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Theelied.

Andre Sänger preisen
Längst in vielen Weisen
Wein und Punsch und auch Episkopal.
Bier sogar und Mumme
Wecket oft Gesumme
Selbst an unsrer Nutzenschaffer Mahl.
Ja, das liebe Wasser
Hat nicht lauter Hasser
In der wackern Leiermänner Kreis.
Aller Art Getränke
Fanden volle Bänke,
Wo mit Klingklingkling erscholl ihr Preis.

Klingt nur meinetwegen!
Habe nichts dagegen!
Kling' ich selbst doch mit, so viel ich kann!
Mir ist nicht verborgen,
Daß zum Trutz der Sorgen
Nektar uns in jedem Tropfen rann.
Aber, liebe Zecher
Bei Pokal und Becher,
Auch die Tassen haben ihren Klang!
Fröhlich trinken lassen
Uns auch helle Tassen
Mit Gekling' im hellen Rundgesang!

Drum weil andre Weisen
Andern Nektar preisen
In so mancher andern Assamblee;
Soll mein Lied vor allen
Dir zum Ruhm erschallen,
Guter, annoch unbesungner Thee!
Manche stille Tugend
Hast du vor der Jugend,
Die im ält'sten Weine tobt, voraus.
Machst du nicht Poeten,
Helden und Propheten;
Machst du Keinem auch den Kopf zu kraus.

Weiß in weißen Schalen,
Die von Blumen strahlen,
Prangest du so unschuldsvoll und schön;
Und in deinen Düften
Scheint von Edens Lüften
Uns ein Blüthenbalsam anzuwehn.
Zucker ward und Sane
Dir im Porzellane
Zugesellt, du milder Nektarthau!
So der Lipp' entgegen,
Wie ein Maienregen,
Rieselst du, erquickend, süß und lau.

Fern gepflanzt in China,
Zog dich Eufrosina,
Edler Sproß, du würzereicher Thee,
Durch Kameel und Winde
Führt' Aglaja linde
Dein Gewächs uns über Land und See;
Und Thalia frischte
Deine Blüth' und mischte
Ihres Odems Wohlgeruch hinein;
Und der Charitinnen
Holde Priesterinnen
Weichten dich in schöngeformten Stein.

Wenn ich überlege,
Welche schöne Wege
Du zu deines Sängers Händen gehst;
Steht kein Purpurbecher
Vor dem Bischofzecher
Halb so reizend, wie vor mir du stehst.
Mädchenhände pflückten,
Mädchenfinger drückten
In den schönen Urnentopf dich ein;
Von des Tisches Ende
Reichen Mädchenhände
Mir dich hin – o, du bist mehr als Wein!

Immer will ich preisen
Mit verschiednen Weisen,
In vertrauter kleiner Assamblee,
Wenn die Schalen blinken,
Und die Holden winken,
Dich und deine Grazien, o Thee!
Höre mich, o höre,
Freundliche Cythere,
Wo du Myrthen dir zur Laube wölbst!
Sieh'! an diesem Mahle
Küss' ich nur die Schale,
Und ich küßte sie so gerne selbst!

*


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