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Fünftes Kapitel

In diese ruhigen Tage fiel an einem frühen Morgen eine Botschaft, die Nurredin unserem Freunde zurief, als dieser noch halb schlafend darüber nachgrübelte, weshalb wohl heute die Pferde so wieherten und so auffällig stampften.

»Komm schnell, Matthias! Es sind Beduinen angelangt, eine zahlreiche, waffenklirrende Gesandtschaft.«

Matthias sah aus dem Fenster. »Ein ganzes Lager!« rief er. »Was bedeutet das?«

»Eine Botschaft von dem Scheik der Beni Zenoga an unseren Gebieter.«

»Kennt denn der Scheik den Pascha?«

»Gewiß. Omar ist schon häufig Solimans Gast gewesen, er hat in dem Zeltlager übernachtet und bei den Halbwilden allerhand Raubzeug geschossen, selbst einmal einen Löwen, denselben, dessen Fell unter seinem Arbeitstisch liegt.«

»Ach,« rief Matthias, »dann handelt es sich auch vielleicht hier wieder um einen Jagdausflug.«

In diesem Augenblick wurde unten auf dem Hofe in die Hände geklatscht. »Matthias!« rief die Stimme des Paschas.

»Hier bin ich, Herr!«

»Komme herunter.«

Die unten im Hofe stehenden Beduinen brachten dem Pascha den Gruß ihres Herrn und zugleich die Meldung, daß sich im Umkreise ihres Lagers »Rrrraad, der Herr mit dem großen Kopf« gezeigt habe. »Komm mit deinen Dienern und Pferden, mächtiger Pascha,« hieß es zum Schlusse, »gewähre dem Stamm der Beni Zenoga die Ehre deines Besuches und erlege den Feind, der unsere Frauen und Kinder heimlich zittern läßt. Scheik Soliman wird an der Grenze unseres Gebietes seinen Namen auf deine Stirn schreiben und sich glücklich schätzen, dich als Gast unter seinen Zelten zu beherbergen.«

Der Pascha hielt darauf eine Dankesrede, die nicht minder wortreich und schmeichelhaft war, als jene der Beduinen, und schon wenige Stunden darauf setzte sich ein langer Zug von Pferden, Kamelen und Reitern in Bewegung. – Matthias ritt an Omars Seite. Nurredin hatte ihn mit allem Notwendigen reichlich versehen; seine Tasche barg Gold in Fülle, seine Kleider waren von weicher türkischer Seide, die Waffen das Kostbarste in ihrer Art, der Gürtel am Schloß mit funkelnden Edelsteinen geschmückt, und sein milchweißes Pferd mit silberverziertem Geschirr herausgeputzt. Es fehlte nichts, um das junge Herz zu beglücken und die Leiden der Vergangenheit aus dem Gedächtnis zu tilgen.

Unter Palmen ging es dahin, vorüber an Kaktushecken von Haushöhe, an Olivenbäumen und Feigen. Südlich weicher Hauch umspielte die Stirnen, Vögel sangen, und bunte Farben glühten. Trunkenen Blickes sah Matthias auf die lachende Schönheit ringsumher.

Vier Kundschafter ritten voraus, und bald schneller, bald langsamer folgte ihnen der ganze Zug.

Am dritten Tage erschien Wüstengras und dann spärliches Gesträuch, das den äußersten Rand einer Oase umgab. Die Pferde schnauften und spitzten die Ohren – sie witterten das frische Quellwasser.

Ein dunkler Punkt, der immer breiter und breiter wurde, zeichnete sich am Horizont ab und ließ endlich eine Reiterschar erkennen, Krieger, die im vollen Laufe ihrer Pferde dem Zuge des Paschas entgegensprengten. Mit verhängten Zügeln brausten sie heran, und ein lauter Freudenschrei ging durch die Reihen der Beduinen.

»Beni Zenoga! Sie kommen! Sie kommen!«

»Jetzt wirst du ein militärisches Schauspiel sehen,« lächelte der Pascha. »Scheik Soliman weiß, was sich ziemt.«

Die weißen Gestalten der Beduinen ordneten sich zu zwei verschiedenen Trupps, von denen jetzt ein förmliches Scheingefecht in Szene gesetzt wurde. Mit eingelegter Lanze stürmten sie unter gellendem Kampfgeschrei bis auf wenige Schritt Entfernung gegeneinander heran, um dann, zurückweichend, von beiden Seiten die feindliche Linie möglichst zu umzingeln. Dabei gehorchten, die schlanken arabischen Pferde jedem Zungenschlag ihrer Gebieter, jedem ihnen ins Ohr geflüsterten Befehl. Sie manövrierten wie Soldaten in Reih und Glied, wieherten und schnaubten, als nähmen sie selbst Anteil an dem, was unter ihrer Mitwirkung vorging.

Nachdem das Scheingefecht eine Zeitlang angedauert hatte, umringte plötzlich die ganze Schar den haltenden Zug des Paschas, und Scheik Soliman Ben Mahmud sprengte allein vor die Front, um den nächsthöchsten Würdenträger des Landes zu begrüßen.

»Bist du Omar-Pascha, Befehlshaber von Bengasi?« fragte er dem Herkommen gemäß seinen Gast.

»Der bin ich. Und diese Männer sind mein Gefolge.«

Der Beduine neigte würdevoll das Haupt. »Ich bin Scheik Soliman Ben Mahmud, der Anführer der Deni Zenoga. Gedenkst du als Gast mein Land zu durchreisen, Pascha? Beanspruchst du ein Friedensgeleit?«

Bild: Karl Mühlmeister

»Das wollte ich von dir erbitten, edler Scheik.«

»Dann steige vom Pferde, damit ich dir die Bürgschaft überliefere!«

Omar sprang aus dem Sattel, ebenso der Beduine, und nun folgte eine Szene, die Matthias sehr seltsam fand. Omar kniete nieder, wogegen der Scheik mit ernsthafter Miene den Zeigefinger zum Munde führte und dann seinen Namenszug dem Pascha auf die Stirn schrieb. Als diese Feierlichkeit beendet war, schlugen sämtliche Krieger die Lanzen klirrend gegeneinander und hatten auf solche Weise das Friedensbündnis der Herrscher durch ihr Zeugnis besiegelt. Omar erhob sich. Jetzt erst durfte er dem Beduinenführer die Hand reichen und sich in der Weise eines alten Freundes mit ihm unterhalten.

Dreißig Beduinen ritten dem stattlichen Zuge voran über junges Grün und sprossende Blumen. Die Oase dehnte sich weit hinaus, ein Quell sprang auf, und dann erschienen Palmen, Ölbäume, hohes, weiches Gras und wilder Mais, in dem Tausende von Singvögeln nisteten.

Gegen Abend wurde ein Lager vor einer Höhle aufgeschlagen, Roß und Reiter waren müde und hungrig dazu. Die Reiter hatten frisches Fleisch mitgebracht, Datteln, Eier und Öl, Bohnen in Leinensäcken und Rosinen, es gab Obst und Suppe, dazu ein hartes, trockenes Brot und Wein mit Wasser, aber nach der langen Fahrt schmeckte auch dies bescheidene Mahl noch herrlich. Die Tschibuks (Tabakspfeifen) kamen zum Vorschein, man lag nach orientalischer Weise auf den linken Ellenbogen gestützt und plauderte vor dem Einschlafen von alten Zeiten und Ereignissen. Endlich wurde es ganz still im Lager – Menschen und Tiere schliefen.

