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II.

Müde kam ich zu Hause an. Ich legte mich schlafen und träumte die ganze Nacht von Rosette. Meine erste Handlung nach meinem Erwachen war, Nachrichten über ihre Gesundheit einholen zu lassen, worin ich übel tat. Der Befehl, den ich einem Lakaien gab, dem ich nicht durchaus bekannt war, kostete meiner neuen Freundin einige Zeit die Freiheit und sollte mich selbst in sehr üble Dinge verwickeln. Ich erhielt zur Antwort, daß sie vollkommen gesund sei; und da sie nicht daran dachte, daß ich so unklug sei, mich eines Lakaien zu bedienen, den ich nicht sicher kannte, ließ sie mir sagen, sie erwarte mich mit Ungeduld, aber unter der Bedingung, daß ich so maßvoll sei, als wenn ich mit Fräulein Argentine aus dem Wagen stiege. Lafleur wiederholte mir Wort für Wort, was er von Rosette gesagt bekommen, er zog seinen Nutzen aus dem, was er erfahren hatte; und in der Zeit, während er bei der Herrin meine Geschäfte besorgte, betrieb er die seinen bei dem Kammermädchen, und wurde die Ursache vieler Unannehmlichkeiten. Sie werden später den Streich erfahren, den er mir spielte; wie er auf frischer Tat ertappt, einem Gefängnis überantwortet wurde, wo ich ihn gern noch länger als zwei volle Jahre gewußt hätte. Unsre Diener sind immer unsre Spione, wir müßten manchmal die ihrigen sein.

Entzückt von der Antwort Rosettes, bestieg ich meinen Wagen und ließ mich zum Luxembourg fahren; ich schickte meine Leute heim und schloß mich einen Augenblick danach in eine Sänfte und eilte dahin, wo ich erwartet wurde. Rosette stand am Fenster; sobald sie mich erblickte, kam sie mir entgegen. Wenn man verliebt ist, fühlt man jede Kleinigkeit; eine Zuvorkommenheit von Seiten einer hübschen Frau ist etwas Göttliches für einen jungen Mann.

Rosette war im Negligé, frisiert und hatte ein feuerfarbenes Umschlagtuch um, darunter ein Leibchen aus weißem Satin; ein indisch gesticktes Kleid umhüllte ihren Busen; und da es nicht mit einer Nadel zusammengeheftet war, ließ es alle seine Reize sehen. Ich warf mich ihr an den Hals und umarmte sie voll Entzücken. Wir setzten uns einen Augenblick nieder, und ich konnte mich nicht enthalten, ihr Zeichen meiner Liebe zu geben. Ihre Hände, ihr Mund, ihr Busen, alles wurde gegrüßt und tausendmal geküßt. Ihre Befriedigung steigerte meine auf das höchste.

Wir wollen doch speisen, sagte ich zu ihr. Zweifellos, erwiderte sie und ließ ihre Köchin kommen, der sie Sorgfalt und Raschheit anempfahl.

Unterdessen nahm ich meine gute Freundin auf meine Knie. Meine glühenden Hände nahmen sich Freiheiten heraus, und sie wehrte plötzlich ihrer Glut. – Sie ermüden sich, lieber Freund, sagte sie, seien sie weise. So sind diese jungen Leute: ihr Feuer springt auf wie ein Pistolenschuß und zergeht in Rauch. Seien Sie maßvoller, mein liebes Herz; binnen kurzem werden Sie diese Begeisterung nötig haben. Ihre Stimme überzeugte mich; ich wurde ruhig. Sie gab mir einen Kuß, um meinen Gehorsam zu belohnen, und dieser Kuß benahm mir ihn im selben Augenblick. Die Situation, in der wir uns befanden, war sonderbar. Sie erinnern sich, Marquis, der Zeit, wo wir den Fechtsaal bei Dumonchelle Berühmter Fechtmeister in der Rue de la Comédie. besuchten. Nehmen sie an, Rosette sei der Meister und ich der Schüler.

Stets die Waffen hoch, präsentierte ich mich eifrig; ich rückte vor, sie scherzte über meine Attacken; zuweilen ließ sie Busen, Arm oder Seite streifen. Terz, Quarte, Sekunde; sie war auf alles gefaßt und beugte lachend allen Verstellungen meiner Augen vor. Bald trat sie hinter die Mensur zurück, bald begann sie schnell zu parieren; mehr als einmal schritt sie bis hart an die Entwaffnung. Niemals konnte ich sie an der Stelle treffen, auf die ich meinen Triumph geheftet hatte. Sehr ermüdet ließ ich von diesem Angriff ab, bei dem ich am Ende viel verloren hatte, ohne daß sie gewann. Das nenne ich ein Blanko-Fechten; nur Kinder oder Feiglinge können sich dabei amüsieren.

