Gorch Fock
Nach dem Sturm
Gorch Fock

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Der Heuerbaas.

Wie ein Teufelsauge dräute das rote Sturmwarnungslicht über den Hamburger Hafen hin, die rote Lampe, die an der Wetterrah der Deutschen Seewarte hing und inmitten des gewaltigen Atems des Nordwests zum Norden zitterte und schwankte. Wie dune Janmaaten dümpelten und scheisterten die grünen Fährdampfer von Steinwärder und vom Grasbrook herüber, und die starken Hafen- und Seeschlepper von Tiedemann, Petersen, Alpers und Wrede tanzten an den Landungsbrücken von St. Pauli, als wollten sie auf der Elbe ihren Dom abhalten. In den Kajüten und Schenken vom Pinnasberg bis zum Stadtdeich aber wurde fleißig Grog angerührt und noch fleißiger umgerührt, meistens von so nördlicher Richtung, daß er unmittelbar an den Polarkreis stieß. Das schien auch nötig zu sein, namentlich des innern Sturmes wegen, denn wenn der böse Nordwest ein altes Seemannsherz umbraust, so erzählt er so viel Geschichten von Sturmnächten und Sturmkameraden vergangener Jahre und Fahrten, daß es gut sein mag, den Grog als zuverlässigen Lotsen für die riffreichen Gewässer der Erinnerung anzumustern und an Bord zu nehmen.

Am Johannisbollwerk verkriecht die Kellerwirtschaft von Jens Holm sich vor dem Geheul des Sturmes beinahe gänzlich in die Erde. Was geht uns die Köminsel von Jens Holm an? Wir könnten ebensogut daran entlang singen, wie die fünf Matrosen des finnischen Dreimasters »Runeberg«, die in Ballast nach dem Dom segeln, aber weil wir einmal am Johannisbollwerk sind, überkommt uns das Gelüsten, einmal zu peilen, wie der alte Heuerbaas sich mit dem Sturm abfindet.

Hinter der abgeschabten Toonbank, die einmal in den Tagen der Torsperre grün angestrichen gewesen zu sein scheint, wenn sie ihren grünen Schimmer nicht den vielen »Schweizern« verdankt, die im Laufe der Jahre auf ihr verschüttet worden sind, sitzt einsam der graue Jens Holm, löffelt seinen Grog und starrt zu Boden, als steckten Groschen in den Ritzen des Fußbodens. Mitunter nickt er, als um sich selbst zu beruhigen, dann wieder schüttelt er kurz und heftig mit dem Kopfe, als müsse er Fliegen oder Gedanken verscheuchen. Niemand ist bei ihm, nicht einmal ein Hund oder eine Katze oder ein »Lora«, wie er in so vielen Schenken des Hafenviertels zu finden ist. Gänzlich allein ist der Baas. Und dennoch wagt er nicht, aufzugucken, denn gerade vor ihm steht das kleine Vollschiff, das Jan Sievers in seinen Freiwachen auf der »Palmyra« geschnitzt und aufgetakelt hat, als er seine erste Reise um Kap Horn und nach der Salpeterküste machte. Auch nach der Uhr hinauf mag er nicht blicken, denn neben ihr baumelt der seltsame Mondfisch aus dem Gelben Meere, den Jan Sievers zu Hongkong einem Japaner abgehandelt hat. Auch nach der Toonbank irrt sein Blick nicht, denn dort stehen die großen Muscheln, die Jan Sievers ihm nach der Rückkehr von Sansibar hingestellt hat. Überall in der Schenke hängen oder stehen Dinge von Jan Sievers, – und vor Jan Sievers hat Jens Holm bei diesem gewaltigen Sturm eine große, geheime Angst, die er nicht bemeistern kann.

Denn, alter Heuerbaas vom Johannisbollwerk, – was schrickst du zusammen, bevor ich noch ausgesprochen habe, Jens Holm? Weißt du, was kommen wird?

