Karl Capek
Der gestohlene Kaktus und andere Geschichten
Karl Capek

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Der gestohlene Mord

»Das erinnert mich an einen Fall«, sagte Herr Houdek, »der auch großartig durchdacht und wunderbar vorbereitet gewesen ist. Ich fürchte nur, daß Ihnen die Geschichte nicht gefallen wird, weil sie eigentlich kein Ende und keine rechte Lösung hat. Wenn ich anfange Sie zu langweilen, dann sagen Sie es mir nur, und ich höre sofort auf.

Wie Sie vielleicht wissen, wohne ich in der Krucemburggasse in den Weinbergen. Das ist eine dieser kurzen Quergassen, in denen es nicht einmal ein Wirtshaus gibt, keine Wäscherei, nicht einmal einen Kohlenhändler; dort geht man um zehn Uhr schlafen, ausgenommen jene Genießer, die das Radio aufdrehen und erst um elf ins Bett kriechen. Die Bevölkerung der Gegend besteht aus stillen Steuerträgern, Beamten bis zur siebenten Rangklasse, einigen Aquarienliebhabern, einem Zitherspieler, zwei Briefmarkensammlern, einem Vegetarianer, einem Spiritisten und einem Geschäftsreisenden, der selbstverständlich Theosoph ist. Den Rest machen die Quartiergeberinnen aus, bei denen die Obgenannten in ›sauberen, elegant eingerichteten Zimmern mit Frühstück‹ wohnen – so heißt es wenigstens in den Inseraten. Einmal in der Woche, am Donnerstag, pflegte der Theosoph erst um Mitternacht nach Hause zu kommen, dieser Abend gehörte irgendwelchen geistigen Exerzitien. An den Dienstagen hatten die Aquarianer ihre Vereinsversammlungen, an diesem Tag kamen sie ebenfalls erst gegen Mitternacht heim und stritten sich gewöhnlich noch unter der Laterne über Schleierschwänze und Lebendgebärende herum. Vor drei Jahren geschah es sogar, daß ein Betrunkener durch die Gasse kam. Man nimmt an, daß er aus Koschirsch war und sich nur zu uns verirrt hatte. Täglich aber um Viertel zwölf kam da ein Russe nach Hause, ein gewisser Kovalenko oder Kopytenko, ein eher kleiner Mann mit einem dünnen Bärtchen; er wohnte auf Nummer sieben bei Frau Jansky. Wovon der Russe lebte, wußte man nicht. Bis gegen fünf Uhr faulenzte er zu Hause, dann sah man ihn mit einer Aktentasche zur nächsten Straßenbahnhaltestelle gehen und in die Stadt hineinfahren. Punkt Viertel zwölf stieg er ebendort aus der Straßenbahn und bog in die Krucemberggasse ein. Später behauptete jemand zu wissen, daß der Russe die Zeit zwischen fünf und elf Uhr in einem Kaffeehaus verbringe, wo er mit anderen Russen herumstreite. Es gab aber auch Leute, die behaupteten, der Mann könne überhaupt kein Russe gewesen sein, weil Russen niemals so zeitig nach Hause gehen.

Im vergangenen Februar, ich war schon halb eingeschlafen, hörte ich auf einmal einen Schuß knallen und dann noch vier. Erst war mir, als wäre ich ein kleiner Junge und schnalzte zu Hause auf dem Hofe mit der Peitsche; ich hatte geradezu meine Freude daran. Als ich aber vollends erwacht war, begriff ich, daß es sich um Revolverschüsse handelte, die jemand auf der Straße abgegeben hatte. Ich rannte also zum Fenster, öffnete und sah, daß gerade vor dem Siebenerhaus ein Mann auf dem Gehsteig lag, das Gesicht zur Erde gewendet und eine Aktentasche in der Hand. In demselben Augenblick wurden auch schon Schritte hörbar, von der Ecke her kam ein Schutzmann, lief zu dem Liegenden hin und versuchte ihn aufzurichten. Sehr bald gab er es wieder auf, murmelte ›Sakra!‹ und pfiff. Daraufhin erschien von der andern Ecke her ein zweiter Wachmann und lief zu dem ersten hin.

