Friedrich Gerstäcker
Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten Nordamerikas
Friedrich Gerstäcker

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8.
Deutsche Ansiedelung in Arkansas

Unser nächstes Ziel war dabei Little Rock, von wo aus wir, für jetzt wenigstens noch, beabsichtigten, nach Fort Smith, an der westlichen Grenze des Staates Arkansas, hinauf zu gehen.

Der Plan, auf den diese Auswanderung gegründet war, mochte ungefähr folgender sein:

Röttken hatte das Geld, etwa 4000 Dollars, wir anderen hatten nichts; um aber nun das Ganze gleichmäßig zu verteilen, wollten wir uns alle auf einem Landstriche niederlassen und diesen zusammen bebauen; Röttken wollte Waren mit dorthin nehmen und einen Handel anfangen, und das alles sollte gemeinschaftlich betrieben werden. Dafür aber hatte er für das ausgelegte Kapital 4 Prozent Zinsen empfangen, um ihn für die Auslage zu entschädigen. Solche Kontrakte und Pläne werden in Amerika gewöhnlich entsetzlich leichtsinnig unternommen und betrieben.

Dadurch nun, daß er über das Geld verfügte, wurde er gewissermaßen zum Oberhaupt; doch standen wir auf solch freundschaftlichem Fuße, daß es keinem von uns auffiel oder irgendwie drückend gewesen wäre, und die Sache ging vor sich.

Wir hörten in Little Rock von mehreren Deutschen einen kleinen Fluß, den Fourche la fave, sehr rühmen, dessen umliegendes Land man uns besonders anpries. Wir wanderten dahin und wurden von einem dortigen Ansiedler, Herrn Klingelhöffer, herzlich aufgenommen. Er lief mit uns in der ganzen Gegend umher, zeigte uns alles und tat wahrlich, so viel nur in seinen Kräften stand, uns gefällig zu sein. Wir konnten übrigens vom Lande selbst nicht viel sehen, da Schnee lag, doch kannte es Klingelhöffer genau und versicherte uns, daß es gut sei; der Weidegrund für Vieh war vorzüglich, die Jagd ebenfalls gut. Klingelhöffer schien uns allen ein freundlicher, lieber Nachbar, und bald waren wir über unsere Wahl einig.

Es lagen zwei Felder, jedes mit einem Wohnhause versehen, nicht weit voneinander entfernt. Sie gehörten einem Amerikaner namens Wilson, der sich, der amerikanischen Sitte gemäß, gleich willig finden ließ, zu verkaufen. In einer halben Stunde hatten wir den Handel ins reine gebracht und die beiden »improvements«, wie die Plätze genannt werden, mit dem preemtion-right oder Vorkaufsrecht für 250 Dollars erstanden.Diese 250 Dollars waren aber Arkansas-Geld, das damals 30 Prozent schlechter als Louisianageld stand (versteht sich Papiergeld), also im ganzen etwa 175 Dollars.

Dazu gehörten zwei urbar gemachte und mit Fenzen umgebene Felder, zusammen 13 bis 14 Acker Land. Zu jedem dieser Felder gehörte ein Wohnhaus in wenigstens erträglichem Zustande. Dies alles lag aber noch auf sogenanntem Kongreßland, d. h. es gehörte der Regierung der Vereinigten Staaten und der, der sich zuerst darauf ansiedelte, hatte das erste Kaufrecht oder, wie es in den amerikanischen Gesetzen angegeben ist, das preemtion-right. Die Vorteile, die dieses besonders dem armen Ansiedler gewährt, sind folgende. Ich setze den Fall, ich lasse mich im Walde an irgendeiner Stelle, die mir zusagt, nieder, und das Land ist noch von keiner Privatperson angekauft und bezahlt, gehört also noch den Vereinigten Staaten, so kann ich es bebauen und mich dort einrichten, als wenn es das meinige sei, und kein Mensch hat ein Recht, mich zu vertreiben, bis das Land vermessen und zum öffentlichen Verkauf in der Staatszeitung angezeigt und ausgeboten wird. Jetzt habe ich zwar das Vorkaufsrecht zu einer Viertel-Sektion oder 160 Acker (kann jedoch auch bloß 40 Acker nehmen, nur nicht weniger), muß aber nun auch das Land bezahlen, wobei ich es, und wenn ein anderer auch 5 Dollars für den Acker bieten wollte, dennoch für den Kongreßpreis von 1¼ Dollar bekomme. Bezahle ich es dann nicht, so verliere ich das Recht darauf, und ein anderer kann es ankaufen. Wilson hatte ein solches preemtion-right auf das Land, das er an uns verkaufte, und übergab uns daher mit dem improvement, auch das Recht des Erstkaufes.

Nachdem der Handel abgeschlossen war, gingen wir zusammen nach Little Rock zurück, und zwar Röttken, um nach Louisiana zurückzufahren und seine und Hallers Familie sowie Korn abzuholen. Haller und ich aber, um uns Lebensmittel zu kaufen und dann am Fourche la fave unsere nötige Einrichtung zu treffen.

Little Rock hatte sich in den paar Jahren, in denen ich es nicht gesehen, ungemein vergrößert und sehr zu seinem Vorteil verändert, doch gefiel es mir noch immer nicht. Besonders war mir an der Stadt der Kirchhof zuwider, der dicht dabei, und zwar höher als die übrigen Gebäude, liegt, so daß ich nicht umhin konnte, in jedem Glase Wasser, das ich dort trank, etwas Leichenähnliches zu schmecken. Übrigens mag die Einbildung da wohl auch das Ihrige tun; es ist jedoch auf keinen Fall angenehm.

Da wir nahe am Fourche la fave wohnten, war es unumgänglich notwendig, daß wir ein kleines Schiff oder Fahrzeug kauften, um teils unsere Sachen darin hinaus an den Ort unserer Bestimmung zu schaffen – unsere Wohnung lag zu Wasser von Little Rock etwa 30 Meilen den Arkansas- und 40 Meilen den Fourche la fave-Fluß hinauf –, teils auch, um uns dessen zur Überfahrt zu bedienen.

Wir erhandelten einen recht guten Kahn für 10 Dollars, kauften dann etwas Mehl, Kartoffeln, Kaffee, Zucker usw. nebst einigem Handwerkszeug, und fuhren wohlgemut den Arkansas hinauf, unserem neuen Wohnorte am Fourche la fave wieder zu. In Little Rock hatte ich dabei noch einen jungen Hund von guter Rasse geschenkt bekommen, den ich ebenfalls mit ins Boot nahm, um ihn oben für mich abzurichten.

Gegen Abend des zweiten Tages erreichten wir die Mündung des Fourche la fave und liefen ein, konnten aber vor Dunkelwerden keine Wohnung mehr erreichen und mußten im Freien übernachten.

Am nächsten Tage regnete es, was vom Himmel herunter wollte, und wir waren sehr froh, ein Haus zu erreichen, in dem wir, wenigstens in etwas, vor den fürchterlichen Regengüssen geschützt waren; ich sage »etwas«, denn das Dach gehörte keineswegs zu den besten, und besonders tröpfelte mir, wo ich die Nacht lag, fortwährend das kalte Wasser auf den Hals und in das Gesicht. Glücklicherweise hatte ich, ehe wir uns hinlegten, einen alten baumwollenen Regenschirm – ein sehr seltenes Möbel in der Hütte eines Farmers – in einer Ecke entdeckt, spannte diesen auf und schlief unter dem Schutze desselben den übrigen Teil der Nacht sehr behaglich.

Am nächsten Abend erreichten wir Klingelhöffers Farm, der uns sehr gastfreundlich aufnahm, und am darauffolgenden Tage den Ort unserer Bestimmung.

Dort sah es noch öde und wüst wie im früheren Chaos aus, und die vier Wände waren alles, was wir zur Bequemlichkeit empfingen. Doch richteten wir uns gar bald häuslich ein, was freilich mit sehr wenig Umständen verknüpft war.

Wir hatten jetzt eigentlich weiter nichts zu tun, als die Fenzen um die Felder herum ein wenig instand zu setzen. Außerdem gedachten wir, sobald das Wetter nur hinlänglich kalt wurde, eine Partie Schweine einzuschlachten, um Wintervorrat zu haben.

Die Junggesellenwirtschaft aber, die wir nun führten, war wirklich reizend und wird mir stets eine heitere Erinnerung sein. Ich hatte gleich im Anfang unseres häuslichen Stilllebens Unglück gehabt, indem ich mir die Hand auf ziemlich bösartige Weise verletzte. Da mich das nun auf eine lange Zeit an aller Arbeit hinderte, übernahm ich das Kochen, wie sämtliche häuslichen Verrichtungen, und die Jagd, von der Haller ohnedies nichts verstand.

Unsere Kocherei bestand aber ungefähr in folgendem. Erstlich hatten wir ein Faß Weizenmehl, wovon wir uns zu jeder Mahlzeit Brot backen mußten, dann Speck, der, in schmale Scheiben geschnitten, gebraten wurde, dann Kaffee, und in einem Papier auf einem Stück Brett in der Ecke lag etwas brauner Zucker, zu dem wir, wenn wir dessen bedurften, hineingingen und uns, was wir gerade brauchten, auf einem Eßlöffel herbeiholten.

Dies war unser Morgen-, Abend- und auch Mittagessen, nur bei letzterem mit Hinweglassung des Kaffees und Hinzufügung eines Glases Whisky.