Wir setzten uns zu Tisch. Ich fühlte mich gekränkt von ihr und war zwanzigmal auf dem Punkt, davonzugehen. Ihre geringe Gefälligkeit schrieb ich einer Verachtung für mich zu. Ich haßte sie, ich verabscheute sie; sie sah mich an, und ich wurde wieder leidenschaftlich in sie verliebt.

Es hielt mich nicht lange bei Tisch; ich hatte meinen Plan. Der Reisende, der begierig ist, ans Ziel zu kommen, vergnügt sich nicht damit, die Wiesen zu betrachten, die an seinem Wege liegen.

Rosette kannte meine Reiseroute; sie hatte mich den Finger an den Ort legen sehen, zu dem ich durchaus gelangen wollte, und hatte beschlossen, mir unterwegs etwas Zerstreuung zu bereiten. Ohne mich zu benachrichtigen, hatte sie eine ihrer guten Freundinnen kommen lassen, die bei ähnlichen Zusammenkünften gewöhnt war, ihr zu sekundieren. Zum erstenmal mag eine Frau eine andere gewählt haben, für sie die Galanterie eines Glückes zu besorgen, das ihr gebührte.

Wir kehrten in das Kabinett zurück. Rosette kam mir zuvor. Wir verständigten uns, und ein Spiegel, der unsere Stellung wiedergab, machte sie mir noch köstlicher, indem er den Anblick verdoppelte. Einer ihrer Arme lag unter meinem Kopf, der ihre war über meinen Leib geneigt, ihre andere Hand umschloß den Gegenstand ihrer Furcht. Die Beschäftigungen, mit denen meine irrenden Hände sich vergnügten, lassen sich nicht beschreiben. Ihre Beine umspielten einen Feind, der doch keiner für sie war. Haben Sie ein Bild von Coypel Antoine Coypel, berühmter Maler. gesehen, Marquis, wo eine Nymphe auf einem Blumenlager bei Jupiter liegt und wohlgefällig mit seinem Blitzstrahl spielt? Wir waren eine Kopie dieses Meisterwerkes. Ich befand mich in einer so angenehmen Stellung, daß ich sie nicht zu beenden wagte; sie aber war so wollüstig, daß sie mich fühlen ließ, es gebe noch eine andere, angenehmere. Ich verlangte danach, sie weigerte sie; ich wollte sie erzwingen, man machte mir den Sieg streitig; ich war im Begriffe zu triumphieren, als Fräulein von Noirville eintrat. Sie können nicht brav sein, sagte Rosette zu mir, mit erhobener Stimme und Überraschtheit heuchelnd; wissen Sie, daß ich meinerseits böse sein werde. Ich war aus Höflichkeit aufgestanden, da schlüpfte sie hinaus; und indem sie mit dem Schlüssel die Tür verschloß, ließ sie mich mit der Neuangekommenen in einer Entkleidung allein, die deutlich zeigte, was ich hatte beginnen wollen. Ich war etwas überrascht. Fräulein von Noirville bat mich, mich nicht stören zu lassen, besonders aber ihr das Hereinkommen nicht übel zu nehmen, das mir ja nicht zu gefallen schien. Nein, angenehm war es mir ganz und gar nicht; aber man ist niemals genug erbaut von den Leuten, die man nicht kennt. Ich ließ mich von der Sanftheit ihrer Stimme rühren; ich sah sie an, und meine Blicke trafen eine der hübschesten Brünetten von Paris. Die Unordnung, in der ich mich befand, bot von selbst den Gegenstand des Gesprächs. Sie griff ihn auf, als geistvolles Mädchen legte sie ihn zu meinem Vorteil aus und beglückwünschte mich zu dem, was ich ohne Zweifel mit Rosette bewerkstelligt hatte. Ihr unverblümtes und unzweideutiges, ihr graziöses und ironisches Gespräch verwickelte mich in Erklärungen; aber als sie fortfuhr zu sprechen, war ich genötigt, ihr aus Höflichkeit zu antworten. Man ist nicht kühn, wenn man etwas auf dem Gewissen hat. Ich befand mich nicht mehr in einem präsentablen Zustand, und meine Antworten ließen meine Schwäche durchblicken; ich bemerkte es selbst. Es gibt kritische Momente, in denen die besten Fechter eine schlechte Haltung haben. Unmerklich glitt unser Gespräch auf das, was mir soeben passiert war, meine Augen fielen auf die Reize der neuen Nymphe, und ihre Augen auf eine Stelle, die gerade außerordentlich achtbar war. Wie eben eins das andere gibt: sie gestand mir, daß sie Rosette gar nicht wiedererkenne in diesem Verhalten und die Idee gar nicht begreife, einen feinen Mann zu kränken, dessen Gestalt allein schon geeignet sei, die Grausamste zu entwaffnen, und der gewiß geschaffen war, das Vielversprechende seines guten Aussehens zu erfüllen. Das Mädchen war gut gezogen; sie redete mit Kunst zum Verstand, und ihre Reize machten sich zu Herrinnen meines Herzens. Das Lob, das sie mir sang, galt einem Gegenstand, auf den sich jedermann etwas zugute tut. Indem sie den Charakter ihrer guten Freundin zerlegte, übte sie Kritik in einer Gesprächsform, die der Satire gleichkam. Danach gestand sie mir, daß, wenn meine Schwäche mich nicht einschrumpfen ließe, mir gegenüber, in solcher Situation, die bestimmte Hoffnung auf Genuß ihren Gehorsam bestimmen würde; der Ruhm, unerbittlich zu sein, wöge ja die innere Freude gar nicht auf, die man genösse, wenn man es nicht sei. Sie verschönte diese Einsicht als Mädchen, das sich davon etwas versprach. Unterdessen trat sie mehr an mich heran; und an meiner Kleidung herunterblickend, sagte sie: Stecken Sie doch das weg, Monsieur, was ich da unten sehe, Sie setzen mich da einer Versuchung aus; und als sie selbst die Versuchung beseitigen wollte, erweckte sie in mir eine der stärksten. Allmählich brachte mich Fräulein von Noirville ganz außer mir. Ich fange leicht Feuer: Der geringste Funke entzündet eine verbrennliche Materie, und die große Feuersbrunst verzehrt ohne Unterschied alles, was sich auf ihrem Weg findet. Kurz, Fräulein von Noirville füllte den Platz Rosettes aus; ja sie ersetzte sie mir beinahe in den leidenschaftlich gesteigerten Umarmungen, ich dachte nur an das Opfer und wenig an die Gottheit; ich empfand bloß, daß es eine fühlbare Befriedigung sei, einem Gott des Alls, an den man seine Wünsche richtet, Geschenke auf den Altar zu legen.

