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Siebzehntes Kapitel

Früh am andern Morgen wurde der Gefangene verhüllten Hauptes hinausgeführt auf eine Wiese, im Norden, «an der kalten Ecke» des Lagers, wo sich die Heerführer und ein großer Teil der Heermänner versammelt hatten.

«Höre», sagte der Gefangene zu einem seiner Begleiter, «ist der alte Hildebrand auf dem Dingplatz?»

«Er ist das Haupt des Dings.»

«Barbaren sind und bleiben sie! Tu mir den Gefallen, Freund – ich schenke dir dafür diese purpurne Binde – und geh zu dem Alten. Sag' ihm: ich wisse, daß ich sterben muß. Aber er möge doch mir – und mehr noch meinem Geschlecht – hörst du? – meinem Geschlecht – die Schande des Galgens ersparen. Er möge mir heimlich eine Waffe senden.» Der Gote, Gunthamund, ging, Hildebrand zu suchen, der das Gericht bereits eröffnet hatte. Das Verfahren war sehr einfach. Der Alte ließ zuerst das Gesetz von Regeta vorlesen, dann von Zeugen feststellen, wie man sich des Gefangenen bemächtigt, darauf diesen selbst vorführen. Noch immer bedeckte ein Wollsack sein Haupt und seine Schultern. Eben sollte dieser abgenommen werden, als Gunthamund sich zu Hildebrand drängte und in sein Ohr flüsterte.

«Nein», sagte dieser, die Stirn runzelnd. «Ich laß ihm sagen: die Schmach für sein Geschlecht sei seine Tat, nicht seine Strafe.» Und laut fuhr er fort: «Zeigt das Antlitz des Verräters! Er ist Hildebrand, der Sohn des Hildegis!»

Ein Ruf des Staunens und Schreckens lief durch die Menge.

«Sein eigner Enkel!» – «Alter, du sollst nicht weiter richten! Du bist grausam gegen dein Fleisch und Blut!» rief Hildebad aufspringend. «Nur gerecht, aber gegen alle», sagte Hildebrand, den Stab auf die Erde stoßend. «Armer Witichis!» flüsterte Graf Teja.

Aber Hildebad sprang auf und eilte hinweg nach dem Lager.

«Was kannst du für dich vorbringen, Sohn des Hildegis?» fragte Hildebrand.

Der junge Mann trat hastig vor: sein Antlitz war von Zorn gerötet, nicht von Scham, keine Spur von Furcht lag auf seinen Zügen. Sein langes, gelbes Haar flog im Wind. Die Menge war von Mitgefühl ergriffen. Schon der Bericht seines todesmutigen Widerstandes, dann die Entdeckung seines Namens, endlich jetzt seine Jugend und Schönheit sprachen mächtig für ihn. Er ließ sein Auge flammend die Reihen durchfliegen und mit Stolz auf dem Alten haften.

«Ich verwerfe dies Gericht! Euer Gesetz trifft mich nicht! Ich bin Römer, kein Gote! Mein Vater starb vor meiner Geburt, meine Mutter war eine Römerin, die edle Cloelia. Diesen barbarischen Alten hab' ich nie als mir verwandt empfunden. Seine Strenge hab' ich verachtet, wie seine Liebe. Seinen Namen hat er mir, dem Kinde, aufgezwungen, mich meiner Mutter entrissen. Ich aber entlief ihm, sobald ich konnte: nicht Hildebrand, Flavus Cloelius habe ich mich von je genannt. Römisch waren meine Freunde, römisch von jeher meine Gedanken, römisch mein Leben. All meine Freunde gingen zu Belisar und Cethegus: sollt' ich zurückbleiben? Tötet mich, ihr könnt es und ihr werdet's. Aber gesteht, daß es Mord ist, nicht Rechtsvollzug. Ihr richtet keinen Goten, ihr ermordet einen gefangenen Römer. Denn römisch ist meine Seele.»

Schweigend, mit gemischten Empfindungen, hörte die Menge diese Verteidigung.