Siehe, wenn auch deine Schenke leer ist, wenn auch keiner von den alten Seeleuten herangekreuzt ist, um deinen Eisbrecher zu proben und zu loben, wenn auch Jan Sievers fünfhundert Seemeilen vom Jonas entfernt ist, fünfhundert Seemeilen, Jens Holm! – wenn auch sein kleiner Junge, dein Enkel, Jens Holm, dein Enkel! – auf dem Friedhof unter der Erde liegt, wenn auch Martha, seine Mutter, Jan Sievers' Frau und deine Tochter, Jens Holm, deine leibliche Tochter! – grell auflachend mit den drei Janmaaten, die bei dir in der Schlafstelle liegen, nach dem Dom gewandert ist, um sich wieder einmal gehörig zu »amüsieren«, – so bist du dennoch, dennoch nicht allein! Einer ist bei dir, ein großer, ernster, stiller Gast! Der sitzt bei dir und blickt dich unverwandt an, daß du es immer fühlst. Du meinst, es sei Jan Sievers und getraust dich nicht, die Augen zu erheben, weil du bange bist, daß er dann aufspringen und sich auf dich werfen könnte.

Aber Jan Sievers ist es nicht! Wie könnte er es sein? Du weißt doch am besten, wo Jan Sievers ist, denn du hast ihn ja auf den alten, mürben, englischen Kasten geschleppt, auf den bösen Seelenverkäufer, um ihn vom Halse los zu werden.

Nein, Heuerbaas: vor dir sitzt das Gewissen, das Gewissen, das Gewissen! Gieß einen Grog nach dem andern hinunter, starre zu Boden, schüttle den Kopf, winde und krümme dich wie ein getretener Regenwurm, ächze und stöhne, soviel du willst: es hilft dir heute alles nichts, es ist alles vergebens!... »Ik bün een goden Hürboos! Ik heff gode Schanzen for all de Seelüd! Jedeneenen besorg ik een god Schipp!« Das Gewissen ruft dagegen, lauter als der Sturm, lauter als die schäumende Elbe, lauter als die Warnungsschüsse vom Stintfang (so daß du auch die überhörst), lauter als dein Gejammer ruft es: Und Jan Sievers? Und Jan Sievers? Und Jan Sievers?

Das war eine moie Zeit für Segelschiffe und Niederhafen, für Fliegenwirte, Köminseln, Heuer- und Schlafbaase, Reepschläger, Blockmacher, Zimmerbaase und Segelmacher, was, Jens Holm? als Jan Sievers das Johannisbollwerk zum erstenmal in seinem Leben betrat. Er hatte drei Jahre bei den Bauern hinter Bremervörde gepflügt und gemäht und kam nun mit Sack und Pack und seinen Ersparnissen nach Hamburg, um zur See zu fahren. Sie hatten ihm auf der Heide zuviel davon erzählt, so daß es ihm besser schien, das grüne Wasser als die sandige Erde zu pflügen. Als er den weiten Weg vom Hannoverschen Bahnhof bis an das Johannisbollwerk mit seiner Decksladung zurückgelegt hatte, war er schon einigermaßen müde und mußte einmal Fünfzehn machen. Ein geruhiger, treuherziger, vertrauensseliger Mensch war es, Jens Holm, der vor deiner Kellertreppe stand und dein Heuer- und Schlafbaasen-Schild las, der dann nach einer nachdenklichen Weile langsam hereintrat und dich um eine Heuer anging, als du hinter dem Vorhange schon lange Wind von der Sache bekommen und ihn schon abgeschätzt und eingereiht hattest.

Was hast du aus Jan Sievers gemacht, aus diesem unerschütterlichen, ehrenfesten, niederdeutschen Bauernknecht? Was murmelst du, Jens Holm? Einen Seemann? – Nein, sage ich dir, nein! Wir wissen es besser, wissen, daß Jan Sievers schon längst kein Seemann mehr ist, wenn er auch einmal einer gewesen ist, wissen, daß er ein Umhertreiber, ein Säufer, ein Tagedieb, ein Lump, ein Löwe geworden ist und daß du ihn dazu gemacht hast, wissen, daß er dir die blöden Augen und das graue Haar verdankt. Du hast die Schuld, daß seine Hände unsicher geworden sind, und daß seine Füße nicht mehr recht wollen! Daß die Gören ihm nachsangen und die Leute über ihn lachten, daß sein Junge unter dem Rasen liegt und seine Frau mit den Matrosen freit, daß er diesen Abend auf See ist und mit dem Britenschoner die Todesreise machen muß!