Die Kocherei war übrigens im Anfang angenehmer als nach drei Wochen, da ich eines Morgens, wo ich mich über irgend etwas geärgert hatte, die Bratpfanne aus der Tür warf und den Henkel abbrach, die nachher sehr unbequem anzufassen war, während Haller der blechernen Kaffeekanne, die ihm einmal im Wege stand – ich hatte sie der Bequemlichkeit wegen hinter die Tür gesetzt –, einen Tritt gab, um sich Platz zu machen, was die unangenehmen Folgen hatte, daß wir sie späterhin jeden Morgen am Boden mit Mehlpappe zukleistern mußten. Das Kochen hätte aber noch gehen mögen, wäre nur das langweilige Geschirraufwaschen nicht gewesen.

Meine Hand besserte sich jedoch nach und nach etwas, und da es sich auch mit dem Wetter änderte und eine, wenigstens für dieses Land, grimmige Kälte eintrat, beschlossen wir, die zehn Schweine, die wir gekauft hatten und die rund 200 Pfund das Stück wiegen mochten, zu schlachten und einzusalzen. Ein junger Amerikaner, den wir noch für diese Zeit mit zum Arbeiten angenommen hatte, fällte einen starken Sassafrasbaum und höhlte ein halbes Dutzend Tröge aus, um in fünf derselben das Fleisch und in einen das ausgelassene Schmalz zu tun.

Die Schweine wurden in eine Einfenzung getrieben, die Nachbarn zur Hilfe eingeladen und eins nach dem andern geschossen, abgestochen, abgebrüht, gereinigt und ins Haus hinaufgeschleppt. Da wir aber keinen großen Kessel hatten, mußte das Abbrühen auf echt arkansische Manier vorgenommen werden.

Ein Faß, an welchem der obere Deckel eingeschlagen ist, wird zu diesem Zwecke etwas schräg halb in die Erde gegraben und dann mit Flußwasser gefüllt. Dicht daneben wird ein großer Holzhaufen errichtet, angezündet und mit einer Menge Steinen belegt. Sind diese glühend, so werden sie in das Faß geworfen und eine wollene Decke darüber gedeckt, daß die Hitze darin bleibt, wonach das Wasser in wenigen Minuten die erforderliche Hitze erlangt. Das Schwein wird nun ganz bequem ein paarmal in das Faß hineingetaucht und in unglaublich schneller Zeit durch fünf bis sechs Hände von allen Borsten befreit. Gegen Abend waren wir mit allem fertig und hatten die Gedärme zurückgelegt, um von dem Fett derselben Seife zu kochen. Außerdem gebrauchte ich noch die Vorsicht, sie auf einen etwas erhöhten Platz zu legen, damit unsere beiden Hunde sie nicht erreichen konnten.

Die guten Leute, die uns geholfen hatten, fingen nun an zu trinken, und Haller half ihnen redlich, so daß in etwa anderthalb Stunden keiner von ihnen mit Gewißheit mehr wußte, ob er auf dem Kopfe oder auf den Füßen stehe; doch ließ ich sie ruhig gewähren, bis ich sah, daß sie wirklich betrunken waren, – und ein Mann soll nicht eher als betrunken angesehen werden können, bis er auf der Erde liegt und Arme und Beine ausstreckt, um nicht tiefer zu fallen. – Dann aber packte ich sie auf, legte jeden, so weit meine Tröge reichten, in einen derselben und ließ sie ruhig ausschlafen. Haller und der junge Amerikaner hatten sich, ehe sie ihre Sinne ganz verloren, noch ewige Freundschaft geschworen und waren sich zärtlich um den Hals gefallen. In dieser Stellung blieben sie auch, bis sie einschliefen, da jeder nicht ohne Grund befürchtete, auf dem nichtswürdig schwankenden Boden, sobald er losließe, hinzusinken. Endlich schlossen sie ihre Augen, ihre Arme und Kniekehlen erschlafften, und beide fielen um wie Mehlsäcke.

Am nächsten Tage, als wir wieder ein wenig freies Spiel hatten, zerlegten wir die Schweine, salzten sie in die Tröge ein, die im Rauchhause aufgestellt wurden, und gingen dann gegen Abend zu unserem nächsten Nachbar, um einen Kessel zu borgen und das Fett darin auszulassen.

Als ich indessen nachmittags das Darmfett für die Seife in Sicherheit bringen wollte, war der größte Teil fort, und zwar nicht von den Hunden, sondern von den Wölfen geholt, deren Fährten ich deutlich im feuchten Sand am Bache, keine 15 Schritt vom Hause, erkennen konnte. Doch behielten wir immer noch genug übrig. Das Fleisch wurde in den Trögen ganz mit Salz bedeckt, um die bei nur einigermaßen warmem Wetter immer wieder vorkommenden Schmeißfliegen abzuhalten, das Schmalz ausgelassen und in einen derselben, den es fast füllte, gegossen, und wir waren nun versorgt.

Ich konnte jetzt auch wieder größere Jagden machen und fand besonders viel Vergnügen an der Truthahnjagd. Mit dem Frühjahr nämlich rückte die Balzzeit derselben heran, und das Kullern der Truthähne schallte bei Tagesanbruch weit hinaus in die kalte Morgenluft. Von Hügel zu Hügel beantwortet, ist es für den lauschenden Jäger ein wonniger Laut. So scheu und wild der Truthahn aber ist, und so unmöglich oder doch wenigstens ungemein schwierig ich es stets gefunden habe, an ihn hinanzuschleichen, so leicht kann man ihn in dieser Zeit heranlocken, wenn man den Ton der Henne gut nachahmt. Um dies nun mit Vorteil zu tun, verfährt der amerikanische Jäger auf folgende Art, und manchen stattlichen Truthahn habe ich so geschossen:

Frühmorgens, ehe sich noch im fernen Osten der erste bleiche Schimmer der Dämmerung zeigt, zieht der Jäger nach der Gegend, in der er Truthähne weiß oder vermutet. Hat er sich der Stelle hinlänglich genähert, so verhält er sich ganz ruhig, bis es leise zu dämmern anfängt. Nun ahmt er den Ton der Nachteule nach, die dort sehr laut und klagend ruft, und der sich in der Nähe befindliche Truthahn, der den Ton nicht leiden kann, kullert aus Leibeskräften. Erlaubt es der Boden – im Fall nicht zu dürres Laub liegt oder das Buschwerk zu dicht steht, um geräuschlos hinankriechen zu können –, so schleicht der Jäger in Schußweite an den Baum und schießt den Truthahn, ehe es vollkommen Tag wird, herunter. Fürchtet er aber, sich ihm nicht unbemerkt nähern zu können, oder ist der Tag vielleicht, ehe er die Nähe des Balzenden erreicht hat, zu weit angebrochen, dann kauert er sich ruhig hinter einen umgestürzten Baumstamm, legt die Büchse schußfertig auf und fängt an zu locken. Die Locke besteht aber aus dem zweiten, dünnen Flügelknochen der Truthenne, der, an beiden Seiten abgeschnitten, vom Marke befreit wird und, mit einem Ende zwischen den Lippen, mit dem andern zwischen beiden hohlen Händen gehalten, durch die angezogene Luft den Ton der Henne täuschend nachahmt.

Der Truthahn, den lockenden Ton der Henne hörend, kullert jetzt wie rasend, fliegt von dem Zweige, auf welchem er übernachtete, herunter und kommt, rauschend seine Flügel auf der Erde nachschleppend, Kamm- und Schnabelbehang rot und blau angeschwollen, den Schweif pfauenartig ausgespreizt, mit stolzen Schritten gar oft dem Jäger auf wenige Schritte nahe heranmarschiert, vorausgesetzt nämlich, daß dieser vollkommen versteckt liegt und kein Glied rührt, ja nicht einmal mit den Augen blinzelt.

Ehe man mit der Kugel auf den also herankommenden, Vogel schießt, denn ein Schrotgewehr führt dort niemand, ist es indessen wohlgetan, ihn zu schrecken, da in den gewaltig aufgeblasenen und gesträubten Federn der Körper so versteckt liegt, daß man manchmal auf wenige Schritte fehlt. Das Schrecken geschieht am besten durch einen leisen, kurzen Pfiff. Beim Pfiff richtet sich der Truthahn schnell und aufmerksam empor, indem er ein warnendes, erschrecktes »Kitt!« ausstößt, und nun ist die Zeit des Abdrückens für den Jäger, der schon gespannt und gestochen haben muß, gekommen. Versäumt er den Augenblick, so ist der Truthahn unwiederbringlich für ihn verloren, wahrscheinlich schon im nächsten Augenblick im Dickicht verschwunden.

Der Schuß kracht jetzt, der Truthahn springt hoch in die Höhe und stürzt tot zu Boden.

Diese Jagd hat so viel Anziehendes, daß ich wenige Morgen versäumte und manchen schönen Truthahn nach Hause schleppte; doch mußte ich auch manches Lehrgeld bezahlen und glaubte oft schon, einen mühsam herangelockten sicher zu haben, der sich dann, durch irgendeine unvorsichtige Bewegung oder einen unnatürlichen Ton der Lockpfeife scheu gemacht, mit langen Schritten empfahl.

Endlich, nachdem wir uns so über acht Wochen allein beholfen hatten, kam eines Morgens Korn, welcher Röttkens und Hallers Familien an der Mündung des Fourche la fave verlassen hatte, ihre Ankunft zu melden.