Gegen Morgen berührte Solimans Hand die Schulter des Paschas. »Wach' auf, Sidi Omar,« sagte der Scheik. »Die Gazellen sind da.«

Der Pascha sah empor. »Viele?« fragte er.

»Hassan zählt vier Rudel.«

»Dann lasse mir das, welches am schwersten zu beschleichen ist.«

Er weckte den Knaben, dessen Augen noch fest geschlossen waren. »Komm, Matthias, komm, es gibt ein Hauptvergnügen!«

In Solimans Blicken stand eine Frage. »Du liebst wohl diesen jungen Rumy ganz besonders, Sidna Pascha,« sagte er nach einer Pause.

»Ich habe mich sehr an ihn gewöhnt. Doch weshalb siehst du mich so bedeutsam an. Sprich.«

»So höre denn, es heißt hier im Lande, du seist der angenommene Sohn des ehemaligen Bei von Tunis. Aber welcher Eltern Kind du seist, erfuhr niemand. Durch seinen Einfluß brachte dich der verstorbene Bei als obersten Beamten hier ins Land. Aber daß du kein Tripolitaner bist, haben dir die Vornehmen des Landes nie ganz verziehen.«

Auf Omars Stirn lagerte sich eine leichte Wolke. »Lassen wir das, Scheik. Dir meinen Dank, und den anderen werde ich die Zähne weisen. Verlasse dich darauf.«

Zum zweiten Male rüttelte er den noch schlafenden Knaben. »Auf, Matthias, die Gazellen warten.«

Die Jagd begann. Es war gemeldet, auf dem spärlich bewachsenen Vorsprung lagere das größte Rudel. Auch der Leitbock sei dabei.

»Also da hinauf,« rief der Pascha. »Komm, Matthias, wir müssen vor den Wind gelangen.«

Geräuschlos kletterte man empor. In träger Ruhe lagen die Muttertiere da, von dem Nachwuchs umspielt. Auf einmal erhob der Leitbock den Kopf. Seine Ohren bewegten sich. Er lauschte.

»Jetzt,« raunte Omar Matthias zu, »halte auf den Bock. Ich nehme das Tier daneben.«

Zwei Schüsse krachten, aber nur der Pascha hatte sein Ziel getroffen. Unverletzt, in toller Hast sprang der Leitbock seiner Herde voraus, in großen Sätzen von Klippe zu Klippe. Ebenso schnell jagte ihm das Rudel nach. Noch einmal krachte Omars Kugelbüchse, noch ein junger, behender Bock stürzte, überschlug sich und blieb verendet liegen, dann hatte die Herde das Weite gesucht – der Platz war leer.

Von allen Seiten tönten in diesem Augenblick die Schüsse der Jäger. Soliman hatte seinen Leuten verboten, das Jagdvergnügen des Paschas in irgendeiner Weise zu stören, sie warteten also gehorsam, bis der vornehme Gast gewissermaßen das Zeichen zum Beginn selbst gab, und dann erst nahmen sie die Beute aufs Korn.

Auf einmal horchte Omar mit gesenktem Kopfe. »Klang das nicht wie ein ferner Donner?« fragte er seinen Sklaven.

»Vielleicht ist ein Gewitter im Anzuge, Sidna Pascha.«

»Hm, ich glaube es nicht. Hörtet ihr übrigens den dumpfen Ton?«

»Ja, Herr, ja.«

»Da war es wieder,« rief Matthias. »Und noch immer.«

»Wer weiß – es kann der Herr mit dem dicken Kopfe sein.«

Omars Augen glänzten. »Schon jetzt?« meinte er zweifelnd. »Das ist kaum denkbar.«

Die Sklaven nahmen die geschossenen Tiere auf die Schultern, dann ging es hinab zum Lagerplatz, von dessen vorderem Raume her schon mehrere große Feuer den Ankommenden entgegenflammten.

Es war Fleisch für die beiden folgenden Reisetage in ausgiebigem Maße vorhanden; vor den Zelten brieten über hellem Feuer große Mengen zum Frühstück, Kaffee brodelte in Blechkannen, und weiche Eier für die Vornehmen des Zuges lagen auf grünen Blättern ausgebreitet. Da sahen sich der Pascha und der Scheik plötzlich wie fragend, halb und halb erschreckt an.

»Wieder dieser donnerartige Ton!« rief Omar.

Ehe Soliman antworten konnte, geschah etwas, das eine neue, peinliche Überraschung hervorrief. Zwei Beduinenpferde kamen in vollem Galopp vom Weideplatz auf das Lager zugerannt, hinter ihnen erklang die kreischende Stimme eines Kameles, obgleich man das Tier selbst nicht sah, und dann wurde wieder alles still.

Der Scheik blies auf einer kleinen metallenen Pfeife ein Signal. Der Klang war äußerst scharf und schrill, aber trotzdem kam keines der gerufenen Pferde herbei, nur ein Wiehern, langgezogen und heftig, wurde von allen Männern gehört.

»Das war mein Pferd!« rief ungestüm der Scheik. »Das Tier wird durch irgendeine Gewalt in seiner Freiheit beschränkt.«

Kaum hatte er das gesagt, als Hassan, Solimans Begleiter, hell aufschrie: »Allah Akbar! Feinde! Feinde!«

Im brausenden Ansturm kam es von der Ebene herauf gleich einer weißen Wolke, pfeilschnell, mit dem geladenen Gewehr an der Backe. Ein gellender Kampfruf zerriß die Luft. Rauschenden Flügelschlages erhoben sich die Geier, und in alle diese Verwirrung hinein krachten Schüsse, tönte der scharfe Wehruf der Getroffenen, die ihren Genossen tot oder verwundet vor die Füße fielen.

»Die Beni Harb! Die Beni Harb!«

Von Lippe zu Lippe ging der Schreckensschrei. Alle hatten sich bei dem Nahen der Gefahr in das Lager geflüchtet, um die Kugelbüchsen zu ergreifen und ohne Befehl und Überlegung die erhaltene Salve mit einer ebenso kräftigen und ebenso ernst gemeinten zu erwidern.

Draußen stürzten wenigstens zehn der Feinde von den Pferden, dann aber hatten die verwegenen Räuber das Gefährliche ihrer Lage erkannt und schleunigst hinter dem Mimosen-Wäldchen Deckung gesucht.

»Die Beni Harb sind wenigstens hundert Köpfe stark,« sagte eine Stimme. »Wir zählen unser achtundzwanzig.«

»Und sie haben Pferde, wir dagegen nicht.«

»Oh – die Pferde, die Pferde!«

Soliman stützte den Kopf in die Hand. »Und wenn wir zur bestimmten Frist nicht in das Lager kommen,« seufzte er, »was dann? Rrrraad schleicht um die Zelte, es fehlt der Anführer – welch ein Unglück kann da geschehen!«

»Laßt uns einen Ausfall wagen,« riet der Pascha.