Kiek, – da rollt dein Glas vom Tisch und fällt klirrend auf den Fußboden! Dein unheimlicher Gast hat es mit harter, unwirscher Hand umgeworfen und fragt jetzt im Tone eines Richters: Wöllt wi mol Afreeken hollen, Hürboos? Wöllt wi mol sehn, wat an de Kried steiht? Du sollst an die tausend Seeleute angemustert, sollst an die tausend in der Schlafstelle gehabt haben, ich will sie dir nicht beschneiden. Und wenn du auch bei allen deinen Vorteil wahrgenommen und erst dreimal an dich gedacht hast, so soll dir doch gut und gern zugestanden werden, daß du keinem das Rückgrat gebrochen und den Lebensmut oder das Lachen genommen hast. Indessen: es war ja auch zähes, lustiges, wackeres, unverderbliches Seevolk, das gewohnt war, sich mit Taifunen und Monsunen, mit Stürmen und Fiebern, mit Landhaien und Heuerbaasen, mit Tod und Teufel herumzuschlagen und immer den Kopf oben und die Ellbogen freizuhalten wußte. Mit Jan Sievers aber war es anders, Jens Holm. Der war nur halb ein Janmaat wie die andern: sonst war er ein Kind und ein Träumer. Der vertraute dir und der Martha wie seinem Herrgott im Heben. Der war so gesonnen, daß er seinen Geldbeutel auf den Tisch legen und sagen konnte: Nimm dir, was du für richtig ansiehst. Dieses Vertrauen hast du ihm übel vergolten, Heuerbaas, an ihm bist du zum Verbrecher, zum Schurken und zum Teufel geworden, und das wäscht kein Wasser von deiner Seele!

