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Der Riesenbalg

I

Das Riesenkind war häßlich – behauptete der Vikar. »Er ist immer häßlich gewesen – wie es alle übertriebenen Dinge sein müssen.« Die Ansichten hatten den Vikar in dieser Sache so weit fortgerissen, daß er nicht mehr gerecht urteilen konnte. Das Kind war selbst in dieser ländlichen Zurückgezogenheit vielen Beschauern ausgesetzt, und ihr klares Zeugnis spricht gegen den Vikar, denn sie bezeugen, daß das junge Ungeheuer zuerst fast hübsch war: volle Haarlocken fielen ihm über die Stirn, und es war sehr bereit zu lächeln. Gewöhnlich steht Caddles, der schlank gebaut war, lächelnd hinter dem Baby, eine Perspektive, die seine relative Kleinheit unterstrich.

Nach dem zweiten Jahr wurde die Schönheit des Jungen verstiegener und bestreitbarer. Er begann, wie sein unglücklicher Großvater es ohne Zweifel ausgedrückt hätte, »üppig« zu wachsen. Er verlor die Farbe und machte immer mehr den Eindruck, als sei er zwar kolossal, aber doch schwach. Er war riesig zart. Seine Augen und irgend etwas in seinem Gesicht wurde feiner, wurde, wie man sagt, »interessant«. Sein Haar begann sich nach einem Schneiden zu einer Matte zu verwirren. »Das ist die Degeneration, die in ihm herausbricht,« sagte der Gemeindedoktor. Aber inwieweit er damit recht hatte, und inwieweit des Jungen Entfernung von idealer Gesundheit das Ergebnis des Umstandes war, daß er einzig in einer getünchten Scheune von Lady Wondershoots durch Gerechtigkeit gemildertem Wohltätigkeitssinn lebte, ist eine offene Frage.

Die Photographien, die ihn von seinem dritten bis zum sechsten Jahre darstellen, zeigen seine Entwicklung zu einem rundäugigen, flachshaarigen Jungen mit Stumpfnase und freundlich stierem Blick. Um seine Lippen lauert jenes nie mehr ferne Versprechen eines Lächelns, das alle Photographien der ersten Riesenkinder zeigen. Im Sommer trägt er lose Zwillichkleider, die mit Bindfaden zusammengeheftet sind, auf dem Kopf trägt er in der Regel einen jener Strohhüte, wie sie Arbeiter für ihre Werkzeuge benutzen, und er geht barfuß. Auf einem Bild grinst er breit und hält eine angebissene Melone in der Hand.

Die Winterbilder sind weniger zahlreich und befriedigend. Er trägt riesige Holzschuhe – ohne Zweifel aus Buchenholz, und (wie Fragmente der Inschrift: »John Stickells, Iping« beweisen) statt der Socken Säcke, und seine Hose und seine Jacke sind unverkennbar aus den Resten eines buntfarbigen Teppichs geschnitten. Darunter befanden sich grobe Flanellbinden; fünf oder sechs Meter Flanell trägt er wie ein Halstuch um den Hals. Was er auf dem Kopf hat, ist vermutlich wieder ein Sack. Er starrt, bisweilen lächelnd, bisweilen ein wenig kläglich, in die Camera. Schon in seinem fünften Jahr sieht man jene halb grilligen Runzeln über den weichen, braunen Augen, die sein Gesicht charakterisierten.

Er war von Anfang an, erklärte der Vikar immer, eine furchtbare Last für das Dorf. Er scheint einen entsprechenden Drang zum Spielen gehabt zu haben, viel Neugier und Geselligkeit, und dazu kam in seinem Innern ein gewisses Verlangen – ich sage es mit Bedauern – noch mehr zu essen. Trotz einer Nahrungslieferung von Lady Wondershoot, die Mrs. Greenfield eine » übertrieben Großmütige« nannte, entfaltete er einen Appetit, den der Doktor sofort als den »Verbrecherappetit« erkannte. Es bestätigte Lady Wondershoots schlimmste Erfahrungen von den unteren Klassen nur zu vollständig, als man das Geschöpf trotz einer Nahrungslieferung, die ganz bedeutend über das hinausging, was als das Maximalbedürfnis selbst eines erwachsenen menschlichen Wesens bekannt ist, beim Stehlen ertappte. Und was er stahl, aß er mit uneleganter Gefräßigkeit. Seine große Hand griff über Gartenmauern; er begehrte selbst das Brot im Wagen des Bäckers. Käse verschwanden aus Marlows Vorratsboden, und nie war ein Schweinetrog vor ihm sicher. Ein Farmer, der über sein Rübenfeld ging, fand die große Spur seiner Füße und das Zeugnis seines nagenden Hungers, hier eine Wurzel ausgezogen, dort eine Wurzel ausgezogen, und die Löcher mit kindlicher List schwerfällig verwischt. Er aß eine Rübe, wie man ein Radieschen in den Mund steckt. Er stand still und aß, wenn niemand in der Nähe war, Äpfel von einem Baum, wie normale Kinder Brombeeren von einem Busch essen. In einer Hinsicht wenigstens war dieser Mangel an Vorräten für den Frieden von Cheasing Eyebright gut – viele Jahre hindurch aß er so ziemlich jedes Korn von der Nahrung der Götter auf, das man ihm gab ...