Röttken hätte nämlich in Little-Rock ein großes Flatboot gemietet, dort seine von Louisiana mitgebrachten Waren hineingepackt und war mit seiner Familie von einem Dampfboot bis an die Mündung des gerade sehr angeschwollenen Fourche la fave gebracht worden. Von da aus mußte er sich dann freilich allein und mit noch in Little Rock gemieteten Leuten heraufarbeiten, da auf dem Fourche la fave keine Dampfer liefen.

Haller ging sogleich mit dem Boot hinunter, ihnen entgegen, und Korn und ich blieben oben.

Korn hatte sich am vorigen Abend schon verirrt und nur noch zufälligerweise ein Haus gefunden, in dem drei Geschwister, ein junger Mann mit seiner Frau und zwei sehr hübschen, jungen Mädchen wohnten, die ihn gastfreundlich aufnahmen. Dort war ihm, kaum in Arkansas angelangt, schon ein Prediger in die Quere gekommen, und wir beide lachten herzlich über den Streich, den ihm jener gespielt. Der Prediger hatte nämlich auch, gleich nach Korns Ankunft, am Hause gehalten und um Nachtquartier gebeten. Wie nun aber die amerikanische Sitte ist, so schlafen alle, da die Häuser nur aus einer Stube bestehen, auch in einer Stube und immer zwei und zwei in einem Bette. So schlief Korn und der Prediger in einem, das junge Paar in dem zweiten und gegenüber die beiden jungen Mädchen in dem dritten.

Korn erwachte, als es gerade zu dämmern anfing und hörte nach einer kleinen Weile die Mädchen sich zum Aufstehen rüsten. Der Prediger lag vorn im Bette, die langen Glieder ausgestreckt und die dürren Hände fromm auf dem scharfen Brustknochen gefaltet, und Korn, dem die beiden Mädchen sehr gefielen, hob sich leise auf dem linken Ellbogen in die Höhe, um beim Ankleiden einen unbemerkten Zuschauer abzugeben. Aber der Mann Gottes durchschaute sein freches Begehren, da er ebenfalls wachend im Bette lag. So also seine beiden dünnen, mit den wollenen Decken behangenen Knie heraufziehend, versperrte er dem Armen alle Aussicht während er selbst, fromm aufseufzend, mit gefalteten Händen zur Decke hinaufblickte, so daß Korn, um nicht bemerkt zu werden, innerlich fluchend, auf sein Kopfkissen zurückfiel.

Reges Leben kam jetzt in unsere Wirtschaft, und es wurde gewaschen, gescheuert, gebaut und hergerichtet, daß es eine Lust war. Röttken hatte eine Menge Waren mitgebracht, und wir schafften alles in ein kleines Haus, das wir kurz vorher errichtet hatten und nun noch einen Verschlag anbauen mußten. In wenigen Tagen standen Laden und Warenlager fertig aufgerichtet.

Der Hauptbestandteil der mitgebrachten Güter war Kaffee, Zucker, Salz, Pulver, Blei, Kattune und eine Auswahl von solchen kurzen Waren, die am häufigsten im Walde gebraucht wurden. Diese Sachen sollten eigentlich nur für bares Geld verkauft werden; da aber bares Geld gerade dasjenige ist, was in Arkansas sehr schwer zu finden sein möchte, ward gar bald ein Tauschhandel eröffnet und Rindvieh, Schweine, Pferde, eingesalzenes Fleisch, Butter, Hühner, Eier, Felle und geräucherte Hirschkeulen gegen die mitgebrachten Waren angenommen, welche Sachen dann wieder nach Little Rock geschafft wurden, um dafür dort teils Geld, teils wieder andere Waren zu erhalten.

Die Güter in einem Boote nach Little Rock und wieder andere dafür an den Fourche la fave zu schaffen, besorgte ich, da ich mit der Wasserfahrt ziemlich vertraut war und mir die Beschäftigung auch am besten zusagte. Übrigens war es keineswegs leichte Arbeit, den Arkansas erst 30 Meilen und dann den anderen Fluß 40 Meilen gegen den Strom allein zurückzurudern.

Röttken hatte noch mehrere Arbeiter angenommen und wir bereiteten die Felder zum Maisbau vor. In dieser Jahreszeit hatte ich nun auch besonderes Vergnügen auf der Jagd, die ich wieder leidenschaftlich trieb. Da wir jedoch am Tage beschäftigt waren, ging ich nur nachts mit der Pfanne aus.

Unter dem langen Stiele einer gewöhnlichen Bratpfanne wird ein schmales Brett befestigt, so daß der dadurch etwa 4 Fuß lang gewordene Griff sich nicht auf der Schulter herumdrehen und den brennenden Kien ausschütten kann. In diese Pfanne nun kommt feingespaltener Kien, der eine hohe, helle Flamme gibt. Die Pfanne wird auf die linke Schulter, die Büchse in die Hand genommen, und die Zurüstung ist fertig. Hat der Jäger jedoch niemanden mit, der ihm den Kienvorrat trägt, so muß er diesen selbst in einem Sack über der Schulter mitschleppen, um immer wieder frisch nachzulegen. Um sicher schießen zu können, wird auch noch ganz vorn am Griff ein kleiner gabelartiger Zapfen eingebohrt, in den die Büchse beim Zielen zu liegen kommt. Der Jäger hat nun seine Pfanne mit der Flamme so zu halten, daß sich sein Kopf zwischen dem Feuer und der auf ihn gerichteten Augen des Wildes befindet, die bei Nacht dann, und in dieser Stellung wie glühende Kohlen leuchten.

Der Hirsch, an die häufigen Waldbrände gewöhnt, scheut die Flamme nicht im mindesten. Sobald der Jäger in der Ferne die Lichter eines Hirsches entdeckt, die in mehreren hundert Schritt Entfernung wie eine einzige Feuerkohle aussehen und erst, wenn man näher kommt, sich in zwei bestimmte glühende Kugeln absondern, muß er darauf sehen, sich dem seiner wenig achtenden Wilde gegen den Wind und mit sowenig Geräusch als möglich zu nähern. Dann legt er den Lauf in die Gabel vorn an der Pfanne, zielt, was er, da das Feuer gerade hinter ihm ist, mit größerer Sicherheit als am Tage tun kann, dem Hirsch entweder zwischen die beiden Lichter oder, kommt er nahe genug heran, um die Umrisse seiner Gestalt zu erkennen, aufs Blatt und braucht dann nur eine feste Hand, um fast jedesmal seiner Beute gewiß zu sein.

Am Fourche la fave gibt es nun aber eine Masse Salzlecken, die sowohl vom Wild wie von den Rindern stark besucht werden, was meistens in der Nacht geschieht. Um das Wild nun bei diesen Besuchen zu belauern, geht der Jäger in Amerika auf den Anstand, und zwar ebenfalls bei dem hellen Licht einer Kienflamme.

Die Vorrichtung wird auf folgende Art getroffen. Vier Pfähle werden, etwa 5 Fuß voneinander entfernt, in die Erde gerammt und oben mit Querstangen belegt, darauf mit Laub oder Moos, und dann mit Sand oder Erde 4–5 Zoll dick bedeckt, auf welcher Erdschicht die Nacht über ein helles Feuer unterhalten wird. Der Jäger sitzt unter diesem Dache, das er gewöhnlich 20–30 Schritt von der am stärksten besuchten Salzlecke errichtet, im tiefsten Dunkel, während er selber auf wenigstens 50–60 Schritt schießen und 70–80 Schritt alles sehen kann, was sich bewegt. Der Hirsch, der des Feuers nicht achtet, kommt nun in stiller Nacht schweigend, mit langsam abgemessenen Schritten an und nähert sich der Lecke, wo er von des Jägers sicherem Blei erreicht wird und zum Tode getroffen zusammenstürzt.

Manche Nacht lag ich in der milden, warmen Luft im Walde. Doch so lieblich und erfrischend die Natur auch war, so störend waren wieder einige Insekten, die den im Freien Ruhenden oft fast zur Verzweiflung treiben. Es sind dies teils die Moskitos, teils die Ticks. Sobald das Feuer einmal angezündet ist und die dunkle Nacht sich auf die stille Erde gelagert hat, hört das Stechen der Moskitos ziemlich auf, da sich diese alle nach der hellen Flamme ziehen und dort elendiglich umkommen, aber die Ticks werden dann um so wütender.

Die Ticks oder, wie man sie in Deutschland nennen würde, Holzböcke bevölkern in den südlichen Staaten von Nordamerika im wahren Sinne des Wortes von Ende April an die Wälder und sind dem Neuling fürchterlich lästig. Die alten, die die Größe eines groben Schrotes erreichen, gehen übrigens noch an, denn diese kann man im schlimmsten Falle, wenn sie anfangen, sich einzubeißen, erwischen und umbringen; im Juli aber kommen die kleinen sogenannten seedticks (Samen-Holzböcke, die dem Mohnsamen ähnlich, nur noch bedeutend kleiner sind) und bedecken die Büsche zu Millionen, daß ich mich oft von ihnen fast überzogen gefunden habe. Das einzige Mittel gegen die letzteren ist Tabaksrauch, der sie augenblicklich tötet.

Aber nicht der Mensch allein wird von ihnen gepeinigt, das arme Wild wird ebenfalls auf eine fürchterliche Art von ihnen zerstochen und ausgesogen. Mehrere Stück Wild, die ich schoß, waren, besonders am Gehör, wo sie dieselben nicht erreichen konnten, so dicht damit bedeckt, daß man auch nicht eine Spur von der Farbe der Haare sehen konnte. Das erste kalte Wetter vertreibt sie, doch findet man einzelne den ganzen Winter hindurch.