Da erschien Rosette wieder, und Fräulein von Noirville, die, wie ich später erkannte, hergekommen war wie eine Maschine, entfernte sich genau so wieder. Eine komische Figur war's, die ich da vor Rosette machte! Sie wußte, was geschehen war, und hatte im voraus für dieses Verschwinden gesorgt. Sie war in der einen Ecke des Zimmers und ich in der andern. Wir wagten es nicht, uns einander zu nähern. Wohin waren die Augenblicke entschwunden, da wir uns mit solchem Eifer ineinander versenken wollten? Sie machte mir tausend Vorwürfe, aber mit jener würdevollen und graziösen Miene, jenem einnehmenden Ton, der einem das Vergehen darstellt, ohne es zu nennen; sie gab mir zu denken und bot mir einen leeren Rahmen, in den ich selbst meine gewichtigen Reflexionen einfügen konnte. Sie machte mich aufmerksam, wie töricht die Frauen seien, auf das Herz der Männer zu zählen, deren einziges Ziel immer nur sei, ihre Leidenschaften zu befriedigen. Wer möchte an solcher Moral in ihrem Munde keinen Gefallen finden? Aber die Art, in der sie sie verkündete, erweckte in mir für sie die gleichen Leidenschaften, gegen die sie mit so viel Anmut eiferte.

Von der Moral zur Lust ist oft nur ein Schritt. Mitten unter den Ratschlägen, die Rosette so freigebig an mich verschwendete, fragte ich sie, ob ich am Abend zu ihr zum Souper kommen dürfe; und um ihre Zustimmung zu entscheiden, machte ich ihr ein gold verziertes Weberschiffchen zum Geschenk. Da sie gerne filiert, so nahm sie mein Geschenk entgegen und gestand mir, daß sie mich trotz meiner Untreue immer lieb hätte. Ein zur rechten Zeit geschenkter Schmuck vermag eine Seele überaus zu rühren; wenn sich Götter durch Opfergaben gewinnen lassen, warum sollten einfache Sterbliche unempfindlich dagegen sein.

Ich verließ sie höchst ungern. Nach Hause zurückgekehrt, fand ich meinen Vater, dem ich einen ausführlichen Bericht gab von dem, was ich weder am Vorabend in der Oper noch am Abend in den Tuilerien gesehen hatte. Er erhielt in einem Augenblick die umständliche Schilderung von tausend Abenteuern, die sich gewiß gar nicht ereignet hatten. Bei solchen Gelegenheiten muß man um so mehr Dinge erzählen, je weniger man gesehen hat. Ich sagte ihm, daß ich zum Abendessen in die Stadt gebeten wäre, und daß ich der Einladung unbedingt folgen müßte. Ich nannte ihm ein Haus, das er nicht kannte, ebensowenig wie ich. Mein Vater ist gut, kaum mißtrauisch, er verläßt sich auf mich und liebt mich als die letzte Frucht seiner Liebe mit meiner Mutter, der meine Geburt das Leben gekostet hat. Ich ließ mich ins Marais bringen, schickte meinen Wagen wieder heim und befahl dem Kutscher, sich spätestens ein Uhr früh neben dem Hotel Soubise einzufinden. Ich hatte in der Tat die feste Hoffnung, dahin zu kommen. Wir rechnen niemals mit der Zukunft. Sobald sich meine Leute entfernt hatten, stieg ich in einen Fiaker. Ich verstehe nicht, warum der Kerl, der unterdessen auf dem Platz war, gar nicht losfahren wollte: ich war genötigt, zum Äußersten zu schreiten. Endlich war er mir zu Diensten. Er hatte die Nummer 71 und den Buchstaben X.

