Ludwig Frahm
Minschen bi Hamborg rüm
Ludwig Frahm

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Wull-Swenn.

Wull-Swenn weer man en heel lütten Minschen; een Meter dreeunföftig, höger kunn he dat nich bringen. Sin beiden groten Bünnels, een' up den Puckel, den annern öwer'n Arm, weern binah gröter as he. He hannel nämlich mit Wull un wullen Saken; darüm heet he ok öwerall Wull-Swenn. In dat grote Bünnel harr he de Saken för de Mannslüd, in dat lütte öwer'n Arm för de Fruenslüd.

In sin Kinnerjahren, so vertell he gern, harr he, wiel he heel arme Öllern hatt harr, bannig freern müßt, un so weer he, üm sik un annere Minschen glücklich to maken, up den Wullhannel kamen.

Veele, veele Jahren hebbt wi em kennt, un ümmer bleev he desülve, drög he densülwigen brunen Rock, densülwigen Rundhot, densülwigen groten, blauen Regenschirm, as man se nu man blot noch in en Museum to sehn kriggt. Ok sin Gesicht bleev datsülve, en beten geelbrun von de frische Luft, scharpe, blaue Ogen, de von baben as mit en Knick dörch buschige Ogenbruen schützt würrn. Up jede Siet von dat glattrasierte Kinn seet en Klumpen Bartshaar, as för föftig Jahr Mod weer. »Dat warmt noch beeter as Wull,« plegg he to seggen.

De een Back seeg ümmer nah Tähnwehdag ut; awer dat keem von den Tabak, den he dar achter de Kusen harr. Smöken däd he nich, dat paß sik nich bi all de Herrschaften, wo he keem, un weer ok to ümständlich bi dat ewige Husin- un Husutgahn.

Wull-Swenn güng' ümmer sin' egalen Gang.

»Wer langsam geiht, kümmt ok to Stadt. Worüm schall ik lopen, ik hev gar keen Il; ik hev nüms to versorgen as min' Vadder sin' Söhn, un dat hev ik licht verdeent.«

»Wo wahnst du egentlich upstunns, Swenn?«

»Och, ik wahn in Hummels-, Fuhls- un Wellingsbüttel, in Bossel, Ohls- un Alsterdörp, beholen künnt Ji dat doch nich.«

Bi so'n bestännigen Mann füll de ewige Wessel ja up. Dat leeg ok nich an sin Mietslüd, dat leeg blot an de Fleegen. Mit de Fleegen kunn he sik nich verdrägen, un wenn he nich Herr öwer ehr warrn kunn, denn tröck he ut.

Plag em mal een in't Weertshus, wo he sin' Snaps drünk oder sin Botterbrot eet, so tröck he en leddern Fleegenklapp ut sin' Bünnel un klatsch ehr dod. He harr mal en Blotvergiftung up de Hand hatt, de weer narms anners von kamen as von en asige Fleeg. Dat schull em doch nich wedder passeern, dat weer em doch to schenierlich west, mit so'n Hand sin Wull uttopacken.

Wo he keem, dar weer he willkamen.

»Wullt du 'n beten miteeten?«

»Ja, wenn't nich anners sien kann un wieder keen Umstänn' makt, gern.«

Sin Beköstigung koß em keen föftig Daler dat ganze Jahr.

He harr sin' bestimmten Rundgang bi sin Kunn' un dröp as en Planet mennigmal an den bestimmten Dag un de sülve Stunn' wedder in.

Bleev he öwer'n Tappenstrich, denn heet dat gliek: »Ik dach, Wull-Swenn weer ok all kamen.«

He wüß ok all ungefähr, wat de Lüd von em köpen wulln.

»En schöne Unnerjack, nich wahr? – Annerthalv Pund veerdrahtige Wull to Hasen, nich, Mudder?« Darbi weer sin War god un billig. He köff ümmer von sin olen Leeweranten un betahl alles bar.

He weer ganz anners as de meisten Minschen bi Hamborg rüm. Dat weern binah all' Stormlöpers un Draffrönners, bi de hannel sik dat ümmer üm Geld, Geld un nochmal Geld. Swenn bruk nich veel Geld. As he sik dusend Mark tosamsport harr, säd he: »So, nu bruk ik nich mehr, dreehunnert Mark för min Begräbnis, söbenhunnert för min Krankheit. Jeden Monat hunnert Mark; länger as söben Monat hol ik dat nich ut.«

Darmit harr he sik mit den Dod utenannersett un leev ümmer vergnögt, harr keenen Fiend up de Welt un kreeg keen böses Wort to hören.

He müch heel gern singen. »Na, Kinner, wüllt wi nich mal singen?« Un stimm' denn mit sin bewerige Stimm en Scholleed an. Nahher süng' he up egene Fust: »O du Deutschland, ich muß maschiarren« un »Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen«.

Dat duer em awer doch mit alle Versen to lang. Denn nehm he sin' Bünnel un trull sik wedder aff.

Noch abends lat dröp man em mennigmal up de Strat. He harr öwerall de Nacht blieven kunnt; awer dat däh he ungern. He müß to Hus, ümmer den Hambörger Lichtschien entgegen. Dat Hambörger Licht weer em in de Seel wossen. He nehm keen anner Slapstuv as, wo he dat Licht sehn kunn.

Obschöns he man langsam güng', weer he doch en flinken Dänßer; Sünndags güng' he gern mal en Stunn' nah'n Flügelball. As he veertig Jahr old weer, harr he sik bald en Fru randanßt. Awer se harrn sik beid verrekent. He wull en Fru hebben, de em in't Oller pleegen schull, un se harr dat up sin Geschäft un sin lütt Kaptal affsehn. Un as se nu gegensiedig so von ungefähr up den Busch kloppen, da würrn se beid koppschu, un jeder güng' sin' egen Gang. –

As he merrn in de Söbentiger weer, wurr he langsamer gahn, un as he ut de Dör güng, säd he to sin besten Frünn': »Nu kam ik woll nich wedder!«

Un richtig, as he bet nah Wiehnachten hen alle Kunden mit frische Wullwar bedeent harr, läd he sik hen un stünn' nich wedder up. As em sin Husmudder eenes Morgens den Kaffee bröch, leeg he still dar un harr de Hänn' up de blauunwittkarrierte Deek fohlt. Up den Disch stünn' de blickern Kasten mit sin Testament, sin Sporkassenbok un annern Papiern. Föftig Breev leegen darbi. Darin stünn' sin Dodesanzeig, un de Fru bruk blot Dag un Stunn' von dat Begräbnis intodrägen.

»Weeßt keen dod is?«

»Nee.«

»Wull-Swenn, Friedag Klock twee ward he in Ohlsdörp begraven.«

»Denn mutt ik doch rein mal henföhren; veertig Jahr un länger hebbt wi von em köfft.«

So dachen de meisten, un so kreeg de lütte, eensame Mann en grotes, ehrenhaftes Gefolg.

 

 


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