Unsere Arbeit ging jetzt ruhig vor sich, und der Mais wurde gepflanzt; unsere gegenseitigen Verhältnisse aber schienen in ein ganz anderes Licht zu treten, als wir früher erwartet hatten.

Röttken, der sich bis jetzt nur höchst freundlich und liebevoll gezeigt hatte, wurde herrisch und oft sehr kurz angebunden und befahl mir sogar einige Male etwas in einem Tone, den ich von keinem Menschen ertragen mochte. Da er aber noch gar zu kurze Zeit in Arkansas war, nahm ich ihm das nicht so sehr übel, sondern lachte ihn aus, schulterte die Büchse und ließ mich in den ersten vierundzwanzig Stunden nicht wieder sehen. Kehrte ich dann zurück, so war er klug genug, stets zu tun, als ob nicht das mindeste vorgefallen sei, da er bald einsah, daß er mit Befehlen nichts ausrichtete. Auch das Verhältnis zwischen ihm und Korn wurde gespannt, und einige Male hatte er mit ihm bedeutende Streitigkeiten. Haller allein hielt sich noch am besten, da dieser Röttkens Eitelkeit schmeichelte und ihm in allen Stücken, wenigstens in seiner Gegenwart, recht gab, was er jedoch keineswegs hinter seinem Rücken tat.

So kam der Juni heran und mit ihm ein förmlicher Bruch, da Röttken einst, während ich auf der Jagd war, Korn, der überhaupt schwächlich war, mißhandelte; Korn riß zwar gleich seine Büchse vom Nagel und hätte ihn auch niedergeschossen, aber Haller sprang dazwischen und verhinderte so die gerechte Rache, einesteils allerdings zum Glück, da Röttken Familie hatte.

Das freundschaftliche Verhältnis aber, in dem wir bisher gestanden hatten, hörte jetzt gänzlich auf. Korn kam zu Hallers herüber, wo ich wohnte, und wir beide zogen uns von dem gemeinschaftlichen Vertrage zurück. Das war nun freilich ein böser Strich durch Röttkens Rechnung, der genau wußte, daß wir kein Geld hatten, und uns dadurch vollkommen sicher in Händen zu haben glaubte. Doch hatte der gute Mann nicht daran gedacht, daß es in Arkansas Wild gab und ich eine Büchse hatte, und daß der Fluß nach New-Orleans strömte, wo sich Korn, der ein ausgezeichnet geschickter Buchhalter war, bald eine neue Laufbahn eröffnen konnte.

Wir waren beide zum Abmarsch gerüstet. Ich wollte nur noch vorher Korns Sachen in einem Kanoe nach Little Rock schaffen, wohin er selbst dann später zu Pferde folgen sollte. Da aber der 4. Juli, der amerikanische Befreiungstag, in wenigen Tagen fiel, wo ein Farmer am Fourche la fave einen Schmaus geben wollte, so beschlossen wir, diesen noch mit abzuwarten, um auch einmal einem Fest in Arkansas beizuwohnen. Ich hatte selber noch nie etwas Ähnliches gesehen. Der Amerikaner tut indessen selten oder nie etwas, ohne einen Zweck im Auge zu haben. So hatte dieser freundliche Gastgeber z. B. ebenfalls die Hoffnung, das nächste Mal als Mitglied der Legislatur erwählt zu werden, und hoffte durch diesen öffentlichen Schmaus die Leute günstig für sich zu stimmen.

Im Frühjahr sind diese Feste oder »frolicks«, wie man sie dort nennt, häufig. Wenn z. B. die Stämme der umgestürzten Bäume vom Farmer zerhauen in den Feldern liegen, so ruft er die Nachbarn zusammen, um das Holz auf Haufen zu rollen und anzuzünden. Dann wird ein sogenannter »log rolling frolick« hergerichtet. Sind Frauen im Hause, so richten diese es gewöhnlich so ein, daß sie irgendeine Steppdecke (quilt) zu nähen haben, die sie aus bunten, drei- und viereckigen Stückchen Kattun zusammensetzen. Hierzu werden dann die jungen Mädchen aus der Nachbarschaft eingeladen, und das heißt nun ein »quilting frolick«. Gegen Abend folgt dann der Arbeit gewöhnlich ein fröhlicher Tanz oder ein Pfänderspiel.

Ich war bis jetzt auch noch nie zu einer dieser Vergnügungen gegangen, denn ich hatte mich nicht unter Menschen gesehnt und war lieber allein geblieben. Da ich aber jetzt wieder in den Wald ging, um vielleicht erst nach langen Monden zu geselligem Leben zurückzukehren, wollte ich wenigstens noch einmal vergnügte Menschen sehen.

Der 4. Juli brach an, und gegen zehn Uhr wanderte ich ohne Büchse dem etwa 4 Meilen entfernten Versammlungsorte zu. Da indessen eine Masse Heidelbeeren am Wege wuchsen, hielt ich mich sehr bei diesen auf und gelangte erst gegen Mittag an den Ort der Bestimmung.

Hier war reges Leben, denn die ganze Umgegend hatte sich versammelt, und die rauhen »backwoodsmen« (Hinterwäldler) wogten in bunten Gruppen durcheinander, manche in Jagdhemden, worunter auch ich gehörte, viele in wollenen, von ihren Frauen selbst gewebten Röcken, und mehrere, der Bequemlichkeit wegen, in Hemdsärmeln. Im Freien waren Feuer angezündet, wo mächtige Braten dämpften, und an einem schattigen Platze, nahe am Hause, sah ich mehrere Frauen beschäftigt, einen gewaltigen, langen Kaffee zu kochen.

Schon von fern tönte mir die schrille Musik einer einzigen Violine entgegen, und ich fand richtig in dem einen Flügel des Doppelhauses das junge Volk im eifrigen Tanze begriffen. Da ich aber nicht einmal unsere heimatlichen Walzer und Rutscher zu tanzen verstand, also viel weniger die sonderbar beweglichen Tänze Amerikas, drängte ich mich natürlich nicht zu diesem Vergnügen und vergnügte mich damit, die Ankommenden zu beobachten, die in bunten Gruppen von des Countys Ecken und Enden herangeschneit zu sein schienen. Eine große Anzahl junger Mädchen fanden sich ein, die, leicht und anmutig auf ihren kleinen Pferden daher galoppierend, vom schnellen Ritt erhitzt, mit geröteten Wangen, lieblich und interessant genug aussahen. Sie schienen aber mehr auf einer Pilgerfahrt begriffen, als zu einem Tanz zu kommen, denn alle hatten kleine, manche auch ziemlich große Bündel an den Sattelknöpfen hängen; jedoch achtete ich nicht weiter darauf und half mehreren, mit denen ich bekannt war, von den Pferden.

Unter der Zeit war Mittag herangerückt; eine lange Tafel wurde vor dem Hause gedeckt und Bänke und Stühle herbeigeschafft, um Sitze genug zu haben. Da aber der Tisch unmöglich alle fassen konnte, so nahmen die Damen ganz gegen die sonstige häusliche Sitte der Amerikaner zuerst Platz, und die jungen Leute warteten auf, wo ich dann natürlich nicht der letzte war. Das Mittagessen bestand aus Rinder- und Schweinebraten, süßen und anderen Kartoffeln, Maisbrot, Kuchen, Milch und Kaffee, und ging ruhig vorüber. Röttken hatte überdies noch für die Damen ein Kistchen Wein mitgebracht, das diese denn auch bald leerten.

Nach dem Essen wurde eine kurze Anrede an das versammelte Publikum zu Ehren des 4. Juli, des Geburtstages der Vereinigten Staaten, gehalten, und wieder von neuem ging der Tanz los; aber eine Menge verschiedener Gruppen, die mich viel mehr interessierten und die sich auf ihre eigene Art beschäftigten, waren malerisch um das Haus herum verteilt. Hier lag eine Partie kräftiger, sonnverbrannter Gestalten im Grase gelagert und erzählte sich ihre Jagdabenteuer; dort saßen zwei auf einem umgestürzten Baume wie auf einem Pferde und spielten auf dem Stamme zwischen sich Karten. An jener Seite übten sich einige im Springen, die mit einem schweren Steine in jeder Hand, um sich in Schwung zu bringen, wahrhaft staunenswerte Sätze machten, und an dieser lag eine Reihe langer Burschen, die gemütlich ihre Siesta hielten und sich weiter nicht bewegten als nötig war, im Schatten des Baumes, unter dem sie lagen, zu bleiben und den immer weiter hinunterschießenden Sonnenstrahlen auszuweichen.

Korn und ich schlenderten ruhig zwischen allen diesen herum und amüsierten uns sehr gut damit, unsere verschiedenen Bemerkungen über die umherlagernden Gruppen zu machen. Dann und wann gingen wir auch wohl in den Tanzsaal, wenn ein kleines Blockhaus, 16 Fuß breit und 18–20 Fuß lang, so genannt werden kann. Die Luft darin war fast erstickend heiß, das Bild aber, das sich uns zeigte, teils zu lieblich, teils zu komisch, um schnell wieder davon wegkommen zu können.

Zwar waren die jungen Mädchen, die hier mit ihren kleinen Füßchen den Takt zu den schnellen jigs, reels und hornpipes schlugen, allerliebst und wohl geeignet, einen solchen Verehrer von »Naturschönheiten«, wie ich es bin, eine Zeitlang zu fesseln, doch nahm bald ein Amerikaner meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch, und nie werde ich das Bild vergessen, das er bot.

