«

»Hm, sie hat einen gewaltigen Vorsprung.«

»Keine Segeljacht, die nur eine Hilfsdampfmaschine hat, kann mehr als acht Knoten machen, wie ich glaube. Mutter und ich waren im vorigen Jahre auf einer der besten im Mittelländischen Meere. Wir wollen ein Schiff mieten, das schneller fährt, und es müssen deren massenhaft zu haben sein. Ich werde mit Freude jeden Preis zahlen.«

»Ferner haben wir keine Ahnung, welchen Kurs die ›Fleur de Lis‹ eingeschlagen hat.«

»Soviel ich weiß, sind an der ganzen Küste Signalstationen, und die melden doch die Schiffe, solange sie vom Lande aus zu sehen sind.«

»Signale wird sie schwerlich zeigen und gewiß wird sie danach trachten, sobald als möglich außer Sicht des Landes zu kommen.«

»O, o, o,« antwortete ich fast weinend vor Zorn. »Sie machen ja wieder weiter nichts als Schwierigkeiten, und es ist zu schrecklich, wenn man nur daran denkt. Wissen Sie denn gar nichts vorzuschlagen? Können Sie mir keinen Rat geben? Ich werde Sir Charles Collingham aufsuchen und mit ihm sprechen. Er hat eine einflußreiche Stellung und kann mir, glaube ich, beistehen. Ihm werde ich mitteilen, was Sie entdeckt haben.«

»Gut, Miß; wir wollen jedes seinen eigenen Weg gehen, aber nehmen Sie dies. Es ist eine genaue Beschreibung der ›Fleur de Lis‹, die ich nach den Angaben der Leute im Dock aufgesetzt habe. Das ist das einzige Mittel, das Ihnen zur Verfügung steht, die Jacht aufzufinden, denn daß sie ihr Erkennungssignal nicht setzen wird, darauf können Sie Gift nehmen.«


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