Christian Dietrich Grabbe
Hannibal
Christian Dietrich Grabbe

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Hauptstadt Bithyniens

Ein Zimmer im Palast Königs Prusias

Prusias und ein Höfling

Prusias. Also ein römischer Gesandter?

Höfling. Er bittet um Gehör.

Prusias. Kommt der Mensch allein?

Höfling. Er hat nur einige Diener bei sich. Aber an unseren Küsten kreuzen sechs bis zehn römische Kriegsschiffe.

Prusias. Lächerlicher Pomp! – Was wünscht das römische, so trotzig angekommene Bürgersubjekt?

Höfling. Die Auslieferung Hannibals.

Prusias. Wird nimmer bewilligt. Er ist mein Gastfreund.

(Der Prätor Titus Flamininus tritt ein. Prusias für sich.)

Er beugt sich nicht? Öffnet nicht einmal den Mund zum Reden? – Ich muß wahrhaftig anfangen – (Laut.) Wer bist Du?

Flamininus. Ein Prätor Roms, an Dich gesandt.

Prusias. Was bittet Rom?

Flamininus. Es will, daß Du mir auf der Stelle den Feldherrn des untergegangenen Karthagos, jetzt Provinz Afrika geheißen, den Hannibal, auslieferst.

Prusias. Ein eigener Antrag – (Zu dem Höflinge.) Bemerk ihn Dir einstweilen zu den Akten.

Flamininus. Damit ist mir nicht gedient. (Er entfaltet seine Toga und legt sie wieder zusammen.) Wähle! hier Krieg oder Frieden!

Prusias. Rasche Leute, ihr! (Zu dem Höfling.) Was meinst Du?

Höfling (leise). Unsrer Truppen sind jetzt eben wenig –

Prusias. – Mein braves Volk wegen des Heimatlosen in Krieg stürzen? Wär es recht, billig, weise? Nein, spricht auch manches bei mir für ihn, ich muß es bezwingen, denn höhere Verhältnisse sind gegen ihn! Ja, so ists. (Zu dem Höfling.) Überliefere dem Prätor den Hannibal. – Ich gehe auf die Hirschjagd.


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