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An Fanny.

Ausgeras't hat jetzt der Stürme Toben;
    Weggezogen ist das Wolkenheer
    Und der ferne Donner rollt nicht mehr;
Hell ist Alles unten, Alles oben,
    Hell ist Alles um mich her.

Fröhlich lacht der Himmel; voller Wonne
Baden sich im Glanz der Abendsonne
    Erd' und Meer; und durch die heitre Lust
    Wallt der Lilien und Rosen Duft.

Quellen murmeln; alle Stauden blühen;
    Jeder Vogel singt in seinem Nest;
Her von Süden weht ein sanfter West;
    Alle Wipfel rauschen; alle Gipfel glühen –
    Die Natur begeht ein Fest.

Mir ist aber festlich nicht zu Muthe!
Fieberängstlich wallt's in meinem Blute;
    Schwindlicht immer kreißt's um mein Gehirn;
Und der Abenddämmrung sanfte Kühle
Nach des Tages gluthbeklommner Schwüle
    Kühlt nicht meine heiße Stirn.

Meine Donnerwolken fliehen nimmer;
     Mir im Busen tobet noch der Sturm;
Denn am Herzen nagt mir Armen immer
     Dunkel ein verborgner Wurm.

Ach! indem die Sonne weit und weiter
    Dehnt der Abendflügel goldne Pracht,
Während Alles rosig, hell und heiter
    Nächtlich-stiller Ruh' entgegenlacht,

Sitz' ich hier im klangerfüllten Haine,
    Süß umwallt von seiner Rosen Duft,
    Sanft umweht vom Blüthenhauch der Lust,
Hold umstrahlt vom goldnen Abendscheine,
Ach, Geliebte! fern von dir – und weine.

*


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