Kurt Faber
Unter Eskimos und Walfischfängern
Kurt Faber

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Zum Geleit

Im Jahre von Kurt Fabers Hingang hörte ich in San Francisco zum erstenmale von ihm sprechen.

San Francisco, wo sich der Ausreißer fünfundzwanzig Jahre früher für ein Schiff anheuern ließ, das Wale schießen wollte im Meere nördlich von Amerika, wurde für ihn Schicksalsort. Denn dort entschied er sich, halb zufällig, halb gezwungen, für eine Reise, die, mochte sie die wohl schwersten Erfahrungen seiner Reisen und Fahrten in sich begreifen – dieses Buch berichtet davon –, trotz und vielleicht wegen dieser furchtbaren Erlebnisse nach einer Wiederholung verlangte: er kehrte, wie von einer inneren Stimme gerufen, in die auf dieser ersten Reise gequerten kalten Weiten Kanadas zurück, wo ihn im Schnee der Tod ereilte. Sein Schicksal bereitete sich dort vor in der Zeit, in der ich von ihm als einem unermüdlichen und kühnen deutschen Abenteurer an jenem südlicheren Orte bewundernd reden hörte.

Was bewundert man? Einfaches. Den frühen Drang und Zwang, sich loszumachen aus den überfeinerten Verhältnissen unseres Lebens. Die Kühnheit, ohne Mittel davonzulaufen, unterzutauchen in die Welt der Bedürfnislosen. Die Fähigkeit, allein zu wandern, Weltwanderer zu sein mit dem Rucksack. Das Aushalten und die Unermüdlichkeit – die Treue zum Wanderstabe!

In einem solchen Menschen muß die Kraft des Willens ebenso groß sein wie die des Gemütes und die des Geistes, soll er Bewunderung seiner Eigenart erregen. Es darf auch keine von ihnen überragen. Denn möchten etwa Gemüt und Einbildungskraft sich vordrängen, so könnte ein Dichter entstehen, der sich fragen würde: Warum soviel des Aufwands, da ich im Einmal das Vielemal, im Geahnten die Fülle des Wirklichen sehe? Und würde das Geistige und Erkennerische sich im Vordergrunde finden, so möchte jemand sagen: Wurde das Wissensbedürfnis zufriedengestellt? Das Willentliche allein aber wäre im Nur-Sportlichen steckengeblieben, wofür wir nur begrenzte Anteilnahme aufbringen.

Hier aber steht ein Mann, ein Mensch, ein Deutscher vor uns. Er war nicht eigentlich ein Geograph, aber doch soviel, um die Welt richtig und nüchtern anzusehen. Kein Dichter, aber doch genug, um lebhaft zu empfinden und das Empfundene wiederzugeben. Im übrigen ein Mann, der Gefahren suchte und ihnen trotzte, ein Deutscher, der jenes uns gegebene Einmalige und ein wenig Unheimliche, an dem wir alle glücklich leiden, hatte: Weltunruhe, Wanderlust – und wir bedenken, daß »the Wanderlust« im Englischen Fremdwort und Fremdsache ist.

Der Mann wanderte durch die Welt nicht eigentlich um des Wissens von der Welt willen, auch nicht um sie zu beschreiben. Er schaute um des Schauens, er lief um des Laufens, erlebte, um des Erlebens willen – er war ein richtiger deutscher Weltläufer.

Und als solcher drückte er sich aus! Man lese daraufhin dieses Buch. Es ist toll und unheimlich in seinem Geschehen, das Schiff, auf dem es vorwiegend spielt, ist ein modernes Sklavenschiff, das geschilderte Stück Leben ist furchtbar. Daß dem Wanderer trotz den schrecklichen Erlebnissen dieser Reise nicht die Lust am Reisen und Wandern verging, beweist, daß er ein echter Wanderer war.

Josef Ponten

 


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