»Unmöglich, Sidi Omar, unmöglich! Die Beni Harb sind Räuber und Wegelagerer, sie lassen sich nicht überlisten. Ohne allen Zweifel werden wir von ihnen scharf beobachtet.«

»Das ertrage ich nicht!« rief der Pascha. »Man möchte mit dem Kopf gegen die Wand rennen.«

»Darf ich jetzt mal das Innere der Höhle ein wenig untersuchen, Sidna Pascha?« fragte Matthias. »Vielleicht entdeckt man einen Ausgang?«

Omar schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen solchen, mein Junge. Aber gehe immerhin!«

Matthias und Ibrahim, ein schlanker junger Tunese, begaben sich in die Felsspalten. Schritt für Schritt drangen beide vorwärts. Todesstille herrschte überall, kein Laut drang in die entlegene Tiefe. Matthias stand still, schlug Feuer und beleuchtete bei dem Schein des glimmenden Baumwollfadens die Umgebung.

»Der Weg hört hier vollständig auf. Weiter kommen wir nicht vorwärts.«

»Sidi Omar sagte es ja schon.«

»Das wäre doch ärgerlich. Ich hoffte sehr, einen Ausgang zu finden.« Dabei schlug er prüfend mit dem stumpfen Ende des Hammers gegen die Felsmauer.

»Miau! Miau!« antwortete es aus nächster Nähe. Und dann zum drittenmal, gedehnt und kläglich mit ganz junger Stimme: »Miau!«

»Aha, in der Krümmung der Wand ist ein Durchgang.«

Matthias ließ sich auf die Knie nieder und begann in den Spalt zu kriechen. Schon nach einer Minute rief er mit gedämpfter Stimme nach rückwärts: »Komm, Ibrahim, der Gang ist breit und bequem; in einiger Entfernung sehe ich Tageslicht.«

»Und woher stammen die Katzentöne?« fragte ängstlich der Tunese.

Matthias hatte zur Antwort in diesem Augenblick keine Zeit. Als er in den plötzlich erweiterten Gang hinauskam, sah er etwas, das seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm und ihn außerdem zur Selbstverteidigung zwang. Auf einem sauberen, sorgfältig ausgepolsterten Lager von Moos dehnten sich spielend und miauend drei junge Luchse von der Größe einer Hauskatze, während das Muttertier, die zornig blitzenden Augen fest auf den Eindringling geheftet, sprungbereit daneben stand und, als Matthias sich aufgerichtet hatte, mit einem gewaltigen Satz gegen ihn anstürmte! Der aber drückte den Oberkörper schnell gegen die Wand; haarscharf flog das gereizte Tier an ihm vorüber, im verfehlten Sprunge schwer zu Boden stürzend, wo es von dem kräftigen Arme des Knaben einen so derben Schlag mit dem Hammer bekam, daß seine Widerstandskraft erlosch. Ein zweiter Hieb spaltete ihm den Schädel.

»Ibrahim! der Luchs ist tot.«

Vorsichtig kroch Ibrahim aus dem Spalt und befühlte den immer noch zuckenden Körper des Luchses. Dann gingen beide dem Lichtschein nach und kamen in kurzer Zeit an einen Punkt des Bergzuges, wo ein Bach von ziemlicher Höhe herabfiel und weiter unten dem tieferen Tale zuströmte.

Matthias jubelte laut. »Wasser! Wasser! Zunächst wollen wir trinken.«

»Und dann ein Regenbad nehmen,« setzte Ibrahim hinzu.

Der Tunese warf schon seine Kleider ab. »Ein Tag ohne Bad ist ein Tag des Leidens,« sagte er. »Oh, wie das wohltut!«

Matthias ließ auch seinerseits die kühlen Fluten über Kopf und Schultern herabrauschen und schüttelte aus seinen Kleidern den Staub der Reisetage, dann eilten die beiden Entdecker, so schnell es der unbequeme Weg gestattete, in das Lager zurück.

»Wasser! Kühles Wasser, soviel das Herz nur begehrt!« – wie elektrisierend wirkte die Botschaft. Wenigstens zehn Beduinen machten sich, beladen mit Gefäßen und Schläuchen, sogleich auf den Weg zum Fall, um dabei auch den Körper des Luchses mit in das Lager zu nehmen.

Matthias bot dem Pascha den funkelnden Goldbecher mit Wasser. »Willst du nicht trinken, Herr? Wir haben frischen Vorrat, so oft es uns beliebt.«

Mehrere Männer schafften die Toten fort, wuschen auch die stillen, bräunlichblassen Gesichter und sprachen die Sterbegebete, dann hielten ihrer zwei die Leichenwacht, während andere es den Verwundeten so bequem wie möglich zu machen suchten. Die Portionen für jeden einzelnen wurden auf das geringste Maß beschränkt und möglichst große Mengen zugleich gekocht und gebraten. Auch das Brennmaterial drohte auszugehen.

Im Lager herrschte drückendes Schweigen. Man hatte kein Feuer, kein Licht, ja – keine Hoffnung mehr.

Drüben, hinter dem Mimosenwäldchen, flammten die Wachtfeuer der Beni Harb, von Hyänen umschlichen und nach Beute spähenden Raubvögeln umflogen. Kein Mann zeigte sich auf offenem Plan, nichts Feindseliges wurde eingeleitet; für die Räuber kämpften zwei Gewalten, denen kein lebendes Wesen auf die Dauer widersteht: Hunger und Durst.

Omar ballte die Faust. »Sie rechnen richtig, diese Elenden, sie sind die Sieger – das ist es, was mich tötet!«

Matthias bot ihm eine Frucht, die er im Dunkel draußen zufällig hatte pflücken können. »Das Einzige, was ich fand, Sidna Pascha.«

Omar wandte sich einem gegen die Kugeln der Beni Harb geschützten Platze zu und zog den Knaben an seine Seite. »Ich danke dir, mein guter Junge, obgleich du die Pflaume selbst essen sollst. Dachtest du denn bei diesem Fund zuerst an mich?«

»Ja, Herr.«

»Ach, das ist ein Trost! Matthias, wenn ich dir sagen könnte, wie mich die Ungeduld verzehrt! Schreien möchte ich, gegen die Wände schlagen, alles zerreißen, was mir in die Finger fällt. Aber wir wollen lieber von etwas anderem sprechen, von Hamburg zum Beispiel. Wie lange ist es her, daß du von da fortgingst?«

»Etwa fünf Jahre, Sidna Pascha.«

»So lange schon? – Aber du entsinnst dich deiner Vaterstadt doch noch vollständig, nicht wahr?«

»Gewiß. Ich glaube, dergleichen vergißt sich nie im Leben!«

»Schwerlich. – Wie heißt die Straße, in der du geboren wurdest?«

»Der Steinhöft.«

»Der Steinhöft? Ist's möglich! Den Namen kenne ich auch.« Dunkle Glut übergoß des Paschas Gesicht.

