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Vierter Aufzug.

Platz vor dem Hause des Tasso zu Sorrent. Im Hintergrunde das Meer und der Vesuv.

Erster Auftritt.

Cornelia. Angioletta.

Angioletta.

Wie geht es unserm Kranken?

Cornelia.

Zeitig schon
Hat er den Blick gelabt von jenem Erker
Am weiten Meer, die Morgensonne grüßend,
Die flammend sich emporhob aus der Tiefe.

Angioletta.

Ich kann ihn fast nicht ohne Thränen schauen!
Seit er hier zu Sorrent, ist er verwandelt,
Und kaum erkenn' ich mehr den vor'gen Tasso.
Nichts mehr von seiner alten Heftigkeit,
Nicht mehr der schnelle Wechsel der Empfindung,
Der früher jeden Augenblick von Lust zu Schmerz,
Von Schmerz zu Lust ihn trieb. –

Cornelia.

Nun ist er sanft
Und ruhig, seine Klagen sind verstummt,
Von mildrer Gluth scheint seine Brust durchwärmt,
Aus sturmbewegter See scheint er geflüchtet
Zum sichern Port.

Angioletta.

Ein Wanderer, der endlich
Von weiter Reise kehrt, den Staub des Weges
Abschüttelt an der Thüre seines Hauses,
Hat er an dieser lang' ersehnten Schwelle
Von sich geworfen, was von Erdenstaube
An ihm noch haftete und, halb verklärt,
Scheint er ein Gast nur noch in dieser Welt! –

Cornelia.

Er geht dem Grate zu mit seltner Fassung,
Und wie ein Mann zuvor sein Haus bestellt,
Eh' er sich einschifft zu der weiten Fahrt,
Hat eifrig, unablässig er gesorgt,
Sein Werk der Welt in würdigster Gestalt
Als ew'ges Denkmal seines Ruhms zu lassen.

Angioletta.

Die letzten Strahlen jener Sonne, die
Nun bald für immer von ihm scheiden wird,
Vergolden schön den Abend seines Lebens.
Sein Ruhm tönt laut, so weit die Sprache reicht,
Weit über Welschlands Grenzen fern und nah;
Der Nebel, den der Neid, Mißgunst, Verleumdung,
Parteienwuth um seinen Glanz geschichtet,
Er ist zerronnen, und sein strahlend Bild
Steht lichtumflossen für die Ewigkeit.

Cornelia.

Jetzt ist mein Haus von diesem Glanz umleuchtet,
Doch ach, wie bald wird's wieder dunkel werden
Und nachtumhüllt! Angioletta, sprich,
Soll mir sein Tod, wenn Gott ihn zu sich ruft,
Nicht ihn allein nur nehmen, der mir nur
Geschenkt ward, schnell ihn wieder zu verlieren?
Soll jede frohe Hoffnung mir mit Tasso
Zugleich verschwinden? Soll nicht der Schwester nur,
Soll auch der Mutter Herz zerrissen werden,
Wenn wir, ach, nur zu bald! sein Grab bereiten?
Du kennst die Wünsche meines Herzens, Mädchen,
Mein Sohn – du siehst ihn täglich, kennst ihn ganz:
Die Mutter darf ihn loben ohne Scheu;
Er liebt dich! Laß –

Angioletta.

O, schweigt, ich bitt' Euch innig!
Ihr schneidet mir ins Herz!

Cornelia.

So sprichst du stets
Und scheuchst das halb entflohne Wort zurück
Auf meinen Lippen! Soll Antonio
Nicht hoffen dürfen?

Angioletta.

Ihr seyd seine Mutter,
Ihr kennt jedwede Falte meiner Seele,
Gleich einem Buche liegt mein Herz Euch offen,
Den Inhalt draus zu lesen, Alles wißt Ihr,
Und könnt mich werben doch für Euren Sohn?

Cornelia.

Weil ich dich kenne eben, werb' ich dich.

Angioletta.

Ich kann die Braut nicht seyn von irgend Einem,
Von Tasso nicht, von einem Andern nicht.
Was wär' ich Eurem Sohn? Ihm wird im Leben
Noch oft ein ungetheiltes Herz begegnen,
Das seine Liebe gern erwiedern wird;
Was wär' ich ihm, was könnt' ich ihm wohl seyn,
Ich, die ein wunderbar Geschick bestimmte,
Mit Tasso's Seyn das ihre zu verweben?