Sie werden sehen, lieber Marquis, daß diese Nummer eine große Rolle spielen wird; also wundern Sie sich nicht, daß ich mich ihrer so gut erinnere. Wir kamen an einem Café vorüber, wo Spießbürger auf die Nummer des ersten Fiakers, der vorüberrollte, Grad und Ungrad spielten, und meine ungerade Nummer ließ sie eine große Summe verlieren. Bevor der Fiaker so nahe heran war, daß man seine Nummer sehen konnte, konnte man den Insassen doch schon betrachten. Die Verlierer und die Gewinner erinnerten sich der Ziffern und des Buchstabens und vergaßen auch den nicht, der im Wagen saß. So hängen die Ereignisse des Lebens, lieber Marquis, von einem Umstand ab, an den man nie gedacht hat, und den vorherzusehen dem Klügsten unmöglich ist.

Ich langte bei Rosette an, die schon anfing, sich über mein Ausbleiben zu beunruhigen. Sie empfing mich voll Hingebung; sei es, daß sie von Freundschaft für mich ergriffen war, sei es, daß mein Geschenk ihr gefallen hatte, sie bereitete sich zu freigebiger Dankbarkeit. Sie nötigte mich, das Hauskleid anzulegen, das ich zu ihr hatte bringen lassen, und wollte, daß ich es mir, wie im Lande der Freiheit, bequem mache. Sie hatte sich zur Nacht frisiert und die Spitzengarnitur, die ihre Wangen streifte, tat ihre Schuldigkeit und legte schöne Farben über ihr Antlitz. Ein Taschentuch verdeckte geschickt ihren Busen, aber so, als sollte man es doch bitte nicht an seinem Platz lassen. Sie trug nur ein Leibchen aus weißem Taffet und einen Unterrock von gleichem Stoff und gleicher Farbe; ihr Oberkleid, ebenfalls aus Taffet in blauer Farbe, wehte beim leisesten Windhauch.

Das Souper war noch nicht bereit. Wir traten in ihr Zimmer. Die Bettvorhänge waren geschlossen und die Kerzen so auf die Toilette gestellt, daß das Licht nicht in das ganze Zimmer zurückstrahlen konnte. Wir begaben uns auf die dunkle Seite. Ich warf mich auf einen Fauteuil; hielt sie in meinen Armen und redete die zärtlichsten Dinge zu ihr.

Sie erwiderte sie mit kleinen Küssen und köstlichen Liebkosungen. So malt man die Tauben der Venus. – Du willst also, sagte sie nach einigen Augenblicken der Sammlung, daß ich dir Vergnügen bereite, kleiner Wildfang. – Lassen Sie nur nicht Fräulein de Noirville kommen, gab ich ihr zurück. Nein, nein, sprach sie, dazu ist jetzt nicht mehr die Zeit. Ich hatte meine Gründe, es zu tun; andere Umstände verlangen andere Fürsorge. Unter solchen Gesprächen und Schäkereien erreichten wir das Bett; ich drückte sie zärtlich darauf nieder, indem ich sie in meine Arme schloß. Holen Sie doch diese zwei Stühle, sagte sie, da Sie es denn durchaus wollen. Ich gehorchte; sie legte ihre beiden Beine darauf, das eine auf die eine Seite, das andere auf die andere; und ohne die Sittsamkeit zu vergessen, wenn nicht infolge der Situation, reizte sie mich durch tausend Stellungen.

Meine glühenden Hände entfalteten schon den Schleier, der... – Langsam, langsam, guter Rat, sagte sie, geben Sie mir Ihre Hände, ich werde sie selbst unterbringen. Sie legte sie auf zwei alabasterne Kugeln und verbot, sie ohne Erlaubnis fortzunehmen. Sie wollte gern selbst das Bukett richten, das ich für ihren Schoß bestimmte. Sie ermutigte mich hierauf mit einem Zeichen, das Sie ahnen; ich glaubte, sie verfuhr so bona fide. Infolgedessen gab ich mir sehr ernstliche Mühe, an mein Ziel zu gelangen; sie tat so, als helfe sie mir. Die Naivität war auf meiner Seite, in ihrem ganzen Betragen aber die Bosheit. Ermüdet nannte ich sie grausam, barbarisch. Ein neuer Tantalus, sah ich mit der Woge die Frucht vor mir zurückfliehen.

