Robinson der Jüngere
Robinson der Jüngere
Robinson der Jüngere

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Vierzehnter Abend.

Nun, Kinder, – fuhr der Vater am folgenden Abend fort – auf eben die Weise, wie ich euch gestern erzählt habe, lebte unser Robinson einen Tag, wie den andern, drei volle Jahre lang. In dieser ganzen Zeit sezte er seine Schifbauerarbeit unabläßig fort; und wie weit meint ihr nun wohl, daß er in der langen Zeit mit dieser seiner Arbeit gekommen sei? – Ach! der Stam war noch nicht einmahl zur Hälfte ausgehöhlt, und es schien noch immer sehr zweifelhaft zu sein, ob er, bei aller seiner Arbeitsamkeit, in drei oder vier andern Jahren mit dem ganzen Werke zu Stande kommen würde!

Dennoch arbeitete er unermüdet fort: denn was solt' er anders machen? Und etwas zu thun wolt' er und must' er doch nun einmahl haben! – Eines Tages aber fiel ihm plözlich ein, daß er diese Insel nun schon so lange bewohne, und gleichwohl erst den kleinsten Theil derselben gesehen habe. Das ist doch nicht recht, dacht' er, daß du durch deine Furchtsamkeit dich so lange hast abhalten lassen, eine Reise von einem Ende der Insel bis an das andere zu thun. Wer weiß, was du in andern Gegenden derselben zu deinem Vortheil hättest entdekken können!

Dieser Gedanke wurde so lebendig in seiner Sele, daß er sich auf der Stelle entschloß, die Reise gleich mit Anbruch des folgenden Tages anzutreten.

Nikolas. Wie groß war denn die Insel wohl?

Vater. Ohngefähr so groß, als das ganze hamburgische Gebiet zusammen genommen, das Amt Rizebüttel nicht mit gerechnet; – etwa vier Meilen lang und zwölf im Umkreise.

Noch an eben demselben Tage machte er alles zu seiner Abreise fertig. Am andern Morgen bepakte er eins seiner Lama's mit Lebensmitteln auf vier Tage, legte seine ganze Rüstung an, empfahl sich dem götlichen Schuze und machte sich getrost auf den Weg. Seine Absicht aber war, sich, so viel möglich, am Strande zu halten, weil er den dichten Wäldern, aus Furcht vor wilden Thieren, noch immer nicht traute.

An diesem ersten Tage seiner Wanderschaft fiel eben nichts Merkwürdiges mit ihm vor. Er machte ohngefähr drei Meilen an demselben, und je weiter er kam, desto mehr überzeugte er sich, daß er seinen Aufenthalt grade in der unfruchtbarsten Gegend der Insel genommen habe. An vielen Orten fand er Fruchtbäume, die er noch nie gesehen hatte, von denen er aber mit Recht vermuthete, daß sie ihm ein gesundes und wohlschmekkendes Nahrungsmittel gewähren wurden. Nachher lernte er, mit dem eigentlichen Gebrauch derselben, auch ihre Nahmen kennen. Es befand sich darunter der Brodfruchtbaum, der eine große Frucht trägt, welche die Indianer auf mancherlei Weise zuzurichten wissen, und sie dan stat des Brodes essen; ferner der Papiermaulbeerbaum, aus dessen Rinde die Japaneser ein schönes Papier, und die Bewohner der Insel Otaheite ein schönes Sommerzeug zu Kleidern verfertigen, wovon ich euch nachher eine kleine Probe zeigen wil, die ich aus England erhalten habe.

Die Nacht brachte Robinson aus Furcht vor wilden Thieren auf einem Baume zu; und mit Anbruch des Tages sezt' er seine Reise fort.

Er war noch nicht lange gegangen, als er das äusserste südliche Ende der Insel erreichte. Hier war der Boden an einigen Stellen etwas sandigt. Indem er nun nach der lezten Landspize hingehen wolte: blieb er plözlich, wie vom Donner gerührt, auf einer Stelle stehen, wurde blaß, wie die Wand, und zitterte am ganzen Leibe.

Johannes. Warum denn?