Im Nu hatte ich Hausschuhe und Winterrock angezogen und sauste hinunter. Auch aus den anderen Häusern kamen Menschen, der Vegetarianer, der Zitherspieler, einer der Aquarienliebhaber, zwei Hausmeister und ein Briefmarkensammler. Andere erschienen nur zähneklappernd an ihren Fenstern; vermutlich dachten sie: ›Weiß der Teufel, es ist gescheiter, wenn man in so was nicht hineingerät!‹ Die beiden Wachleute hatten den Mann inzwischen auf den Rücken gedreht.

›Das ist doch der Russe, der Kopytenko oder Kovalenko, der da bei der Frau Jansky wohnt‹, sagte ich und schepperte vor Kälte. ›Ist er tot?‹

›Ich weiß es nicht‹, sagte einer der Wachleute und sah ratlos um sich, ›einen Doktor müßte man hier haben.‹

›Ja wollen Sie ihn denn hier liegen lassen?‹ stotterte empört der Zitherspieler. ›Man müßte ihn doch ins Spital schaffen!‹

Nun waren schon an die zwanzig von uns beisammen, alle schüttelten sich vor Kälte und Entsetzen, die Schutzleute knieten neben dem Erschossenen und knöpften ihm, Gott weiß warum, den Kragen auf. Jetzt hielt ein Taxi an der Ecke der Hauptstraße und der Chauffeur näherte sich uns. Er witterte vermutlich einen Betrunkenen, den er nach Hause fahren könne.

›Na, Kinder, wen habt ihr denn da?‹ erkundigte er sich freundlich.

›Einen . . . einen . . . Erschossenen‹, stammelte zähneklappernd der Vegetarianer, ›Mensch, laden Sie ihn in den Wa-Wa-Wagen und schaffen Sie ihn zur Unfallstation! Vielleicht lebt er noch!‹

›Kruzitürken‹, meinte der Chauffeur, ›gern hab ich solche Fahrgäste nicht. Na, ich komm gleich hergefahren.‹ – Langsam stiefelte er zu seinem Wagen und fuhr ihn bis an den Gehsteig. ›Ladet ihn in Gottes Namen auf‹, sagte er.

Die beiden Wachleute hoben den Russen auf. Es machte ihnen ordentlich Mühe, ihn im Taxi zu verstauen. Er war zwar, wie gesagt, eher klein; aber mit Toten läßt sich schwer hantieren.

›So, Herr Kollege‹, sagte der eine Schutzmann zum andern, ›Sie fahren mit ihm und ich schreib mir die Zeugen auf. Chauffeur, fahren Sie zur Unfallstation, aber schnell, wenn ich bitten darf!‹

›Ja, schnell‹, brummte der Chauffeur, ›mit meinen schlechten Bremsen!‹ – und fuhr davon.

Der hiergebliebene Schutzmann zog nun sein Notizbuch aus der Tasche und sagte: ›Ich muß Sie, meine Herren, um Ihre Namen bitten, es ist nur wegen der Zeugenschaft.‹ Dann begann er, so langsam, daß es zum Verzweifeln war, einen Namen nach dem andern in sein Notizbuch zu schreiben. Vielleicht hatte er steife Finger, wir jedenfalls froren wie die Hunde. Als ich wieder in mein Zimmer zurückkam, war es zehn Minuten nach Viertel zwölf. Das ganze Drama hatte also zehn Minuten gedauert.

Ich weiß, Herr Fuchs, Sie denken, an der Sache ist nichts Besonderes. Schaun Sie, Herr Fuchs, in einer so anständigen Gasse ist so etwas schon ein großes Ereignis. Die anstoßenden Gassen wollen dabei nicht leer ausgehen, und es heißt dort: Gleich um die Ecke ist die Geschichte passiert. Die etwas weiter abliegenden spielen schon die Uninteressierten, aber Herr Fuchs, das ist nur der Neid und die Wut, weil es nicht bei ihnen passiert ist. Zwei Ecken weit von uns macht man schon eine geringschätzige Handbewegung und sagt: ›Dort drüben hat man angeblich jemanden halbtot geschlagen; aber wer weiß, ob überhaupt ein wahres Wort daran ist!‹ Aber das ist nichts weiter als ganz gemeine Eifersucht.

