Sagen aus Schleswig-Holstein
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Die Überfahrt der Zwerge nach Amrum

Einst wurde der Fährmann auf Föhr, der mit seinem alten Boote die Überfahrt nach Amrum besorgte und in Utersum ein halbverfallenes Haus besaß, in einer stürmischen Nacht durch starkes Klopfen aus dem Schlafe geweckt. Als er in die Dunkelheit hinaustrat, konnte er nichts sehen, aber eine dünne Stimme fragte ihn, ob er einige Fahrgäste nach Amrum übersetzten wolle. »Bei diesem Wetter nicht!« erwiderte der Fährmann, aber die Stimme rief wieder: »Fahrt nur zu, es soll Euer Schaden nicht sein, und mit uns sinkt das Boot nicht!« Nach langem Überlegen entschloß sich der Schiffer endlich, die Fahrt zu wagen, und ging zu dem Anlegeplatz, wo er sein Boot angebunden hatte. Schon ehe er dort ankam, hörte er ein gedämpftes Stimmengewirr und dazwischen lautes Poltern im Boote. Als er herangekommen war, fand er es so voll von kleinen Odderbaanki, daß er selbst kaum noch Platz finden konnte. Glücklich brachte er die erste Ladung nach Amrum, kehrte zurück, und dann setzte er noch viele Male von den kleinen Gästen über. Sobald sie die Insel Amrum erreicht hatten, verließen immer alle ohne ein Wörtchen des Dankes schleunigst das Boot, auch die letzten, die er übersetzte, verschwanden so. Mißmutig über diesen Undank kehrte der Schiffer heim. Doch als er zur Tür hineingehen wollte, stieß sein Fuß gegen einen harten Gegenstand. Er bückte sich und fand, daß es ein Hut war, mit lauter Goldstücken gefüllt, die hatten die Zwerge als Lohn für die Überfahrt dort heimlich hineingelegt. Der Schiffer war nun reich genug für sein Lebtag und konnte ein sorgenfreies Leben führen.

 


 


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