Vater. Er sahe, was er hier zu sehen nicht vermuthet hatte, – die Fußstapfen eines, oder mehrerer Menschen, im Sande.

Nikolas. Und davor erschrickt er so? Das solte ihm ja lieb sein!

Vater. Die Ursache seines Schreckens war diese: er dachte sich in diesem Augenblikke den Menschen, von dem diese Spur herrührte, nicht als ein mit ihm verbrüdertes, Liebe athmendes Wesen, welches bereit wäre, ihm zu helfen und zu dienen, wo es nur könte: sondern als ein grausames menschenfeindliches Geschöpf, das ihn wüthend anfallen, ihn tödten und verschlingen würde. Mit einem Worte: er dachte sich bei dieser Spur keinen gesitteten Europäer; sondern einen wilden menschenfressenden Kannibalen, deren es damahls, wie ihr schon wißt, auf den Karibischen Inseln sol gegeben haben.

Gotlieb. Ja, das glaub' ich; da must' er auch wohl vor erschrecken!

Vater. Aber weiser und besser wäre es doch gewesen, wenn er sich von Jugend an hätte gewöhnt gehabt, vor keiner auch noch so grossen Gefahr dergestalt zu erschrekken, daß er seines Verstandes nicht mehr mächtig bliebe. Und dahin, meine lieben Kinder, können wir es alle bringen, wenn wir uns nur frühzeitig genug bemühen, gesund und stark an Leib und Sele zu werden.

Johannes. Ja, wie wird man das aber?

Vater. Dadurch, lieber Johannes, wenn man durch eine arbeitsame, mäßige und, so viel möglich, natürliche Lebensart seinen Körper abzuhärten, und seinen Geist durch unbefleckte Tugend und Gottesfurcht über jede Abwechselung des Schiksals zu erheben und gegen jedes Unglük im Voraus zu bewafnen sucht. Wenn ihr also, nach unserm Beispiel, euch mit einem mäßigen Genusse gesunder, einfacher, und unerkünstelter Speisen zu begnügen, und das süße Gift der Lekkereien immer mehr zu verschmähen lernt; wenn ihr den Müssiggang, als eine Pest des Leibes und der Sele flieht und, so viel es immer möglich ist, bald durch Kopfarbeit – durch Lernen und Nachdenken – bald durch Handarbeit beschäftiget seid; wenn ihr euch oft freiwillig übt, etwas sehr Angenehmes, das ihr gar zu gern haben mögtet und auch haben köntet, aus eigener Entschliessung zu entbehren, und etwas sehr Unangenehmes, das euch äusserst zuwider ist und das ihr auch abwehren köntet, mit Vorsaz zu übernehmen; wenn ihr euch der Hülfleistungen anderer Menschen so wenig als möglich bedient, und vielmehr durch euren eigenen Verstand, und durch eure eigene Leibeskräfte eure jedesmaligen Bedürfnisse zu befriedigen, euch selbst zu rathen und aus Verlegenheiten zu ziehen sucht; wenn ihr endlich in eurem ganzen Leben den großen Schaz eines guten Gewissens zu bewahren, und dadurch euch des Beifals und der Liebe unsers almächtigen und algütigen himmlischen Vaters zu versichern euch bestrebt: dan, liebste Kinder, werdet ihr gesund und stark an Leib und Sele sein; dan werdet ihr bei jeder Abwechselung des Schiksals ruhig bleiben, weil ihr alsdan überzeugt seid, daß euch nichts begegnen kan, was euch nicht von einem weisen und liebevollen Gotte zu eurem wahren Besten zugesandt werde. –

Unser Robinson hatte es, wie wir sehen, in dieser auf Gottesfurcht gegründeten Standhaftigkeit noch nicht so weit gebracht, als zu seiner Ruhe und Glückseeligkeit nöthig gewesen wäre. Daran war wohl ohnstreitig dieses Schuld, daß er nun einige Jahre hindurch ein ganz ruhiges von allen Gefahren und Unglüksfällen freies Leben geführt hatte. Die gar zu große Ruhe und Sicherheit verderben den Menschen, machen ihn weibisch und furchtsam; und es ist daher eine wahre Wohlthat Gottes, wenn er uns zuweilen einige Widerwärtigkeiten zuschikt, die unsere Leibes- und Selenkräfte in Thätigkeit sezen und unsern Muth durch Uebung stärken messen.

