Sagen aus Böhmen
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Der Tod geht vorbei

Ein Bauer in Nordböhmen war eines Abends ganz allein im Haus. Als er sich in der Stube ein wenig hinsetzen wollte vor dem Schlafengehen, da fiel sein Blick zufällig zum Fenster hinaus. Und es war ihm, als habe er die alte Predigerin vorbeigehen sehen.

Es dauerte auch nicht lange, da hörte er die Haustür gehen, und es kommt jemand herein. Doch da ihm unheimlich ist, rührt er sich nicht von der Stelle, sondern wartet.

Jetzt erkennt er auch die Stimme der alten Predigerin. Sie redet mit wem, und sie fangen an zu streiten. Schließlich ist es wieder ruhig, und es verläßt wieder jemand das Haus.

Aber auch die Stubentür geht, und herein kommt die alte Predigerin.

»Was machst denn du da für Geschichten?« fragt sie der Bauer.

Sie setzt sich zu ihm und sagt:

»Du kannst von Glück reden. Wie ich hereinkomm, seh ich den Tod im Hausgang lehnen. Ich hab ihn überredet weiterzugehen. Und er ist auch gegangen.«

Dem Bauern kommt der Angstschweiß, doch dann denkt er, daß er Glück gehabt hat, und bedankt sich bei der Alten.

Am nächsten Tag fragt er die Leute, ob jemand gestorben ist. Und ganz richtig: der Tod ist in das Haus des Nachbarn gegangen und hat dort den jüngsten Sohn mit sich genommen.

 


 


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