Cornelia.

Nicht immer wirst du denken so wie jetzt,
Den Brautkranz fliehn, der jungen Locken ziemt.

Angioletta.

Nicht bräutlich lächelte die Jugend mir,
Und kaum erscheint, nur wie ein dunkler Traum,
Erinn'rung mir von flücht'gen Augenblicken,
Die mir wie Jugend dünkten. Ihn allein
Von allen Männern kannt' ich und verlangte
Nicht andere zu kennen. Ihn verehrte,
Für ihn erglühte in Bewunderung,
In unbewußter, willenloser Neigung
Mein ganzes Wesen! So wie Stoff und Bild
Eins ist und nicht zu trennen im Gewebe,
So flicht sich Tasso's Wesen in mein Leben.

Cornelia.

Was du für Liebe hältst, es ist nicht Liebe,
Es ist nicht Liebe, theure Angioletta!
Ein seltsames Verirren deines Herzens,
Das sich mißkennt und sein Gefühl mißkennt!
Ein Widerspruch –

Angioletta.

So nennt es Tasso auch;
Doch wie Ihr es benennt, es gilt mir gleich,
Es ist! – Wie's ist, warum, ob Wahrheit, ob ein Wahn,
Ich frage nicht. Nennt Ihr es Liebe nicht –
Mag seyn! Doch ist's die Luft, das Licht, in dem
Ich lebe. Ward doch zwischen mir und Tasso
Die Liebe nie genannt zuvor, und weiß ich doch,
Tasso liebt' eine Andre, liebt sie noch.

Cornelia.

Du weißt es, und doch liebst du ihn? Unmöglich!

Angioletta.

Tasso gehört nicht mir, doch ich dem Tasso.

Cornelia.

Macht ist's der Einbildung, nicht Macht der Liebe! –
Ein sonderbarer Zufall wollt' es so,
Daß du allein mit ihm und, abgeschieden
Von Welt und Menschen, neben ihm erwachsen.
So schien Er dir die Welt, weil außer ihm
Dir Alles fremd. Du bist ihm unterthan,
Sein Geist beherrscht den deinen unbeschränkt,
Doch Liebe, holdes Kind, Lieb' ist es nicht! –
Und wenn der nahe Tod ihn dir entreißt,
Was wird, unglücklich Mädchen, dann mit dir?
Willst du an deinem selbstgeschaffnen Wahne
Festhalten, wenn die Wirklichkeit sein Bild
Schon längst entrückt?

Angioletta.

Fürwahr, ich denke täglich,
Ja stündlich seines Endes, und doch, seht,
Es hat mich nie erschreckt, ihn todt zu denken.
Ich habe, seit ich fühle, keine Stunde
Verlebt noch ohne ihn; ich weiß es nicht,
Ob ich vermöchte, ohne ihn zu leben,
Und doch will mir sein Tod nicht Trennung dünken.
Ob ich die Sonne lang' noch schauen werde,
Wenn er dahin, ich weiß es nicht;
Fast sollt' ich meinen, nein! Doch wie es sey,
Was auch noch meinem Leben aufbewahrt,
Laßt mich Euch Eines sagen, wie ich's fühle:
Das Reiflein unscheinbares Gold, in das
Einst das Juwel, der Edelstein der Welt,
Der keine Schätzung hat und den kein Werth
Bezahlt, gefaßt war, – wenn der Reif auch bleibt,
Was ist er noch, sobald das Kleinod hin,
Das er umschlossen hielt?

Cornelia.

Nicht ich allein,
Tasso wünscht minder nicht als ich es wünsche,
Dich bald vermählt zu sehn. Es peinigt ihn,
Wenn er der Zukunft denkt.

Angioletta.

Ich weiß.

Cornelia.

Das Leben
So hoffnungslos anschaun, beendet glauben
Im Jugendlenze, wenn es kaum begann,
In deinen Jahren, ist ein krankhaft Zeichen! –

Angioletta.

Es mag so seyn! Ihr wißt es, selbst die Perle,
Der höchste Schatz im dunklen Meeresreich,
Wird ja in kranker Muschel nur gefunden,
So hat auch meine Liebe, Perlen gleich,
Sich krankhaft, nur aus Leid und Schmerz entwunden!
Doch still! Da kommt er selbst!

Zweiter Auftritt.

Vorige. Tasso.

Angioletta.

