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An den Mond.

Herr Mond, von mir erwart' er nicht,
Daß ich nach Dichterweise
Nun auch sein Alletagsgesicht
Aus vollen Backen preise.
Ich habe lang ihn observirt,
Und wahrlich wenig ausgespürt,
Was ihm gedieh' zur Ehre
Und lobenswürdig wäre.

Da pflegt er, wie ein kleines Kind,
Mit seinem Licht zu prahlen?
Allein man weiß ja wohl, es sind
Nur seines Weibes Strahlen.
Wär' nicht sein Weib, es ging ihm dann
Gewiß wie manchem Ehemann,
Den Niemand regardirte,
Wenn nicht sein Weib brillirte.

Und glaub' er ja nicht, daß dies Licht
Ihn so besonders kleide;
(Er hat darin ein bleich Gesicht,
Als wär's gemalt mit Kreide,
Und gleichet dann bald einem Stier,
Bald einem Becken vom Barbier,
Und wird er voll und heller,
Gar einen Suppenteller.

Mit seinem Weib führt er von je
Ein skandalöses Leben!
Kann man den Männern in der Eh'
Ein schlechter Beispiel geben?
Kaum kömmt Madam nach Haus, so rennt
Er fort, und geht am Firmament
Die ganze Nacht spazieren,
Um sie nicht zu geniren.

Kein Hahnrei noch auf Erden war
So ein publiker Lappe,
Oft steckt er seinen Hausschmuck zwar
In eine Nebelkappe;
Allein vergißt er die zu Haus,
So geht er euch mit Hörnern aus,
Daß manchem, die ihn sehen,
Die Augen drob vergehen.

Und macht Madam ihm dann und wann
Zu Haus zu viele Schwänke,
So geht er, wie so mancher Mann,
In der Frau Thetis Schenke,
Ersäuft im Meere seinen Groll,
Und kommt nicht selten toll und voll
Zurück vom vollen Glase
Mit einer Kupfernase.

Bei all' dem Hauskreuz sucht er doch
Stets Herzen zu erweichen,
Und ist nebst allem diesem noch
Ein Kuppler ohne gleichen:
Er hält dem liebenden Gezücht
Bei dunkler Nacht so lang das Licht,
Bis oft die guten Lappen
Aus Inbrunst sich verschnappen.

Und dieser Liebeshehlerei
Geheimer Liebsgeschichtchen.
Verdankt er manche Reimerei
Und manches Lobgedichtchen:
Allein bei mir trägt's ihm nichts ein!
Denn auch ohn' allen Hörnerschein
Verstehen uns're Schönen
Sich gut genug auf's Krönen.

*


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