Er war ein Mann mittlerer Größe, aber sehr dünn und etwas schwach in den Knien, der sich in einen dunkelblauen Frack mit gelben Knöpfen und hellblauen Nähten eingeknöpft hatte. Unmöglich aber konnte dieser für ihn gemacht sein, die Ärmel waren augenscheinlich 3 Finger breit zu kurz und die schmalen Schöße wenigstens 14 Zoll zu lang; in dem einen derselben hatte er noch dazu ein ungeheures Stück Kautabak stecken, an das er beim Springen immer mit dem Absätze anschlug und endlich genötigt war, es herauszunehmen und in die Brusttasche zu schieben. Das Schönste aber an der ganzen Figur war die Krawatte, in der er im wahren Sinne des Wortes manchmal verschwand; eine solche Krawatte war noch gar nicht dagewesen. Sie war hoch und weit und so gebaut, daß mir sein Kopf vorkam wie eine Obertasse, die in einer ungeheuren tiefen Unterschale stand. Sein Kinn war vollkommen unsichtbar, und gar oft, bei einem recht gewaltigen Sprunge, tauchten Mund und Nase mitunter hinter das schwarze Bollwerk. Dabei lief ihm das Wasser infolge der harten Anstrengung in den engen Kleidern stromweis die erhitzten Wangen und die Stirn hinunter und verlor sich ebenfalls dort, wohin sich der untere Teil des Gesichts dann und wann zurückzog, und als er sich nach einem Tanze einmal in einer Ecke auf einen niedrigen Stuhl hinkauerte, schaute er mit seinen dunkeln, glühenden Augen gerade über der steifen Halsbinde hervor und war einer Spinne nicht unähnlich, die sich in ihr Versteck zurückgezogen hat, um eine sich ihr unvorsichtig nähernde Fliege zu erhaschen.

Gegen Abend brachten wir eine vierhändige Partie ein dort gebräuchliches Spiel, das einige Ähnlichkeit mit unserem »besten Buben« hat, zustande und vertrieben uns einige Stunden damit die Zeit, während verschiedene Whiskyflaschen überall im Kreise herumgingen und die Gemüter anfingen, ziemlich aufgeregt zu werden.

Auch des Kartenspielens überdrüssig, wandte ich mich wieder dem Tanze zu, der eben, einer kleinen Störung wegen, aufgehört hatte; doch begannen die schrillen Töne der einsamen Violine gleich wieder, und ich drückte mich durch die enge, von Menschen vollgepfropfte Tür in eine der Ecken, wo ich gerade neben den unglücklichen Violinspieler zu stehen kam.

Diesen aber hatte eine eigene Laune erfaßt, und gar sonderbare Stücke kratzte er auf seinem Instrumente herunter. An Takt war gar nicht mehr zu denken; aus einem wilden, Allegro ging er plötzlich in weiche, wehmütige Phantasien über, brach aber auch in diesen ab und fragte mich, ob ich nicht einen Bissen Kautabak bei mir habe. Auf meine Verneinung strich er wieder mit ein paar gewaltig kühnen Zügen über das gequälte Instrument, daß es laut aufschrie, verdammte dann in höchst unzarten Ausdrücken die Augen der ganzen Gesellschaft, daß sie ihn so trocken dasitzen ließen – er allein hatte nämlich zwei Flaschen Whisky ausgetrunken –, sah sich wild im Kreise um, fing an zu weinen, fiel schluchzend dem dürren Männchen im blauen Frack um den Hals, wobei er diesen ganz in die Binde hineindrückte, und wurde dann von vier jungen Leuten ohne weitere Umstände aufgepackt und hinausgetragen.

Der Tanz hatte natürlich während dieses kleinen Intermezzos aufgehört, doch erbot sich einer der Männer, einen nüchternen Violinspieler herbeizuschaffen. Da dies aber das Vergnügen zu lange unterbrochen hätte, stellte sich ein langer Bursche, ohne auch nur eine Miene zu verziehen, vor den Kamin hin, und die Ärmel aufstreifend und ein klein wenig in die Knie sinkend, fing er an mit gewaltig schallenden und blitzschnell aufeinander folgenden Schlägen den Takt mit flachen Händen auf seinen Knien zu pauken. In zwei Minuten war alles wieder in Ordnung.

Endlich kam auch der versprochene Musiker, aber nicht in dem versprochenen Zustande, nämlich nicht nüchtern; doch war es zu hoffen, daß er, wie ein neben mir Stehender sehr ruhig und mit einer Kennermiene bemerkte: »Would do, till twelve o'clock«, d. h. »bis zwölf Uhr halten würde«.

Zu meiner Verwunderung bemerkte ich jetzt mehr weiße Kleider an jungen Damen, an denen, wie es mich wenigstens däuchte, ich den ganzen Abend ein dunkelfarbiges Kleid gesehen hatte; doch da ich nie auf solche Sachen viel achte und mich geirrt zu haben glaubte, fragte ich einen Amerikaner deswegen, und dieser gab mir nicht allein recht, sondern sagte auch, daß die meisten der jungen Mädchen ihre Kleider schon zum dritten Male gewechselt hätten, und wenn ich aufpaßte, könne ich das noch einige Male sehen. Und er hatte in der Tat recht, denn, aufmerksam darauf gemacht, fand ich es nicht allein bestätigt, sondern sogar, daß einige der jungen Damen, die den größten Kleiderreichtum besaßen, sich von Mittag an bis zum nächsten Morgen fünfmal umgezogen hatten.

Die armen Mädchen bekommen so selten Gelegenheit, ihre Kleider zu zeigen, daß sie, um jede sich bietende zu benutzen, dann doch wenigstens ihr möglichstes tun. Wie mir gesagt wurde, würde dort im Wald ebenso die Nase gerümpft werden, wenn eine junge Dame in ein und demselben Kleide eine ganze Nacht tanzen wollte, als ob in Deutschland eine junge Dame zweimal mit demselben Kleide in einem Winter auf zwei verschiedenen Bällen erschiene.

Ein Farmer, der weiter unterhalb am Fourche la fave wohnte, hatte mir ein altes Kanoe versprochen, das nicht weit von seinem Hause am Flusse angebunden lag. In diesem wollte ich nämlich Korns Sachen nach Little Rock schaffen, und der Farmer sagte mir, daß ich das Kanoe, in Little Rock angekommen, nur solle schwimmen lassen, denn es sei kaum das Zerhacken wert. Ich beschloß also, am nächsten Morgen mit ihm nach seinem etwa 4 Meilen entfernten Hause zu gehen, das Kanoe nach Röttkens Platz hinaufzurudern, dort die Sachen einzuladen und dann nach Little Rock hinunterzufahren.

Es war etwas nach zwölf Uhr, und der Prophezeiung des alten Amerikaners gemäß hatten sie eben den zweiten Violinvirtuosen am Kragen hinaus ins Gras geschleppt, damit er dort seinen Rausch ausschlafe. Ein dritter hatte jetzt dessen Stelle eingenommen. Ich selber war aber zu müde geworden, den wilden Lärm länger mit anzusehen, legte mich daher vor dem Hause unter einen Baum, mit dem Kopfe auf einen dort befindlichen Schleifstein, und schlief trotz des harten Kopfkissens und der gellenden, schrillen Töne der gepeinigten Violine sanft bis zum nächsten Morgen.

Die Sonne sandte schon ihre warmen Strahlen über die Baumwipfel hinweg in das Innere der kleinen Lichtung; aber immer noch wurde getanzt, während andere in sanfter Ruhe und in mannigfachen Gruppen auf dem Platze herumlagen. Im ganzen wurden aber doch jetzt ernstliche Anstalten zum Aufbruch getroffen, und die Pferde, die alle die Nacht über an Büschen und an der Fenz angebunden gestanden hatten oder auch wohl in eine kleine Einfriedigung getrieben und mit Mais gefüttert waren, gesattelt. Hier und da verschwand schon ein Trupp von Männern und Frauen in dem dichten grünen Walde.

Auch ich machte mich jetzt mit meinem Amerikaner und dessen Frau auf den Weg, aber noch weithin schallten uns die Töne der unermüdlichen Geige nach.

Das Kanoe fand ich, aber der gute Mann hatte wahrlich recht, als er sagte, es sei kaum das Zerhacken wert, denn wer nicht sehr gut mit solchem schwanken Fahrzeuge umzugehen wußte, hätte sich in dies wohl nicht hineinwagen dürfen. Es war kaum mehr als ein roh ausgehauener Trog, 10 Fuß lang und 1½ Fuß breit; doch entsprach es dem Zwecke, und mit einem leichten Ruder versehen, trat ich meine Rückfahrt an. Ich hatte auch einen langen Weg vor mir, denn obgleich die Entfernung von Röttken zu Lande höchstens 8 Meilen betragen konnte, war es doch der vielen Biegungen des Flusses wegen wenigstens 20 Meilen zu Wasser.

Die Sonne lag eben auf dem grünen Blättergewölbe, die Luft, die den Tag über drückend heiß gewesen war, wurde etwas kühler, und mit langsamen Ruderschlägen zog ich leise den Fluß hinauf, dessen überhängende Weiden mir hinlänglichen Schatten gaben, als ich etwa 100 Schritt vor mir auf einer etwas in den Fluß hinausragenden flachen Kiesbank vier Wölfe sah, die spielend bald ins Wasser sprangen, bald am Ufer, wie junge Hunde miteinander ringend, umherrollten.

