Lena Christ
Madam Bäuerin
Lena Christ

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Die Heuernte ist vorbei; die Getreideernte beginnt.

Bei Schiermosers haben sie ein paar neue Knechte zum Mähen und ein paar Weiber aus dem Markt zur Hilfe beim Garbenbinden und Mandlmachen eingestellt.

Denn unser Herrgott hat gut Wetter werden lassen und schickt den Schnittern klare Nächte und dem Getreide heiße Tage.

Und die Zeit geht hin in harter Arbeit und kurzem, bleischweren Schlaf.

Das verspürt nun auch Rosalie, die sich seit einer Weile schon nicht mehr recht wohl fühlt auf dem Hof.

Aber es ist nicht allein des Tages Müh und die kurze Ruh, was sie aus dem Gleichgewicht gebracht hat; es ist nicht das ständige Schelten der Mutter über ihre Gleichgültigkeit gegen den Bräutigam und über ihr stetes Verweilen unter dem Bauernvolk; nein, etwas anderes nimmt dem Mädchen die Ruhe und Sicherheit.

Sie sieht auf Schritt und Tritt die Weiber verstohlen mit Fingern auf sie deuten, sie hört ein Tuscheln und Flüstern, sobald sie allein oder mit Franz die Stube oder die Scheune verläßt.

Dieses heimliche Reden hinter ihrem Rücken raubt ihr alle Lust zur Arbeit.

Und da eben wieder eine Woche zu End ist und der Sonntag kommt, da sagt sie zu Franz: »Du, Franzl, i muß dir was sagn. I bin net ganz gut beinand und kann enk auf d' Woch nimmer helfa. Und überhaupts muß i mi jetzt aa schee langsam um mei Aussteuer kümmern. I heirat doch im Winter!«

Dieser Augenblick ist es, der sie beide plötzlich sehend werden läßt.

Denn kaum hat sie das Wort gesagt, spürt sie ein Würgen in der Kehle, und etwas in ihr schreit und tobt: »Es wird ein Unglück – es geht schlecht aus! Denn er ist der Unrechte! Der Rechte... Herrgott... der steht ja...«

Ja, ja. Er steht vor ihr. Er weiß es selber.

Und daß sie für ihn die Rechte wär', das weiß er auch.

Minutenlang stehen beide wortlos da.

Franz ist der erste, der sich selber und ein paar Worte findet.

»Soo soo. Im Winter heiratst. Und net guat beinand bist, sagst. Nachher laß i di aber heunt net z' Fuaß in d' Kirch abegeh auf Glonn. Da is scho gscheidter, du fahrst. I spann dir dees kloane Scheesl ei!«

Rosalie schüttelt den Kopf.

»Naa, Franzl. I bleib dahoam heunt.«

In diesem Augenblick kommt Tante Adele die Stiege herab und sieht die beiden.

»Ja, was is's denn?« ruft sie aus, »was stehts denn da, als ob enk d' Henna 's Brot gnomma hättn?»

Rosalie versucht zu lächeln.

»Ah nix, Tante. I hab nur gsagt, daß i heut net mitgeh in d' Kirch.«

Und da sie das erstaunte Gesicht von Adele sieht, fügt sie schnell hinzu: »Weil i a bissl überarbeit't bin. Da wird mir der Weg z'weit.«

Worauf aber Franz sofort wiederholt: »Drum will i 's Wagl eispanna.«

Tante Adele nickt: »Freili!«

Aber Rosalie sagt nein und würde wohl auch ihren Willen durchsetzen, wenn nicht im selben Augenblick der Schiermoser aus dem Haus käme und sagte: »Was is's, Franzl? Eispanna! I muaß schaugn, daß i abe kimm auf Glonn! Markt is! Sinst kaaffan mir dee Bazi dees Besser' weg und lassen nix mehr übri wia lauter Schinderbratn!«

Und er beginnt sogleich mit Rosalie über den Roßhandel zu reden und schwatzt mit ihr, bis Franz das Fuhrwerk gerichtet hat.