Robinson stand, wie wir gehört haben, beim Anblik der Menschenspur, wie vom Donner gerührt. Furchtsam blikt' er umher, lauschte mit großer Aengstlichkeit auf jedes kleine Geräusch der Blätter, und wuste vor Verwirrung lange nicht, wozu er sich entschliessen solte. Endlich rafte er sich auf, flohe, wie einer, der verfolgt wird, und hatte nicht das Herz, auch nur ein einziges mahl sich umzusehen. Aber plözlich machte ihn etwas stuzen, und verwandelte seine Furcht in Grausen und Entsezen.

Er sahe – bereitet euch, Kinder, einen schreklichen Anblik zu ertragen, und den schauervollen Zustand zu sehen, worin Menschen gerathen können, welche ohne Erziehung und Unterricht aufwachsen und sich selbst überlassen bleiben! – Er sahe einen Ort, woselbst ein runder Kreis in die Erde gegraben war, in dessen Mitte er eine ehemalige Feuerstelle erblikte. Rund um diesen Ort herum lagen – mich schaudert indem ichs erzählen muß – Hirnschalen, Hände, Füße und andere Gebeine menschlicher Körper, von denen das Fleisch abgenagt war.

Alle. Von wem? von wem?

Vater. Von – Menschen; doch nein, nur von menschenähnlichen Geschöpfen, die so dum und viehisch aufgewachsen waren, daß sie, gleich wilden Thieren, weder von Ekkel, noch von mitleidiger Menschenliebe abgehalten wurden, das Fleisch ihrer geschlachteten Brüder zu verzehren. Es wohnten nemlich damahls, wie ich, wo mir recht ist, schon einmahl erzählt habe, auf den Karibischen Inseln wilde Menschen, die man Karaiben, Kannibalen oder Menschenfresser nante, weil sie die abscheuliche Gewohnheit hatten, alle ihre Feinde, die sie im Kriege lebendig gefangen kriegten, zu schlachten, unter Tanzen und Singen zu braten, und dan mit unmenschlichem Heißhunger zu verschlingen.

Lotte. Fi! die abscheulichen Leute!

Vater. Ihre unmenschlichen Sitten, liebe Lotte, wollen wir verabscheuen, aber nicht die armen Leute selbst, die ja nichts davor können, daß man sie nicht unterrichtet und erzogen hat. Hättest du das Unglük gehabt, unter solchen armen Wilden geboren zu werden: gewiß! du würdest eben so, wie sie, nakt, wild und unvernünftig in Wäldern herumlaufen, würdest dein Gesicht und deinen Leib mit Röthel beschmieren, man würde dir Ohren und Nase durchlöchert haben, du würdest dich nicht wenig darauf einbilden, Vogelfedern, Muschelschalen und andere Dinge darin zu tragen, und an den unmenschlichen Mahlzeiten deiner wilden Eltern und Landsleute würdest du einen eben so frohen Antheil nehmen, als du jezt an unsern bessern Speisen nimst. Freuet euch also, lieben Kinder, und danket Gott dafür, daß er euch von gesitteten, vernünftigen und menschlichgesinten Eltern hat lassen gebohren werden, die es euch so leicht machen, auch gesittete, vernünftige und menschlichgesinte Menschen zu werden, und bedauert das Schiksal unsrer armen Brüder, die noch jezt in dem unglükseeligen Zustande einer thierischen Wildheit leben!

Frizchen. Wo sind denn wohl jezt noch solche Menschen?

Johannes. Weit, weit von hier, Frizchen, auf einer Insel die man Neu-Seeland nent! Vater hat's uns vorigen Winter aus einer Reisebeschreibung vorgelesen. Da sollen die Leute auch noch so wild und barbarisch sein, daß sie Menschenfleisch essen. Aber die Engländer, die sie entdekt haben, werden sie wohl zahm machen.