Da erhob sich ingrimmig der Alte, sein Auge sprühte Blitze, seine Hand zitterte vor Zorn an dem Stabe. «Elender!» schrie er, «du bist eines gotischen Mannes Sohn, das räumst du ein. So bist du denn ein Gote, und wenn du dich als Römer fühlst, verdienst du, schon dafür zu sterben. Sajonen, fort mit ihm, an den Galgen.»

Da trat der Gefangene nochmals an die Schranken der Stufe. «So sei verflucht», schrie er, «du tierisch rohes Volk! Verflucht, ihr Barbaren allesamt, und zumeist du, Greis, mit dem Wolfsherzen! Glaubt nicht, daß all eure Wildheit euch frommt und eure Grausamkeit! Hinweggetilgt sollt ihr werden aus diesem schönen Land, und keine Spur soll von euch künden.»

Auf einen Wink des Alten warfen ihm die Bannboten wieder die Hülle ums Haupt und führten ihn ab nach einem Hügel, wo ein starker Eibenbaum aller seiner Zweige und Blätter beraubt war. Da wurden die Augen der Menge von ihm nach dem Lager abgelenkt, aus dem Lärm und Hufschlag eilender Rosse nahte.

Es war ein Zug Reiter mit dem königlichen Banner, Witichis und Hildebad an der Spitze. «Haltet ein», rief der König von weitem, «schont den Enkel Hildebrands: Gnade, Gnade!»

Aber der Alte wies nach dem Hügel.

«Zu spät, Herr König», rief er laut, «es ist aus mit dem Verräter. So geh' es jedem, der seines Volkes vergißt. Erst kommt das Reich, König Witichis, und dann kommen Weib und Kind und Kindeskind.»

Groß war der Eindruck dieser Tat Hildebrands auf das Heer, größer noch auf den König. Witichis fühlte das Gewicht, das durch dieses Opfer jede Forderung des Alten gewonnen hatte. Und mit dem Gefühl, daß jetzt jeder Widerstand viel schwerer geworden, kehrte er in sein Zelt zurück. Und Hildebrand benutzte seinen Vorteil, die Stimmung. Er trat am Abend mit Teja in das Zelt des Königs.

Schweigend, Hand in Hand saßen die Gatten auf dem Feldbett; auf dem Tisch vor ihnen stand die schwarze Urne, daneben lag eine Goldkapsel nach Art der Amulette an blauem Bande: die kleine römische Bronzelampe verbreitete nur trübes Licht. Als Hildebrand dem König die Hand reichte, sah ihm dieser ins Antlitz: ein Blick sagte ihm, daß Hildebrand mit dem festen Entschluß eingetreten sei, jetzt seinen Gedanken durchzusetzen um jeden Preis.

Alle Anwesenden schienen stillschweigend von dem Eindruck des bevorstehenden Seelenringens durchschauerte

«Frau Rauthgundis», hob der Alte an, «ich habe Hartes mit dem König zu reden. Es wird euch kränken, es zu hören.»

Die Frau erhob sich, aber nicht um zu gehen. Der Ausdruck tiefen Schmerzes und tiefer Liebe zu ihrem Gatten gab den regelmäßigen, festen Zügen eine edle Weihe. Sie legte, ohne die Rechte aus der Hand des Gatten zu ziehen, leise die Linke auf seine Schulter.

«Sprich nur fort, Hildebrand, ich bin sein Weib und fordre die Hälfte dieser Härte.»

«Frau» mahnte der Alte nochmal.

«Laß sie bleiben», sprach der König, «fürchtest du, ihr ins Angesicht deine Gedanken zu sagen?» – «Fürchten? Nein! Und sollt' ich einem Gott ins Antlitz sagen, das Volk der Goten ist mir mehr als du – ich tät's ohne Furcht: Wisse denn...»