Da sagt er: »So Bua. Jetz hock auf. Und du, Rosl, hockst di in d' Mitt, und i hab aa no Platz daherent.«

Damit schiebt er auch schon Rosalie zum Fuhrwerk, hebt sie halb hinauf und steigt auf.

Und Franzl tut, als wär' nichts geschehen, sagt Tante Adele Pfüagott und fährt weg.

Drunten in Glonn wurlt's von Menschen.

Denn es ist Jahrmarkt und Viehmarkt. Auf dem Platz vor der Kirche stehen die fliegenden Stände der Händler, der »Prater« für die Kinder und der Wagen der berühmten Turmseilkünstler.

Hinter dem Postwirtsgarten aber sind in langen Reihen Kühe, Ochsen und Pferde angekettet und harren gleich ihren Besitzern, die einen stumpfsinnig, die andern aufgeregt, auf ihre Liebhaber und Käufer.

Die Kirche ist übervoll, und der Pfarrer vermag sich kaum durchzuschieben durch die Menge, da er ihr den letzten Weichbrunn und Segen mit auf den Heimweg gibt.

In einem dichten Schwarm ergießt sich die Menge nun in den Gottesacker und hinaus auf den Marktplatz.

Laut lachend und stänkernd kommen als erste die Burschen; ernst und bedächtig reden die Männer. Verstohlen kichernd und zu den Burschen hinschielend die Maideln, in seidenen Gewändern prunkend und über die schlechten Zeiten jammernd die Bäuerinnen und ganz zuletzt, mit sich selber schwatzend, den Rosenkranz in den knöchernen Fingern, die Alten.

Und drunten beim Unterwirt dampfen die Lungenwürste und der Leberkäs, droben beim Oberwirt duften die Braten und Soßen, und drüben beim Posthalter rollt man einen Banzen um den andern auf den Ganter, und die Kellnerinnen rufen und schreien sich schier heiser: »Kriagst a Maß? Du aa oane? Ös zwee aa a Maß?«

Und hinten bei den Barren stehen die Bauern, greifen den Kühen an die Bäuche und den Ochsen an das Genick, schauen den Rössern ins Maul und befühlen ihre Fesseln und Hufe; indes vorne bei den Dultständen wiederum ein Anpreisen und Einladen, ein Markten und Schimpfen durcheinanderschwirrt, daß man sein eigenes Wort kaum mehr hört.

Da plärrt die Lebzelterin: »An süaßen Honigzelten, an Lebzelten, a Busserl, a Platzerl hab i no! Einkaaft, einkaaft, gehts her und suachts enk was aus!«

Und de blecherne Geschirrfrau tut, als bete sie die Litanei von allen Heiligen: »Große Degerl, kloane Degerl, weiße Schüsserl, blaue Schüsserl, Milliweidling, Suppenseiher, Hafadeckel, Nudlpfannen, was geht ab?«

Oder die tucherne Annemirl mit ihren Schätzen! »Scheene Schmieserl, feine Kragerl, guate Pfoad und warme Strümpf! Ausgsuacht Leutln! Spitzerln, Knöpf und Hosentrager! Litzerl, Banderl, Fingerhüat!«

Und droben auf dem hohen Turmseil wiegt sich im rosenfarbenen Trikot ein üppiges Mädchen mit Papierrosen in den dunklen Locken und veranlaßt manche Bäuerin und manche Dirn, dem mit lüsternen Augen und wässerigen Maul dastehenden Begleiter einen derben Rippenstoß zu geben und eine Predigt zu halten: »Daß d' fei hänga bleibst da drobn an dem Strick! Schaamst di net! Dees nackate Weibsbild da drobn gafft er o. Aber inseroaner is dees ganz Jahr der Aff...«

Und die alten Weiber bekreuzigen sich und klagen. »Bruader! Dees is aa so a Nazion! Da is der Antichrist nimmer weit, wenns jetz scho nackat in Himmel auffe steign!«

Die alte Schiermosermutter und ihre Tochter, die Schiermoserin, sind schon in aller Früh fort von daheim. Denn es ist so der Brauch bei ihnen, daß sie immer am Jahrmarktstag zum Tisch des Herrn gehen.