Sie können sich denken, wie wir alle uns am nächsten Morgen auf die Zeitungen gestürzt haben. Vor allem natürlich, weil wir etwas über unseren Mord lesen wollten, aber es war schon auch eine große Genugtuung für uns, daß einmal über unsere Gasse geschrieben wird. Es ist ja eine alte Geschichte, daß man in den Zeitungen am liebsten das liest, was man selbst gesehen hat und wovon man sozusagen Augenzeuge gewesen ist. Angenommen, am Ujezd ist ein Pferd gestürzt und der Verkehr war für zehn Minuten gestört. Wer das mit angesehen hat und es am nächsten Tag in seiner Zeitung nicht findet, der ist verärgert, schmeißt das Blatt auf den Tisch und behauptet, es stehe nie etwas Anständiges drin. Die Leute nehmen es als persönliche Beleidigung, wenn die Zeitungen von einem Vorfall, an dem sie gewissermaßen Mitbesitzer sind, einfach keine Kenntnis nehmen. Ich bin der Meinung, daß die Rubrik ›Lokalbericht‹ von den Zeitungen nur für die ›Augenzeugen‹ unterhalten wird, damit die Leute, die ›dabei waren‹, nicht aus Wut das Blatt abbestellen.

Wir alle waren also wie begossen, als wir in keiner Zeitung auch nur ein Wort über unseren Mordfall fanden. Die dümmsten Affären und die verdammte Politik füllen das Blatt aus, sogar ein Zusammenstoß eines Straßenbahnzuges mit einem Handwagerl, aber so einen ordentlichen Mord bringen sie nicht. Mit den Zeitungen ist es überhaupt ein Jammer, eine Korruptionswirtschaft ist es, nichts weiter! Erst der Briefmarkensammler hatte den Einfall, daß vielleicht die Polizei die Redaktionen ersucht hatte, im Interesse der Untersuchung einstweilen den Fall zu verschweigen. Damit gaben wir uns zufrieden, vielleicht erhöhte der Gedanke noch unsere Spannung. Wir waren stolz, in einer so wichtigen Gasse zu wohnen und aller Wahrscheinlichkeit nach in einer so sichtlich geheimnisvollen Sache Zeugen sein zu dürfen. Als aber am nächsten Tag wieder nichts in den Zeitungen stand, kein Mensch von der Polizei kam, um nachzuforschen, und, was uns am allermerkwürdigsten erschien, auch niemand bei Frau Jansky erschien, um das Zimmer des Russen zu durchsuchen und zu versiegeln – da wurde uns doch allmählich angst und bang. Der Zitherspieler meinte, die Polizei habe vielleicht einen Grund, die ganze Sache zu vertuschen. Wer weiß, worum es sich da handle! Als aber am dritten Tag unser Mord noch immer nicht erwähnt wurde, begann unsere Gasse sich zu empören; das werde man nicht auf sich beruhen lassen, schließlich war der Russe einer von uns, und wir werden schon dafür sorgen, daß die Sache ans Licht kommt. Unsere Gasse sei ohnedies ein Stiefkind der Behörden, das Pflaster sei schon lange miserabel, die Beleuchtung elend, wenn ein Abgeordneter oder irgendein Zeitungsmensch hier wohnte, würde alles ganz anders aussehen; aber so ist das schon einmal, um eine wirklich anständige Gasse schert sich kein Mensch. Mit einem Wort, die Unzufriedenheit war allgemein, und die Nachbarn betrauten mich als älteren und unabhängigen Menschen mit der Aufgabe, auf das Polizeikommissariat zu gehen und auf den Unfug mit dem Mord hinzuweisen. Ich ging zum Kommissar Bartoschek, den ich übrigens flüchtig kenne. Ein brummiger Mensch. Man sagt, er quäle sich wegen einer unglücklichen Liebe. Die soll sogar der Anlaß gewesen sein, dessentwegen er zur Polizei gegangen ist. ›Herr Kommissär‹, sagte ich zu ihm, ›ich komme nur fragen, was eigentlich mit dem Mord in unserer Gasse los ist. Es herrscht bei uns schon die größte Aufregung darüber, daß die Sache derart vertuscht wird.‹