Sie hatten mich nicht bemerkt, und geräuschlos ruderte ich auf die Seite des Flusses, auf der sie spielten, zog das Kanoe etwas auf den Sand, nahm das Ruder heraus und kroch, mir selbst eigentlich nicht bewußt, was ich vorhatte, den nichts Böses ahnenden Wölfen näher, die mir ein hoher Stein jetzt verbarg. Unter dessen Schutz glaubte ich auch hinanschleichen zu können; doch haben die Wölfe zu feine Witterung, und plötzlich sprangen alle vier, gerade als ich behutsam meinen Kopf etwas erhob, zu sehen, wo sie wären, auf und waren in wenigen Sätzen im dichten Gebüsch.

Mißmutig kehrte ich in mein Kanoe zurück, ärgerte mich, daß ich die Büchse zu Hause gelassen hatte, und fuhr weiter. Doch war ich noch keine 100 Schritt höher, gerade an den Rand eines dichten Rohrdickichts gekommen, als ich, diesmal zu meiner Rechten, die Büsche rascheln hörte. Ein Ast von einem im Flusse festgeschwemmten Baume, der etwas über die Oberfläche des Wassers hervorragte, war dicht neben mir, und ich erfaßte diesen augenblicklich, um mein Kanoe daran so ruhig als möglich zu halten.

Gleich darauf trat ein ungemein großer, pechschwarzer Wolf mit einem kleinen weißen Stern vorn auf der Brust dicht an das Ufer, augenscheinlich in der Absicht, zu seinen Gefährten hinüberzuschwimmen. Als er mich ruhig und unbeweglich im Flusse halten sah, stutzte er. Er konnte nicht herausbekommen, was eigentlich auf dem Wasser schwimme, und drehte den Kopf, ganz nach Hundeart, bald auf die eine, bald auf die andere Seite. Endlich, da ich mich noch immer nicht rührte und nur meine Augen unverwandt auf ihn geheftet hielt, faßte er sich ein Herz, trat in das Wasser, watete ein paar Schritte am Ufer hinauf und strich, da er an eine tiefe Stelle kam, nach dem andern Ufer aus, gerade vor meinem Kanoe, etwa 15 Schritt entfernt, wegschwimmend. Ich ließ ihn bis ungefähr in die Mitte des Flusses, der an dieser Stelle 60 Schritt breit sein mochte, schob mich dann durch einen raschen Stoß vor, und das Ruder mit aller nur möglichen Kraft und Schnelle gebrauchend, näherte ich mich rasch dem so plötzlich überraschten Wolfe. Da er im ersten Augenblick nicht wußte, an welches Ufer er zuerst fliehen solle, hielt er den Strom gerade hinauf. Das dauerte aber nicht lange, denn da er bald sah, daß ich ihn auf diese Art mit wenig Ruderschlägen überholen mußte, wandte er sich kurz und behielt seine erste Richtung nach dem anderen Ufer bei. Hierdurch gewann er nun wieder einige Fuß Vorsprung, da ich den unbehilflichen Kasten, der mir zum Fahrzeuge diente, nicht so schnell wenden konnte, doch hatte er immer noch über 20 Schritt zu schwimmen, und wir versuchten beide das Äußerste, der erste am Lande zu sein.

Nur noch wenige Fuß davon entfernt, war ich an der Seite des wütend für sein Leben arbeitenden Raubtieres und richtete mich, den nichtswürdigen Bau meines Kahnes vergessend, auf, um mit der scharfen Ruderschneide dem Wolf das Rückgrat zu zerschlagen und ihn dann mit dem Messer abzufangen. Er war jetzt dicht unter mir und warf einen scheuen Seitenblick nach mir hinauf; zum gewaltigen Schlage ausholend, hob ich das scharfe Holz, – da, indem ich mich zu weit vorbog, fuhr das leichte Ding von einem Fahrzeuge unter meinen Füßen fort, ich verlor das Gleichgewicht und stürzte gerade hinter dem jetzt zum letzten Rettungssprunge ansetzenden Wolfe, der in dem Augenblicke festes Land berührte, ins Wasser. Zwar war es dort nicht tief, ich wurde aber doch durch und durch naß und hatte, außer dem Ärger, mir die schon so sicher geglaubte Beute entgangen zu sehen – ein Wolfskalp gilt 3 Dollars in Arkansas –, auch noch das Vergnügen, ein Stück hinter dem Kanoe herzuschwimmen.

Ohne weitere Unfälle kam ich in den nächsten Tagen zu Hallers, lud dort Korns Sachen auf und schaffte sie nach Little Rock, zugleich meine Tierfelle mitnehmend, die ich dort besser als am Fourche la fave verkaufen konnte.

In wenigen Tagen war auch ich reisefertig und verließ schon am nächsten Morgen die Ansiedelung, um den Fluß weiter hinauf in die Gebirge zu gehen und dort den Sommer über zu jagen.

Korn traf ich, als ich zu Fuß an den Fourche la fave zurückkehrte, unterwegs auf seinem Wege nach Little Rock und nahm dort herzlichen Abschied von ihm. Er versprach, bald zu schreiben, und sprengte auf seinem kleinen Pferde rasch gen Süden.

Haller lebte zwar noch auf Röttkens Lande, schien aber seinen Reden nach nur auf eine günstige Gelegenheit zu warten, sich von ihm loszumachen, und so hatte denn die große deutsche Ansiedelung ein schmähliches Ende genommen. Mir blieb nur wenigstens bei alledem der Trost, daß es uns nicht allein so ging, sondern daß es das Schicksal aller übrigen deutschen Ansiedelungen durch die ganzen Vereinigten Staaten sei. In keiner fehlt ein kleiner Despot, der sich nach und nach zu erheben sucht, und selten stimmt das mit dem Freiheitsgefühl der anderen überein.

Am seltensten gedeihen die in Deutschland gestifteten Verbindungen, die dort, ohne die geringste Kenntnis vom Lande und den Sitten und Gebräuchen desselben, in dem sie existieren sollen, geschlossen werden. Ich habe die Spuren und Überbleibsel einer Masse solcher Gesellschaften hier gefunden, und keine einzige von allen, die von Rapp ausgenommen, die sich allein auf religiösen Zwang gegründet, ist noch in Amerika durchgeführt worden.

Gar traurig geht es auch gewöhnlich denen, die sich Bediente oder Dienst- und Arbeitsleute mitbringen und dann noch glauben, das Dienstverhältnis auf deutschem oder europäischem Fuße hier fortsetzen zu können. Der Arbeitsmann erfährt in wenig Wochen, daß er hier frei ist und tun und lassen kann, was er will. Sei er bisher auch noch so sklavisch und knechtisch gewesen, eine Ahnung, daß er eigentlich auch ein Mensch ist, erwacht hier in ihm, und wenn er nicht öffentlich rebelliert, läuft er heimlich davon.

Mit den an Ort und Stelle geschlossenen Verbindungen geht es noch eher. Die Leute, die zusammentreten wollen, kennen dann gewöhnlich schon Land und Sitten und haben schon meistens ihre Erfahrungen teuer erkauft; nur muß, wie es bei uns der Fall war, der, dem notwendigerweise die Leitung obliegt, sehr vorsichtig sein, daß er nicht zu sehr den Befehlshaber spielt; die Sache nimmt sonst stets ein unfreundliches Ende.

Klingelhöffer, der uns früher so gastfreundlich aufgenommen hatte, bot mir sehr gütig den Sommer über eins von seinen Pferden zum Gebrauch an, das ich mit herzlichem Danke annahm, und mit neuem, fröhlichem Mute ritt ich den Fluß hinauf. Eigentlich wußte ich allerdings nicht recht wohin; doch das blieb sich ja auch gleich, und das Wohin war ja von jeher meine kleinste Sorge gewesen. Sobald ich nur erst einmal wieder im Gang war, einen Platz zum Jagen fand ich schon noch.

Weiter oben am Fourche la fave erfuhr ich, daß die Jagd in der Gegend unfern der grave lick (das Grab an der Salzlecke, wo einst zwei Indianer von einem Panther getötet worden waren) vorzüglich sein sollte. In dieser Gegend angekommen, machte ich Bekanntschaft mit einem dort angesiedelten Amerikaner namens Hogan, und da dieser ebenfalls Lust bezeigte, einen Jagdzug zu unternehmen, beschlossen wir gemeinschaftlich auszuziehen.

Dort jagten wir erst an den Wassern des Fourche la fave und gingen nachher westlich an die Quellen des Washita. Überall war indes der Wald, der seit Jahren nicht angezündet worden war, so dicht mit Buschwerk verwachsen, daß es zu einer reinen Unmöglichkeit wurde, die wenigen Hirsche, die sich dort aufhielten, zu finden, und wir konnten kaum Wild genug erlegen, um unser Leben zu fristen.

Fünf Wochen hatten wir gejagt, als ich mich eines Morgens, neben Hogan herreitend, plötzlich unwohl und schwindelig fühlte. Wir waren den Abend vorher von einem furchtbaren Gewitterschauer überrascht worden und meine Kleider noch feucht. So schnell aber kam dies Übelbefinden, daß ich kaum Zeit hatte, zu Hogan zu sagen, mir werde recht sonderbar zu Mute, als sich alles vor mir im Kreise zu drehen schien. Schwarz und dunkelblau wurde es mir vor den Augen, und ohnmächtig stürzte ich, ehe mich mein Begleiter erfassen konnte, vom Pferde hinunter.