»Ik bün een goden Hürboos!« ... Weet ik, Jens Holm! Aber Jan Sievers hast du doch hingehalten und vertröstet, bis das Geld in seiner Tasche alle war, nicht wahr? Bis er keinen roten Pfennig mehr hatte! Die andern wußten sich bannig zu verklaren, den Deubel ok, wie wußten die sich zu verklaren! Sie stiegen dir mächtig in die Wanten, wenn du nicht gleich ein Schiff für sie hattest, oder sie liefen zu einem andern Heuerbaas, der eine bessere Schanz für sie hatte: Jan Sievers aber glaubte dir, als du ihm sagtest, daß das rechte Schiff für ihn noch nicht binnengekommen wäre, wartete von einer Woche zu der andern und legte einen blanken Taler nach dem andern auf die Toonbank... »Martha hett sik em nich an den Hals smeeten!« ... Weet ik ok, Jens Holm! Sie hat anfänglich wohl nicht freundlicher mit ihm getan, als mit den andern Seeleuten, das Matrosenmädchen, aber du hast es Jan Sievers' Augen wohl angesehen und seinen Worten angehört, daß er sich von ihr geliebt glaubte, und hast sie nicht gewarnt, mit ihm zu spielen, weil du dir dein Geschäft nicht stören wolltest. Den Abend dann, als sie zwischen den Gothenburgern saß und Schwedisch lernen wollte, hast du ihr da nicht aufgetragen, einen Brief an Jan Sievers nach Singapur zu schreiben, damit er nach beendeter Reise doch ja wieder zu dir käme? Die Deern hat es leichten Herzens getan: wer weiß, ob sie sich mehr dabei gedacht hat, als wenn sie einem Janmaaten einen Bittern ins Glas goß: aber der treue Jan Sievers hat den Brief für ernst genommen, hat mit den großen Bauernhänden darüber hingestrichen und hat ihn in seine Brusttasche getan. Und hat dann glücklich lächelnd die rappelnden Chinesen angehört, die ihre Seiden anpriesen. Mit einem Haufen von Geschenken und mit goldenen Ringen ist er zurückgekehrt, und das treueste Herz hat er dir ins Haus getragen, Heuerbaas. Da hast du ihn großartig aufgenommen, denn er hatte ja auch noch ein Taschentuch voll Geld, hast ihm auf die Schulter geklopft, ihn einen fixen Kerl und deinen besten Freund genannt und hast es geduldet, ja begünstigt, daß die Martha mit ihm ausging. Zwei Reisen später stand das Mädchen vor dir, gerührt von soviel Güte, Liebe und Treue, von diesem unbekannten Wunderklang aus weitabliegenden Welten, und sagte dir, daß sie sich mit Jan Sievers verloben wolle. Damals war die Zeit, sein Leben in eitel Sonnenschein und blauen Himmel zu tauchen, denn die Martha sehnte sich aus der stickigen Kellerluft hinaus und hatte bessere Träume: aber dagegen hast du deine harte Hand gestemmt, Jens Holm! Sie mußte bei dir bleiben, etwas anderes gab es nicht, denn dein Geschäft durfte auf keinen Fall darunter leiden. Dein Geschäft! Jan Sievers in seinem unbegrenzten Vertrauen gab es gern zu, daß seine Braut wie bisher in der Schenke bediente: hat dich das nicht im Herzen gerührt, Jens Holm? Wohl nicht, denn sonst hättest du wohl kaum immer so große Sorge getragen, ihn stets sofort wieder anzumustern und abzuschieben, wenn er sich einmal nach abgemachten langen Reisen ausruhen wollte! Und was für lange Reisen wußtest du für ihn aufzugabeln? Selbst der arglose Jan Sievers mußte sich mitunter doch heimlich darüber wundern. So wenig wie die Verlobung hast du freilich die stille Hochzeit und die Geburt des kleinen Jens Sievers verhindern können, aber ärgerlich waren dir alle diese Dinge, weil sie deinem Geschäft doch mannigfach schadeten und nach deinen Worten mehr kosteten, als sie einbrachten ... Kommen nicht einmal nachdenkliche, einkehrliche Stunden über dich, Heuerbaas, Stunden, in denen du deine Tochter am Fenster sitzen siehst, wie sie damals am Fenster saß, oben in der Wohnung, mit ihrem Kind auf dem Schoß, lachend und sonnenbeschienen, eine schöne, glückliche Mutter? Wer hat es fertig gebracht, durch Jammern, Stöhnen, Klagen und Quarken, durch seine ewigen Quäsereien, daß sie den Ring abtat und wieder in der Schenke erschien, wieder einschenkte und mit den Matrosen lachte, daß sie nach und nach wieder in das alte Fahrwasser hineingeriet und mehr und mehr ihr Kind vernachlässigte und ihren Mann vergaß?

Wer anders als du? Ganze sieben Tage hat Jan Sievers seinen kleinen Jungen auf den Armen gehabt, da hattest du schon wieder eine Notreise für den Gutherzigen ausfindig gemacht, die er tun mußte, wenn er dich nicht wortbrüchig machen wollte. Und als er zurückkehrte, da konnte er aus dem an Bord in den Freiwachen zurechtgezimmerten und -geschnitzten Schlitten ein kleines, schlichtes Holzkreuz machen und es dem kleinen Toten auf das Grab pflanzen. Jan Sievers hat auch dann noch nicht viel gesagt und geahnt: er hat nur die schwieligen Hände zusammengelegt und gebetet, und was sich dabei nicht lösen wollte, das hat er nach niederdeutscher Art in sich hineingefressen. Daß er auch keine Frau mehr hatte, hat er erst einige Reisen später erfahren, als ein betrunkener Holländer ihn in der Ecke umarmte und ihm sein Herz ausschüttete. Da kam Jan Sievers aus dem Kurs: er bog um auf seinem Lebenswege und wurde der, der er jetzt ist. Erst ein wilder Trinker, ein lauter Radaubruder, der das Haus des Heuerbaases mied. Dann aber, als er kein Schiff mehr bekommen konnte, kam er soweit herunter, daß er sich wieder zu seinem Schwiegervater schlug und dort eine Art von Hausknecht spielte, wobei er nur an Jens Holms Geschäft dachte und von der alten Zeit nichts mehr zu wissen schien. Er schleppte für die Janmaaten die Zeugsäcke und Seekisten von Bord und erzählte ihnen für einen kleinen Köm große Räubergeschichten aus seiner Heide. Der Martha durfte er nicht mehr nahe kommen.