Grausam! Barbarisch! erwiderte sie. Sie sollen sofort bestraft werden. Damit bemächtigte sie sich des Buketts, das ihr bestimmt war, und fuhr fort: da man mich beleidigt, ins Loch mit dem Kerl! Und wirklich, sie steckte ihn hinein. Ich weiß jedoch nicht, war es aus Kummer oder aus einem andern Grund, kaum hineingekommen, fängt der Gefangene zwischen den zwei Flügeln des Pförtchens zu weinen an.

Wir vernahmen, daß man serviert hatte, und begaben uns, ohne etwas zu sagen, dahin, wo herrlich bereitete Genüsse unser warteten. Unser Gespräch wurde ziemlich unbestimmt und brav.

Wenn bei einem Zusammensein zwei Leute, wie wir, sich von gleichgültigen Dingen unterhalten, so ist das ein Beweis, daß es vorher nicht so war. Nach der Beendigung des Soupers wollte es mir nicht in den Sinn, wegzugehen; und ohne mich um meinen Wagen, der wartete, um meinen Vater oder sonst jemanden zu kümmern, bat ich Rosette um eine Unterkunft für diese Nacht; sie gewährte sie mir, doch ließ sie mich schwören brav zu sein. Als ob sie nicht wüßte, daß ein junger Mann sich dazu nicht verpflichten kann, einer hübschen Frau gegenüber, mit der er die Nacht zubringen soll. Indessen war Rosette außerordentlich lustig geworden und machte tausend Torheiten im Zimmer.

Bald sprang sie auf die Kommode und wollte, ich sollte sie auf den Schultern tragen, bald hüpfte sie von einem Stuhl auf den andern und machte die Windungen von Seiltänzern nach. Bald hob sie ihre Röcke bis über die Knie, bald machte sie einen Kreuzsprung und verlangte, ich solle ihr Bein untersuchen, das in der Tat zum Entzücken geschaffen ist. Sie entblößte von fern ihren Busen, dann verdeckte sie ihn wieder, und indem sie lobte, was verborgen war, schwur sie mir, ich solle mich seiner niemals erfreuen. Dann nahm sie ihre Katze und hielt an sie die schelmischsten und merkwürdigsten Reden. Dann holte sie Liköre herbei, bot sie mir an, trank, trank nicht, nahm mich in die Arme wie ein Kind und bedeckte mich mit Liebkosungen. Mit einem Wort, sie beging tausend Torheiten, die von den Grazien nicht mißbilligt wären. Das Bett fand sich bereit und lud uns zur erquicklichen Ruhe. Und sobald das Licht gelöscht, die Vorhänge geschlossen waren, glauben Sie da, lieber Marquis, daß ich mich dem Schlaf überlassen hätte? Petronius beschreibt einmal eine Nacht, die er herrlich verbrachte. Diese übertrifft sie bei weitem. Und sollte es auch nur sein, weil ein anständiger Mann sich der einen nicht zu rühmen wagt, und man schon ordentlich Mann sein muß, um so viel Vergnügen zu genießen, als ich in der andern gehabt habe. Was nur die Kunst erfinden kann, wurde zu Hilfe genommen; wir hatten die Natur zu unsern Diensten. Das geringste Hindernis hätte unsere Begierden gehemmt; alles wurde entfernt, wir duldeten nicht einmal ein Rosenblatt.

Wir kamen ins Gespräch. Trotz ihrer Schwüre – versuchte Rosette nicht mehr viel, meinen Unternehmungen listig auszuweichen. Ich ging einzig auf mein Ziel los, und sie wollte mich auf Umwegen dahin führen.

Obwohl sie außer sich war, wie ich recht wohl bemerkte, verlor sie dennoch den Kopf nicht; und nachdem sie meine Glut sechsmal gekühlt hatte, hatte sie das Elixier erst flüchtig gekostet. Ohne sie direkt genossen zu haben, hatte ich doch das Vergnügen des Besitzes gehabt. Ich konnte mich nicht rühmen, das erhalten zu haben, was ich wünschte; und ich konnte auch nicht böse sein, daß ich es nicht bekommen hatte; die Kunst Rosettes hatte mir die Illusion gegeben. Sie ist eine wahre Zauberin der Liebe.

Der Tag brach an, und Morpheus verschaffte mir Ruhe. Bei meinem Erwachen fand ich den Tisch gedeckt; ich speiste mit großem Appetit. Die Anstrengungen der Nacht hatten mich erschöpft. Oft hat man größere Beschwerden von einem Spaziergang als von einer langen Reise.

Der Nachmittag ging wiederum in Schäkereien hin. Liebende langweilen sich niemals; die Zeit flieht, und ihre Belustigungen können immer wieder von neuem beginnen.

Unterdessen herrschte bei meinem Vater große Unruhe. Ein Unglück, das einem jungen Mann aus angesehener Familie in einem Spielhaus passiert war, ließ etwas Ähnliches in bezug auf mich befürchten. Meine Abwesenheit war um so sonderbarer, als ich noch keine Veranlassung zu Vorwürfen der Art gegeben hatte. Für einen Sohn, für den zu fürchten er noch nie einen Anlaß bekommen hat, befürchtet ein Vater alles. Ein Freund, ein Neuigkeitskrämer von Beruf, der gewöhnlich alle Anekdoten von Paris kolportierte, wurde beauftragt, Erkundigungen einzuziehen, ob man von mir habe sprechen hören. Er nahm seinen Auftrag sogleich in Angriff.