Nach wenigen Minuten kam ich zwar wieder zu mir, wurde aber sehr krank und konnte kaum wieder aufs Pferd kommen und mich im Sattel halten. Glücklicherweise hatten wir von dort ab nicht weit zu dem Hause eines gewissen Collmar, und ich hielt mich tapfer an Sattelknopf und Mähne an, wie ein Betrunkener hin und her schaukelnd, bis wir endlich das Haus, eigentlich einen aus Brettern aufgeschlagenen Schuppen, erreichten. Dort nahmen mich die Leute freundlich auf, und es dauerte zwei Tage, in denen ich in wilder Fieberhitze lag, ehe ich wieder imstande war, aufzustehen. Erst am dritten Tage konnte ich mein Pferd wieder besteigen und über die Berge, die den linken Arm des Fourche la fave von dem Hauptstrome trennen, nach Hogans Hause zurückkehren, der mich dann unter keiner Bedingung fortlassen wollte, bis ich ordentlich wiederhergestellt sei.

Nicht weit von dort wohnte ebenfalls ein alter Jäger, Slowtrap, mit dem ich recht gut bekannt wurde, und der solch ehrlich-herzliches Gemüt zeigte, daß ich ihn bald recht lieb gewann. Doch sehnte ich mich wieder einmal nach Deutschen, hatte auch Klingelhöffers Pferd schon eigentlich etwas zu lange und wollte doch seine Güte nicht mißbrauchen. So brach ich denn im August wieder von Hogans auf und ritt, immer noch fieberkrank, nach Klingelhöffers Farm zurück, der mich nicht allein mit alter Herzlichkeit empfing, sondern bei dem ich bald wie ein Kind im Hause war.

Er selber, früher an ein ruhiges, behagliches Leben gewöhnt – er war Theolog und in Deutschland Prediger gewesen –, hatte das Superintendentenjoch der alten Welt abgeschüttelt, das freie, unabhängige Farmerleben der amerikanischen Wälder dafür einzutauschen, und fühlte sich in seinem kleinen Familienkreise glücklich und zufrieden.

Seine junge Frau, ein wahres Muster der Häuslichkeit, und vier gesunde, prächtige Kinder bildeten seinen ganzen Hausstand, und fast alles, was er brauchte, zog er sich selber.

Trotzdem daß er in seiner Jugend nicht an harte Arbeit gewöhnt war, bestellte er sein Land ganz allein und gab keinem Amerikaner in der Führung der Axt etwas nach. Auch seinen Tabak baute er selbst und hatte ausgezeichnet schöne Rindvieh- und Schweinezucht.

Ich fühlte mich, im Anfange wenigstens, sehr elend und miserabel, die freundliche Pflege der Madame Klingelhöffer stellte mich jedoch nach einiger Zeit wieder her, und ich konnte teils auf der Farm ein wenig mit helfen, teils auf der Jagd umherschlendern und dann und wann einen Truthahn oder Hirsch schießen.

Um diese Zeit nun fiel es, daß Court- oder Gerichtstag am Fourche la fave war, und mehrere Advokaten, teils von Little Rock, teils aus der Umgegend, kamen nach Perryville, wo sie sich bei verschiedenen Farmern in der Nachbarschaft einquartierten. Auch Klingelhöffer nahm einen derselben, einen sehr netten Jungen, in sein Haus. Er hatte selbst einige Streitigkeiten, die an diesem Gerichtstage entschieden werden sollten.

Jetzt kam Leben in die sonst so stille Gegend, und das kleine Städtchen Perryville, etwa 2 Meilen von Klingelhöffers Hause – es bestand aus einem kleinen Laden und der Wohnung des Fährmanns, der zugleich Postmeister war –, wurde der Sammelplatz des ganzen Countys. Der Laden, der eigentlich den Hauptbestandteil der ganzen Stadt ausmachte, er bildete auf jeden Fall die Hälfte derselben, gehörte einem Deutschen, der ein gutes Musterbild einer gewissen Klasse seiner Landsleute in Amerika war.

Bockenheim oder, wie es die Amerikaner aussprechen, »Buckinham« muß früher einmal, meiner Vermutung nach, Besenbinder gewesen sein, denn er besaß große Fertigkeit in dieser schönen Kunst. Hier aber versuchte er nun durch Kleinhandel seinen Lebensunterhalt zu erwerben, und in Arkansas, wo er sich zufällig niederließ und wo die Leute gezwungen waren, von ihm, dem einzigen Kaufmann in der Umgegend, zu kaufen, brachte er bald ein ziemlich anständiges Geschäft in Gang. Natürlich bot er alles, was er nur irgend anschaffen konnte, zum Verkauf aus und trieb dann, ebenso wie Röttken, Tauschhandel. Röttken hatte ihm im Anfange sehr viel Schaden getan und fast alle Kunden, da er nur wenige Meilen von ihm entfernt wohnte, abwendig gemacht, doch in neuerer Zeit ein so stolzes, herrisches Betragen angenommen, daß er die meisten wieder verscheuchte und nur die noch um sich behielt, die ihn zu ihrem Vorteile zu benutzen hofften.

Bockenheim lebte nun gewissermaßen noch im Zustande des Paradieses, denn er redete eigentlich keine gewisse Sprache. Ursprünglich hatte er einmal Plattdeutsch gesprochen, denn er war ein Oldenburger oder Hannoveraner, hatte wohl auch einige schwache Versuche im Hochdeutschen gemacht, dann aber, nach Amerika gekommen, sich ganz des Englischen beflissen. Da ihm aber wahrscheinlich seine Muttersprache auch Schönheiten und feine Nüancen zu haben schien, behielt er einen großen Teil des Plattdeutschen und, um nicht einseitig zu sein, auch des Hochdeutschen bei, und kauderwelschte nun ein so fürchterliches Zeug zusammen, daß man im Anfange, wenn man mit ihm sprach, stets in Ungewißheit schwebte, ob er eigentlich Deutsch oder Englisch aber gar Indianisch rede. Einem eben von Deutschland gekommenen Einwanderer wäre es auch nicht möglich gewesen, ihn zu verstehen, und ebenso mußten die Amerikaner immer nur erraten, was er eigentlich wolle. Doch kam er durch und befand sich ganz gut dabei. Er hatte sich durch seinen Kram etwas verdient und schrieb das natürlich, wie alle diese guten Leute, seiner Klugheit zu.

In der andern Hälfte der Stadt wurde nun Gerichtstag gehalten, zu welchem der Posthalter die Hälfte seines Hauses einräumte. Das neugetaufte Städtchen hatte nämlich noch kein Gerichtshaus.

In des Posthalters Wohnung also war nun, als ich eines Morgens dort hinkam, die ganze Klerisei versammelt, und es wurde folgendermaßen zu Werke geschritten.

Der Richter, der diesen Bezirk bereiste, war von Little Rock aus mit mehreren Advokaten angekommen und hatte auf einem Rohrstuhle am Kamine Platz genommen. In der Mitte der Stube, etwas mehr gegen den Kamin hin, bildeten zwei Tische eine lange Tafel, und die Advokaten wie der Gerichtsschreiber saßen an derselben.

Eine Schlägerei war das erste, was verhandelt wurde, und die Jury, das Gericht der Geschworenen, wurde erwählt. Zu diesem dürfen aber nur ansässige Leute genommen werden, die sowohl von der verklagten als der klagenden Partei gewählt werden dürfen, d. h. jede dieser Parteien hat das Recht, von zwölf vorgeschlagenen Jurymännern die Annahme von sechsen zu verweigern, wofür kein weiterer Grund anzugeben ist und andere gewählt werden müssen. Ist die Jury endlich, mit Verwerfen und Annehmen, bestimmt, so nimmt die Sache ihren Anfang.

Die Jury wurde vom Gerichtsschreiber eingeschworen, daß sie ihr Urteil nach Recht und Gewissen abgeben wollte, und setzte sich dann auf eine lange Bank an der Wand. Der »prosecuting attorney« oder der Staatsanwalt eröffnete dann die Verhandlung, indem er der Jury die Klage vortrug und sie auf die verschiedenen Gesetze, die wider dieses Vergehen angegeben sind, aufmerksam machte; dabei rief er seine Zeugen auf. Als er geendet, begann der Advokat, der den Verklagten verteidigte, rief seine Zeugen auf und schloß mit einer langen Rede an die Jury, worin er dieser einige Schmeicheleien über ihr gesundes, richtiges Urteil usw. sagte. Als auch dieser geendigt, erhob sich der verklagende Staatsanwalt noch einmal, versuchte einige von des andern Beweisgründen lächerlich zu machen und legte der Jury zum zweitenmal ans Herz, dem Verklagten ja ordentliche Strafe zuzudiktieren, denn »solcher Fall sei ihm in seinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen«.

Nun erhob sich der Richter, trug der Jury das hierüber bestehende Gesetz vor, d. h. daß, wenn sie sich auf die eine Seite neigen, dieses, wenn auf die andere, jenes Verfahren zu beobachten sei, und schloß mit der schönen Bemerkung, welche jedesmal der Jury ins Gedächtnis gerufen wird, daß, »wenn irgendein Zweifel in ihrer Brust aufstiege, der irgendeinem Teile den Ausschlag gebe, das Gesetz es vorschreibe, daß dieses dem Angeklagten zugunsten sei, und daß sie also, wenn seine Schuld bloß zweifelhaft wäre, ihm eher verzeihen als ihn verdammen sollten«. Nach diesem setzte er sich wieder und die Jury sollte sich in ein entferntes Zimmer zurückziehen, um sich dort über den Urteilsspruch zu beraten, da sie einstimmig entweder begnadigen oder verurteilen muß. Ein einziger, der anderer Meinung ist wie die elf übrigen, kann das ganze Urteil umwerfen.