Gott grüß' Euch, Tasso!
Wißt Ihr wohl, daß ich zürne? Eure Schwester
Hat ganz von Eurer Pflege mich verdrängt.
Ihr kränkt mein Recht an Euch!

Tasso.

Du süßes Wesen,
Das immer Balsam bringt!

Angioletta.

Wie geht es Euch?

Tasso.

So wie der Lampe, der das Oel gebricht;
Sie flackert fort – ein Hauch, und sie erlischt.

Angioletta.

Nein, nein, mein edler Freund! Wie Euer Geist
Zur Ruhe kam, das leidende Gemüth
Allmählig sich erholt von seinen Wunden,
Die still vernarbt, so wird hier in Sorrent,
Wo nichts als Lieb' und Friede um Euch weht,
Der Körper bald so wie der Geist genesen.

Tasso.

Sieh den Vesuv dort, wie er in die Lüfte
Emporragt still und hehr und feierlich!
Es schwimmt das Goldgewölle um sein Haupt,
Als trüg' er eine Kron', und Purpur wallt
Ihm von der Schulter, wie ein Fürstenmantel!
Wie Alles sich so friedlich um ihn schmiegt,
Kräuselnde Lust, die dunkeln, schlanken Wipfel,
Die grünen Rebenhaine und das Meer,
Das wie ein klarer Spiegel fern erglänzt:
Und sieh, doch glüht und raucht, und dampft sein Schlund!
So ist mein Friede auch! Ich flamme nicht
Und werfe zürnend Schlacken aus, wie sonst,
Kein glüh'nder Lavastrom fluth' ich herab,
Doch immer brennt's und raucht's noch in der Tiefe.

Cornelia.

Doch diese Gluth verheert nicht, sie erwärmt.

Tasso.

Mit allen Mängeln, glaubt es mir, ihr Lieben,
Mit allen Mängeln unsrer Menschlichkeit,
Mit denen wir geboren, scheiden wir;
Nicht einer fehlt, nicht eine unsrer Schwächen;
Doch wird Gott milder als die Menschen richten.

Angioletta.

Euch, Tasso, standen Eure Mängel schön.

Tasso.

Ich habe aus den Stürmen dieses Lebens
Mit Mühe nur mein edler Theil gerettet,
Und nah' am Grab' erst Hab' ich mich erkannt
Und mir die wahre Freiheit erst errungen,
Die aller ird'schen Band' und Kerker spottet!
Mit meinem Gotte hab' ich mich versöhnt,
Und meine Rechnung mit der Welt geschlossen;
Doch ob ich milder, stiller auch geworden,
Gereint nur ist die Gluth, nicht ausgelöscht.

Cornelia.

Das wolle Gott nicht, daß sie je erlösche!

Tasso.

Von allen Wünschen, die mich einst durchglüht,
Ist mir nur Einer noch zurückgeblieben,
Der mir nunmehr für alle andern gilt:
Ja, jenes Werk, die Arbeit meines Lebens,
Das ich begann, als ich ein Jüngling blühte,
Das ich als Mann gepflegt, bis an den Sarg
Mit mir genommen, das im Glanz des Hofes,
In Kerkernacht, kaum meiner Sinne mächtig,
Ich treu gepflegt, das meines Glückes Anlaß
Und meines Unglücks Quelle war,
Das mir die Liebe und den Haß erweckt –
Das wollt' ich noch mit vollen Seelenkräften
Ausstatten, der Vollendung Siegel drücken
Auf seine Blätter, eh' mein Licht erlischt,
Damit es lebe, wann sein Sänger todt.

Cornelia.

Und leben wird es und dein Ruhm mit ihm!

Angioletta.

Ihr habt's getränkt ja mit Unsterblichkeit.

Tasso.

Was ich gefehlt, geirrt, bedecken soll's
Die kühle Erde und erwähnen nicht
Mein Leichenstein! Was ich erstrebt, der Strahl,
Den mild ein Gott von seinem eignen Glanze
Gesenkt in meine Brust, er möge leuchten
Durch künft'ge Zeit, nicht mich, nein, Ihn zu preisen,
Der mir den Mund gelöst, den Geist beflügelt!
Ich war ein armer, unglücksel'ger Mensch,
Verfolgt, geschmäht, gefangen, elend, krank,
Jedwede Freude war von mir gewichen,
Nichts nannt' ich dauernd mein, was Glück gewährt;
Ein Dichter aber bin ich doch geblieben,
Ein Dichter bleib' ich bis zum letzten Hauch,
Ein Dichter, schlägt die Stunde, will ich sterben.

