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Die Empörung des Baumes

Als Rabbi Simon bar Jochai die Höhle verließ, in der er dreizehn Jahre lang den Menschen fern und fremd ihrem Hassen und Lieben gelebt, begab er sich nach seiner Heimat Thekoa im galiläischen Bergland, die auch genannt wird die Stadt der Orangenbäume. Seine Haut war geschwärzt, seine Haare gelb und seine Augen brennend geworden. Als ein wunderlicher Fremder hielt Rabbi Simon seinen Einzug in Thekoa.

Sein Weib war schon lange gestorben, aber den Sohn, den er einst auf der Flucht vor den Römern als einen Säugling verlassen hatte, fand er als Dreizehnjährigen bei Bauersleuten wieder, die ihn um Gottes Barmherzigkeit willen bei sich aufgezogen hatten. Er nahm den Knaben zu sich und, da ihm ein kleines Haus als Erbteil geblieben war, zog er da hinein und widmete sich mit aller Kraft dem Studium der heiligen Lehre, wie es heißt: »Du sollst darüber sinnen Tag und Nacht.«

Nun stand vor dem Hause des Weisen ein Orangenbaum, und es ward die Zeit der ersten Blüte, als der Rabbi eines Morgens mit seinem Knaben am Fenster saß, um den dunklen Gang durch den Berg des Gesetzes zugehen. Die Stimme des Lehrers klang wie von weither, und mit jenem müden Singsang nach der Gewohnheit des Lernenden bohrte sie sich tief und tiefer in die Gründe des Gesetzes ein. Der Knabe aber, der eben erst von seinem freien Bauernhof gekommen und der singenden Versenkung noch gänzlich ungewohnt war, blickte starr auf den Baum vor dem Fenster, von dessen erster, halb aufgebrochener Blüte ein milder Duft mit der Frische des Frühlings herüberzog. Während er sprach, hielt der Lehrer die Augen geschlossen und wiegte auf eine sonderbare Weise den Kopf hin und her. In seiner Höhle hatte er so jahrelang mit sich allein im Halbdunkel gesessen, hatte den Blick nach innen gekehrt und die große Einsamkeit in seinem Haupte zu wiegen gelernt. Den Knaben schläferte ob dieser lernenden Weise, aber die Wonne der jungen Natur umschmeichelte ihn, und plötzlich erwachte er zur vollen Schönheit dessen, was er sah. Da durchzuckte ihn die Freude Gottes auf seine Weise, und, während der Vater unter ihm weg mit geschlossenen Augen seiner Lehre genoß, rief das Kind plötzlich unvermutet und überwältigt aus: »Vater, wie schön ist dieser Baum!«

Dieses Wort riß dem weisen Rabbi Simon Kopf und Augen zurück, er sah den Sohn als Kind einer anderen Welt vor sich sitzen, und, ob er sich nun verwirrt oder betrogen fühlte, furchtbar erhob sich seine Stimme, als er dem Knaben zurief: »Wer da lernt und spricht: Wie schön ist dieser Baum, der hat seine Seele verloren und ist des Todes!« Da fing der Knabe zu weinen an und weinte so stark und unaufhörlich, daß der strenge Mann in eine tiefe Verwirrung geriet und schließlich gar von einer sonderbaren Unruhe befallen wurde, als er sah, daß in den Blättern des Baumes mit einem Male der Abendwind zu spielen begann.

Als die Nacht gekommen war, wurde dem dunklen Höhlenmann noch wunderlicher zumute. Wie oft hatte er in seiner Schlucht beim heiligen Studium die Nächte durchwacht, und das tiefe Brausen des Waldes hatte ihn nur ruhig gemacht, die geheimen Wege seines Denkens zu gehen. Jetzt war kein Laut draußen vernehmbar, und doch konnte er seine Gedanken nicht sammeln, denn immerfort lag ihm das heftige Weinen seines Kindes im Sinn. Dabei war es dem Aufhorchenden oft, als wartete etwas vor der Tür und begehrte Einlaß. Manchmal glaubte er sogar ein Klopfen zu vernehmen. Inmitten dieser beängstigenden Stille fing er schließlich im Hause zu wandern an, und wanderte, bis die Ampel erlosch und die Frühe zu ihm ins Fenster stieg.