Da nun aber leider am Fourche la fave weder ein entferntes noch ein näheres Zimmer weiter zu haben war, indem die Ratsversammlung schon den vierten Teil der ganzen Stadt einnahm, das Wetter aber zu unfreundlich war, um die Sache im Freien, wie es sonst gewöhnlich geschieht, abzumachen, so wurden die zwei Pferde, die in dem etwas aus dem Wege liegenden Stalle standen, zu den übrigen hinaus in den Wald gejagt, und die zwölf Geschworenen wateten durch den dicken Schmutz in denselben hinein, wo sie sich dann über das Wohl und Wehe des, armen verklagten Schluckers berieten.

Später wurde ein interessanter Fall vorgenommen, da der Verklagte ein achtbarer Farmer war, der einem andern eine Kuh im Walde erschossen, sie heimgefahren und dann verzehrt haben sollte. Eine Masse Zeugen wurden hierzu aufgerufen, und besonders gespannt waren alle deswegen, da das Vergehen schon vor Jahren sollte verübt worden sein und die damalige Strafe dafür, die jetzt freilich verändert ist, in Stockschlägen und Gefängnis bestand. Die Jury erklärte jedoch den Verklagten, nachdem sie eine sehr lange Zeit im Stalle zugebracht hatte, für unschuldig.

Die Gerichtssitzung währte mehrere Tage, und nach und nach verlief sich alles wieder. –

In dieser Jahreszeit hat der Mais seine vollkommene Reife noch nicht erlangt, und wenn auch nicht mehr milchig, ist er doch noch weich und das alte Welschkorn gemeiniglich schon verbraucht. Der Farmer holt dann zu jeder Mahlzeit die Maiskolben aus dem Felde und reibt dieselben auf einem Reibeisen, welches er sich gewöhnlich selbst macht, indem er in einen alten Kaffeetopf mit einem scharfen Nagel Loch an Loch hineinschlägt, das Ganze, die rauhe Seite nach außen, auswölbt und auf ein Brett nagelt. Dadurch erhält er ein feuchtes Mehl, in welchem der ganze Zuckerstoff des noch nicht zur völligen Reife gediehenen Maises enthalten ist, und das ein vorzügliches Brot liefert. Es ist dies aber keineswegs leichte Arbeit und des vielen Bückens und Reibens wegen höchst anstrengend. Ich weiß, daß Klingelhöffer einmal sehr böse wurde, als er fast mit Reiben fertig war, das schöne hellgelbe Mehl angehäuft auf der weißen Serviette vor sich liegen hatte, und plötzlich eins der zahmen Ferkel, von denen viele um das Haus herumliefen, einen Zipfel derselben erwischte und mit einem Ruck das ganze mühsam Zusammengeriebene in den Staub riß.

Von Korn hatte ich bis jetzt noch immer keinen Brief erhalten, hörte aber von Little Rock aus, daß er sich dort ein kleines Boot gekauft habe und mit einem andern jungen Deutschen nach Louisiana den Fluß hinuntergerudert wäre. Ich bereute jetzt fast, daß ich nicht der junge Deutsche war. Hier ruhig sitzen zu bleiben, war mir nicht nach Wunsch; ich sehnte mich danach, wieder einmal einen größeren Jagdzug zu machen, wußte aber noch nicht recht wohin. Nur nicht in die Sümpfe, denn die hatte ich ein für allemal verschworen.

Sehr viel war mir von den etwa 150 Meilen von dort entfernten Ozarkgebirgen erzählt worden, und ich hätte mich gern dorthin gewandt, traute aber auch den verschiedenen Berichten noch nicht recht, durch die ich schon so oft angeführt worden war, und wollte jedenfalls erst warten, bis ich glaubwürdige Personen hörte.

Röttken hatte ich seit sehr langer Zeit nicht wieder gesehen; überhaupt machte er sich in der ganzen Umgegend sehr verhaßt, da er für die schlichten Landleute von Arkansas ein viel zu abstoßendes Benehmen beibehielt. Er hatte sich mit ungeheuern Kosten ein kolossales Blockhaus bauen lassen; damit ging der größte Teil seines baren Geldes darauf, und es brachte ihm trotzdem nachher wenig Nutzen. Doch trieb er den Landbau ziemlich stark, und da er ein ausgezeichnet guter Farmer, wie auch sonst ein in allen anderen Arbeiten sehr geschickter Mann war, ließ sich wenigstens hoffen, daß er, wenn sein Geld ausgegeben wäre, andere Saiten aufspannen würde und noch ein behagliches, zufriedenes Leben dort führen könne.

Ich lebte jetzt wieder viel mit meinem Hunde, demselben, den ich von Little Rock mitgebracht hatte, und der groß und stark geworden war, im Walde, und war im ganzen noch mit mir selbst nicht recht einig, was ich eigentlich tun und ob ich nach Süden oder Norden gehen sollte. Die freie Natur war aber zu verführerisch, und der Nordwesten, den ich noch nicht kannte, übte dabei nicht geringe Anziehungskraft. Im Süden fürchtete ich mich vor den warmen Sümpfen. Ein alter Bekannter von mir, der eines Abends zu Klingelhöffers kam und dort übernachtete, gab da plötzlich den Ausschlag. Es war der alte Slowtrap, der, mit einer Ladung von allen möglichen Gegenständen auf sein Pferd gepackt, eines Abends bei Klingelhöffers eintraf und dort übernachtete. Die verschiedenartigsten Dinge hatte er, wie er ankam, auf dem Sattel liegen und saß selber oben darauf. Wie er mir später erzählte, hatte er auf diese Art auch vor ganz kurzer Zeit seine ganze Familie wie alle anderen Habseligkeiten befördert, und ich erinnerte mich nun, ihn selbst einmal mit vier Stühlen und einem großen Baumwollenspinnrad auf dem Pferde sitzen gesehen zu haben. Dem Spinnrade war es aber übel ergangen, denn da sich das Pferd davor scheute, hing er es unterwegs an einen Busch, um es das nächstemal mitzunehmen. Irgendein Jäger aber hatte das dürre Laub in der Gegend dort in Brand gesetzt, und wie mir Slowtrap versicherte, kam er gerade noch zur rechten Zeit an die Stelle, wo sein Rad hing, um zu sehen, wie es auseinandergebrannt, in zwei Teilen von dem Busche herab in die Glut fiel.

Am unbequemsten, behauptete er, seien die lebendigen Sachen fortzuschaffen, und auch diesmal hatte er in einem Korbe eine der großen, weißen muskovischen Enten bei sich, mit der er, seinen eigenen Worten nach, seit den letzten drei Jahren schon viermal an einen andern Ort gezogen war.

So ziehen diese Leute mit Weib und Kind stets weiter und weiter in den Wald hinein, oft nur, weil die Weide für ihr Vieh dicht um das Haus herum etwas dünner wird und sie dann wohl gar gezwungen wären, einen oder zwei Acker mehr mit Mais zu bebauen.

Im oiltrove bottom am Whiteriver sah ich einst eine Familie, die in einem sogenannten Kamp oder Schuppen zehn Monate wohnte. Der Schuppen war allerdings mit Brettern gedeckt, und bot an drei Seiten notdürftigen Schutz gegen Sturm und Regen, die vierte aber blieb jedem Wetter preisgegeben. In diesem Verschlage standen, auf der bloßen, feuchten Erde, auf der sich bei recht nasser Witterung kleine Pfützen sammelten, vier Betten, in denen der Mann mit seiner zweiten Frau, einem noch jungen, rüstigen Weibchen, ihren zwei erwachsenen Stieftöchtern, zwei oder drei Knaben von sechs bis zehn Jahren und einem Säugling von wenigen Monden schliefen. Solcher Art verbrachte die Familie den ganzen Winter unter Schnee und Eis, wobei denn natürlich fast alle vom kalten Fieber auf fürchterliche Art geplagt wurden. Mir ist es noch jetzt ein Rätsel, wie die schwachen Frauen das alles aushalten.

Slowtrap nun erzählte mir viel von seinem Schwiegervater in den Ozarkgebirgen, der ein alter eifriger Bärenjäger sein sollte, und machte mir gewaltige Lust dorthin. Da er aber noch hinzusetzte, daß er selber in wenigen Wochen den Weg dorthin machen werde und ich mit ihm kommen solle, und daß er mich bei dem alten Manne einführen wolle, da war mein Entschluß im Nu gefaßt und mein Marsch auf nächsten Morgen festgesetzt. »Kurze Haare sind bald gebürstet«, sagt man, und die Zurichtung meines Gepäcks nahm nur wenige Minuten in Anspruch.

Leid tat es mir, Klingelhöffers zu verlassen, die ich recht lieb gewonnen hatte, und die auch mich mehr wie zur Familie gehörig, als wie einen Fremden behandelt hatten. Doch war das von je mein Schicksal gewesen, von denen, die mir teuer geworden, scheiden zu müssen. So fand ich mich denn auch in dies. Überdies hatte ich ja die Hoffnung, sie bald wiederzusehen.



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