Man sagte ihm in dem Café, vor dem ich vorbeigekommen war, daß man im Wagen Nummer 7l, der mit vollster Schnelligkeit gefahren sei, einen jungen Mann bemerkt habe, und daß der Geschwindigkeit des Wagens nach am Ende der Fahrt irgendeine feine Sache ihn erwarten mußte. Obgleich man das Porträt vom Insassen des Fiakers nicht geben konnte, hegte dieser Freund aufs Geratewohl den Verdacht, ich sei es, und berichtete es meinem Vater, der davon überzeugt war. Ohne Zeit zu verlieren, stiegen mein Vater und sein Freund in einen Wagen, fahren von einem Platz zum andern, fragen nach Nummer 71, und finden sie nirgends; er war nach St. Cloud gefahren, von wo er erst am Abend zurückkommen konnte. Eine Verlegenheit kommt nie ohne eine zweite, und die Unannehmlichkeiten bilden eine Kette. Die Zuflucht meines Vaters war, abzuwarten, daß der Fiaker wieder nach Hause käme; man hatte ihm das auf dem Bureau hinterlassen.

Lafleur war schon am Morgen beauftragt worden, mich ausfindig zu machen, er ahnte den Ort, an den ich mich zurückgezogen hatte, und beunruhigte sich wenig darüber, da er ja wußte, daß ich bei einer Freundin war. Er hatte für die Kosten des Nachforschens einen Louisdor bekommen; er verputzte ihn mit Vergnügen, anstatt zu mir zu kommen und mir Nachricht zu geben von dem, was vorging, und meinem Vater und mir den Schmerz dessen zu ersparen, was nachher eintrat. Indessen, er kam zu Rosette; ihre Dienerin hatte ihm gefallen. Ich fragte ihn, wieso er erfahren hätte, wo ich sei, und warum er käme, ob mein Vater über meine Abwesenheit keine Unruhe empfände. Auf alles gab er sehr richtige Antworten, versicherte mir, er habe meine Angelegenheiten auf das beste geregelt und gesagt, ich sei um vier Uhr zurückgekommen, und um zehn Uhr morgens habe die Frau Gräfin von Mornac mich zu ihrer Toilette bitten lassen, und wahrscheinlich würde ich, nach dem, was der Kammerdiener ihm gesagt, dort den Tag verbringen und am Abend zu einem großen Essen im Auteuil sein; mein Vater habe beim ersten Präsidenten gespeist und solle dort an der Beratung einer unvermutet eingetretenen Hofangelegenheit teilnehmen. Mit dem, was er gesagt, war ich zufrieden, ich sah ihn für einen unbezahlbaren Diener an; er empfing einen Louisdor für seine Fürsorglichkeit und den Befehl, mich um fünf Uhr morgens am Gartentor zu erwarten, wo ich mich einzufinden versprach. Der Schurke dankte mir, gab mir noch ein paar Ratschläge und war im nächsten Augenblick auf dem Weg, meinen Vater aufzusuchen. In Wirklichkeit hatte mir Lafleur kein wahres Wort darüber gesagt, daß mein Vater in einer quälenden Ungeduld lebte und mich suchte, wie Sie gesehen haben.

Ich habe eine große Zahl von schurkischen und schlechten Bedienten gefunden, die mit allen Qualitäten ihres Standes ausgezeichnet waren; aber glaubte nicht, daß einer ein solcher Bösewicht sein könne ohne Ränke noch Nutzen. Er war Südnormanne, und ich war durchaus nicht überrascht von seinem Betragen. Als er zu meinem Vater zurückgekommen war, sagte er, er wisse den Ort meines Aufenthalts nicht genau, aber man habe ihm versichert, ich sei bei einem Mädchen, namens Rosette, zu der ich eine Leidenschaft habe und die mich zugrunde richte; ich trüge die Absicht, sie zu entführen, um sie im Ausland zu heiraten. Um seine Aussage zu bekräftigen, gab er Rosettens Steckbrief und beschrieb sie meinem Vater. Dieser begab sich sogleich zum Polizeidirektor, dem er mitteilte, was er soeben erfahren hatte. Er erzürnte sich gegen mich und bat ihn um eine Order, damit er mich überall verhaften lassen könne, wo er mich träfe, und ebenso das Mädchen, das mich verdürbe. Dieser Vater, der mich so sehr liebt, dürstete, außer sich in dieser Stunde, nur nach Bestrafung und Rache.

