Adolf Glaßbrenner
März-Almanach
Adolf Glaßbrenner

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Audienz der Reichs-Commissäre Welcker und Mosle in Olmütz.

Welcker, Mosle (treten ein und verbeugen sich sehr tief) .

Der Kaiser von Oestreich. Grüß' Sie Gott, Servus! Wie geht's?

Mosle. Unterthänigst aufzuwarten, so ziemlich.

Welcker. Hoheit Reichsverweser haben uns beauftragt, Euer Majestät...

Der Kaiser von Oestreich. Ah, er laßt mi grüßen. I küß' d' Hand! Na, wie g'fallts ihm denn da in Frankfurt?

Mosle. Oh!

Der Kaiser von Oestreich. 'S is a scheene Stadt; 's is halt nur schad', daß sie so nah' an Frankreich liegt, wo sie so unruhig sein. I haltet's nit aus. Sagen's mer, wird sich denn der Hanserl, mein Vetter, noch lang' da aufhalten?

Mosle. Oh!

Welcker (eine Tasse Chokolade nehmend, welche ihm präsentirt wurde) . Majestät... (er taucht Bisquit ein) die deutsche Centralgewalt... (er trinkt Chokolade) ... die deutsche Centralgewalt...

Der Kaiser von Oestreich (läßt seine Tasse fallen) . Schauen's, da schau' i eben zum Fenster 'naus auf d' Soldaten da unten im Hof und da is mir die Taazen in Gedanken auf die Erde g'fallen!

Fürst Windisch-Grätz. Ich würde niemals fallen lassen, was ich in Händen habe.

Mosle. Majestät, das Reichsministerium hat in seiner letzten Sitzung beschlossen...

Der Kaiser von Oestreich (welcher falsch verstanden) . G'schossen? Jessus Maria und Joseph! I laaß' nit schießen in meiner Näh'! Wann's mer bericht't wird, kann i nix dagegen haben, aber das sakkermentische Geknall, den Mordspektakel in der Näh' mag i nit. (Er betrachtet die Scherben der Tasse, welche ihm ein Kammerherr vorhält.) 'S is just ane, wo die schöne goldne Kron' drauf is!

Fürst Windisch-Grätz (schießt wüthende Blicke auf die beiden Reichscommissäre) .

Der Kaiser von Oestreich (geht auf Welcker los und zeigt ihm einen Scherben der Tasse) . Da schauen's, die Kron' mittendurch. An der Chokolad' wär halt nix g'legen, aber die Taazen, die Taazen! (Er drückt den Scherben in Welckers Hand) . Da haben's 's Stückel zum Andenken. Können Ihnen dabei an mi erinnern, wann's wollen. (Er sieht Welcker eine lange Weile groß an.) Wie heißen's?

Welcker. Welcker.

Der Kaiser von Oestreich. Wo haben's früher gedient?

Welcker. In Baden; ich war Professor in Heidelberg.

Der Kaiser von Oestreich. Ah, schauen's, wann i mi nit irr', so waren's a Aner von dene Schlimme, von dene Wühler, von den Studenten! Noa un da seind's jetzt in Frankfurt beim Hanserl ang'stellt und nehmen bei mir, beim Kaiser von Oestreich, a Schaalen Chokolad'?

Welcker. Majestät!

Der Kaiser von Oestreich. Saub're G'schichten!

Mosle. Majestät, die deutsche Centralgewalt hat uns hergesendet, um über das Schicksal...

Fürst Windisch-Grätz (heftig zu den Reichscommissären) . Meine Herren, dieses unaufhörliche Dringen in Seine Majestät den Kaiser ist nicht zu entschuldigen! Sagen Sie der deutschen Centralgewalt, daß Seine Majestät der Kaiser es ehrlich meint und mich zum Generallissimus der sämmtlichen Truppen ernannt hat. Seine Majestät lieben sein getreues Volk und werden dasselbe gegen die Wühlereien der Feinde der Freiheit, welche ohne Ordnung und Gesetz nicht möglich ist, zu schützen wissen. (Zum Kaiser.) Darf ich Majestät in Allerhöchst Ihr Schlafzimmer begleiten?

Der Kaiser von Oestreich (indem er mit dem Fürsten Windisch-Grätz abgeht, zu den beiden Reichscommissären) . Schamster Diener! B'hüt Ihne Gott!

Mosle (sieht Welcker an) .

Welcker (sieht Mosle an) .

Mosle. Wir sind zu entschieden aufgetreten. Vielleicht ist noch eine zweite Audienz möglich zu machen.


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