«Wie? Du willst? Schone, schone sie», sprach Witichis, den Arm um seine Frau schlingend. Aber Rauthgundis sah ihn groß und fest an: «Ich weiß alles, mein Witichis. Wie ich gestern abend durchs Lager wandelte, unerkannt, im Schutz der Dämmerung, hörte ich die Heermänner an den Feuern auf dich schelten und diesen Alten hoch erheben. Ich lauschte und hörte alles, was dieser fordert und was du weigerst.»

«Und du hast mir nichts gesagt?» – «Hat es doch keine Gefahr. Weiß ich doch, daß du dein Weib nicht verstoßen wirst. Nicht um eine Krone und nicht um jenes zauberschöne Mädchen. Wer will uns scheiden? Laß diesen Alten drohn: ich weiß ja doch, es hängt kein Stern am Himmel fester als ich an deinem Herzen.»

Diese Sicherheit wirkte auf den Alten.

Er furchte die Stirn: «Nicht mit dir hab' ich zu rechten. Witichis, ich frage dich vor Teja: du weißt, wie es steht. Ohne Ravenna sind wir verloren – Ravenna öffnet dir nur Mataswinthens Hand. – Willst du diese Hand fassen oder nicht?»

Da sprang Witichis auf. «Ja, unsre Feinde haben recht! Wir sind Barbaren! Da steht vor diesem fühllosen Alten ein herrlich Weib, an Schmerzen wie an Treue unerreicht, vor ihm steht die Asche unseres gemordeten Kindes, und er will von diesem Weib, von dieser Asche weg den Gatten zu neuer Ehe rufen. Nie, niemals!»

«Vor einer Stunde waren Vertreter aller Tausendschaften des Heeres auf dem Weg in dein Zelt», sprach der Greis. «Sie wollten erzwingen, was ich fordre. Ich hielt sie mit Mühe ab.»

«Laß sie kommen!» rief Witichis, «sie können mir nur die Krone nehmen, nicht mein Weib.»

«Wer die Krone trägt, ist seines Volkes, nicht mehr sein eigen.»

«Hier», da ergriff Witichis den Kronhelm und legte ihn auf den Tisch vor Hildebrand, «noch einmal geb' ich euch zum letztenmal die Krone zurück. Ich habe sie nicht verlangt, weiß Gott. – Sie hat mir nichts gebracht als diese Aschenurne. – Nehmt sie zurück: laßt König sein, wer will und Mataswintha frein.»

Aber Hildebrand schüttelte das Haupt. «Du weißt, das führt zum sichersten Verderben. Schon jetzt sind wir in drei Parteien gespalten. Viele Tausende würden Arahad nie anerkennen. Du bist's allein, der noch alles zusammenhält. Fällst du weg, so lösen wir uns auf, ein Bündel losgebundner Ruten, die Belisar im Spiele bricht. Willst du das?»

«Frau Rauthgundis, kannst du kein Opfer bringen für dein Volk?» sprach Teja nähertretend.

«Auch du, hochsinniger Teja, gegen mich? Ist das deine Freundschaft?» – «Rauthgundis», sprach dieser ruhig, «ich ehre dich vor allen Frauen hoch, und Hohes fordre ich darum von dir.» –

Hildebrand aber begann: «Du bist die Königin dieses Volkes. Ich weiß von einer Gotenkönigin aus unsrer Ahnen Heidenzeit. Hunger und Seuchen lasteten auf ihrem Volk. Ihre Schwerter waren sieglos. Die Götter zürnten den Goten. Da fragte Swanhild die Eichen des Waldes und die Wellen des Meeres, und sie rauschten zur Antwort:

‹Wenn Swanhild stirbt, leben die Goten.
Lebt Swanhild, so stirbt ihr Volk.›

Und Swanhild wandte den Fuß nicht mehr nach Hause. Sie dankte den Göttern und sprang in die Flut. Aber freilich, das war die Heidenzeit.»

Rauthgundis blieb nicht unbewegt. «Ich liebe mein Volk», sprach sie, «und seit von Athalwin nur diese Locke übrig», sie wies auf die Kapsel, «glaub' ich, gäb' ich mein Leben für mein Volk. Sterben will ich – ja», rief sie, «aber leben und diesen Mann meines Herzens in andrer Liebe wissen – nein.»