Dritter Auftritt.

Vorige. Ein Bürger von Torrent.

Bürger.

So eben ist der Fürst Aldobrandini,
Gefolgt von Dienern und von Edelleuten,
Hier eingeritten in Sorrent und fragt
Nach Eurem Haus und nach Torquato Tasso.

Cornelia.

Aldobrandini?

Bürger.

Ja! – Er stieg vom Rosse.
Und lenkte gleich hieher. Ich sprang voraus,
Euch solchen glänzenden Besuch zu künden.

Tasso.

Ich durfte einst der Gunst mich dieses Fürsten
Vor Andern rühmen. - Ein erlauchter Herr,
Verehrt von Alt und Jung, und hoch gepriesen,
Der Künste schätzt und werth den Künstler hält;
Der nur den Geist, nicht äußern Flitter achtet,
Ein Freund des Manns, nicht seines Ranges ist;
Sein Herz wie lautres Gold, wie Frühling mild,
Leutselig, frei von Hochmuth und von Dünkel,
Belesen und gelehrt, ein wahres Muster
Und Vorbild seines Standes, so wie Alle
Seyn sollten und so Wenige nur sind -
So kannt' ich ihn. Er steht in größtem Ansehn
Am röm'schen Hofe.

Cornelia.

Sieh, da naht er schon.
Ein stattliches Gefolg'!

Tasso.

Laßt uns ihn grüßen
Mit Ehrfurcht, die solch einem Mann gebührt.

(Er geht den Kommenden einige Schritte entgegen.)

Vierter Auftritt.

Vorige. Cardinal Aldobrandini mit einem stattlichen Gefolge,

Tasso.

Erlaubt, daß Euch ein Mann entgegen tritt,
Mit schuld'ger Ehrfurcht Euch zu grüßen, Herr,
Deß Name einst nicht fremd war Eurem Herzen,
Ich bin Torquato Tasso.

Aldobrandini

Meinem Herzen
So wenig als dem Ohr der Welt entfremdet
Ist Euer Name. – Eine trübe Zeit
Hatt' Euch auf lange unserm Aug' entrückt,
Gehüllt in Wolken barg sich Euer Licht;
Die Nebel flohn, die früh're Sonne tritt
Mit ihrem alten Glanze aus dem Dunkel.

Tasso

Ich eine Sonne, Herr? Ein Irrlicht nennt mich,
Das hin und her geflackert ohne Rast,
Und unter Gräbern endlich lischt und schwindet.

Aldobrandini

Wohl seh' ich, daß Ihr leidet, edler Tasso,
Doch wolle Gott nicht, daß ein solcher Geist
So früh zu seiner Heimath kehren sollte! –
Doch nun zu meinem Auftrag und Geschäft;
Denn wie mein eignes Herz mich auch getrieben,
Euch aufzusuchen, meinen alten Freund,
So steh' ich hier doch nur ein Abgesandter
Von einem höhern Herrn als ich.

Tasso

Wie, Herr?
Ihr seht, ich staune! Wer in aller Welt,
Von allen Häuptern, welche Kronen tragen –
Und diese nur sind höher als Ihr selbst –
Denkt an Torquato noch, den Sinnverwirrten,
Der längst begraben zu Sankt Anna liegt?

Aldobrandini

Denkt besser von Euch selbst und Euren Gönnern!
Kein Fürstensaal und keine Hütte ist,
Wo Euer Name nicht gepriesen wird.
Was immer die Geschichte dieses Landes
Von unserm Wirken Rühmliches erzählt,
Sie wird es preisen, daß vor andern Ländern
Italien das Heimathland der Kunst.
Sein Volk, gebildeter als andre Völker,
Fühlt ihren Strahl; es gibt hier keine Brust,
Wie grob auch das Gewand, das sie bedeckt,
In der ein Herz nicht schlägt, zu fühlen mächtig,
Was schön und herrlich in der Künste Reich.
Ihr seyd der erste Dichter Eurer Zeit,
Der Stolz des Vaterlands, der Stolz der Welt;
Was neidisch Euren Ruhm verdunkeln wollte,
Es ist zerstoben, niemand kommt Euch gleich.
Es neigt Italien sich huldigend dem Geiste,
Mit dem Gott wunderbar Euch ausgeschmückt,
Und daß davon auf Erden Zeugniß bleibe,
Daß kundig es den fernsten Tagen werde,
Daß Eure Zeit gewürdigt Eure Größe:
Erschein' ich hier ein Bote unsers Herrn,
Clemens des Achten, unsers heil'gen Vaters,
Euch einzuladen, daß Ihr ungesäumt
Zu Rom eintreffen mögt, am Capitol,
Wo einst die Helden Roms den Kranz empfingen,
Gekrönt zu werden mit der Lorbeerkrone,
Dem Sinnbild alles Herrlichen und Großen!
Und – dieß sind unsers Herren eigne Worte: –
Der Kranz, der Andern Ehre wohl verleiht,
Er soll, darf er auf Euren Locken prangen,
Den Ruhm, den er sonst gibt, von Euch empfangen!