›Was für ein Mord?‹ meinte der Kommissär. ›Wir haben hier keinen Mord; es ist doch unser Rayon.‹

›Man hat doch unlängst in unserer Gasse diesen Russen Kopytenko oder Kovalenko erschossen, und zwei Schutzmänner waren dabei. Einer hat uns noch als Zeugen aufgeschrieben, und der zweite hat den Russen zur Unfallstation gebracht.‹

›Das ist unmöglich‹, sagte der Kommissär, ›wir haben keine Meldung. Das muß ein Irrtum sein.‹

›Aber Herr Kommissär‹, begann ich mich aufzuregen, ›mindestens fünfzig Personen haben es gesehen, und alle können es bezeugen! Herr, wir sind ordentliche Bürger: wenn Sie uns befehlen, daß wir über diesen Mord das Maul halten sollen, dann werden einige von uns es wirklich halten, auch ohne zu wissen warum. Aber einen Menschen einfach niederknallen zu lassen und zu tun, als ob nichts geschehen wäre, das geht denn doch nicht; wir geben die Sache in die Zeitung!‹

›Warten Sie‹, sagte Herr Bartoschek, er sah plötzlich so ernst aus, daß ich erschrak. ›Erzählen Sie mir, bitte, der Reihe nach, was geschehen ist.‹

Ich erzählte also schön der Reihe nach, und Herr Bartoschek wurde blaurot im Gesicht, als ob es in seinem Innern siedete. Als ich aber zu der Stelle kam, an der der eine Wachmann zum andern sagte: ›Herr Kollege, Sie fahren mit ihm, ich notiere mir inzwischen die Zeugen‹, – als ich das sagte, da atmete er sichtlich auf und rief: ›Gott sei Dank, das waren nicht unsere Leute! Warum, Herr, haben Sie um Gottes willen nicht noch andere Polizisten gerufen, sagt Ihnen denn nicht Ihr Verstand, daß uniformierte Schutzmänner einander nie Herr Kollege sagen? Vielleicht reden Geheime in Zivil einander so an, aber Uniformierte? Nie im Leben! Sie verdammter Zivilist, Sie Herr Kollege! Verhaften hätten Sie die Kerle lassen sollen!‹

›Ja warum denn, bitte?‹ stotterte ich bestürzt.

›Weil die den Russen erschossen haben!‹ fuhr mich der Kommissär an. ›Zumindest haben sie dabei geholfen! Wie lange wohnen Sie in der Krucemburggasse, Herr?‹

›Neun Jahre‹, sagte ich.

›Da könnten Sie schon wissen, Herr, daß um elf Uhr fünfzehn die nächste Polizeistreife bei der Markthalle ist, die zweite an der Ecke der Schlesischen und der Perun-Straße, die dritte geht im Dienstschritt die Konskriptionsnummer dreizehnhundertachtundachtzig entlang, und so weiter. Herr, an der Ecke, von der Ihr Wachmann gerannt kam, kann unser echter Schutzmann entweder um zehn Uhr achtundvierzig Minuten, und wenn das nicht der Fall ist, erst um zwölf Uhr dreiundzwanzig Minuten erscheinen; sonst nicht, und zwar weil er einfach nicht da ist! Großer Gott, jeder Dieb weiß das, und die dort Ansässigen wissen es nicht! Sie bilden sich wohl ein, daß hinter jeder Ecke immerfort ein Polizist steht, was? Herr, wenn zu der Zeit, von der Sie sprechen, um Ihre verdammte Ecke einer unserer Uniformierten gelaufen käme, – das wäre eine entsetzliche Sache! Erstens, weil der Betreffende zu dieser Zeit vorschriftsmäßig an der Markthalle vorbeizugehen hat und zweitens, weil er uns, wenn er trotzdem an Ihrer Ecke gewesen wäre, den Mord nicht gemeldet hätte. Das wäre wahrhaftig eine sehr ernste Angelegenheit!‹