Und so findet man sie jetzt, da die meisten Leute erst anfangen, sich umzuschauen und einzukaufen, schon hochbepackt auf dem Weg zum Postwirt.

Denn dort hat der Schiermoser das Fuhrwerk eingestellt, und die Bäuerin hätt' gern, daß etliches von dem Gekauften auf den Wagen kommt.

Unterwegs treffen die beiden eine entfernte Base, die sie sogleich mit den Worten begrüßt: »Aha, Basln, habts einkaaft fürn Hochzeiter! Wann is's denn scho? Leicht gar am Kirta?«

Die Schiermoserin vermeint nicht recht gehört zu haben. »Was is's mitn Kirta?« frägt sie zurück.

»Wann daß d' Hochzat scho is, möcht i wissen!« wiederholt das Basl.

»Was für a Hochzeit?«

»No, dee vom Franz!«

Jetzt muß sie lachen, die Schiermoserin.

»Insan Franzl sei Hochzat? Was redst denn jetz da für an Schwefe daher! I glaab gar, du hast es nimmer ganz richti da dobn in dein Hirn!«

Die Base tut beleidigt.

»Geh, Herrschaftseitn! Teats do net gar so verstohln! Warum derf denn dees neamd wissen, daß er heirat't, der Franzl?«

Nun werden sie aber wirklich wild, die beiden Schiermoserinnen.

»Jetz schaugt nur oa Mensch dees narrisch Weibsbild o!« begehrt die Bäuerin auf, »die moant jetz akrat, sie kann oan derblecka! Aber da brennst di, mei Liabe! Da is's weit gfeit!«

Und die Alte meint: »Da müaßat do inseroane aa epps wissen, wenns a so waar! Mir müaßatns überhaupts ehanda wissen, wia der Bua selm. Und mir wissen vo koana Hochzeiterin gar nix. Überhaupts gar nix aa! Ham mir no net amal an Gedanka drauf ghabt!«

»Naa, gar nia net!« bestätigt die Junge, »weils der Bauer no lang net in Sinn hat, 's Übergebn! No lang net! Er net und i net!«

»Und weil si bei ins überhaupts oane schwaar tuat mitn Einaheiratn!« fügt die Großmutter hinzu, »denn mir stehn net o auf a neue Bäuerin. Warum? Weil  s i e  da is – und i da bin – und d' Deandln da sand.«

»Und solang als der Franzl net selm sagt: ›Jetz möcht i heiratn‹, so lang schaugn mir ins aa net um – um a Hochzeiterin!« sagt die Schiermoserin bestimmt.

Da wird das Baserl ganz nachdenklich, schüttelt den Kopf und meint: »Jetz da schaug her! Da bin i jetz ganz vürn Kopf gstößn! A so gehts, bal ma an Leutn epps glaabt!«

Die beiden horchen auf

»Warum dees?«

Die Base ist entrüstet.

»Weils wahr aa is! Verzählt mir heunt d' Kramerzenz, daß der Franzl a so a sauberne Hochzeiterin hat – oane von der Stadt außa –, a ganz a bsunderne. Habs scho glei net recht glaabn wolln! Aber nachher hats d' Schneiderlies und d' Bäckin und d' Wagnerurschl aa für gwiß und wahrhafti gsagt; – no nachher hab i's halt do glaabn müassn!«

Die Schiermoserin vermeint in den Erdboden versinken zu müssen bei dieser Enthüllung. Und die Großmutter hat kein Wort mehr vor Entsetzen. Sie bringt nur noch ein Quieksen und Glucksen heraus und ein in den höchsten Tönen der Entrüstung ausgestoßenes: »Aah! Aah!«

Worauf die Schiermoserin sich langsam erholt und in ein wütendes Schelten ausbricht über dies Geschwätz, über alle Stadtleut, über Scheufleins und besonders über Rosalie.

Und sie verabschiedet sich mit der Drohung: »Dem Gredats mach i a End, dees woaß i! Heut no muaß 's mir aus'n Haus, dee Stadtscheesn, die zsammzupfte!«

Während der Schiermoserin dieses widerfährt, hat ihr Eheherr drüben am Viehmarkt ein paar schöne Rösser erstanden und will sie eben einem seiner Knechte übergeben, daß er sie heimweise.

