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Zwanzigstes Kapitel.

Mayer vermutete, daß die kleine Kugel in die Lunge eingedrungen sei, und bedauerte nur lebhaft, weder seine Röntgen-Apparate, noch chirurgische Instrumente hier zu haben. Uebrigens fand er den Zustand des Verwundeten nicht allzu ernst. Uglar war sehr schwach und hatte Schmerzen beim Atmen, aber er war fieberfrei und bei ganz wachem Verstand. Das Sprechen mußte ihm verboten werden.

Sowie sich Wolfine über alles dieses orientiert und einigermaßen beruhigt hatte, den Kranken auch bei Tante Guendoline gut aufgehoben wußte, suchte sie Maria.

Sie fand das junge Mädchen endlich in der Speisekammer, ganz wirtschaftlich beschäftigt, den Kaffeekuchen in das Porzellanschälchen zu thun und der Köchin Anweisungen für das Abendessen zu erteilen mit ihrer wohllautenden sanften Stimme, die immer so sehr gegen Susis scharfes Organ kontrastiert hatte. Sie schien vollkommen ruhig, und Wolfine wunderte sich über die Maßen.

Als sie ihre Haushaltsangelegenheiten erledigt hatte, nahm sie willig Wolfines Arm und ließ sich in den Hof hinausführen, wo gerade das Federvieh von allen Seiten herbeilief, -watschelte, -flatterte, um sein Futter entgegenzunehmen.

»Wie ist dir, Maria?« fragte Wolfine zärtlich.

»Wie einer Erlösten,« war die überraschende Antwort. »Jetzt ist er gerettet! O Gott, wie bin ich dankbar!«

»Aber er ist in Gefahr!«

»Der Professor glaubt, daß er aufkommen wird. Aber selbst, wenn er stürbe, es ist immer noch tausendmal besser, als ihn in den Händen dieser Frau moralisch verkommen zu sehen!«

Mit Leidenschaft und aus innigster Ueberzeugung sprach sie.


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