Ludwig Frahm
Minschen bi Hamborg rüm
Ludwig Frahm

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De beiden Sünndagsjägers.

Johann Barkmann weer Jagdupseher in Duvenhamm. Jagdupseher dar wied in't stille Land to sien, dat is en fienen Bahntje. Dat smeckt noch so'n beten nah: »Herrscht der Schütze frei.« Awer in Duvenhamm is dat keen Spaß mehr, tomal wenn man Feldvagt togliek is, as Johann Barkmann dat weer. Duvenhamm liggt nämlich to dicht bi Hamborg. Wenn man up den Heidbarg steiht, wat de höchste Punkt up de Feldmark is, denn kann man bi klare Luft den groten Michel un de annern Karktorns dütlich sehn. Bi Südenwind hört man de Dampers tuten un dat Hochwaterscheeten, wenn de Nordwest sik gegen de Elv stemmt. Upstunns, wo de Minschen ümmer löpscher ward, wo dat Wannervageln Mod worden is un de Ogen up Heimat instellt worden sünd, kamt ok nah Duvenhamm so veel Minschen, un de beunruhigt Johann Barkmann dat Wild. Sünndags kamt de Reh gar nich mehr von dat Moor rünner. Dar kann dat rugbeenig Minschenvolk nich henkamen. Dar lopt se sik fast as de Fleegen in'n Sirup. Uns' Jäger dörft nich mehr to Kark un to Mark gahn; so drah he den Puckel wennt hett, ward up sin Rebeit schaten. De Hasen kiekt em den annern Dag an, as wullen se seggen: »Wo weerst du gestern? Se hebbt hier rug Hus speelt.«

Besonners is he up de »Wannervagels« nich god to spreken. Von de Wannervagels givt dat nämlich twee Arten, richtige un so'n, de blot ünner de gode Flagg segelt. Mennigmal kamt se in grote Swarms öwer de Heid, as wullen se Drievjagd affholen. In de Dann' speelt se Griepen. Se böt Füer, riet den Brahm ut, stehlt Röben un Kantüffeln, un wat an Blomen en upfällige Farv hett, wannert in den Rucksack.

Mit den Schapschinken, an den en Dutz Bänner weiht, as wenn een von de olen Köstenbitters kummt, makt se dörch ehr Klimperie Föß un Fasanen bang', un de Karnickels flitscht to Lock an.

Je, de Karnickels! Fröher kunn man, besonners up de Koppeln bi de Dann' rüm, en ganzes Stieg sehn, un meistens keem Johann Barkmann mit en halv Dutz to Hus. De verköff he as billige Bradens an sin Nahwers, un dat Geld, wat he darför bör, weer sin. Nu sünd se so rar worden, dat man ehr abends in de Schummerie upluern mutt. In de groten Rucksäck möt de Wannervagels en Kasten mit Frettchens hebben, wo se de Erdkrüpers mit ut de Löcker benzt un in de vörstellten Netten jagt. Awer töv man. He kriggt ehr doch noch. Dar löpt keen Hund tein Jahr dull. Johann Barkmann is ok dreemal dörch de Näs bohrt.

As dat so gegen den Harvst güng' un de Novemberwind öwer de Stoppeln jag, würr de Wannervagels dat to ungemütlich up de Duvenhammer Feldmark un se bleven ut. Blot en paar langhaarige Sluxen weern jeden Sünndag dar. Se löpen mennigmal driebens up den Jäger to, füng' mit em an to snacken un tröcken, wenn he ehr nich recht Wort stahn wull, mit ehrn Klimbim, »Im Wald und auf der Heide« wieder.

Darbi füll' em up, dat blot de een von de Wannervagels ümmer dat Klimpern besorg un den annern sin Schrammel Ruh harr. Da güng' em en Talglicht up, un he nick mit den Kopp, smustergrien un säd to sik sülben: »Töv, nu hev ik Ju!«

Mank mehrere grote Brahmbülten grav he sik en deepe Kuhl, wo he in sitten kunn. All' dat Sand verklei he un bedeck dat mit Heid un Muß.