Seine Hitze überraschte den Beamten; er hatte Mühe zu begreifen, daß ein Mann in reifem Alter und von würdigem Charakter sich so hinreißen lassen könne. Er stellte ihm vor, die Sache möchte Aufsehen erregen, und dieses Aufsehen sei das allerschlimmste; man solle das Abenteuer lieber verschweigen; wenn es im Grunde vielleicht nur geringfügig sei, möchte es andernfalls leicht durch Verleumdung entstellt werden; schließlich war er der Meinung, man solle das Nötige tun, um mich wieder aufzufinden, und auf Mittel denken, daß das in Frage stehende Fräulein mich in Zukunft nicht mehr sähe. Dieser Rat war sehr vernünftig, der Beamte, der ihn gab, sehr verständig; er befaßt sich nur mit seiner Pflicht und damit, seinen Mitbürgern, von denen er einer der besten ist, Dienste zu leisten.

Mein Vater machte sich seine Bemerkungen keineswegs zunutze. Der Polizeidirektor gewährte ihm, was er verlangte; nämlich einen Befehl zur Verhaftung Rosettes, und zwar mit Gewalt, im Falle ich Widerstand leistete; ein Polizeioffizier begleitete ihn und stieg mit ihm in den Wagen. Mein Vater hatte freilich guten Grund, seinen Schritt zu bereuen: ein weiser Mann kann nicht verantworten, jemals den Kopf verloren zu haben.

Es hatte Mitternacht geschlagen, und der Fiaker war noch nicht zurück. Denken Sie sich die Verlegenheit, in die mein Vater gestürzt war. Unterdessen besuchte mein Diener, ohne daß ich es erfahren hätte, die Kammerfrau Rosettes und leistete ihr während der Nacht Gesellschaft. Verwendete der Schurke seine Zeit nicht trefflich?

Vor dem Abendessen war Rosette ein wenig traurig geworden: ohne einen Grund dafür angeben zu können, fühlte sie Kummer. Man trägt in seinem Herzen die Ahnungen seines Unglücks. Ich bin durchaus nicht abergläubisch; ich glaube jedoch, es gibt etwas in uns, das uns die Zukunft verkündigt. Entdecken Menschen mit scharfen Augen nicht die Wolke, die dem Ungewitter vorausgeht? Ich tat mein Möglichstes, um Rosette zu zerstreuen; und es gelang mir. Unmerklich belebten sich ihre Augen wieder; die Freude kehrte in ihr Gemüt zurück, und die Lust wieder in ihr Herz. Wir begannen unser Spiel mit jenen mutwilligen Belustigungen, die den höchsten Genuß nur oberflächlich und leichthin streifen, die einen mit tausend köstlichen Regungen erfüllen, die einen jeden mahnen, nicht lange dabei zu verweilen. Die Welt ist nur eine Pilgerschaft; man muß seine Vorräte bis auf das Ende der Fahrt verteilen. Wir hatten uns das Wort gegeben, uns für die Nacht frisch zu halten, aber ohne daran zu denken, machten wir Anleihen bei der Zukunft. Nichts verweigerte sie mir jetzt. Sie führte mich von Lust zu Lust und streute Blüten über die Wege des Schlosses, in dem ich diesmal ehrenvoll aufgenommen ward.

Ach, lieber Marquis, in welchen Abgrund der Wollust war meine Seele nicht versunken! Ich fühlte nichts, weil ich zu viel fühlte; ich starb und wurde wieder geboren, um von neuem zu sterben; und von Zärtlichkeit erfüllt, näherte Rosette ihren schönen Mund, um meine letzten Seufzer aufzufangen. Je mehr ich gewartet hatte, um so größere Belohnung meines Wartens genoß ich. Der Gott der Liebe freute sich über unsere Einigung und rechnete es sich zur Ehre an, daß wir nur noch eine Seele besaßen.

Das Mahl, das wir einnahmen, ersetzte uns wieder etwas die Kräfte, die wir verloren hatten. Im Champagner hielten wir uns mäßig; und um es für die Erfrischung der Sinnlichkeit an nichts fehlen zu lassen, erquickten wir uns mit kleinen Gläsern Likör, geeignet, uns gegen das Verlockende der Ruhe wieder neu zu stärken.

Wir verbrachten einige Zeit am Fenster und verweilten dabei in Stellungen, die eine amüsante Nacht vorbereiten.

Rosette gab einen Wunsch oder ein Bedürfnis nach Schlaf vor, begab sich in ihr Ankleidezimmer und zog sich von da in den Alkoven zurück. Wie ein Opfer Amors hatte sie sich mit Bändern geschmückt und sich sorgfältig in wohlriechendem Bade gereinigt.