Am Morgen zeigte es sich, was in der Nacht sich vor seiner Tür bereitet hatte. Der Orangenbaum stand in voller Blüte und sandte einen berauschenden Duft in die durchsonnten Lüfte. Die Vögel schrien vor Freude und durchschwirrten den Raum mit ihren glücklichen kleinen Leibern. Übernächtig hatte Rabbi Simon sich vom Lager erhoben, jetzt saß er im Fenster und hielt die heilige Rolle auf seinen Knien. Wie der Knabe nun sah, daß er wieder dem Baume gegenüber lernen sollte, erblaßte er und schlug seine bittenden Augen zum Vater auf. Da er aber der harten Worte von gestern gedachte, schwieg er wohl und setzte sich nur zitternd neben den Alten, der seiner kaum zu achten schien und mit finsteren Brauen begann. Aufgeregt zwang sich das Kind zum Lauschen. Da es aber zitterte und horchte, stahl sich an sein Ohr ein anderer Klang. Um den Wipfel des Baumes hatte das summende Spiel der Bienen begonnen. Sie taumelten in einer Wolke um die Blüte des Baumes, und in immer neuen Angriffen auf seine Pracht und Fülle rauschte das Heer der kleinen Krieger durch die klingende Luft. Als der Knabe das sah, blickte er verstohlen auf den Vater, der aber sang düster seiner Unterweisung vor sich hin und hielt nach seiner Weise die Augen geschlossen. Da schloß auch der Knabe die Augen und merkte nun erst, wie gewaltig das Summen der Bienen war. Plötzlich wurde er durch eine heftige Bewegung neben sich geweckt, und wie er aufblickte, sah er, daß der Vater von einer Biene gestochen worden war. Stumm saß der Weise über seine schwellende Hand gebeugt, seine Blicke aber waren drohend auf den Baum gerichtet. Da verwunderte sich das Kind und saß mit klopfendem Herzen.

In dieser Nacht lag Rabbi Simon stöhnend auf seinem Bette, denn es plagte ihn heftiger Schmerz. Ganz aufgewühlt aber hatte ihn der Gedanke an den Baum, der diesmal mit seinem Dufte das ganze Haus schien ersticken zu wollen. Beängstigend zog es durch die schwülen Mauern, Glühwürmchen schossen in großer Zahl durchs offene Fenster herein und erloschen, indes immer neue sich zum Lager Rabbi Simons verwirrten. Es war ihm, als hätte ein bitterer Kampf zwischen ihm und dem Baume begonnen, den es durchzufechten galt. Wie betäubt von dem Dufte lag er da und konnte sich nicht erheben.

Nun hatte der Baum ein Liebespärchen angelockt, das flüsternd und mit verliebtem Kichern unter dem Fenster des wachenden Rabbis stand und nicht ahnte, daß es nur im Dienste des empörten Baumes mit seiner goldenen Torheit nach der Wahrheit des Weisen schlug. Lange lag dieser stumm im Dunkeln und horchte grollend auf das Treiben unter seinem Fenster. Als er aber die Zweige des Orangenbaumes knacken hörte und daran merkte, daß der übermütige Jüngling das Gesetz der Lehre übertretend seinem Mädchen einen blühenden Ast vom Baum brach, erhob er sich und trat so plötzlich und ergrimmt vor die Tür seines Hauses, daß das aufgeschreckte Paar in die Nacht entwich.

Wie Rabbi Simon nun so allein mit dem Baume in der Mitternacht stand, fing er zu reden an. Erst nahm er den sündhaft gebrochenen Blütenzweig auf, den das Pärchen auf seiner Flucht hinterlassen hatte, betrachtete ihn, schüttelte mehrmals den Kopf und fing schließlich zu reden an.