Ünnen an de Heid, wo de Sandweg henlankföhrt, mök he frische Löcker, as wenn de von Karnickels frisch buddelt weern. Mit en Karnickelpot mök he frische Sporen in dat frische, geele Sand. De olen Karnickelsporen frisch he ok en beten up disse Art up. Nu keem de Sünndag. So gegen Klock tein keemen de beiden Bengels anstaken. Wo de Stieg sik mit en Feldweg krüzt, fünn' de Beiden en tosamknüllten Zettel. In de Nahhand von de Stadt un an de Landstraten kümmert sik keen Minsch üm wegsmeeten Papier. Awer hier up de Heid füll he up. De Finner lang' em up, les em un smuster den Kameraden to: »Minsch, les mal, vundag is de Luft rein.«

De annere nehm dat Blatt un les:

»Lieber Johann, hierdurch ersuche ich Dir, am nächsten Sonntag die beiden Sweine, die Du mir auf Ehr und Gewissen abgekauft hast, mit den Wagen abzuholen. Denn ich habe keine kleinen Kantüffeln mehr, un so ist es mit die Ernährung man swach bestellt. Un was die Sög davon is, die muß ein Stall allein haben, und Du hast ja genug Platz, aber ich nich. Ein Fuhrwerk kriegst Du am Sonntag ja leicht, un nu is es mit die Kruppschütten und Wilddieben wol nich mehr so slimm.

Mit freundlichen Gruß

Hans Tonn.

Nachschrift. Für einen Buddel Rumm habe ich gesorgt, und die Leberwurst ist gut geworden.«

As de annere Wannervagel dat lest harr, slög he sik up de engelschleddern Kneebüx, de liekers all en betn utrugt weer, un lach, as wenn em de ganze Welt un söben Dörper tohören. Mit lange Schred staken se nu de Heid hendal un güng' an de Arbeit. Bi dat erste Karnickellock huken se sik dal. De een stell vör jedes Lock en lüttes Nett. De annere kreeg ut sin Gitarr en Frettchen – grad as Johann Barkmann sik dat dacht harr – un sett dat in't Lock. Awer dar weer nix in. Bi dat tweete harrn se ok keen Glück. Awer ut den drütten Bu keem en Griesen rutstuven, as wenn he ut de Pistol schaten weer, un verfüng' sik in dat Nett. De een stört sik up dat Deert, slög em dat Gnick aff un steek em in'n Rucksack, wildeß de annere dat Frettchen wedder in de Gitarr sparr.

Up'n mal stünn' de Jäger bi ehr:

»Na, wat ward hier denn an'n Dag geben? Nu hev ik ju Hallunken bi de Flünken. Ik hev lang' genog up ju luert. Dat Lüdbrüden geiht nu üm. Marsch!«

Dar hölp keen Puchen un Pranßen, dat dat Frettieren öwerall frie weer as up Hörnum de Strandgang. Dar hölp keen Beden un Betteln, dat weer dat erstemal un se harrn sik man blot en Sünndagsvergnögen makt. Se wulln ok nich wedderkamen. Se müssen mit nah den Amtsvörsteher in Duvenhamm. Dar stell sik denn rut, dat in de Rucksäck noch Fallen un Hasensneeren verstecken weern. Ok en Flintenkolben keem tom Vörschien, un de Lop darto steek in den dicken Handstock, de binn' holl weer. Dar pußen se abends de Fasanen ut de Dannböm, un binn' in den eenen Rucksack fünn' sick ok Rehhaar.

Weer dat nich all' dartokamen, denn weern se nah »Feststellung der Personalien« up'n frien Fot bleeven un harrn nahsten en lütte Brök betahlt. Höchstens weern se noch dat Frettchen los west.

So awer müssen se in't Sprüttenhus wannern, bet Amtsvörsteher un Jäger sik von dat Middageeten vermünnert harrn. Nahmiddags wanner Johann Barkmann mit ehr nah't Gerichtsgefängnis.

Dat weer dat Enn' von de Sünndagsjagd. Dingsdag öwer veertein Dag is Termin.

 

 


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