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Herbstlieder für Freunde

I

Seht, wie draußen schon die Blätter fahlen!
Sommer ging, das Jahr ward reif und müd,
füllt noch bunten Flitter in die Schalen,
lächelt noch ein wenig, wenn er glüht,
dennoch aber weiß es: immer jäher
neigt sein Ablauf sich dem Ende zu
und gelassen wie Prophet und Seher
geht es ein zu Dunkelheit und Ruh.

Liebender in diesen langen Nächten,
enger Herz dem Herzen zugewandt,
also, Freunde, holt aus euren Schächten
der ein Leuchten, jener einen Brand.
Allen Seelen, die in Schmerzen wachen,
allem Leid geschwisterlich gesellt,
eilet, ein Adventlicht anzufachen
in der Winterfinsternis der Welt.

II

Nicht mehr, o Freunde, über Vergänglichkeit trauern
sein unsrer Herbste Beruf und innerer Sinn!
Sehen wir uns umstellt von düsteren Mauern,
senden wir Vögel der Sehnsucht darüber hin.

Wandervögel sind es, entbehrungsgereiste,
Kinder der Schwermut, gezeugt von Not und Verzicht.
Aber weil ein himmlischer Atem sie streifte,
tragen sie auch die Farben von himmlischem Licht.

Bläue tragen sie, Schmelz auf ihrem Gefieder,
Grün ewiger Auen, von Morgenröten das Rot.
Schickt in die Lüfte, Freunde, die Vögel der Lieder!
Singt euch die Sonne und Leben holt aus dem Tod!


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