«In andrer Liebe!» rief Witichis, «wie redest du mir so? Weißt du's denn nicht, wie ewig dies gequälte Herz nur nach dem Wohlklang deines Namens schlägt? Hast du's denn nicht empfunden, noch nicht, an dieser Urne nicht, wie ewig unsre Herzen eins? Was bin ich ohne deine Liebe? Reißt mir das Herz aus der Brust, setzt mir ein andres ein: dann etwa laß' ich von dieser Seele. Ja, wahrlich», rief er den beiden Männern zu, «ihr wißt nicht, was ihr tut, und kennt euren Vorteil schlecht. Ihr wißt nicht, daß meine Liebe zu diesem Weib und dieses Weibes Liebe das Beste ist am armen Witichis. Sie ist mein guter Stern. Ihr wißt nicht, daß ihr zu danken ist, ihr allein, wenn etwas euch an mir gefällt. An sie denk' ich im Getümmel der Schlacht, und ihr Bild stärkt meinen Arm. An sie denk' ich, an ihre Seele, klar und ruhig, an ihre makellose Treu', wenn's gilt, im Rat das Edelste zu finden. – O dieses Weib ist meines Lebens Seele, nehmt sie hinweg, und ein Schatte ohne Glück und Kraft ist euer König.»

Und in leidenschaftlicher Erregung schloß er Rauthgundis in die Arme. Sie war erstaunt, selig erschrocken. Noch nie hatte der stete, ruhige Mann, der sein Gefühl gern scheu in sich verschloß, so von ihr, von seiner Liebe gesprochen. Nicht, da er um sie warb, wie jetzt, da er sie lassen sollte.

Aufs mächtigste erschüttert sank sie an seine Brust: «Dank, Dank Gott, für diese Schmerzensstunde», flüsterte sie, «ja, jetzt weiß ich, dein Herz, deine Seele sind ewig mein.»

«Und bleiben dein», sagte Teja leise, «wenn auch eine andre seine Königin heißt, sie teilt nur seine Krone, nicht sein Herz.»

Das schlug tief in Rauthgundis' Seele. Sie sah, ergriffen von diesem Wort, mit großen Augen auf Teja.

Hildebrand erkannte es wohl und sann darauf, jetzt seinen Hauptschlag zu führen.

«Wer will, wer kann an eure Herzen rühren?» sprach er. «Ein Schatte ohne Glück und Kraft – das wirst du nur, wenn du mein Wort verwirfst und brichst deinen heiligen, heiligen Eid. Denn der Meineidige ist hohler als ein Schatte.»

«Seinen Eid?» fragte Rauthgundis erbebend. «Was hast du geschworen?»

Witichis aber sank auf den Sitz und sein Haupt auf seine Hände.

«Was hat er geschworen?» wiederholte sie.

Da sprach Hildebrand, langsam jedes Wort in die Seele der Gatten zielend. «Wenige Jahre sind's. Da schloß ein Mann, in mitternächtiger Stunde, mit vier Freunden einen mächtigen Bund. Unter heiliger Eiche ward der Rasen geritzt, und er tat einen Eid bei der alten Erde, dem wallenden Wasser, dem flackernden Feuer und der leichten Luft. Und sie mischten ihr rotes Blut zu einem Bund von Brüdern auf immer und ewig und alle Tage.

Sie schworen den schweren Schwur, zu opfern alles Eigen: Sohn und Sippe, Leib und Leben, Waffen und Weib dem Glück und Glanz des Geschlechtes der Goten. Und wer von den Brüdern sich wollte weigern, den Eid zu ehren mit allen Opfern, des rotes Blut sollte rinnen ungerecht wie dies Wasser unter dem Waldrasen. Auf sein Haupt solle die Himmelshalle niederdonnern und ihn erdrücken. Und wer vergißt dieses Eides, und wer sich weigerte alles zu opfern dem Volk der Goten, wenn die Not es gebeut und ein Bruder ihn mahnt, der soll verfallen sein auf immer den dunkeln Gewalten, die da hausen unter der Erde. Gute Menschen sollen mit Füßen schreiten über des Neidings Haupt und sein Andenken verschlungen sein spurlos in der Tiefe – oder wer seiner gedenkt, gedenke sein mit Fluchen, und verdammt soll sein seine Seele zu ewiger Qual. Und ehrlos soll sein Name, so weit Christenleute Glocken läuten und Heidenleute Opfer schlachten, so weit der Wind weht über die weite Welt.