»Auch? – Und das erzählst du mir jetzt erst, Herr!«

»Nicht so laut! Es gilt hier schon als Verbrechen, die Christenländer überhaupt zu kennen. Sage, Matthias – steht das Baumhaus noch?«

»Ja, gewiß. Wir wohnten sogar ganz dicht neben ihm.«

Omar schien minutenlang unverwandt die Wachtfeuer der Beni Harb zu beobachten. »War nicht im Erdgeschoß dieses Hauses eine Tabakhandlung. Ich meine, mich besten zu entsinnen.«

»Jawohl, die einer Witwe Vollgold. Ihr Mann ist seit vielen Jahren tot. Die Vollgolds hatten einen Sohn, der in die weite Welt ging und nie zurückkam. Seine Mutter trägt seitdem nur noch schwarze Kleider.«

Ein halberstickter Laut trennte die Lippen des Paschas. Er sprach kein Wort weiter, und nur späterhin, als Matthias neben ihm vor Ermüdung die Augen schloß, bettete er den Kopf des Knaben sorgfältig auf eine Decke und legte den anderen Zipfel des Gewebes über den Körper des Schlafenden.

Er selbst sah hinaus in die dämmernde Nacht, und seine Gedanken hatten Flügel und flogen weit über das Meer und klopften in Hamburg an die Tür des alten hochgiebeligen Hauses am Steinhöft.

Brennende Tränen rannen ungesehen in den Bart des einsamen Mannes.

Währenddessen nahm die Belagerung durch die Beni Harb ihren Fortgang.

»Gibt es denn gar keine Rettung aus dieser Not?« fragte Omar nach einer Weile den Scheik. »Wäre es nicht besser, wir hißten die weiße Fahne?«

Der Scheik schüttelte den Kopf. »Bis morgen früh wollen wir noch warten, Sidna Pascha. Solange läßt sich der Hunger ertragen, besonders da wir Wasser in Fülle besitzen. Wer weiß, was bis dahin geschieht.«

»Horch, kommt da nicht ein Pferd?«

In der Ferne tauchte wirklich die Gestalt eines galoppierenden Pferdes auf. Mit ihren Falkenblicken sahen die Beduinen sofort, daß das Tier einen Reiter trug, und daß dieser kein Mann ihres Volkes war.

»Ein Rumy!« riefen sie. »Ein Rumy!«

»Er trägt Uniform, es ist ein Soldat!«

»Allah Akbar! – Der Mensch liegt förmlich auf dem Rücken des Pferdes, er hält mit beiden Armen den Hals umklammert.«

Und die freien, ritterlichen Söhne der Wüste lachten trotz aller Sorge und Unruhe laut auf.

»Das ist ein Mann aus Fuads Regiment!« rief Omar.

»Oh – wenn die Miliz dieses Weges käme!«

Während noch die Worte erklangen, feuerte einer der Beni Harb auf den Reiter einen Schuß, der aber vollständig fehlging; das Tier stutzte, warf sich plötzlich links herum, rannte bis vor den Eingang des Lagers und stürzte dann zu Boden, wobei der Soldat aus dem Sattel gehoben und unseren Freunden geradeswegs vor die Füße geschleudert wurde.

»Zum Kuckuck!« kam es in deutscher Sprache über seine Lippen, »schon wieder Beduinen?«

Matthias drängte sich hastig durch den Kreis der Männer. Diese Stimme! – Er konnte sich unmöglich täuschen.

»Edenbrecher!« rief er. »Maat, Ihr seid es!«

Der lange Heinz taumelte empor, von Staub und Wassertropfen zugleich überrieselt, ohne Kopfbedeckung, mit einem Gesicht, in dem Freude und Erstaunen um die Oberherrschaft stritten.

»Das bist du, Kerl!« rief er. »Na, Potz Kringel und Krummbrot, was schwimmst du denn hier in der Wüste mit dem Beduinengesindel umher?«

»Das laßt vorläufig gut sein, Maat! Ist Euer Regiment in der Nähe?«

»Hm – auf eine Stunde Weges etwa. Mein Renner war nicht mehr zu halten.«

Omar hatte sich abgewandt. Er nahm seinen Platz auf den Teppichen ein, und Edenbrecher sah ihm mit gemischten Empfindungen nach.

»Du scheinst es gut getroffen zu haben, Matthias. Kommst daher in Pumphosen, mit einem Gürtel um die Mitte, einem Bratspieß in der Hand und einem weiten Mantel um die Schultern. Bist doch nicht etwa gar ein leibhaftiger Türke geworden?«

Matthias lachte, ohne weiter zu antworten.

»Weshalb«, fuhr Edenbrecher fort, »schossen denn die tölpelhaften Beduinen auf mich?«

Matthias gab die nötigen Aufklärungen, und Edenbrecher schüttelte sich vor innerem Grauen.

»Es kommen Pferde!« rief eine Stimme.

»Das ist Fuad-Pascha mit den Soldaten.«

Im Schritt rückte Fuads Reiterregiment heran, voraus einige Kundschafter, danach etwa tausend Milizsoldaten und zum Schluß vier jammervolle Kanonen, zum Überfluß beladen mit allerlei Packen und Körben.

Sobald sich die Beni Harb von dem Tatbestande überzeugt hatten, schwangen sie sich auf ihre bereitgehaltenen Tiere und sprengten an der Höhle quer vorüber ins Weite der unübersehbaren Ebene hinein. Diesen Augenblick benutzten Soliman und seine Leute, um den Fliehenden einen vollen Eisenhagel nachzusenden. Die Büchsen krachten, laut auf kreischten mitten im Zuge die Getroffenen.

»Erlöst!« rief Soliman. »Erlöst! – Allah und der Prophet sollen gepriesen sein!«

An seiner Seite stand Omar. »Auch ich will ein Opfer bringen,« sagte er halblaut mit unsicherer Stimme. »Ein schweres sogar.«

Aber er sprach nicht aus, woran er dachte.

Fuads Reiterzug hielt.

»Omar!« rief Fuad.

Der Pascha reichte ihm die Hand. »Willst du mir einen großen Dienst erweisen, Fuad?«

»Natürlich. Vorher aber – –«

»Nein, vorher nichts, Fuad! Gib Befehl, daß dreißig deiner Leute absitzen, und daß hundert andere dem Scheik auf etwa zwei Tage zu folgen und zu gehorchen haben. Endlich leihe dieser Abteilung den nötigen Proviant!«

Der Befehlshaber wandte sich zu seinem Adjutanten. »Du hörtest alles, nicht wahr, Mesech?«

»Alles, Sidna Pascha.«

»Dann sorge, daß es ausgeführt wird, aber schleunigst!«

Fuad trocknete sich die glühende Stirn. »Bist du nun zufrieden, Omar?«

»Noch nicht ganz, mein Freund. Du mußt, bis der Scheik und seine Leute hierher zurückkehren, notgedrungen hierbleibe«. Ich erzähle dir den Zusammenhang der Dinge.«

Fuad schien zu schwanken. »Noch länger im Sattel sitzen!« knurrte er. »Wohin willst du denn, Omar?«

»In Solimans Gebiet einen Löwen schießen,« war die Antwort.

