Achim von Arnim und Clemens Brentano
Des Knaben Wunderhorn / I. Band
Achim von Arnim und Clemens Brentano

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Der geistliche Kämpfer.

Aus einem Manuscript in der Sammlung von
Clemens Brentano.

                            Groß Lieb thut mich bezwingen,
Daß ich muß heben an,
Von einem Kämpfer singen,
Der war so wohlgethan.

Den Kämpfer will ich nennen,
Daß ihr könnt merken wie,
Und eigentlich erkennen,
Christ Gottes Sohn allhie.

Der Kämpfer tugendreiche,
Nahm sich vor einen Sinn,
Aus seines Vaters Reiche,
Schickt er seinen Boten hin.

Zu einer schön Jungfrauen,
Wohl in dem Morgenland,
Die wollt er gerne schauen,
Da er sein Boten sandt.

Wollet ihr sie auch kennen,
Die Jungfrau minniglich,
Gabriel thut sie nennen,
Und spricht gar tugendlich,

Da er sie grüßt geschwinde,
Sprach Ave Maria,
Mit Worten also linde,
Plena gratia.

Er pflag auch süßer Worte,
Bey der Jungfrauen rein,
Bis sie aufschluß die Pforte,
Und ließ ihn zu sich ein.

Die Jungfrau berührt ihr Herze,
Und sprach: »Ach wer ist der,
Der in fröhlichem Scherze,
Begehrt zu mir her?«

Der Bot der antwortt schiere:
»Er ist gewaltiglich,
Er kommt herab zu dire,
Er macht euch alle reich.«

Maria sprach mit Züchten:
»Ich thu keins Manns Begehren!«
»Sollst mit mägdlichen Früchten,
Ein Kind ohn Mann gebären.

Gotts Sohn von Ewigkeite,
Der kommt herab zu dir,«
Sie sprach: »Ich bin bereite,
Nach deinem Wort geschehe mir.«

Die Welt die stand in Sorgen
Mehr dann fünf tausend Jahr,
In Höllengrund verborgen,
Bis kam der Kämpfer klar.

Das wollt er wieder kehren (wenden),
Der edel Kämpfer werth,
Sein Blut um uns verehren,
Und kam herab auf Erd.

Durch uns so ward er junge,
Wohl bey der reinen Maid,
Vom höchsten Thron entsprungen,
Aus Gottes Ewigkeit.

Bey ihr war er zur Zeite
Wohl drey und dreyßig Jahr,
Eh daß er ging zu Streite,
Der edle Kämpfer klar.

Darnach ward man ihn spüren,
Bey der Jungfrauen klar,
Darum thät sich aufrühren,
So gar ein große Schaar.

Sie thäten ihn auch fahen,
So gar mit scharfer Wehr,
Er ward auch hart geschlagen,
Der edel Kämpfer hehr.

Mit Geißlen und mit Ruthen,
Ein Kron mit scharfem Dorn,
Das litt er durch sein Güte,
Und sühnt damit den Zorn.

Ein Urtheil ward gesprochen
Wohl zu derselben Zeit,
Sein Seite ward durchstochen,
Geschlagen ans Kreuz so breit.

Da stand Maria elende,
Und sah den Kämpfer an,
Sie rang ihr schneeweiß Hände,
Sprach: »Wem willst mich hie lahn (lassen).«

Er sprach zu ihr mit Schmerze:
»Sieh Weib, das ist dein Sohn!«
Damit brach ihm sein Herze,
Den Kämpfer bet ich an.

Daß er uns wöll behüten,
Wohl vor der ewgen Pein,
Maria durch dein Güte,
So thu uns Hülfe-Schein.

Das sey zu Lob gesungen,
Maria der reinen Magd,
Von ihr ist uns gelungen,
Das sey ihr Lob gesagt.


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