In der letzten Zeit aber hatte er mehrmals, wenn er zu sehr im Tran war, vertrauliche Anspielungen gemacht, die immerhin das Geschäft stören konnten: da hatte der Heuerbaas ihn dem verrückten Engländer auf den Hals geladen, der sich seine Leute halb schanghaien mußte, weil niemand freiwillig auf den schwimmenden Sarg wollte.

Ist es nicht so, Jens Holm?

* * *

Zerfetzt flattert der Union-Jack über dem zerrissenen Besansegel. Der englische Schoner »Hannah Joliffe« ringt vergeblich mit dem schweren Regensturm, – und die südirischen Felsenriffe sind in bedrohlichster Nähe. Alles Pumpen kann nicht verhindern, daß der mürbe, ausgediente Kasten sich im Raum mehr und mehr mit Wasser füllt und sich auf die Seite zu legen beginnt. Den Roof und das Rettungsboot haben die Seen schon vom Deck geschlagen. Jan Sievers, der German, ist ein Held in seinen letzten Stunden. Er ist wach geworden, wie nach schweren Träumen, und tut umsichtig und unerschütterlich seine Arbeiten. Als der Schiffer von einer Sturzsee über Bord gerissen wird, da übernimmt er den Befehl über das Schiff, und die Briten gehorchen ihm willig, so gewiß und gewaltig erscheint ihnen der Mann mit einem Male, über den sie am Kai gelacht hatten, als er über eine Trosse hinweggestolpert war. Noch einmal steht die Hoffnung stur und hoch auf! Wie pumpen sie, wie ringen sie um ihr Leben! Immer wieder flammt das Blaufeuer auf, schwenken sie das Todeslicht! Aber alles Leben verjagt den Tod nicht. Es ist auch zu spät dazu. Das Schiff stößt auf, und die Klippen beißen scharf und knirschend zu. Was noch lebt, muß in die Wanten klettern. Da hängen sie in der schneidenden Kälte mit durchnäßten Kleidern, todesmatt, hungrig und müde, und warten, daß sie erstarren oder daß die Woge sie herunterholt. Der Deutsche fühlt, daß seine Finger steif geworden sind, daß er sich nicht mehr halten kann. Er hat sein Leben noch einmal überdacht, das Pflügen beim Bauern und die große Fahrt, jetzt hat er seinen Jungen auf dem Arm: weiter will er nicht, da will er stehen bleiben, der Rest soll nicht erst kommen ... »Mien lüttje Jung,« flüstert er, dann überschlägt er sich ... Graue Wolken jagen in Fetzen über den fahlen Mond.

... »Goh weg! Goh weg! Goh weg! Rut, rut! Jan Sievers, ik segg di, rut ut mien Hus! ...«

So schrie der alte Heuerbaas in demselben Augenblicke angstvoll und stöhnend auf und streckte die Hände abwehrend vor, denn Jan Sievers stand mit einem Totenantlitz und in leckendem Ölzeug vor ihm und blickte ihn starr an.

»Du büst op See: wat wullt du hier? Weg!«, ächzte der Heuerbaas. Die Gestalt hob die Hand wie zum Schlage und trat einen Schritt näher, – da stürzte der Heuerbaas mit einem kurzen Schrei zu Boden.

Hinter dem Hirngespinst – oder war es mehr als das? – denn die Wasserkante weiß, was es mit der Todesstunde der Seeleute auf sich hat! – hinter der Geistergestalt aber kam die Elbe, kam die Hochflut, die springende Tide, rieselte die Treppe hinunter, füllte den Keller und verlöschte die Lichter des Heuerbaases Jens Holm.


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