So ward geschworen in jener Nacht von fünf Männern: von Hildebrand und Hildebad, von Totila und Teja. Wer aber war der fünfte? Witichis, Waltaris Sohn.»

Und – rasch streifte er dem König das Gewand über den linken Knöchel zurück. «Sieh her, Rauthgundis, noch ist die Narbe des Blutschnitts nicht verwischt. Aber der Schwur ist verwischt in seiner Seele. So schwor er damals, als er noch nicht König war.

Und als ihn die Tausende von gotischen Männern auf dem Feld von Regeta auf den Schild erhoben, da tat er einen zweiten Schwur: ‹Mein Leben, mein Glück, mein alles, euch will ich's weihn, dem Volk der Goten, das schwör' ich euch beim höchsten Himmelsgott und bei meiner Treue.› Nun, Witichis, Waltaris Sohn, König der Goten, ich mahne dich an jenen doppelten Eid zu dieser Stunde. Ich frage dich, willst du opfern, wie du geschworen, dein alles, dein Glück und dein Weib, dem Volk der Goten? Siehe, auch ich habe drei Söhne verloren für dies Volk.

Und habe meinen Enkel, den letzten Sproß meines Geschlechtes, geopfert, gerichtet für die Goten, ohne Zucken mit den Wimpern. Sprich, willst du das gleiche tun? Willst du halten deinen Eid, oder ihn brechen und ehrlos unter den Lebendigen, verflucht sein unter den Toten, willst du?»

Witichis wand sich im Schmerz unter den Worten des furchtbaren Alten.

Da erhob sich Rauthgundis. Die Linke auf ihres Mannes Herz gelegt, die Rechte wie abwehrend gegen Hildebrand ausstreckend, sprach sie: «Halt ein. Laß ab von ihm. Es ist genug, schon längst. Er tut, was du begehrst. Er wird nicht ehrlos und eidbrüchig an seinem Volke, um sein Weib.»

Aber Witichis sprang auf und umfaßte sie, als wollte man ihm sein Weib sogleich entreißen.

«Geht jetzt», sprach sie zu den Männern, «laßt mich allein mit ihm.»

Teja wandte sich zum Ausgang, Hildebrand zögerte.

«Geh nur, ich gelobe es dir», sprach sie, die Hand auf die Marmorurne legend, «bei der Asche meines Kindes: mit Sonnenaufgang ist er frei.»

«Nein», sprach Witichis, «ich stoße mein Weib nicht von mir, nie.»

«Das sollst du nicht. Nicht du vertreibst mich: ich wende mich von dir. Rauthgundis geht, ihr Volk zu retten und ihres Gatten Ehre. Du kannst dein Herz nie von mir lösen: ich weiß es, es bleibt mein, seit heute mehr denn je. Geht, was jetzt zwischen uns beiden zu reden ist, trägt keinen Zeugen.»

Schweigend verließen die Männer das Zelt, schweigend gingen sie miteinander die Lagergasse hinab, an der Ecke hielt der Alte.

«Gute Nacht, Teja», sagte er, «jetzt ist's getan.»

«Ja, doch wer weiß, ob wohlgetan. Ein edles Opfer, noch viele andre werden folgen, und mir ist, dort in den Sternen steht geschrieben: umsonst. Doch gilt's die Ehre noch, wenn nicht den Sieg. Leb' wohl.»

Und er schlug den dunklen Mantel um die Schulter und verschwand wie ein Schatten in der Nacht.


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