Das war nicht gar so merkwürdig bei dem Manne, der jahrelang in seiner Höhle gelebt und es gelernt hatte, mit den Steinen und Pflanzen, den Vögeln und Bäumen laute Zwiesprache zu halten. Und doch war es ein ganz wunderlicher Heiliger, der sich in jener Nacht draußen auf den Boden hockte, den Baum als verstockten Schüler vor sich stehen ließ und ihn mitternächtlich mit Fragen bestürmte. Dabei wiegte er den Oberkörper auf und nieder, breitete erklärend die Hände aus und sprach mit großer Gewalt: »Höre mir zu, Baum,« sagte er, »sieh den Blütenzweig in meiner Hand und höre mir gut zu! Weißt du nicht, daß du unter dem Gesetze der Thora stehst? Hat dein Vater nicht schon in Eden gestanden und unseren Eltern seine Frucht gereicht? Und weißt du nicht, daß geschrieben steht: Du sollst den Fruchtbaum nicht verderben, daß du mit Äxten gegen ihn gehst? Und heißt es nicht weiter: Ist denn ein Mensch der Baum, daß du gegen ihn streitest?« –Hier machte der aufgeregte Sonderling eine Pause, als wollte er eine Antwort des Baumes abwarten. Der aber schwieg, und so fuhr der Rabbi lauter und zorniger fort: »Oder meinst du, Baum, daß es wichtiger sei, die Liebenden zu locken in der Nacht? Aber steht nicht wiederum geschrieben: Du sollst dem Blinden keinen Fallstrick legen? Und wie meinst du, he? Ist es wohl etwas anderes mit deinem Dufte, Baum? Hat er den Knaben nicht gelockt, deine Blüte zu brechen? Und wenn es wieder so ist, wie du doch nicht leugnen kannst, Baum, warum empörst du dich dann?«

Mit so vielen und aufgeregten Worten sprach in jener Nacht Rabbi Simon zum Baume. Aber da war keine Stimme und kein Laut, und der Baum schwieg in die Nacht hinein und regte kein Blatt. Rabbi Simon aber triumphierte in seinem Herzen. Er hatte den Baum unter das Gesetz der Thora gestellt, die da auch ein Baum ist, wie es heißt: Ein Baum des Lebens ist sie denen, die an ihr festhalten. Da wurde er sichtlich ruhiger, ging in sein Haus und nahm sich vor, nicht mehr an den Baum zu denken und durchaus nicht mehr des beengenden Duftes zu achten, der ihm ins nächtliche Fenster strömte. Kaum aber hatte er sich gelegt und wollte eben entschlummern, als die Nachtigall draußen im Baume so wild und übermächtig zu schlagen begann, daß es nun erst recht mit seiner Ruhe nichts war. Es schien, als wollte der Orangenbaum mit dem Lebensbaum der Thora nicht am gleichen Wasser stehen und hätte seiner dunklen Tochter geboten, mit ihrem irdischen Schluchzen gegen die Himmelsstimme der heiligen Lehre anzugehen. Als der Rabbi schließlich dennoch entschlummerte, wuchs ihm das verzauberte Wesen des Baumes in seine Träume nach und peitschte ihn mit seinen Blütenzweigen gegen einen schweren dämmernden Morgen hin.

Als er erwachte, hörte er unter seinem Fenster ein merkwürdiges Tosen und Brausen. Im Halbschlummer vermeinte er den Baum zu hören, und in dem Brausen die Stimme der Bienen, der Liebenden und der Nachtigall zu unterscheiden, das ihm nichts, als ein einziges großes Rufen des Baumes erschien, der mit ihm rang. Dazwischen hörte er seinen Knaben deutlich »Vater! Vater!« rufen, davon erwachte er völlig und merkte nun, daß eine große Volksmenge vor seinem Fenster auf und nieder wogte. Inzwischen erschien der Knabe und berichtete weinend und außer Atem, daß man ihn draußen mit Scheltreden davongejagt und Drohworte gegen den Vater ausgestoßen habe, in dessen Hausbereich der Baum seine Wurzeln hatte.