Auf einem einfach gebauten Altar aus Myrtenholz lagen verschiedene große seidene Kissen; ein Tuch aus feinem Leinen war darüber gebreitet und eine Decke aus rosafarbenem Taffet, mit Liebesszenen durchwirkt und an den Enden aufgerollt, wartete der Verwendung als Hülle für irgendwelche Zeremonie. Eine Kerze in der Hand, näherte ich mich diesem ehrfurchterweckenden Ort. Rosette selbst hatte sich auf den Altar gelegt; ihre Hände hatte sie über dem Kopf leicht vereinigt; ihre Augen waren geschlossen; ihr Mund ein wenig geöffnet, wie um ein Opfer zu erbitten. Eine natürliche und frische Röte bedeckte ihre Wangen; der Zephir hatte ihr ganzes Äußere geliebkost; ein durchsichtiger Musselinschleier verdeckte die eine Hälfte ihres Busens, die andere zeigte sich unbefangen den Blicken. Von der einen Seite war die Betrachtung erlaubt, und auf der ändern wurde sie unter dem Anschein, verboten zu sein, nur noch pikanter. Ihre Arme erschienen in ihrer ganzen Fülle und Weiße. Ihre gekreuzten Beine versteckten, was ich am liebsten betrachtet hätte, aber sie boten der Phantasie eine schöne Weide zum Verirren. Rosette schlief, doch mit der Fähigkeit, leicht zu erwachen, und in der begehrlichen Stellung einer Begehrenden. Ich nahte mich mit einer ehrerbietigen Zärtlichkeit; und unter Bewahrung eines heiligen Stillschweigens legte ich meine Gabe auf den Altar nieder. O ihr Götter! Welchen Mut verlieh das Opfer dem Opferpriester.

Der Fiaker Nummer 71 war endlich da. Man ließ ihm keine Zeit, seine Pferde in den Stall zu führen; man nimmt ihn her, setzt ihn in ein Zimmer, befragt ihn und richtet Fragen über Fragen an ihn. Er antwortete auf nichts, weil er erschrocken war; und da er sich ja in der Ausübung seines Berufs befand, war er ziemlich betrunken. Mein Vater ließ ihm Kaffee kommen und gab ihm mehrere Tassen zu trinken, und endlich vermochte er aus ihm herauszuquetschen, daß er in der vorigen Nacht einen schwarz gekleideten Herrn nach dem Faubourg St. Germain gefahren. Mein Vater ließ ihn mit dem Polizeioffizier und dem Kommissar des Viertels in seinen Wagen steigen und befahl einem Zug der berittenen Wache, ihnen zu folgen. Die Befehle der Polizeibehörde waren derartig, daß man meinem Vater pünktlich gehorchte; überdies verlieh ihm sein Rang als Präsident eine gewisse Autorität. Diese Gesellschaft kam nahe bei der Akademie des Herrn von Vaudeuil Königlicher Stallmeister, nahe Saint-Sulpice. an den Ort, den der Droschkenkutscher bezeichnet hatte; aber das Haus konnte er nimmer erkennen. Nach vielem Suchen und Nachforschen ließ er sich nach den Petites-Maisons fahren, aber er war nicht glücklicher: erst nach vielen solcher Fahrten gestand er, daß er sich der Straße nicht mehr erinnere; daß er indessen eine Idee habe, und es könne nahe bei der Comédie sein. Man mußte schon dahin fahren und die Klagen und die schlechte Laune verkürzten keineswegs den Weg. Er erkannte die Tür wieder; es war die eines Cafés, das durch die endlose Zahl von Pariser Tagedieben bekannt ist, die sich da treffen. Man klopft und klopft wieder; endlich kommt ein Diener herunter, der, sich die Augen reibend, fragt, was man von ihm will. Man erwidert ihm, er solle auf Befehl des Königs sagen, wo Herr Themidor sei. Er schwört hoch und teuer, daß niemals eine Person dieses Namens zu seinem Herrn gekommen sei. Man steigt hinauf und durchforscht das ganze Haus; der Lärm verbreitet sich von einem Stockwerk zum andern; von Themidor keine Spur. Der Kommissar bemerkt beinah am Dachboden oben eine kleine niedrige Tür und einen Lichtstreif, der schräg durch die schlecht gefugten Dielen fällt, grob schlägt er daran und bricht sie beinahe ein: erscheint da ein großes, bleiches und dürres Gespenst im Nachthemd, mit einer schrecklichen Haube auf dem Kopf und einer kleinen Lampe in der Hand. Man tritt ein und visitiert; man findet nichts als ein paar Notenhefte, einen Degen ohne Stichblatt, ein paar Tagesbroschüren und das Leben Turennes. Der Bewohner dieser luftigen Höhle war sehr erschrocken und erregte Mitleid. Mein Vater gab ihm zwei Sechslivresstücke und bat ihn um Entschuldigung, daß man ihn belästigt hatte; es mag das erstemal gewesen sein, daß ein Besuch der Justiz in eine Wohnung Geld gebracht. Der Kommissar, von dem ich alles das und die übrigen Abenteuer bis zu meiner Entdeckung erfuhr, versicherte mir, er sei in dieser Nacht Zeuge von Erscheinungen gewesen, die keine Phantasie waren und über die man in Cythera lustige Protokolle aufnehmen könnte.


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