Sagen aus Schleswig-Holstein
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Nächtliche Schiffsfahrten

Ein Schiffer von Wangeroog lag mit seinem Schiff vor Friederikensiel. Abends ging er mit seiner Mannschaft gut und wohl zu Bett. Als aber die Flut kam und das Schiff flott wurde, da war das Wasser voll Leben und Lärmen. Der Schiffer stand auf, um nach dem Rechten zu sehen, konnte aber nicht aus dem Vorunner (der Kajüte) herauskommen; deshalb sagte er zu seinem Steuermann, der auch seine Koje im Vorunner hatte, er möge aufstehen, aber auch der konnte nicht herauskommen. Nun hörten sie, wie die Segel schlugen und klatschten, und das Schiff legte sich schwer auf eine Seite, wie wenn das Wasser sehr hohl geht. Der Schiffer sprach: »Das Schiff segelt ja!« Da kam eine Stimme sss! und bedeutete ihn ruhig zu sein. Als es Morgen war, machten sie das Vorunner wieder offen, ohne daß sie die geringste Schwierigkeit wie in der Nacht hatten. Wie sie auf das Verdeck kamen, lagen knietief Blätter auf Deck, und überall stand es voll Blut. Das Schiff selbst aber lag auf derselben Stelle, wo es am Tage zuvor gelegen hatte.

 


 


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