Sagen aus Sachsen
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Die Geisterkatze von Magdeburg

Erzbischof Albrecht von Magdeburg, der Bruder Joachims I., hatte einen Kater, der Kurt hieß. Das Tier saß stets neben dem Bischof auf einem samtenen Polster am Tisch. Man setzte dem Kater das beste Fressen vor, nachts lag er vor dem Bett seines Herrn. Er war aber ein böser Geist. Doch das wußte niemand am erzbischöflichen Hof, auch seinem Herrn war es unbekannt, bis es endlich offenbar wurde.

Eines Tages hatte der Bischof einen reitenden Boten abgesandt, der sich nach Erledigung von allerlei Geschäften verspätet hatte, so daß er die Nacht auf freiem Feld verbringen mußte. Der Mann band sein Pferd an einen Baum, legte sich daneben zur Ruhe nieder und befahl seine Seele unserm Herrgott. Kaum hatte er sich hingestreckt, schwirrte ein Schwarm Geister auf den Baum; diese stellten untereinander eine Umfrage an, was jeder von ihnen den Tag über aus gerichtet habe. Einer von ihnen aber wollte wissen, wieso es komme, daß der liebwerte Kurt des Erzbischofs heute ferngeblieben sei, ohne freilich hierüber Auskunft zu erhalten.

Als die Gespenster mit großem Getümmel wieder abgezogen waren setzte sich der Bote aufs Pferd und ritt trotz Nacht und Dunkelheit weiter. Nach seiner Rückkehr fragte ihn der Bischof am Nachmittag, warum er sich verspätet habe. Nun erzählte der Mann alles, was er gehört hatte und wie sich die bösen Geister auf dem Baum nach dem Kurt erkundigt hatten.

Da sprang plötzlich die Katze mit einem Ruck vom Polster in die Höhe und begann greulich zu fauchen und zu miauen, als ob sie den Boten ausschelten wolle. Dann fuhr sie mit einem Satz zum Fenster hinaus und hat sich nie wieder blicken lassen.

 


 


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