Simon Gfeller
Unveröffentlichtes / Briefe / Vermächtnis
Simon Gfeller

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Ach, dä Zanggeischt

D’Meiegusche isch früsch agsäit. Es nähm mi wunger, gäb vom Bluemesoome afen öppis errunne sig, aber es bögle si nöije no niene zartgälbi Chymblettli i d’Hööchi. Si schlummere no unger em fiinzerteelte Härdtecheli, wo druber gsiebt ischt.

Derfür git’s öppis angersch z’beobachte: Vo rächts äne chunnt e bruungälbe Tusigfüeßler, e ruuchhoorige, uber die tischblattäbeni Härdflechi z’gramsele, u vo linggs ubere beindlet e roti Ambeiße ärschtig gägen ihm zue.

Angfährt zmitts im Beet stoße si ufenangere. Nujo, däichen i, das wird wohl öppe kes Isebahnunglück gäh. Uf all Syten ume isch jo do Platz zum Uswyche, e wahri Allmänd im Verglych zur Größi vo dene zwe Chnürpfe. U der Wäg isch dürhar glych guet, prezys glych guet, wyt u breit isch nid ds chlynschte Hindernißli.

Aber die beide Tierli si offebar nid glycher Meinig wie-n-ig. Kees wott sy Marschrichtig ändere, ou nid ume ne lumpige Millimeter. U mi gseht ganz dütlech, wie si enangere aschnouze:

«Mach, daß d’us der Streui chunnscht, dumms Veeh. Wie chaisch du di uberhoupt erfräche, mir der Wäg z’verlege», schynt der Bruungälb z’spängele u schüttet derzue trotzig syner Bürschtehoor.

«Nid e Tritt goh-n-i näbenus! Das isch my Durchpaß», 146 git die Roti giftig Kampf. «Us Wäg, Lümmel, süscht will der de zündte!»

«Was, eme settige Dräckli sött i wyche? — Chäm mer no äberächt, das. — Furt jetz mit der!»

«Stell du nume dys Burscht uf; nid e Puuß förchten i di. Mach Platz, süsch will der de zeige, wie me ame settige Gstabi ds Guurli fiegget. — Zum letschte Mol: Pack di, oder i stampfe di düre Boden ab.»

«Zum letschte Mol: Strych di, oder du lehrscht mi de kenne.»

Di Roti zieht der Chopf y zum Agriff. Der Borschterich rückt ou vor. Mit eme Satz springt ihm die Roti i si ghoorigi Schnouze u chlemmt si dert fescht.

«Woscht luggsetze, du rote Tüfel!» — Statt dessi chlemmt si no herter, ganz chrummi macht si si. Er böglet si, er hudlet si, wirft der Vorderlyb hin u här, uberdröhlt si, und ändtlige cha ner se loswärde. Aber sofort isch si wieder kampfbereit u schnützt ne-n a: «Mueß i no einischt cho? oder weischt jetz, wär der wehrhafter ischt?»

«Emel afe nid du, elände Grööggel. Vo dir loh mer de no nid bifähle.» U d’Töibi versprängt ne fascht. Zum zwöite Mal rückt er vor u streckt syner Borschte vüre. Aber das Mal packt si ne vo der Syte. Wie ne Schwick isch si-n-ihm uf em Läbige u chlemmt u trischaagget ne, das’s e Gruus ischt. Er bäumlet si uf, wurmseret hin u här, uberpürzlet mit ere zwöi, drü Mol, schnellt umen u ane, un es geit alli Lengi, bis er schi cha loszeere.

Un jetz het er gnue. Ganz entsetzte flüchtet er schi, so gleitig daß er cha. Alls an ihm hämelet u gramelet vo z’vorderisch bis z’hingerisch, u im nächschten Ougeblick 147 gseht me sys Hingerwägeli i me Härdtuneli verschwinde.

Siegesstolz luegt ihm die Roti nache. Si het fryli ou es Bei verlore. Aber was wott das säge? Meischter bblibe isch schi, uf das chunnts ab, nid ufe ne Scheich meh oder minger.

Ach, dä Zanggeischt! däichen i. — Dir dumme Zwänggringe dir...

Aber — si mir Möntsche um enes Hoor gschyder?

Giengs nid ou by üs no mängisch ganz, ganz styf — näbenangere vüür?

Aus dem Nachlaß, geschrieben 1940


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