Da klopft ihm jemand auf die Schulter; und als er sich umwendet, steht der Dorfschreiner vor ihm.

»Is guat, daß i di triff, Schiermoser!« sagt er, »scho lang suach i di alleweil. I hätt epps für di.«

»Für mi?«

Der Bauer schüttelt ungläubig den Kopf.

»Was eppa?«

Der Schreiner tut vertraulich.

»A Einrichtung – a scheene, oachane mit zwoa Spiagel und an Spiaglkastn.«

Der Schiermoser starrt den Schreiner verständnislos an. »A Einrichtung sagst? – I brauch koa Einrichtung. Mei Haus is eh eingricht. I brauch gar nix.«

»Daß du nix mehr brauchst, dees woaß ma a so. Zwegn deiner sag i's aa net. Aber zwegn dein' Buam, zwegn dein' Franzl.«

Der Schiermoser schüttelt den Kopf

»Xaverl, da bist irr. Mei Franzl braucht aa koa Einrichtung.«

Jetzt wird er deutlicher, der Schreiner.

»Aa net, sagst? Nachher hat leicht  s i e  d' Möbel?«

»Wer, sie?«

»Jessas, jessas naa, konn dir der dumm fragn!« ruft nun der Schreiner ärgerlich aus: »Wer, sie! Wer anderscht als wia d' Hochzeiterin von deim' Buam!«

Der Schiermoser muß lachen.

»Wia hast jetz gsagt? D' Hochzeiterin vo mein' Buam hast gsagt? Mei liaber Xaverl, jetz glaab i's, daß dei Verstand a Loch hat. I woaß nix von ara Hochzeiterin.«

Dies ist dem Schreiner aber denn doch zu viel.

»Also, Schiermoser«, sagt er, »i will dir was sagn: Bal sie d' Sach von der Stadt außa bringt – oder bal eppa der Franzl gar hinei heirat in d' Stadt –, nachher woaß ma ja selm, daß's nix is mit meiner Einrichtung. – Aber, verstanden, zwegn dem brauchst oan du no lang net a so für an Narrn z' halten und so saudumm daherz'redn! Dees is ja scho epps Alts, daß dene Stadtmadamen 's Bauernsach hint und vorn net guat gnua is! Und daß enk d' Bauernweibsbilder net fein gnua san. Aber laugna brauchst es net, bals a so is!«

Der Schiermoser hat mit wachsendem Erstaunen zugehört. Plötzlich aber geht ihm die Wahrheit auf.

»Vo wem redst denn du?« fragt er heiser, obwohl er sich die Antwort bereits denken kann.

Doch diese letzte Frage erzürnt den guten Schreiner so sehr, daß er keine andere Antwort mehr darauf findet, als: »Jetz, da hört si aber do scho all's auf! A so a scheinheiliger Hansdampf!«

Worauf er giftig ausspeizt und den Bauern einfach stehen läßt.

Der Schiermoser aber vergißt frei, daß er ja Rösser gekauft hat und daß der Knecht dasteht und wartet.

Er starrt stumpfsinnig für sich hin und fragt sich selber zum soundsovielten Male: »Was hat jetz der gmoant? Daß insa Bua und d' Stadterin – d' Rosel... Ja, is denn der Tropf narrisch!«

Der Knecht reißt ihn aus seinem Grübeln und Sinnieren.

»Is sinst no epps z'toa, Bauer?«

»Naa«, sagt der Schiermoser und besinnt sich, daß ja die Rösser heim sollen.

»Naa. D' Ross' weis'st hoam und tuast es glei fuattern. Gib eahna aber den hintern Stand, daß s'net zum Fuchsen zuawekemman. Net daß sie si verbeißen.«

Eine Weile schaut er noch gedankenlos dem Gang der Rösser nach, dann wendet er sich langsam dem Postwirtsgarten zu.

»A Maß mag i!«

Das Bier ist nicht schlecht. Aber auch hier hat er bald allerhand Blicke auszuhalten, allerhand Fragen und verdruckte Reden anzuhören, die ihm rasch das Blut gallig machen.

