Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Auf goldenem Throne

Der Kalif Mutawakkil war ungemein bauwütig. Er soll neunzehn Paläste und Schlösser mit einem Aufwande von vielen Hunderten von Millionen erbaut haben, unter ihnen als einen der herrlichsten einen Palast, der Alburdsch d. i. Der Thurm, genannt wurde. Er ließ darin ein großes Bildwerk aus Gold und Silber an bringen, auch einen großen Teich, dessen Seitenwände und Boden er mit silbernen Platten belegen ließ, und an dem Teich ließ er einen Baum aus Gold aufstellen, dessen Kronen mit Juwelen bestreut waren und in dessen Zweigen verschiedene Arten von Vögeln zwitscherten und pfiffen. Diesen Bau nannte er die Glückseligkeit.

Auch wurde ihm ein großer Thron aus Gold errichtet, an dem die Figuren zweier großen Löwen angebracht waren, und die zum Thron hinaufführenden Stufen waren bedeckt mit den Figuren von Löwen, Adlern und anderem Getier nach dem Vorbilde von Salomos Thron, wie er in der Literatur beschrieben wird.

Die Mauern des Schlosses waren inwendig und draußen mit vergoldetem Mosaik und Marmor bekleidet. Die Kosten dieses Baus beliefen sich auf 170 000 Denare.

Als der Kalif zum erstenmal auf diesem goldenen Throne Platz nahm, war er bekleidet mit gestickten Gewändern aus schwerer Seide, und befahl, daß ein jeder Gast, der vor ihm erscheinen würde, in gewebten Stickerei-Gewändern oder in reiner Brokatseide gekleidet sein solle.

Die Einweihung des Thrones wurde im Jahre 239 mit einem großen Gastmahl gefeiert, zu dem die Hofleute und persönlichen Bekannten des Kalifen sowie die berühmtesten Sänger und anderweitigen Künstler eingeladen waren.

Während nun alle Welt mit dem Mahl beschäftigt war, wurde der Kalif von einer starken Schlafsucht überfallen, konnte sich ihr aber nicht hingeben. Der alte Minister, Alfatch Ibn Chäkän, der es bemerkte, sprach zu ihm: »O mein Gebieter, dies ist wirklich kein Tag zum Schlafen.« Mutawakkil kämpfte gegen die Müdigkeit an, indem er sich auf das Trinken legte, aber soviel er auch trank, seine Müdigkeit wurde immer größer und das Fest dauerte bis in die Nacht hinein. Aber auch nach dem Ende des Festes konnte der Kalif absolut keinen Schlaf finden. Er ließ sich Veilchenöl kommen, tröpfelte es sich auf den Kopf und roch daran. Aber auch das half nichts.

So verbrachte er schlaflos noch drei Tage und Nächte, danach verfiel er in ein heftiges Fieber. Nun ließ er sich aus dem neuen Palaste fort in einen von seinem Bruder und Vorgänger Wäthik erbauten Palast schaffen und blieb dort in schwerer Krankheit sechs Monate lang. Als er einigermaßen wieder hergestellt war, ließ er den Palast Alburdsch zerstören, weil er in ihm krank geworden war, und alle dort angebrachten Ornamente aus Edelmetall ließ er zu Münze prägen.


 << zurück weiter >>