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Gegen Ende des Jahres gaben mir befreundete Männer und Frauen ein häusliches Fest. Es war ein Kreis der treulich zu mir hielt.
Das Jahr war schwer und bedrückend für uns alle gewesen. Die Last der Besatzung durch den Feind war größer geworden. Man litt mit den andern am Rhein und in der Pfalz von wo schlimme Nachricht kam. Kaum wußte man ob wir morgen noch deutsch waren. Das ganze Leben war karg und beschränkt, die Menschen ohne Freude und müde von Arbeit die dem Wohlstand nicht zugute kam; alles unsicher.
So verbrachte man Weihnacht. Man versuchte fröhlich zu sein um der andern willen. Es wollte nicht recht gelingen. Am Weihnachtsabend ertappte ich mich dabei daß ich das Fest geradezu vergessen hatte. Nicht einmal einen Christbaum hatte ich. Man war für andere sorgend umhergelaufen, hatte auf zudringliche und anspruchsvolle fremde Soldaten seine Zeit verwandt und an sich selber nicht gedacht. Als die Nacht hereinfiel und ich in einem meiner Stimmung fast willkommenen Dunkel saß, allein in meinem Hause, brachten die beiden Kinder einer Nachbarin ein kleines treuherziges Bäumchen zur Tür herein, auf dem einige kümmerliche Lichtchen brannten. Sie machten nicht viel Worte und verschwanden bald schüchtern und sichtlich bedrückt daß es dem kleinen Baum den sie hinstellten allein überlassen bleiben solle, all das Dunkel zu besiegen. Denn natürlich hatten sie erwartet, ihr Baum werde der kleine neben einem großen sein.
Zu einem der letzten Dezembertage hatte mich mein Freund T., der eine kleine Strecke weiter die Straße hinunter eines der hier gebräuchlichen bürgerlichen Landhäuser bewohnte, zum Abendessen eingeladen. Ich solle mich etwas festlich machen, hatte er mir sagen lassen; er habe mir etwas Erfreuliches mitzuteilen. »Frack?« fragte ich, begehrlich jedes Erfreuliche das sich blicken ließ nach Gebühr zu ehren. »Wenn Sie wollen«, sagte er in seiner ruhigen Art; »wir sind zwar nur unter uns, aber es ist gerade recht.« Hierbei lachte er belustigt. »Kommen Sie nicht zu späi«, fügte er wie mir schien unnötig hinzu.
Am Abend der Einladung stand mein Haus kalt und dunkel. Es war ein Sonntag. Meine Haushälterin hörte ich zwar in der Küche einiges herumwirtschaften; da sie mich aber zum Abend ausgebeten wußte, hatte sie es nicht für gut befunden, auch nur mein Arbeitszimmer, das ich in dieser Zeit fast ausschließlich bewohnte, einigermaßen warm zu halten. Die anderen Räume, in denen ich wohl sonst Gäste empfangen oder beherbergt hatte, verhielten sich womöglich noch ablehnender. Sobald es als annähernd vernünftig gelten durfte, ging ich in mein Schlafzimmer hinauf und zog mich für den Abend um. Darauf wünschte ich der Wirtschafterin, die feiertägig untätig in der dunklen Küche auf einem Stuhle saß, guten Abend, zog die Haustür hinter mir zu und ließ das Anwesen in einem kalten Schneeregen unheimlich und finster hinter mir.
Draußen war es indessen auch nicht besser. Die Straße lag völlig im Dunkel. Man sparte in diesen armen Zeiten jede Beleuchtung. Die Häuser lagen still und abgekehrt in ihren Bäumen und Gärten. Kein Mensch unterwegs. Nichts regte sich als die Gossen, die emsig den Regen forttrugen.
Im Hause von T. angelangt, wurde mir wohler. Immerhin war da ein Kachelofen der eine mäßige Wärme verbreitete, ein erleuchtetes Zimmer, und wenn mich auch niemand empfing, so beherrschte doch ein zarter und eben sich entwickelnder Bratenduft der aus der Küche entströmte für einen Augenblick angenehm mein Gemüt.
