Richard Dehmel
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Richard Dehmel

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Die Heimkehr

Nach einem französischen Volkslied

              Der Seemann kommt vom Krieg zurück,
so sacht;
verbrannt so sehr, verstaubt so sehr –
»Wo kommst du, armer Seemann, her?
so sacht, so sacht?«

Frau Wirtin, ich komme vom Krieg zurück,
so sacht.
»Schnell Wein! vom weißen! so macht doch flink!
Nun, armer Seemann, komm und trink!
so sacht, so sacht.«

Der wackre Seemann sitzt und trinkt,
so sacht.
Er sitzt und hinkt und schaut ins Glas;
der Wirtin werden die Augen naß,
so sacht, so sacht.

Was habt Ihr, schöne Frau Wirtin, sagt!
so sacht?
Tut Euer weißer Wein Euch leid?
Der Seemann ist zum Gehn bereit!
so sacht, so sacht.

»Mein weißer Wein tut mir nicht leid,
so sacht;
mein toter Mann kam mir in Sinn,
Ihr ähnelt ihm an Mund und Kinn,
so sacht, so sacht.«

O sagt mir, schöne Frau Wirtin, sagt,
so sacht:
zwei Kinder, hört ich, hattet Ihr
von Euerm Mann – nun habt Ihr vier?!
so sacht, so sacht?

»Man hat mir manchen Brief geschickt
so sacht,
und zeigte seinen Tod mir an,
da nahm ich einen andern Mann,
so sacht, so sacht.«

Der wackre Seemann leert sein Glas,
so sacht.
ohne Dank, mit schwerem Blick,
ging er zu seinem Schiff zurück,
so sacht, so sacht.

 


 


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