›Und der Mord?‹

Der Kommissär beruhigte sich bei dieser Frage sichtlich und sagte: ›Das ist wieder eine andere Geschichte. Das wird ein böser Fall, Herr Houdek. Da steckt irgendein kluger Kopf dahinter, und gewiß irgendeine größere Affäre. Die verfluchten Kerle haben die Sache gut eingefädelt. Sie wußten genau, wann der Russe nach Hause zu kommen pflegte, kannten die Marschvorschriften unserer Leute, dann haben sie mindestens zwei Tage gewonnen, weil ja die Polizei nichts erfuhr – und so werden sie wohl rechtzeitig verduftet sein und beiseitegeschafft haben, was sie wollten. Verstehen Sie es jetzt?‹

›Nicht ganz‹, gestand ich.

›Passen Sie einmal auf‹, erklärte mir der Kommissär geduldig. ›Zwei ihrer Leute lauerten als Schutzmänner verkleidet hinter der Ecke, um den Russen zu erschießen oder ihn durch einen Dritten erschießen zu lassen. Ihr in der Gasse habt euch natürlich damit zufrieden gegeben, daß unsere musterhafte Polizei so rasch zur Stelle war. Hören Sie übrigens‹, er hatte einen Einfall, ›wie klang denn die Signalpfeife, mit der der Schutzmann pfiff?‹

›Ziemlich schwach‹, sagte ich, ›aber ich dachte, das Entsetzen presse dem Mann so die Kehle zusammen.‹

›Aha‹, sagte der Kommissär zufrieden, ›sie wollten eben erreichen, daß der Mord nicht der Polizei gemeldet wird; und so gewannen sie also Zeit, um über die Grenze zu entkommen, verstehen Sie? Und der Chauffeur gehörte selbstverständlich auch zu ihnen. Haben Sie sich vielleicht die Wagennummer gemerkt?‹

›Wir haben uns nicht um sie gekümmert‹, sagte ich beschämt.

›Das spielt keine Rolle‹, entgegnete der Kommissär, ›sie war sowieso falsch. Aber so ist es den Gaunern gelungen, auch die Leiche des Russen beiseitezuschaffen. Er war übrigens gar kein Russe, sondern ein Mazedonier; Protasov hieß er. Ich danke Ihnen, mein Herr. Jetzt aber bitte ich Sie tatsächlich, über die Sache zu schweigen. Im Interesse der Untersuchung, wissen Sie. Selbstverständlich hat die Sache einen politischen Hintergrund; aber da steckt ein besonders kluger Kopf dahinter; für gewöhnlich, Herr Houdek, werden politische Attentate hundsmiserabel gemacht. Politik, das ist nicht einmal mehr ein ehrliches Verbrechen, das ist bloß eine rohe Rauferei‹, sagte angeekelt der Kommissär.

Nach einiger Zeit klärte sich die Angelegenheit ein wenig auf. Das Motiv des Mordes ist aber nie bekannt geworden. Nur die Namen der Mörder hat man, aber die Herrschaften sind längst im Ausland.

So kam es, daß unsere Gasse um ihren Mord gebracht wurde. Ganz als ob jemand das einzige Ruhmesblatt aus ihren Annalen gerissen hätte. Kommt einmal ein Fremder, einer aus der Foch-Straße oder gar einer aus Wrschowitz, so denkt er: Gott, ist das eine fade Gasse! – Kein Mensch glaubt uns, wenn wir uns dann damit rühmen, daß bei uns doch ein besonders geheimnisvoller Mord begangen worden ist; man gönnt es uns einfach nicht in den andern Gassen!«


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