Nach einer Weile erschien T., festlich wie ich im Frack gekleidet, wohlaufgelegt und wie mir schien besonders herzlich in seiner Begrüßung und seiner Unterhaltung. Er entschuldigte seine Gattin, die spät aus der Stadt gekommen sei und sich erst herrichten müsse. Auch das Essen werde noch eine Weile auf sich warten lassen.
Wir gingen redend und uns aneinander freuend über die weichen Teppiche des Zimmers, setzten uns, standen wieder auf, und er zumal entwickelte eine Unterhaltungsgabe und eine Beredsamkeit daß ich allmählich ganz stille wurde und mich nur dem seltenen Genuß hingab ihm zuzuhören.
So verging eine lange Zeit. Er dachte weder daran, nach seiner Frau zu sehen, noch dem sich verspätenden Essen nachzuhelfen; ich fand das Gespräch anziehend genug und da es nicht abbrach, lief es weiter. Der Bratenduft hatte sich verzogen, der Raum wurde etwas kühler; die Hausfrau blieb unsichtbar. Plötzlich klingelte es und klopfte zugleich heftig an der Haustür. Das Gespräch brach ab. »Erwarten Sie noch jemand?« fragte ich. T. antwortete nicht; er war unterdessen selber zur Tür gelaufen und hatte den Einlaß Begehrenden ohne weiteres eingelassen. Zu meinem Erstaunen erkannte ich in dem Ankömmling meinen FreundB., der damals ein Zimmer meines eigenen Hauses innehatte, den ich indes auf einem Weihnachtsausflug wähnte. Er kam im Mantel mit hochgeschlagenem Rockkragen, eine Mütze auf dem Kopf, eilig und wichtig in den Raum geschritten. Ich müsse sofort einmal nach Hause gehen, sagte er. Was denn los sei, fragte ich. »Ja«, antwortete er bedenklich, »da sind zwei Engländer, Offiziere oder so etwas, in Ihrem Hause, die irgendein Anliegen haben. Ihre Wirtschafterin wird nicht mit ihnen fertig; und ich verstand auch nicht recht was sie wollen.«
Ich verlief mich in raschen Gedanken und Vermutungen was das alles zu bedeuten habe, konnte aber nichts finden was sich rechtfertigen ließ. Schließlich war in den Zeiten in denen man lebte alles möglich. Ich war der angesehenste Mann in dem kleinen Ort. Die Offiziere mochten eine besondere Auskunft brauchen, vielleicht Unterkunft, Vermittlung. Jedenfalls konnte meine Haushälterin sie nicht abfertigen. »Ich werde also gehen«, sagte ich ärgerlich und nahm meinen Mantel. «Ich komme gleich wieder«, rief ich. Als ich hinauseilte, gewahrte ich daß die T.sche Küche leer und dunkel lag. Die Tür stand offen. Es wurde nicht darin gekocht. Ich hatte sie aber doch, so fuhr es mir durchs Bewußtsein, erleuchtet und in Benutzung gesehen als ich kam. Jetzt war sie verlassen. Diese Wahrnehmung verlor ich jedoch sofort wieder, ganz mit den Engländern in meinem Hause beschäftigt. Ich erinnere mich noch daß ich, obgleich ich eigentlich nicht recht wußte, wovon mich das überzeugen sollte, rasch nach der Uhr sah. Wir hatten beinahe zwei Stunden verschwatzt ohne es zu bemerken. Es war merkwürdig. Gleichviel: die Engländer. Eilig schritt ich meinem Hause zu.
Ich fand die Tür nur angelehnt. Im Treppenhaus brannte, offenbar für mich hingestellt, eine einzelne Kerze. In diesem Augenblick verwirrte sich etwas in mir. Ich glaubte wieder den Duft des Bratens aus der T.schen Küche in mich aufzunehmen: leicht, duftig, fremdartig; aber ich konnte mir keine Rechenschaft mehr darüber geben, ob dies war oder nicht war. Auch irgend etwas anderes, neues drang auf mich ein; aber ich wußte nicht was. Den Leuchter in der Hand öffnete ich die Tür nach meinem Zimmer in dem ich die Engländer vermutete.