Der Pascha spitzte die Ohren. »Hm! – Das wäre so etwas. Einen Löwen schießen – ja, ja – ich habe unter meinen Leuten einen Löwenjäger aus Algier – du, Omar, wie wäre es, wenn ich dich und den Scheik begleitete?«

»Das wäre herrlich, Fuad!«

Die Truppen mit ihren sonderbaren Geschützen zogen nach Auffüllung der Wasserschläuche ab, und Fuad trocknete sich den rinnenden Schweiß von der Stirn. »Nummer Zehn soll kommen!«

Aus der Gruppe seiner persönlichen Sklaven löste sich die überaus schmächtige Gestalt eines jungen Mannes von etwa siebzehn Jahren. Zerlumpte Kleider umgaben einen skelettartig mageren Körper, das Gesicht war entsetzlich eingefallen und die Augen tief in ihre Höhlen zurückgesunken. Der Unglückliche näherte sich mit schwankenden Schritten seinem Gebieter.

»Du befiehlst, Sidna Pascha?«

»Den Fächer.«

Jemand reichte dem kranken Sklaven einen großen Palmblattfächer, und nun begann Nummer Zehn das Instrument zu handhaben. Langsam bewegte sich das Blatt durch die stille, heiße Luft.

»Stärker!« gebot Fuad.

Aber der junge Mensch schien nicht zu hören. Er hielt beide Augen geschlossen und fächelte mechanisch den roten Kopf des Despoten.

»Stärker, du Hundesohn, stärker, oder ich lasse dich zu Tode peitschen! – Nummer achtzig! Wo ist Nummer achtzig?«

Ein riesenhafter Mulatte schob seine viereckige Gestalt in den Vordergrund. »Was soll's, Sidna Pascha?«

»Dem Hundesohn da, dem elenden Rumy, die gewohnte Tracht Prügel! Aber gepuffert, hörst du, sonst geht's an deinen eigenen Rücken!«

Der Farbige zog aus dem Gürtel eine Lederpeitsche mit wenigstens zehn Schnüren, schwang das Instrument wie prüfend durch die Luft, warf den schwächlichen jungen Menschen mit einem einzigen Ruck zu Boden und schleifte ihn dann hinter sich her wie eine leblose Last.

Matthias bebte vor Zorn und tiefem Mitleid. »Sidi Omar,« flüsterte er, mit Tränen kämpfend, »ich bitte dich, wirst du das zulassen?«

Der Pascha zuckte die Achseln. »Der Bursche ist Fuads Eigentum,« versetzte er, »ich kann für ihn gar nichts unternehmen.«

»Ist der Sklave ein Deutscher?« fragte Matthias.

»Ich denke nicht, mein Junge. Aber erkundige dich doch einmal bei Edenbrecher, der weiß vielleicht Näheres.«

Omar begab sich in Fuads jetzt fertig gewordenes Zelt, und Matthias suchte den langen Heinz auf, der im Vorraum der Höhle saß.

»Maat, habt Ihr eben gesehen, wie Fuad-Pascha den unglücklichen weißen Sklaven mißhandeln läßt?«

Der Koch nickte. »Hab's alle Tage gesehen,« versetzte er.

»Erzählt mir ein wenig von dem mißhandelten Sklaven, Maat. Ist er ein Deutscher?«

»Ein Italiener, glaube ich. Seinen Namen weiß niemand, er spricht auch kein Wort und bekümmert sich um nichts, was vorgeht. Ich halte ihn für etwas verrückt.«

»Ist er der Kammerdiener des Paschas?«

»Ja, dessen Spielzeug, Fußschemel, Tier, was du willst. Nummer Zehn arbeitet gar nicht, er muß sich nur quälen, treten, stoßen und peitschen lassen. Fuad läßt ihn niemals töten; denn dadurch wäre ja alle fernere Mißhandlung abgeschnitten, aber er verzeiht ihm auch nie, und so ringen denn die beiden miteinander, bis Nummer Zehn unterliegt. Eines Tages ist er gestorben, und dann sucht sich Fuad ein neues Opfer.«

»Entsetzlich!« flüsterte Matthias. »O der Arme! Der Arme!« Dann kauerte er sich neben Edenbrecher nieder und erzählte ihm flüsternd von den Vorgängen in dem verfallenen Hause und seiner Hoffnung auf Besserung. Später suchte er nach dem jungen Sklaven, konnte ihn jedoch nicht finden. Nummer Zehn lag dicht hinter der Zeltwand seines Gebieters. Und der Mulatte bewachte ihn. Es gab keine Gelegenheit zur Annäherung.

Gegen Abend kamen die Beni Zenoga und die Soldaten blutbefleckt in das Lager zurück. Jeder Krieger führte ein von den Beni Harb erbeutetes Pferd am Zügel. Es gab in dem ganzen Zuge aufregende Szenen, Lärm und Geschrei.

»Und die Feinde? Wo sind sie geblieben?« fragte Omar zögernd.

»Tot,« versetzte der Scheich lakonisch. »Einer dieser Elenden wollte als letztes Rettungsmittel meine Leute gegen mich aufwiegeln und zur Empörung verleiten. Er sagte, du und dein weißer Sklave führtet große Summen Geldes mit euch, und die Beni Zenoga täten klüger, dieses an sich zu bringen, als einen verwandten Stamm aufzureiben. Er hatte das Gold in der Börse deines Sklaven Matthias gesehen.«

»Also deswegen der Überfall.«

Soliman trat seinem vorgesetzten Befehlshaber respektvoll näher. »Ist es war, Sidna Pascha, daß der junge Mensch große Summen von dir erhält? Liebst du ihn etwa?«

»Ja« – scharf und zurückweisend klang es. – Der Beduine verlor kein weiteres Wort.

Noch in derselben Nacht setzte der Reitertrupp sich wieder in Bewegung. Alles blieb die ganze Nacht über im Sattel und auch am folgenden Morgen, bis die heißesten Tagesstunden Rast zu machen geboten. Als der Abend hereinbrach, wurde wieder aufgesessen. Noch vier Meilen, dann war das Dorf erreicht.

Gegen Morgen sah man in der Ferne einen größeren Trupp berittener Beduinen, und als diese näherkamen, schwärmte der Zug zu breiter Linie aus, und mit eingelegter Lanze sprengten die Beduinenkrieger ihrem Häuptling und dessen Gästen entgegen, um sogleich das gewohnte Begrüßungskampfspiel zu vollführen und dann dem Pascha bis zu den Zelten des Stammes als Ehrengeleit zu dienen.

Der ganze Stamm hatte sich während der letzten Tage und Nächte in wachsender Unruhe befunden, namentlich da Rrrraad nacheinander zwei junge Rinder aus den Umwallungen von Dornen und Gestrüpp herausgestohlen hatte und auch trotz aller Wachsamkeit mit seiner Beute jedesmal glücklich entkommen war.

»Da vorn steigt Rauch auf!«

»Das Lager der Beni Zenoga,« sagte Soliman, indem er gleichsam mit erhobener Hand sein Dorf den beiden Würdenträgern zeigte. »Wir sind zu Hause, ihr Herren!«

In aller Eile wurden für den General und sein Gefolge die nötigen Zelte aufgeschlagen, Fuad konnte sich auf seine Polster legen, und die Soldaten fanden Zeit, ihre zerfetzten Kleider zu flicken oder im kühlen Flusse zu baden.

Wie unendlich wohl tat allen die ersehnte Ruhe!

»Ich will Nummer Zehn aufsuchen und mich ein wenig mit ihm bekannt machen,« sagte Matthias leise zu Edenbrecher.