Und so sagt er, da ihn die Kellnerin fragt: »Magst no a Maß, Schiermoser?« barsch: »Naa. I geh.«

Und macht sich verärgert auf den Weg zum Wagen.

Da findet er schon seine Bäuerin samt der Großmutter, blaurot im Gesicht wie zwei Biberhennen und auf ihn losfahrend wie die Hornissen.

»Mach, daß d' einspannst! Daß mir furtkemman von da!« sagt die Junge wild. »I glang jetz. I hab mir gnua ghört!«

Und die Alte fügt bissig bei: »Jetz habts es wenigstens mit enkane Sommerfrischler! Jetz wißts, was daß dee wolln.«

Der Schiermoser starrt gegen die Dultstände hin.

»Dees is a sauberne Gschicht. Wer hats enk denn verratn?«

Aber er hört nicht mehr auf die Antwort hin.

Denn sein Blick hat eben etwas aufgefangen.

Dort vorne, vor dem Stand des Goldschmiedes, da steht sein Sohn, der Franz, hat die Stadtjungfer bei der Hand und zeigt ihr mit dem zuckersüßesten Gesicht einen Ring! Wahrhaftig einen Ring! Der Lottersbub, der miserable!

Die Schiermoserin folgt unwillkürlich den Blicken ihres Eheherrn.

Da sieht auch sie die beiden. Und sie will augenblicklich hin und sie auseinandertreiben! Gleich auf der Stell!

Mit Müh und Not kann sie der besonnenere Bauer davon abbringen, durch einen Streit auf dem Markt die Schande auch noch öffentlich zu machen.

Aber nun drängt sie erst recht aufs Einspannen, die Bäuerin.

»I spann glei ei«, sagt er drauf. »jetz muaß i alleweil erst warten, bis s' da sand.«

»Zu was?«

»Noo, zum Hoamfahrn halt.«

Die Schiermoserin schnappt nach Luft.

»Was? Dees Weibsbild willst wieder aufsitzen lassen? Dee Stadtflugga? Dees waar ja glei recht! Ha! Und i als Bäuerin durft laaffa! Naa, mei Liaber! Jetz tanz' ma amal anderscht uma! Jetz fahrn amal mir zwee! Da, Mutta, hock di nur auf! Und i hock mi aa auf. Und bals dir derbarmt, dees Weibsbild, nachher kannst eahm ja a Roß zum Hoamreitn kaaffa!«

Und damit schiebt sie erst die Alte auf den Wagen und setzt sich breit und vollgewichtig mit einem haßerfüllten Blick gegen die beiden nichtsahnenden Menschen auf den Sitz zur Rechten der Großmutter, noch ehe der Bauer das Roß aus dem Stall geholt und eingespannt hat.

Ja, sie läßt nicht einmal mehr ihn aufsitzen!

Gebieterisch greift sie nach den Zügeln, nimmt die Peitsche und fährt so scharf an, daß der Braune sich bäumt und die Großmutter laut aufkreischt: »Mariand Josix!«

Und mit fest aufeinandergepreßten Lippen fährt sie davon.

»Narrischer Teife!« murmelt der Schiermoser und schaut ihr nach, bis sie hinter den Häusern verschwunden ist.

Mißmutig wendet er sich danach zum Gehen, mit den Blicken die beiden suchend, die ihm heute den Tag also verdorben haben.

Aber weder Franz noch Rosalie sind mehr zu sehen.

Und so macht er sich verärgert auf den Heimweg, scheltend über die Leut, über seine eheliche Hausfrau, über die Alte und über die beiden. Was er nur getrieben hat, der Malefizbub, daß die Leut so reden können?

Langsam setzt er einen Rohrstiefel vor den andere, stößt mit dem weichselbaumernen Gehstecken die Steine weg, die ihm in der Bahn liegen, und schaut sinnierend grad vor sich hin auf den Boden.

So kommt er auf die Höhe des Berges.

Da sieht er, wie die Nanndl vom Straßlerbauern mit seinem Sohn, dem Franz, eifrig auf ihn einredend, langsam hinter einem sauberen Fuhrwerk hergeht.


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