Sagen aus Sachsen
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Die Wettermacher zu Leipzig

Einst haben zwei vornehme Männer sich in Gegenwart M. J. Rüdingers über das, was sie in ihrer Jugend begangen, miteinander unterhalten und folgendes erzählt. Als sie zu Leipzig studieret, haben sie ihrem Famulus sein Schwarzkünstlerbuch genommen und beim Spazierengehen mitgenommen und darin eine mit gewissen Worten und Charakteren und sonderbaren Werken und Verrichtungen beschriebene Kunst, Wetter und Donner zu machen gefunden. Nun haben sie auf freiem Felde gesehen, daß kein einziges Wölkchen am Himmel gewesen, und so hat einer von der Gesellschaft angefangen, ob sie nicht ein Kunststück aus ihres Famuli Buche versuchen wollten. Einige haben ja, andere nein gesagt, da aber die meisten Stimmen gegolten, und diese dafür gewesen, die Kunst zu probieren, hat jeder etwas dabei tun müssen. Der eine hat den Kreis machen, ein anderer ein Grüblein graben, der dritte Wasser holen und hinein gießen, der vierte die hineingemengte Materie umrühren, der fünfte die Charaktere malen, der letzte aber die im Buche vorgeschriebenen Worte im Kreise vorlesen müssen. Darauf hat es sich aber zugetragen, daß, so hell der Himmel zuvor gewesen war, so dunkel er jetzt ward, und je mehr sie fortfuhren das vorgeschriebene Werk zu verrichten, desto schwerer hat sich das Gewitter gezeiget. Darauf sind sie auf die Knie gefallen und haben mit aufgehobenen Händen zu Gott gebetet, daß er ihnen solches, was sie aus Fürwitz getan, um des Teufels Macht zu probieren, um Christi Willen vergeben möge, sie wollten auch Zeit ihres Lebens es nimmermehr wieder tun und alle davon abmahnen. Darauf ist allgemach das Gewitter wieder vergangen und der Himmel schön und hell geworden, sie haben aber das Buch in die nahe fließende Pleiße geworfen, so zwar, daß sie es vorher aufgeblättert und aufgesperrt und Steine an die Ecken gebunden, daß es desto eher im Wasser verderbt würde.

 


 


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