Und ich sah und sah auch nicht. Ich war bei vollen Sinnen und doch völlig meiner Sinne entrechtet. Denn in der Mitte des Raumes standen unbegreiflich, unwirklich-wirklich wie ich im Frack mit gesteiften Hemden, feierlich knapp, glatt und englisch, im Lichte zweier großer ernster Kandelaber, die ich nie gesehen und die hinter ihnen auf meinen Bücherschränken brannten, zwei Männer, die sich leicht und schweigend gegen mich verneigten. Obwohl sie die Züge zweier Freunde trugen, vermochte ich sie nicht anzusprechen. Ich mußte ihre Fremdheit anerkennen. Ich stand starr, den Arm leuchtend erhoben.
Daß das alles ein Spiel war ein sehnsüchtiges Spiel in der großen Hoffnungslosigkeit, Kargheit und Entbehrung jener Zeit gewahrte ich nun wohl. Aber ich machte es in der Unschuld aller mit die daran beteiligt waren und sich daran erfreuten.
»Sire!« sagte der eine der Männer, der die Züge meines FreundesS. trug (obwohl dessen Oberlippe gestern noch einen dunklen Bart getragen hatte und jetzt jungfräulich rosig glänzte). »Sire«, sagte dieser Mann (sie behandelten mich scherzhaft immer etwas als ihren König oder Tyrannen), während er in völliger Überlegenheit ein wenig lächelte, in einem Englisch das keinen Widerstand erlaubte: »im Namen meines allergnädigsten Herrn und ersten Gentleman der Welt, des Königs von England, habe ich in Begleitung meines sehr ehrenwerten Freundes die Ehre, Ihnen den Gruß dieses Königs und Gentleman zu übermitteln und Sie zugleich zu bitten, eine Gesandtschaft der schönsten Frauen der Welt zu empfangen, die mein König entboten hat, Ihnen die Ehre ihrer Huldigung zu erweisen Please enter the next room.« Mit diesen Worten machte der Sprecher eine heroldhafte Handbewegung nach der Tür des nächsten Zimmers wohin ich mich wortlos umdrehte.
Ich fühlte mich völlig willenlos, wohlig und festlich verwandelt, von einer geheimen Macht im Sinne des Zauberspiels bewegt. Während ich mich wendete wurden von unsichtbaren Händen die Flügel der Türe auseinandergeschlagen, auf die der Abgesandte des Königs gewiesen hatte. Ein Lichtstrom nahm mich auf. Eine ungeheure Helligkeit, eine schmeichelnde und süße Wärme wehten mir aus dem Räume entgegen, den ich wie alle andern noch an diesem Abend frostig dunkel und traurig durchschritten hatte, und die gleiche märchenhafte Unglaubwürdigkeit übte zugleich mit der Unwiderstehlichkeit märchenhaften Reizes ihre Kräfte. Der Leuchter in meiner Hand entfiel wie eine Sinnlosigkeit gegen den Glanz des Raumes dem sinkenden Arm. Ich war gefangen und besiegt von einem Anblick wie ich ihn nie gesehn. Denn vor mir kniete, huldigend, zwanglos verteilt und hingestreut, alle in prachtvollen und seltenen Gewändern, vom Licht vieler Kerzen von hinten übergossen, ein Kranz der schönsten und lieblichsten Frauen. Das Licht übergoldete nackte blühende Schultern, geneigte Köpfe mit den Gloriolen von strahlenden Flechten und Locken, gebeugte flaumige Nacken voll Kraft und Anmut. Mir alle bekannt, befreundet, geliebt, so nahe in rührendem Tun, waren diese Frauen dennoch zugleich von einer so beglückten feierlichen und fast frommen Jenseitigkeit befangen daß ich, bezaubert wie sie, selbst mit verwandelt schien. Ein Kreis von Ernst war weiter dahinter gespannt wie bei jedem Zauber; denn hinter den Frauen, schweigend gereiht, standen feierlich lächelnd im Ring männliche Gestalten: ihre Männer, ihre Freunde. Auch T. und B. glaubte ich zu gewahren; aber die lichten Frauen vor mir hielten alles andere im Dunkel.