Frizchen. Das ist gut!

Vater. Laßt uns nun wieder zu unserm Robinson zurükkehren. – Er wandte sein Gesicht von diesem gräßlichen Schauspiel weg, ihm wurde übel, und er würde in Ohnmacht gesunken sein, wenn die Natur sich nicht durch ein heftiges Erbrechen geholfen hätte.

Sobald er sich ein wenig erhohlt hatte, rante er mit der äussersten Geschwindigkeit davon. Kaum daß sein treues Lama ihm folgen konte. Doch lief es ihm nach. Aber so sehr hatte die Furcht den Verstand unsers armen Robinsons umnebelt, daß er auf seiner Flucht dieses ihm folgenden Thieres vergaß, die Tritte desselben für den Fußtrit eines ihm nachjagenden Kannibalen hielt, und daher mit der größten Selenangst alle seine Kräfte anstrengte, um ihm zu entlaufen. Noch nicht genug; auch seine Rüstung, seinen Spieß, seinen Bogen, sogar sein steinernes Beil – die er jezt über alles hätte werth achten sollen – warf er von sich, weil sie ihm im Laufen hinderten. Dabei achtete er so wenig auf den Weg, daß er bald hier, bald da ausbeugte und am Ende, da er gar nicht mehr wuste, wo er war, sich in einem ordentlichen Zirkel herum drehete und nach ohngefähr einer Stunde wieder an demselben schreklichen Orte war, von wannen sein Lauf angefangen hatte.

Neues Entsezen! Neue Betäubung! denn er merkte nicht, daß dies eben der Ort sei, den er schon einmahl gesehen habe; sondern hielt ihn für ein zweites Denkmahl der unmenschlichen Grausamkeit derer, vor welchen er flohe. Er rante also mit der Schnelligkeit des Sturmwindes davon, und hörte nicht eher auf zu laufen, bis er ermattet, ohnmächtig und sinlos zu Boden stürzte.

Indeß er so lag und von sich selbst nichts wuste, fand sein Lama sich wieder bei ihm ein und lagerte sich zu seinen Füssen. Zufälliger Weise war dies grade eben dieselbe Stelle, wo er vorher seine Waffen abgeworfen hatte. Da er also nach einiger Zeit die Augen wieder öfnete, fand er alle das Seinige neben sich im Grase liegen. Dies und alles vorhergehende schien ihm jezt ein Traum zu sein; er wuste nicht, weder wie er selbst, noch wie alles dies hierher gekommen sei, so sehr hatte die Furcht ihn aller Besonnenheit beraubt!

Er machte sich von neuem auf; aber da die Heftigkeit des Affekts sich unterdeß um etwas gelegt hatte: so war er nunmehr sorgfältiger darauf bedacht, seine Waffen, das einzige Vertheidigungsmittel, welches er hatte, zu erhalten, und nahm sie mit sich. Er fühlte sich aber so entkräftet, daß es ihm unmöglich war, ferner eben so geschwind als vorher zu laufen, so sehr die Furcht ihn auch dazu antrieb. Der Hunger war ihm für den ganzen Tag vergangen, und nur ein einziges mahl nahm er sich die Zeit, seinen Durst bei einer Quelle zu stillen.

Er hofte seine Burg zu erreichen; aber dies war ihm unmöglich. Da es schon angefangen hatte Nacht zu werden, befand er sich noch über eine halbe Stunde weit von seiner Wohnung an einem Orte, den er seinen Sommerpallast zu nennen pflegte. Dieser bestand aus einer Laube und aus einer ziemlich weiten Umzäunung, worin er einen Theil seiner Heerde hielt, weil hier viel fetteres Gras, als in der Gegend seiner ordentlichen Wohnung wuchs. Er hatte hier in dem leztverflossenen Jahre verschiedene Sommernächte zugebracht, weil es daselbst weniger Musquitos gab; und darum hatte er dieser Laube den obbenanten Nahmen gegeben.