Der Koch nickte. »Das trifft sich gut,« antwortete er. »Nummer Zehn hat eben wieder seine Prügel bekommen.«

»Saht Ihr es, Maat?« rief voll Empörung unser Freund.

»Das nicht, aber ich hörte den armen Kerl wimmern.«

Matthias ging fort, um den unglücklichen jungen Sklaven aufzusuchen und ihm Trost und Hoffnung ins Herz zu sprechen.

Die Soldaten schliefen sämtlich, Vie Pferde waren zum Weideplatz getrieben worden, und die Beni Aisauri hatten sich mit Sack und Pack aufgemacht, um ihr in geringer Entfernung liegendes Vereinshaus zu Fuß zu erreichen. Heiß glühte auf dem Gras zwischen den Zelten die Sonne, und träge plätscherte der kleine Fluß durch die Landschaft.

Matthias spähte und horchte, er fragte an zehn Stellen, aber vergebens. Niemand hatte den Sklaven gesehen.

Zwischen zwei Zelten lag im Schatten der Mulatte und rauchte seinen Tschibuk. Als Matthias vorüberging, grinste er höhnisch. »Nun, junger Rumy, was suchst du denn so eifrig, he?«

Matthias zuckte die Achseln. »Das kümmert dich nicht, Nummer Achtzig. Aber hast du Lust, durch ein paar kurze Worte in den Besitz eines Goldstückes zu gelangen?« Dabei zeigte er die Münze.

Der Farbige schnalzte mit der Zunge. »Du bist ein geborener Herr, Sidna Rumy, das erkennt man auf den ersten Blick. Darf dich dein Sklave führen?«

»Zu Nummer Zehn! Du brauchst mir nur die Richtung anzudeuten, guter Freund.«

Der Mulatte schob die breiten Schultern hin und her, schürzte die Lippen und zog die Stirn in krause Falten. »Noch lebt Nummer Zehn!« betonte er.

»Aber das Leiden des Unglücklichen wird bald überstanden sein!« rief Matthias. »Schändlich! Schändlich! – Wo ist der arme Mensch?«

Das Goldstück fiel in des Mulatten Hand, der zum Danke dafür auf ein kleines Gebüsch am Flußufer hinwies. Als Matthias es erreichte, bot sich seinen Blicken ein erschütternder Anblick. Auf dem Gras lag lang ausgestreckt der junge Sklave, mit dem Gesicht nach unten, ganz regungslos wie ein Toter. Der bunte, baumwollene Kittel war von Blut durchtränkt, und Insekten aller Art krochen auf dem Körper hin und her. Matthias kniete neben dem Unglücklichen nieder, richtete ihn auf und legte die Hand auf seine Stirn. Gottlob, der Arme lebte noch. Mit stieren Augen sah er auf Matthias hin.

»Ich möchte dir helfen!«

Der Sklave bewegte kaum merklich den Kopf. »Wozu noch,« flüsterte er. »Laß mich ruhig sterben.«

»Nein, nein, ich bin gewiß, dir nützen zu können. Omar Pascha wird versuchen, was er für dich tun kann.«

Ein Seufzer antwortete.

»Ich will meinen Haik zerreißen und deine Wunden verbinden. Und vor allen Dingen, nenne mir deinen Namen.«

»Nein, nein!«

»Aber warum nicht, Nummer Zehn? Hast du irgendwelche Gründe, aus deinem Namen ein Geheimnis zu machen?«

»Ja. Zu Hause in Italien lebt meine arme Mutter, sie, deren letztes, einziges Kind ich bin – niemand soll ihr von meinen furchtbaren Leiden erzählen, ihr berichten können, daß ich in das Grab gefoltert wurde.«

Matthias war es zumute, als werde ihm die Kehle zusammengeschnürt. Er konnte kein Wort hervorbringen, sondern bückte sich nur und küßte voll Erbarmen die fiebernde Stirn des Unglücklichen, dann begann er den blutdurchtränkten Kittel mit sanfter Hand zu lösen und die Wunden des Rückens bloßzulegen. In Fetzen hing das Fleisch herab, schwarze, erhabene Ränder gaben dem Ganzen ein furchtbares Aussehen.

Matthias bezwang tapfer das Entsetzen, das ihn im ersten Augenblick überfiel. Er holte aus dem nächsten Zelt ein Gesäß, schöpfte Wasser und säuberte den ganzen Körper seines Schützlings. Da rief eine Stimme:

»Matthias, wo bist du?«

Es war der Tunese. Der Gerufene trat aus dem Gebüsch hervor, um ihm zu antworten. »Was soll's, Ibrahim?«

»Sidi Omar will Enten schießen; ob du ihn begleiten möchtest?«

»Da kommt er selbst,« rief Matthias, seinem Gebieter ohne Zögern entgegenlaufend. »Ach, Sidna Pascha, wenn du einen Augenblick hierher sehen wolltest! Fuads Sklave – du weißt schon.«

»Ist er gestorben?«

»Noch nicht, aber es kann wohl in jedem Augenblick zu Ende gehen. Bitte, Herr, bitte, sieh den Unglücklichen an!«

Omar folgte seinem jungen Günstling in das Gebüsch und erschrak bei dem Anblick, der sich seinen Augen darbot, auf das heftigste. »Großer Gott, das ist ja entsetzlich!«

»Hilf ihm doch, Sidna Pascha, hilf ihm!«

»Das will ich,« nickte Omar. »Rufe zunächst den Tunesen hierher.«

Matthias eilte davon, und zwei Minuten später stand Ibrahim mit über der Brust gekreuzten Armen vor seinem Gebieter. »Du befiehlst, Sidi Omar?«

»Weißt du das Vereinshaus der Beni Aifauri aufzufinden, Bursche?«

»Gewiß, Herr, es ist ganz in der Nähe.«

»Gut, dann geh sofort hinaus und bitte in meinem Auftrage, daß einer der Ordensbrüder dich hierher begleiten möge, ein Mann, der sich auf Wundbehandlung versteht. Seine Medikamente soll er mitbringen.«

»Befiehlst du sonst noch etwas, Sidi Omar?«

»Nur, daß sich der Heilkünstler verborgen hält. Er muß das Gebüsch auf einem Umwege erreichen und sich vor den Augen aller verstecken. Den Italiener legt ihr dann sorgfältig irgendwo an das Ufer des Flusses.«

Ibrahim verschwand. Auch Omar und Matthias entfernten sich. Sie mochten kaum tausend Schritte gegangen sein, als Omar plötzlich stehenblieb und seinen Begleiter durchdringend ansah. »Willst du nicht mein Sohn werden, Matthias, und meinen Glauben annehmen? – Erschrick nicht so sehr,« unterbrach er sich – »Ich drohe dir nicht. In meiner Seele ist kein unfreundlicher Gedanke. Ich biete dir nur Kindesrechte. Du sollst mein Erbe und Herr über fürstliche Schätze werden. Und das alles unter der einzigen Bedingung des Glaubenswechsels. Du mußt zum Islam übertreten.«

Matthias barg das Gesicht in den Händen und schwieg.

»Ich warte auf Antwort,« klang es endlich an sein Ohr.

