Sagen aus Sachsen
Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die schmatzenden Toten zu Oschatz

Als die Pest 1552 zu Oschatz wütete, wurden zu Ende des Augusts zwei Wächter angestellt, welche 3 Nächte auf dem Gottesacker wachen und horchen sollten, ob es wahr sei, was man berichtet, daß die Toten geschmatzt hätten. Es war nämlich die Sitte, wenn man solches vernommen und daraus geschlossen hatte, daß die schmatzenden Toten noch mehrere ihrer Freunde nachholen würden, dieselben auszugraben, ihnen die Kleider, daran sie kaueten, aus dem Munde zu reißen und ihnen mit dem Grabscheite den Kopf abzustechen. Noch heute entfernen an vielen Orten im Königreiche Sachsen darum die Leichenweiber sorgfältig alles vom Munde des Verstorbenen, ehe er eingesargt wird, damit er nichts von seinem Anzuge mit demselben erreichen kann.

 


 


 << zurück weiter >>