Seine Kräfte waren gänzlich erschöpft und es war ihm unmöglich weiter zu gehen, so gefährlich es ihm auch vorkam in einer unverwahrten Laube zu schlafen. Er beschloß also da zu bleiben. Kaum aber hatte er sich, ganz ermattet, den Kopf vol schwerer Gedanken und mehr träumend als wachend, auf den Boden hingestrekt, als er plözlich einen neuen Schrek hatte, der ihn beinahe getödtet hätte.

Johannes. Hilf Himmel! was dem doch alles begegnen muß!

Nikolas. Was war's denn?

Vater. Er hörte eine Stimme, wie vom Himmel herab, die ihm ganz vernehmlich zurief: Robinson, armer Robinson, wo bist du gewesen? wie komst du hierher?

Gottlieb. Tausend! Was mogte denn das sein?

Vater. Robinson sprang erschrokken auf, zitterte, wie ein Espenblat, und wuste nicht, ob er davon laufen oder bleiben solte. In demselben Augenblikke hört' er die nemlichen Worte noch einmahl aussprechen, und da er seine Augen nach dem Orte, woher der Schal kam, hinrichtete: fand er – was meint ihr?

Alle. Ja, wer kan das wissen!

Vater. – fand er, was der Furchtsame fast immer finden würde, wenn er sich nur Zeit zur Untersuchung nähme, – daß er gar nicht Ursache gehabt habe zu erschrekken. Die Stimme kam nemlich nicht vom Himmel, sondern von einem Zweige seiner Laube, auf welchem – sein lieber Papagai saß.

Alle. Ah!

Vater. Dieser hatte zu Hause vermuthlich lange Weile gehabt, und weil er einige mahle seinen Herrn nach der Sommerlaube begleitet hatte: so sucht' er ihn hier auf. Robinson hatte ihm aber die Worte, die er jezt aussprach, zu mehreren mahlen vorgesagt, und also hatt' er sie behalten.

Wie froh war Robinson die Ursache seines abermahligen Schrekkens entdekt zu haben! Er strekte seine Hand aus, rief Pol! und flugs hüpfte das vertrauliche kurzweilige Ding herab auf seinen Daumen, legte den Schnabel an seine Bakken und fuhr fort zu schwazen: Robinson, armer Robinson, wo bist du gewesen?

Fast die ganze Nacht hindurch konte Robinson vor Furcht und sorgsamen Gedanken kein Auge zu thun. Immer stand ihm der gräßliche Ort vor Augen, den er gesehen hatte, und vergebens bemühete er sich, seine Einbildungskraft davon abzuziehen. O zu was für thörigten und schädlichen Entschliessungen schreitet der Mensch, wenn die Leidenschaften erst einmahl seinen Verstand verfinstert haben! Robinson faßte hundert Anschläge sich zu retten, wovon der eine immer noch unweiser, als der andere war. Unter andern – könt ihr es glauben? – beschloß er, sobald es Tag geworden wäre, alles zu zerstören, was er bis jezt mit so viel sauerm Schweisse gemacht hatte. Er wolte die Laube, worin er jezt lag, dan die Verzäunung vor derselben, einreissen und seine Lama's laufen lassen, wohin sie wolten. Dan wolte er eine gleiche Verwüstung mit seiner ordentlichen Wohnung vornehmen und die schöne Baumwand zernichten, die er vor derselben angelegt hatte. Endlich wolt' er auch seine Gärten und Pflanzungen gänzlich zerstören, damit auf der ganzen Insel gar keine Spur irgend eines von Menschenhänden gemachten Werkes übrig bliebe.

Johannes. I, warum denn das?

Vater. Damit die Wilden, wenn sie etwa einmahl in diese Gegend kämen, gar nicht merken könten, daß ein Mensch da sei.

Jezt wollen wir ihn seinen unruhigen Gedanken überlassen, weil wir ihm doch nicht helfen können; und indem wir uns auf unser eigenes sicheres Lager legen, wollen wir unsern freudigen Dank dem guten Gotte bringen, der uns in einem Lande gebohren werden ließ, wo wir unter gesitteten, uns liebenden und helfenden Menschen leben, und nichts von wilden Unmenschen zu besorgen haben.

Alle. Gute Nacht, Vater! Und Dank für die schöne Erzählung!


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