Allerbarmender, vor welche schreckliche Entscheidung war er gestellt! Unendliches verdankte er dem Pascha, aber dieses Verlangen erfüllen, seinen Heiland verleugnen, er … »Zürne mir nicht,« schrie er endlich auf, »aber ich vermag nicht zu erfüllen, was du forderst.«

Über Omars Antlitz huschte es wie ein Schatten. Er atmete schwer. Nach einer Weile legte er die Rechte auf des Knaben Schulter und sagte, sich zur Ruhe zwingend: »Sprechen wir von anderen Dingen. Dieser Punkt soll nie mehr zwischen uns berührt werden.«

Als sie dicht an das Zeltdorf heran waren, lief ihnen Ibrahim in den Weg und berichtete, der Ben Aisauri habe den Sklaven Nummer Zehn in sehr bedenklichem Zustande gesunden und gesagt, sein Leben hinge an einem Haar.

»Und wo liegt der Italiener?«

»Immer noch am Rande des Flusses, Herr.«

»Gut – lasse ihn ruhig liegen, und daß du mir nicht plauderst, Ibrahim.«

Omar achtete nicht weiter auf das, wessen Ibrahim sich verschwor, sondern begab sich in Fuads Zelt und wußte geschickt das Gespräch auf den unglücklichen Sklaven zu bringen. »Ich sah ihn am Flußufer liegen,« schloß er endlich. »Ich glaube, er ist tot!«

Fuad fuhr in die Höhe. – »Was?«

Omar zuckte die Achseln. »Geh selber hin und sieh ihn dir an. Sein Rücken ist eine einzige blutende Wunde. Ich dachte, du hättest ihn absichtlich zu Tode peitschen lassen.«

»Durchaus nicht! Keineswegs! Er soll leben, um täglich sein Dasein zu verfluchen.« – Er wandte sich ab und rief nach Nr. Achtzig, und als dieser erschien, rief er ihm zu. »Vorwärts, Hallunke, wenn Nr. Zehn noch lebt, soll er auf das sorgfältigste gepflegt werden. Verbindet ihn, gebt ihm Wein und ein weiches Lager. Der elende Christenhund muß unter allen Umständen am Leben bleiben.«

Dann bat er Omar, er möge gestatten, daß Matthias seine Leute begleite, um ihnen die betreffende Stelle zu zeigen. – –

Man hob Nummer Zehn auf, man umsorgte ihn, wie Fuad es geboten. Er ließ alles mit sich geschehen, ohne die Lippen zu öffnen. Endlich gingen Fuads Leute fort, und nur Matthias blieb bei dem Kranken. Zunächst zeigte er sich vollkommen teilnahmlos, aber als Matthias von seinen Erlebnissen zu erzählen begann, wurde er aufmerksam.

»Wie hieß dein Schiff, und was haben die Korsaren mit ihm angefangen?« fragte er.

Matthias ballte die Faust. »O das schöne Schiff und mein guter Kapitän Lamberti! Er fiel im ehrenvollen Kampfe, als Heireddin mit dem Säbel in der Räuberfaust die vor Anker liegende ›Napoli‹ angriff!«

»Die – was?«

»Mein Schiff, die ›Napoli‹. Auf offenem Meer ist der schöne Segler von den Korsaren verbrannt worden.«

»Wieder! Wieder!«

»Wieder, sagst du?« rief Matthias erstaunt. »Weißt du denn etwas von dem Schicksal der ersten ›Napoli‹? Wurde auch sie verbrannt?«

»Ja,« entgegnete der Sklave gepreßt.

Von einer plötzlichen Eingebung erfaßt, schnellte Matthias in die Höhe. – »Dann – sollte es möglich sein, bist du vielleicht Alfeo Ferrati? Alfeo, der Verschollene, der Totgeglaubte?«

Laut schluchzend preßte der Italiener beide Hände vor das Gesicht. »Ja,« stammelte er, »ich bin es! Erzähle mir von meiner armen Mutter, von meinem Vater!«

Während Matthias seinem Wunsche entsprach, unterhielt sich Omar mit Fuad über die Einzelheiten der bevorstehenden Löwenjagd und dann, nachdem ein Bote die Auffindung des vermißten Sklaven gemeldet hatte, auch über diesen.

»Du willst ihn also nicht sterben lassen, Fuad?« fragte Omar.

Ein Ausdruck tigerhafter Grausamkeit erschien auf den plumpen Zügen des Paschas. »Sterben lassen?« wiederholte er. »Sterben lassen? – Hoho! Wäre das Strafe genug für einen zweimaligen Angriff auf mein Leben? Der Bursche soll hundert Jahre alt werden und während aller dieser Frist vergeblich um Erlösung zum Himmel schreien.«

Omar lachte. »Dann überlasse ihn fernerhin nicht mehr so plumpen Händen wie denen des Mulatten. Dergleichen muß feiner ausgeführt werden. Übrigens,« setzte er dann im gleichgültigen Tone hinzu, »falls dir daran liegt, steht dir ein Mann aus meinem Gefolge für den Kranken gern zu Diensten. Der Bursche versteht sich auf Wundbehandlung.«

Der Pascha dankte lebhaft, und so kam es, daß der Ben Aisauri späterhin in Omars Zelt von diesem empfangen wurde. »Du bleibst bei dem Kranken«, sagte ihm der Statthalter, »und pflegst den jungen Menschen auf das sorgfältigste. Der Umgebung des Generals gegenüber stellst du den Zustand deines Patienten als den denkbar gefährlichsten hin.«

Der Heilkünstler bejahte.

»Und«, fuhr Omar mit kaum wahrnehmbarem Lächeln fort, »hast du die Kur glücklich beendet, Aisauri, so lege meinem Schatzmeister die Rechnung vor. Es wird alles bezahlt.«

An diesem Abend begegnete Matthias dem Mulatten. Er rief ihn zu sich heran und gab ihm zwei weitere Goldstücke. »Hier, Nummer Achtzig, ein Zeichen meiner Erkenntlichkeit. Nummer Zehn bleibt von dieser Stunde an, ob krank, ob gesund, dein besonderer Schützling. Verstanden?«

Der Mulatte verzog den Mund. »Ich will ihn halten wie die Mutter den Säugling, Sidi Matthias!«

»Das ist gut, mein Freund.« –

Gegen Morgen meldete ein Kundschafter dem Scheik, man habe in der Nähe die Spuren von zwei männlichen Löwen bemerkt.

Alsbald näherte sich die Schützengesellschaft dem offenen Ausgange. Jemand band eine Ziege an einen Pflock innerhalb der Umwallung, und dann stellten sich die Beduinen rechts und links in drei geschlossenen Reihen auf, jeder Mann mit geladener Kugelbüchse und Munition für wenigstens zehn weitere Schüsse.