Tasso.

Bin ich bei Sinnen wirklich oder kehrt
Die alte Nacht zurück, die einst mich drückte?
Was ist's, das ich gehört? mir eine Krone?
In Rom, dem Throne aller Herrlichkeit,
Am Capitol, im Angesicht der Welt
Soll ich den Lorbeerkranz als Preis empfangen?
Nach aller schnöden Schmach, die ich erfahren,
Soll ich erhoben seyn zu solchen Ehren?
O, bleibe stark, mein Geist, und nicht von Neuem
Laß dich durch irre Wandelsterne führen!

Aldobrandini.

Mög' Euch der Kranz noch lang die Schläfe schmücken,
Und möge Eures Lebens zweite Hälfte
Beglückter seyn, als es die erste war!

Tasso.

Der heil'ge Lorbeer soll mein Haupt umwehn,
Der Kranz mich zieren, der nur Helden ziert,
Und Könige und Herrscher? Darf ich's denken.
Soll, was wie holder Traum mir vorgeschwebt,
Zur schönen Wirklichkeit sich nun entfalten?
Daß mich die Mitwelt werth hält solcher Ehre,
Und daß die Nachwelt diesen Spruch gerecht
Einst finde, ja, ich läugn' es nicht, es schien
Ein Ziel mir, werth für eines Mannes Leben,
Der Seele ganze Kraft daran zu setzen.
Und ich, ich hab's erreicht, von Tausenden erreicht,
Mein einsam Haupt ragt auf zu solchem Glanze! –
Nennt mich nicht thöricht, Herr, weil solche Bilder
Wie lichte Wolken bunt vorüber ziehn
Am innern Auge meiner glüh'nden Seele!

Aldobrandini.

Mit nichten, Freund! Wie sollt' ich nicht begreifen,
Daß Ihr des eignen Werthes Euch bewußt.
Das ist nicht Eitelkeit, und Stolz geziemt Euch!

Tasso.

Der ist kein Dichter, den der Lohn begeistert,
Doch wer nicht heftet heiße Sehnsuchtsblicke
Nach jenem Stern des Ruhms hoch über ihm,
Auch der, erlauchter Herr, auch der ist keiner!

Aldobrandini.

Nicht immer leuchtet er dem Würdigen;
Verdienst entbehrt das Glück, Glück das Verdienst,
Hier aber ist der rechte Mann gefunden.

Tasso.

Ich bin so sehr der Fürstengunst entwöhnt,
Entwöhnt so ganz der äußerlichen Ehre,
Daß mich ihr Strahl berührt, wie einen Blinden
Das ungewohnte Licht, ich steh' geblendet.

Aldobrandini.

Ein Fürst – ein solcher mein' ich, guter Tasso -
Der fürstlich im Gemüth, der seine Krone
Inwärts im Herzen trägt, ein solcher weiß,
Daß all' der Glanz, der seinen Namen schmückt,
Verweht mit seinem Staub. Der schönste Ruhm,
Vielleicht der einz'ge, der ihm übrig bleibt,
Ist, wenn das Licht des Geistes er verbreitet
In seinen Staaten; denn wo Licht, ist Recht! –
So denkt das hohe Haupt, dem ich ein Bote. –
Bereitet Euch zum Aufbruch nun auf morgen,
Wenn's Euch beliebt. Wir selbst geleiten Euch,
Und dieser Zug von würd'gen Edelleuten.
Das Fest ist angeordnet und bestellt,
Und wahrlich, nicht an Gästen wird es fehlen;
Kein mind'rer Kreis, Freund Tasso, als – die Welt!

(Der Vorhang fällt.)
Ende des vierten Aufzuges.


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