Ein Blick aus dem Fenster überzeugte den Rabbi, daß er sich einem wirklichen Wunder gegenübersah. Er erschrak. Wahrhaftig, so hatte in diesem Tale noch nie ein Orangenbaum geblüht. Über der dunklen, aufgeregten Menge, die sich versammelt hatte, schwebte seine Blüte wie ein riesenhafter weißer Menschenleib.

Es war ein rasendes Blühen, und der Rabbi verstand mit einem Male, warum das Volk da unten so schrie. Finster blickte er auf diese Menschen hinab, die das Außergewöhnliche nicht sehen konnten, ohne sogleich irgendeinen Aberglauben daran zu hängen. Er schaute in ihre verzerrten Gesichter und sah, daß es nicht das Wunder des Baumes, sondern ein Teufelsschrecken war, der sie besessen machte. Und plötzlich sah er: –sie gruben. Mit Schaufel und Hacke legten sie schreiend die Wurzel des Baumes bloß und wühlten mit einer Gewalt, als würde man dort in der Tiefe nicht nur dem Geheimnis dieser Blüte, sondern auch irgendeinem Schauder und Verbrechen auf die Spur kommen können.

Als Rabbi Simon bar Jochai das bemerkte, schwoll ihm die Zornader auf der Stirn, und er hub grimmig in seinem Herzen zu reden an: »O du Baum,« sprach er, »antwortest du mir so? Wohl, du wecktest die Meute, aber nun ist sie da, und du kannst ihr schon nicht mehr gebieten. Wohl, sie sollten bellen gegen mich, aber nun beißen sie schon in deine Wurzel, und ich sehe es, schon zittert der Stamm dir und jeder Zweig und jede Blüte zittert. Ei, du Empörer, wie fingst du dich!« So sprach Rabbi Simon. Dann wandte er sich zur Stiege und gebot dem Knaben zu folgen. Der aber hielt ihn zitternd fest, denn todbringend und immer mörderischer schwollen vor dem Hause die Rufe gegen den Weisen. Da wandte sich Rabbi Simon totenblaß um und sah den Sohn mit einem Blicke an, der nichts anderes als der Blick eines Heiligen war und vor dem das Kind im Tiefsten erbebte. Leicht legte der Vater ihm die Hand auf den Scheitel, und seine Stimme umschleierte sich und wurde fast unhörbar, als er sprach: »Mein Kind, ich habe einen heimlichen Rechtsstreit mit dem Baume, den du lobtest. Der Tag des Gerichts ist da und meine Seele ist sehr gespalten in mir. Aber laß mich gehen, mein Kind, und folge mir!« Damit stieß er die Tür seines Hauses auf und trat unter die Menge, aufrecht und fest. In diesem Augenblick erlebte Rabbi Simon alles, was ein Sterbender erleben kann. Denn noch hatte er nicht den ersten Schritt gegen das Volk getan, als ein einziger tobender Schrei ihm aus dessen Mitte entgegenscholl. Er wußte, dieser Schrei galt ihm, und es war der Schrei des empörten Baumes, der ihn als Opfer verlangte.

»Grabt nicht!« rief der Rabbi. »Nicht ein Mensch ist der Baum, daß ihr gegen ihn streitet!« Aber die Menschen, die im Bannkreis des wahnwitzigen Baumes standen, hörten schon nicht mehr, sondern tobten und schrien: »Was ist dem Baume, wir wollen wissen, was dem Baume ist? Was hast du dem Baume getan?« Und sie drängten den Meister gegen die Wand seines Hauses, reckten die Fäuste gegen ihn und schrien und rissen an seinem Gewande. Mit einem Male ließen sie ab von ihm. Als er nämlich, sich zu schützen, seine Hände vor sich hielt, kam über die Menge her ein Stein geflogen, und traf ihn so unglücklich gegen die Stirn, daß er taumelte und zu Boden sank. Der schrille Schrei des entsetzten Kindes und der Anblick des Blutes ernüchterte die Menge. Eine Stille trat ein. Dann fingen sie unzufrieden und abgekühlt zu brummen an, und da überdies ein feiner Regen zu fallen begonnen hatte, löste sich erst der eine vom Haufen, dann der andere, und es währte nicht lange, so hatte sich der ganze Haufen verlaufen, und der Knabe konnte dem wankenden Vater aufhelfen und ihm im Hause die Wunde kühlen, bis er entschlummerte.