Eine stumme Feierlichkeit ergriff mich; ich war in einer anderen, süßeren, unbefangeneren Welt. Ich wußte den Zauber der Schönen, in dem sie verharrten, weder zu heben noch festzuhalten. Das Wort versagte sich mir. In einer fremden Ergriffenheit suchte ich sie und mich zugleich zu erlösen. Indem ich jede schweigend und in einer tiefen Bewegung mich niederbeugend aufhob, küßte ich eine nach der andern.
Wie von einer wirklichen Entzauberung getroffen, erhoben sie sich. Aber wenn ich gehofft hatte nun selber erlöst zu sein und die Freiheit meiner Sinne wiederzugewinnen, so wurde ich im Gegenteil wie mir schien noch tiefer verstrickt.
Die Schönen lachten da sie, nun erhoben, mich umstanden. Aber sie lachten wie Wesen die mehr wissen; wie Feen vor ihrem Verschwinden; wie Frauen über den hoffnungslosen Toren der mitten im Wunder das Wunder dennoch nimmer versteht. Und ich erstaunte, als eine von ihnen, der wie von selbst die Rolle einer Königin des Festes zufiel, mich bei der Hand nahm und schweigend der Tür meines Eßzimmers zuführte, das dem Raum in dem wir uns befanden benachbart war. Sie drückte mit der Linken, während sie mich an ihrer Rechten führte, leicht gegen das Holz, die Tür sprang auf und ich versank von neuem in einen rätselvollen unbegreiflichen Anblick.
Denn vor meinen Augen erhob sich, wie durch einen Zauber aus dem Boden gestampft, eine lange Tafel mit vielen Gedecken: unübersehbar, reich und prächtig, und bog sich fast unter einer Fülle fremder und erlesener Gerichte. Ich erkannte mein eigenes Tafelgeschirr, mein Glas, mein Silber, mein Linnen, das meine Schränke ohne mein Zutun und Wollen hergegeben zu haben schienen. Aber zugleich prangten fremde Kristalle und kostbare Schalen mit wunderbaren kalten Speisen und Salaten, silberne Körbe mit Brot die ich nie gesehen, hohe Karaffen, vielarmige Kandelaber, verwegene Kelche und dazwischen als ein herber fremder und fast düsterer Schmuck lange schmale Guirlanden aus den glänzenden Blättern der Stechpalme und dem vollen Rot später Hagebutten. Schüsseln und Teller mit Gerichten wie ich sie nie genossen noch gekannt zwischen anderen vertrauteren. Das alles in einem verwirrenden ernsten Reichtum, in einem betörenden und doch gehaltenen Lichter- und Schattengefunkel, in einer seltsamen sorgfältigen und doch mir fremden Anordnung, als ob ich in einem wahrhaften Land der Träume lebte. Denn die mir geläufigen Dinge, die ich mein zu nennen gewohnt war, mischten sich mit Niegesehenem, fremdem so nahe und eigenwillig daß ich nichts mehr unterschied. Ich war ja, wir waren so sehr entwöhnt daß das Einfache prächtig, das Vergessene neu und traumhaft erschien.
Man setzte sich zu Tisch. Die Reihe fügte sich in einer verträumten lautlosen Ordnung. Noch waren alle der Rede wie beraubt. Aber die Stimmung war von einer so losgelösten all-einigen Festlichkeit beherrscht daß es fast weihevoll zu fühlen war und nichts dagegen aufkam. Man setzte sich nicht zu Genüssen: Menschen setzten sich erstmals wieder zu Menschen. Ein Geflüster unter Lächeln zwischen einander zugeneigten Häuptern; eine nickende Begrüßung von weit her; eine zierliche Bemerkung: es war lange kaum mehr, was vorging. Als man die Speisen aufnahm und in Bewegung setzte, überkam ein bewußtes Vergessen der Welt all die Männer und Frauen das sie völlig entführte. In dieser Nacht verließen sie alle die Erde.
