Sagen aus Posen
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Die Unterirdischen und das Glück eines Bauern

Ein alter Bauer überdachte zufrieden den guten Ertrag seiner Wirtschaft; der Roggen gab reichliche Frucht, die Kartoffeln und Rüben gediehen prächtig, auch das Vieh war in gutem Stand.

Die Bauern aus der ganzen Nachbarschaft wunderten sich, wieso er, der als kleiner, armseliger Knecht in diese Gegend verschlagen worden war, es zu solchem Wohlstand gebracht hatte. Das begriff der Bauer lange Zeit selbst nicht. Schließlich kam er jedoch dahinter.

Schon Jahre hindurch merkte der Mann, daß ihm stets, wenn er, schönes weißes Mehl aus der Mühle nach Hause fuhr, einige Metzen Mehl fehlten. Einmal wollte er der Sache doch auf den Grund kommen. Als er eines Tages mit seiner Fuhre wieder nach Hause kam, lud er die Säcke im Hausflur ab, legte sich in der Nähe der Säcke auf die Lauer, schnarchte und stellte sich, als ob ihn die Müdigkeit übermannt hätte. Siehe da, plötzlich tauchte ein ganzes Heer kleiner Männchen unter dem Herde auf und schlich sich durch die halbgeöffnete Tür zu den Säcken heran. Dann begannen die Kleinen flink die Säcke zu öffnen und aus jedem einige Schaufeln Mehl in kleine Beutelchen zu füllen. Darauf banden sie alles wieder zu und verschwanden mit ihrer Beute unter dem Herd. Der Bauer erzählte niemandem, was er gesehen hatte, und dachte: »Laß nur die kleinen Gesellen, auf das bißchen Mehl kommt es nicht an.« Diese Nachsicht war der Grund für sein Glück. Sein Reichtum wuchs zusehends, und bald konnte er sich ein Gut kaufen.

 


 


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