Lena Christ
Lausdirndlgeschichten
Lena Christ

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Die Feuersbrunst

Der Besenbinderhansl, der alt' Lump, hat in der Johanninacht beim Lorenzenbauern den Stadel angezündet.

Dann hat's gebrannt.

Da hat man die Sturmglocken geläutet, und die Feuerwehr hat ihre Leut gesucht.

Und die Frau Bürgermeister hat den Schlüssel nicht gefunden vom Feuerhaus, und dann hat der Schlauch ein Loch gehabt.

Da ist der Lorenzenbauer abgebrannt.

Das ganze Dorf hat gelöscht; mein Großvater auch.

Aber er ist doch abgebrannt.

Meine Großmutter ist daheim geblieben in der Schlafkammer. Da hat sie ein geweihtes Wachs aus dem Kommodkasten, ein rotes, von unserer lieben Frau zu Altenötting.

Das hat sie angezündet.

Über dem Bett hängt das Sterbkreuz und der 20 Rosenkranz. Das Sterbkreuz hat sie auf den Kommodkasten hingelegt, und den Rosenkranz hat sie um die Hand gewickelt.

Dann hat sie gebetet: »Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort, dies war im Anfange bei Gott . . . .«

Dieses Gebet betet man immer, wenn es blitzt oder brennt.

Aber er ist doch ganz abgebrannt.

Dann ist der Großvater heimgekommen, und die Großmutter hat gefragt: »Is's weit g'fehlt, Vater?«

»Ja, 's ganz G'höft is dahi!«

Dabei hat er sich den Schweiß von dem rußigen Gesicht abgewischt.

»Unser liaber Herr! Is do neamd verbrunna?«

»Oa Kuah und zwo Kaibln. An Lorenzen sei Jackl war aa bald hin gwen, wia er 's Viech abg'hängt hat und hat's außatriebn aus dem brinnatn Stall.«

». . . . Mariand Joseph, Vata! Zwo Kaibln, sagst, und a Kuah aa no! Ja so an Unglück!«

Dann sind sie ins Bett.

Ich habe mich tief unter meine Zudeck verschlossen und habe die ganze Nacht an die Kuah und die zwo Kaibln denken müssen.

21 Am andern Tag auf d' Nacht nach der Suppen ist der Großvater hinaus nach dem Stall.

Das hat er jeden Tag auf d' Nacht nach der Suppen getan.

Da hat er das Weichbrunnkrügl vom Millikastl herunter und hat den ganzen Stall und die Ochsen und die Küh und die Hennen und den Gockel angespritzt und hat gesagt: »Inser liaber Herr und Heiland Jesus Christ bewahr enk, daß koa Unglück net g'schicht!«

Das war der Segen.

An diesem Abend hat er ihn auch sagen wollen, diesen Segen, aber es ist nicht mehr gegangen.

Denn wie er hinauskommt in den Hausflöz, das ist der Hausgang, da ist ihm das Weichbrunnkrügl aus der Hand gefallen.

Unser Ochs, der Blaßl, ist am Fenster gestanden und hat der Großmutter ihre Geraniumstöcke abgefressen.

Und auf dem weißen Boden sind ein paar braune Fladen gelegen.

Und der Stall war leer.

Die Kühe sind in der Tenne gewesen und haben den frischen Klee vom Heuwagen herunter und haben schon ganz dicke Bäuche gehabt.

22 Da hat mein Großvater das Kreuz gemacht und ist zu der Großmutter gelaufen.

Aber die Großmutter hat auch nichts gewußt.

»Ja, Himmi, Herrgott! A so a Narretei! Freili hast es du to, Muatter! So ebbs damischs konnst grad du o'richtn!« hat der Großvater geschimpft.

»Waas? . . . Wer! . . . Geh, Vata, wia wer'i denn! Dös hast scho selm to!«

»Ja, was net gar! . . . I! . . . Jatz red do net gar so saudumm daher.«

»Ach! Sei stad! Dös woaß ma eh scho, daß allewei i alloani alles to hab'n muaß!«

»Ja no, na' woaß i's aa net! Na' wern sa si scho selm abg'hängt habn!«

Ich bin auf der Hühnersteigen gesessen.

Jetzt bin ich herunter.

»Ja, Herrschaft! Großvata! Was greinst denn a so? Woaßt es 'leicht nimmer, was heunt Nacht gwen is! Bal 's jatz bei ins aa brinna tat, na' kunnt ma wenigstens insane Küah . . .«

Das andere hab ich nicht mehr gesagt.

Ich bin gelaufen, so weit ich gekonnt hab, sonst hätt ich das Weichbrunnkrügl gewiß droben gehabt am Buckel.

Und das wäre doch eine rechte Sünd gewesen.

 


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