Beim Mahle gaben die wundertätigen Feen sich eine nach der anderen in ihrem Wirken zu erkennen. Jede bekannte sich sozusagen zu ihrer Schüssel. Die Königin führte mich nicht weiter in verzauberte Gemächer. Ich machte mit Zunge und Gaumen die Bekanntschaft des Bratens aus der T.schen Küche, der in der meinen unterdessen seiner letzten Vollendung entgegengegangen war. Und fand auch nun alles seine leicht zu erratende Einordnung in die Wirklichkeit, so flossen doch, immer noch seltsam genug, Weine aus vielen Kellern, glücklich bewahrt, in die Gläser die nie sich leerten, Speisen aus vielen Küchen erschienen und verschwanden, Früchte und Süßigkeiten aus vielen Vorratskammern machten die Runde. Wir aber waren von einem nicht zu erschütternden festlichen Gefühl gewappnet und gefeit; weder Wunder noch Wirklichkeit hatte ein unterscheidbares Gewicht. Die Zeit stand still. Die Stunden hatten keine Gewalt über uns. Wir lebten in einer unirdischen selbsterschaffenen Welt, in der alles Beschwerende entrechtet war. So verblieben wir die ganze Nacht.
Als der Morgen kam, brachen wir alle zugleich auf. Die Männer, alle in Beruf und Tätigkeit, hatten gerade noch eine Stunde, bevor sie zu Arbeit und Beschäftigung zurückkehrten. Gleichwohl mochte man sich nicht trennen. Wir betraten gemeinsam die Straße. Schwerer nasser Schnee fiel. Bis zu den Knöcheln watete man in halbgefrorenem Schneewasser. Es war ein Wetter hinreißend zum Fluchen für Müde und Mißmutige. Aber der Zauber des Festes blieb bei uns. Man gab einander ein Abgeleit. Nach einem unwillkürlich sich einstellenden Plan wurden Männer und Frauen nach Hause gebracht. Wie Elfen nach dem Tanz verschwand da und dort eine Frau, ein Mann, verschwand ein Paar in den Türen. Zuletzt war ich allein mit einem der Männer übrig. Wir wandten uns seinem Hause zu.
»Kommen Sie«, sagte er plötzlich und ergriff meinen Arm, »wir sollen noch jemanden des Festes teilhaftig werden lassen.« Ich verstand wen er meinte und folgte. Wir betraten gemeinsam sein Haus. Er suchte nach zwei hohen Leuchtern mit Kerzen, die er entzündete, und stieg mit mir die Treppe hinauf. Oben klinkte er behutsam eine Türe auf. Als das Licht der Kerzen das Dunkel durchdrang, sah ich daß ich mich in einem Schlafzimmer befand in dessen Mitte zwei Betten standen. Er trat an das Fußende des einen. Es war das seiner Gattin. Sie, die mehr als alle auf das Fest gehörte, hatte eine Erkrankung ferngehalten. Er wies mir eine Stelle neben sich an und erhob den Leuchter. Und im Schein der Kerzen sah eine erwachende Frau im aufdämmernden Morgen zwei befrackte Männer an ihrem Bette stehen. Sie richtete sich auf und hielt beide Hände auf die Stirn gepreßt. Dann ging ein lichtes Lächeln über ihr Gesicht. Es tat ihr gut als sie verstand. Sie streckte ihre Hände zum Dank hin und jeder von uns ergriff eine und hielt sie lange. Sie sagte kein Wort. Danach setzte sie sich erwartungsvoll zurecht. Und da habe ich ihr, den Leuchter auf den Rand des Bettes gestützt, die Geschichte des Festes dieser Nacht erzählt. Sie fühlte daß es noch mächtig war; aber sie fühlte doch auch daß ihr nur der Abglanz der festlichen Unsterblichkeit wurde, die uns ergriffen hatte. Als ich geendet hatte ward sie womöglich noch stiller, sank ein wenig vornüber und senkte den Kopf. »Und ich«, sagte sie leise, »durfte nicht dabei sein.« Mit zurückgestützten Armen beugte sie sich langsam auf ihre Füße vor, ihr Gesicht näherte sich dem Fußende des Bettes wo ich stand und über diese Schranke hinweg, die uns nichts nahm, drückte ich auf ihre geneigte Stirn das festliche Mal das die andern schon empfangen hatten.