»Was sollen die Beduinen?« fragte Matthias den Pascha. »Ich denke, du willst den Löwen schießen, Herr?«

Omar lächelte. »Wir sind unter Arabern,« antwortete er leise, »und dem müssen wir Rechnung tragen.«

Ein Gebrüll wie das Rollen des Donners erschütterte die Luft, ein lautes, furchtbares Gebrüll, dessen Stärke alles Lebende erzittern ließ. Die Hunde, deren Gebell noch kurz vorher einen Leoparden zur Flucht veranlaßt hatte, stürzten sich laut aufheulend mit gesträubtem Haar ihren Gebietern zu Füßen, als wollten sie hier Schutz suchen gegen das drohende Verhängnis. Die Schafe und Ziegen rannten wie unsinnig gegen die Umwallung, das Federvieh kreischte, die Rinder und Kamele brüllten, Pferde und Esel schrien, sprangen hoch empor und rissen an ihren Halftern; es war ein Durcheinander, ein Lärm, bei dem kein einzelner Ton zur Geltung gelangte, der aber das Blut in Wallung brachte und eine gewaltige Aufregung erzeugte.

Am stärksten und verzweifeltsten schrie die unglückliche, zum Opfer dieses Tages bestimmte Ziege. Sie warf sich zu Boden, drehte sich um sich selbst oder zerrte an dem Pfahl, als wisse sie, daß gerade sie zuerst erwürgt werden sollte.

Eine Hand legte sich auf die Schulter unseres Freundes. »Matthias,« flüsterte eine unruhige Stimme, »Matthias, Junge, komm mit mir!« Edenbrecher war es, der jetzt auf einen nahestehenden Baum deutete. »Da hinauf, du!«

Matthias lächelte abwehrend. »Ich nicht, Maat. Aber weshalb schleppt Ihr denn das gewaltige Beil mit Euch?«

Der lange Heinz schwang prüfend die schwere Waffe. »Für alle Fälle,« sagte er. »Man kann nie wissen, was passiert.«

Mit drei Sätzen war Edenbrecher in der Krone des Baumes. Der Koch besah das Beil; es war eines, mit dem ein kräftiger Mann auf den ersten Schlag einen Ochsen zu Boden streckt, ein Werkzeug, das die Beduinen auch wirklich zu diesem Zweck zu verwenden pflegten. Er wog das Ding in der Hand. »Ein gutes Schutzmittel auf alle Fälle, hm – ganz gut.«

Omar beugte sich zu seinem jungen Schützling. »Matthias, begib dich fort! Jetzt kommt die Gefahr – ich will nicht, daß du sie teilst.«

»Wo du bist, da bleibe auch ich, Herr. – Aber wo ist denn eigentlich die Bestie?«

»Sie lauert dicht vor dem Eingang.«

Ein dunkler Schatten schien plötzlich die Umgebung zu überfallen, eine schwere Masse stürzte gleichsam aus der Luft herab und gerade auf die immer noch wie gelähmt daliegende Ziege. Es war der Löwe, dem ein gelegentliches Zucken oder Wimmern wohl das immer noch in dem Opfer pulsierende Leben verraten haben mochte, und der sich die Beute beizeiten sichern wollte. Rrrraad ging wie gewöhnlich in die Falle, die ihm der Mensch gelegt hatte.

Vier Kugeln schlugen zugleich in seinen Körper, und während die Schützen auseinanderwichen, plumpste er mitten unter sie, dem General gerade vor die Füße.

»Willkommen!« schrie Fuad. »Hast dir nicht den schlechtesten ausgesucht, Herr mit dem dicken Kopfe.«

Und er setzte die Kugelbüchse unmittelbar gegen die Stirn des Löwen und gab Feuer. Zu Tode getroffen fiel der mächtige, mähnenumwallte Kopf in den Nacken zurück, Rrrraad streckte die Glieder und hatte aufgehört zu atmen.

Das schien ein schneller, glänzender Sieg, aber – es schien nur so. Die eigentliche Gefahr kam erst noch.

»Zwei männliche Löwen sind in der Nähe,« hatte vorhin der Kundschafter gesagt. Schwer wie ein Stein fiel die Erinnerung an dieses Wort aus die Seelen aller.

Von der Seite her, lautlos nach Katzenart, schlich sich der Genosse des erlegten Räubers heran und vollführte, ehe noch jemand ihn gesehen oder gehört, einen jähen Sprung, der aber in dem ungewissen Licht, anstatt Omars Brust zu treffen, nur des Paschas flatternden Haik streifte und ihn an diesem zu Boden riß.

Der Scheik stand so, daß seine Kugel zwar den Nacken des Löwen erreichen, das Tier aber auf keinen Fall töten konnte. An der anderen Seite des Bedrohten standen Fuad und Matthias, ersterer mit einem boshaften Lächeln auf den Lippen, regungslos wie jemand, der einem interessanten, aber ungefährlichen Schauspiel zusieht, letzterer voll Todesangst, außer sich bei dem Anblick der Gefahr, die seinen Wohltäter so plötzlich überfallen hatte, laut aufschreiend, unfähig, einen schnellen Entschluß zu fassen.

Er schoß das Gewehr ab, gleich in der ersten Sekunde, als die Bestie noch neben dem Pascha am Boden lag; er traf sie auch in den Nacken, aber doch nicht tödlich. Omar wäre verloren gewesen, hätte sich nicht Edenbrecher ganz unerwartet wie ein großes Bündel vom Baum herab und dicht vor dem Löwen auf den Boden fallen lassen.

»Du Racker!« rief er kräftig schimpfend, »du Satan – sollst einmal sehen, was ein Hamburger Junge ist!«

Dabei fiel auf die Stirn des Löwen ein so furchtbarer Schlag mit der scharfen Seite des Beiles, das Rrrraad wie vom Blitz getroffen zu Boden stürzte. Im gleichen Augenblick traf ihn die Kugel des Scheiks mitten zwischen beide Augen; er war tot. Edenbrecher hatte Mühe, das Beil wieder hervorzuziehen, dann kletterte er schleunigst auf seine hohe Warte zurück.

»Komm hierher, Matthias,« rief er. »Komm! Solche Bestie wacht wieder auf, wenn sie auch schon einmal tot war. Sie hat ein Leben wie – ja, wie eine Katze.«

Ein lautes Lachen durchlief die Reihen der Männer, nur Fuads Gesicht zeigte den hämischen Groll, den er wirklich empfand. Die beiden Deutschen hatten den Löwen erlegt, und Omar würde klar erkennen, daß er selbst, Fuad, absichtlich im Augenblick der Gefahr untätig geblieben war. Ohne Gruß oder ein einziges Wort machte er kehrt und verschwand in der Finsternis.

Omar war aufgesprungen; er schüttelte halb lachend, halb gerührt den Staub von seinen Kleidern. »Wem soll ich zuerst danken?« fragte er. »Dir, Soliman, oder dem sonderbaren Kerl auf dem Baume? Und auch du, Matthias, hast dich brav gehalten!«

Damit reichte er beiden Schützen die Hand.

Alle Jagdteilnehmer begaben sich jetzt zur Ruhe und schliefen, von den Anstrengungen und Aufregungen ermüdet, bis zum Mittag. Währenddessen kühlten weiche Hände Alfeos heiße Stirn, freundliche Herzen brachten ihm Früchte und stärkende Suppen, so daß er, als ihn Matthias am Nachmittage besuchte, halb lächelnd, halb seufzend sagte: »Ich bin eigentlich ganz wohl! Die Salbe des Rotmantels hat Wunder getan.«

»Und vielleicht auch die Hoffnung, die Nachrichten aus der Heimat, liebster Alfeo.«

Dieser lächelte und schwieg.


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