In der Nacht erwachte Rabbi Simon aus bleiernem Schlafe und, während nichts im Hause sich regte, stand er auf und trat vor seine Tür. Da lag die Welt, ein ungeheurer Riese, da und atmete den schweren Dunst des warmen Bodens in die mondhelle Nacht. Und wie eine reife Frucht in der Hand des Riesen lag der verzauberte Baum und bot sich dem Meister an. Der aber lehnte seine schmerzende Stirn gegen den Stamm und stöhnte:

»Baum! Baum! Willst du die Welt verderben? Warum streitest du gegen mich mit deinen Scharen, weil ich deiner Schönheit nicht achtete? Höre mich, Baum: Hoch über allen Bäumen des Waldes schwebt der Baum des Lebens, der sich Thora nennt. Wo warst du, Baum, als die Grundfesten der Erde gelegt und die Tiefen des Meeres ausgemessen wurden? Siehst du, sie war dabei, und in ihrem Schatten wurde die Welt geschaffen. Wäre ihr Gesetz nicht gewesen und hätte ich selbst nicht meine Stirn dem Steine geboten um ihr Gesetz, so lägest du heute gefällt mit verdorrenden Wurzeln. So birg dich in ihrem Schatten, daß nicht Feuer ausgehe vom Lebensbaum und dich und die Welt verbrenne! Weiche mir, Baum, weiche mir und verdirb mir meine Welt nicht mehr!«

So sprach Rabbi Simon unter der Blüte des Orangenbaumes. Dann aber sank er zu Boden und weinte in seine Wurzeln die halbe Nacht, denn er fühlte wohl, daß er dem Baume etwas abzubitten hatte.

Als er erwachte, lag er im Morgentau, und sein Leib war mit Blütenschnee bedeckt. Ein Wind hatte über Nacht geweht, ein Regen war gefallen, die ganze Erde war weiß, aber der Baum stand kahl. Als Rabbi Simon das sah, atmete er tief auf wie einer, der eine große Anstrengung hinter sich hat. Dann erhob er sich, ehe noch ein Mensch den anderen erkennen konnte, schüttelte die Blütenblätter ab und ging in sein Haus.

Als die Sonne aufging, kamen die Menschen, um nach dem Baume zu sehen, und lachten, als sie nichts mehr sahen als einen einfachen Orangenbaum. Rabbi Simon aber lag hingestreckt auf seinem Lager und bebte vor Glück. In dieser Nacht schlief er nicht mehr. Er hörte, wie die frühen Menschen vor seinem Fenster den Baum beschwatzten, und lag selig seines Geheimnisses mit ihm. Dann aber stand er auf, weckte seinen Knaben und führte ihn in den Morgen hinaus. Dort zeigte er ihm die Fruchtknötchen, die der Baum über Nacht angesetzt hatte, und da das Kind mit glücklichen Augen des Wachstums staunte, sprach er lächelnd zu ihm: »Wie schön, mein Knabe, ist dieser Baum!«

Dann aber gingen sie beide ins Haus zurück und der Rabbi entfaltete mit reinen Händen die heilige Lehre. Als er aber zu lernen begann, war es dem Knaben, als leuchtete das Angesicht seines Vaters von einem überirdischen Lichte. Da vergaß das Kind den Baum und fing mit heiligem Eifer zu lernen an.


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