Unbestreitbar war das Kind unbequem und nicht am Platze. »Es war immer unterwegs,« wie der Vikar zu sagen pflegte. Er konnte in keine Schule gehen; er konnte infolge der handgreiflichen Begrenzung ihres Kubikinhalts nicht in die Kirche gehen. Es wurde ein Versuch gemacht, dem Geist jenes »höchst törichten und verderblichen Gesetzes« genug zu tun – ich zitiere den Vikar – dem Elementarschulgesetz von 1870 – indem man ihn dazu brachte, vor dem offenen Fenster zu sitzen, während drinnen der Unterricht vor sich ging. Aber seine Anwesenheit dort zerstörte die Disziplin unter den anderen Kindern. Sie fuhren immer in die Höhe, um nach ihm hinzusehen, und so oft er sprach, lachten sie untereinander. Seine Stimme war so komisch! So ließ man ihn fortbleiben.

Auch zur Kirche zu gehen, drängte man ihn bald nicht mehr, denn seine Riesenproportionen waren für die Andacht von geringem Nutzen. Und doch hätten sie da vielleicht eine leichtere Aufgabe gehabt; es sind gute Gründe für die Annahme vorhanden, daß irgendwo in jenem großen Leib die Keime religiöser Empfindung vorhanden waren. Vielleicht zog ihn die Musik. Er war oft Sonntag morgens auf dem Kirchhof zu sehen, wo er behutsam zwischen den Gräbern einhertrat, nachdem die Gemeinde hineingegangen war, und dann saß er während des ganzen Gottesdienstes draußen neben dem Eingang und lauschte, wie man einem Bienenkorb lauscht.

Anfangs zeigte er einen gewissen Mangel an Takt; die Leute drinnen hörten seine großen Füße rastlos um den Ort ihrer Anbetung knirschen, oder sie bemerkten sein undeutliches Gesicht, wenn er halb neugierig, halb neidisch durch die bunten Glasfenster hineinspähte, und zu Zeiten steckte ihn unvermerkt irgendeine einfache Hymne an und er heulte unheildrohend in einem gigantischen Ringen nach Einklang. Worauf der kleine Sloppet, der Sonntags abgesehen von seiner Alltagseigenschaft als Briefträger und Schornsteinfeger, Orgeltreter und Stabträger und Küster und Totengräber und Glockenläuter war, lebhaft und tapfer hinausging und ihn traurig fortschickte. Ich freue mich, sagen zu können, daß es Sloppet zu Herzen ging – wenigstens in seinen nachdenklichen Momenten. Es war, sagte er zu mir, als schickte man einen Hund nach Hause, wenn man spazieren gehen wollte.

Aber, wenn die intellektuelle und moralische Erziehung des jungen Caddles auch fragmentarisch war, bestimmt genug war sie. Von Anfang an verbanden sich der Vikar, die Mutter und alle Welt, ihm klarzumachen, daß seine Riesenkraft nicht zum Gebrauch war. Sie war ein Unglück, mit dem er sich so gut wie möglich abfinden mußte. Er hatte zu behalten, was man ihm sagte, zu tun, was ihm gegeben wurde, und sich in acht zu nehmen, daß er nie etwas zerbrach oder verletzte. Besonders durfte er auf nichts treten, gegen nichts stoßen und nicht umherspringen. Die Herrschaften sollte er achtungsvoll grüßen und dankbar sein für die Nahrung und Kleidung, die sie ihm aus ihrem Reichtum ersparten. Und er lernte all das unterwürfig, da er von Natur und Gewohnheit ein gelehriges Geschöpf war und nur durch die Ernährung und aus Zufall riesenhaft.

Für Lady Wondershoot entfaltete er in diesen frühen Tagen die tiefste Ehrfurcht. Sie fand, sie könne am besten mit ihm reden, wenn sie kurze Röcke anhatte und ihre Hundepeitsche trug, und damit gestikulierte sie, und sie war stets ein wenig verächtlich und schrill. Aber bisweilen spielte der Vikar den Herrn: ein winziger, ziemlich atemloser David von mittleren Jahren bewarf einen kindlichen Goliath mit Tadel und Vorwurf und diktatorischem Befehl. Das Ungeheuer war jetzt so groß, daß niemand sich recht vorstellen konnte, daß er schließlich doch erst ein Kind von sieben Jahren war – ein Kind mit eines Kindes Verlangen nach Beachtung und Vergnügen und frischer Erfahrung, mit all eines Kindes Sehnsucht nach Erwiderung, Aufmerksamkeit und Liebe, und mit all eines Kindes Begabung zur Abhängigkeit und zu unbegrenztem Stumpfsinn und Elend.

Wenn der Vikar am sonnenhellen Morgen die Dorfstraße hinunterging, da begegnete er einigen ungeschlachten achtzehn Fuß des Unerklärlichen, für ihn so phantastisch und unangenehm wie eine neue Sekte, und der Riese trottete ruckweise dahin, den Hals gereckt, und er suchte, suchte immer nach den zwei primären Bedürfnissen der Kindheit: nach etwas zum Essen und nach etwas zum Spielen.

Dann trat ein Blick verstohlenen Respekts in die Augen des Geschöpfes, und er machte einen Versuch, seine verfilzte Stirnlocke zu berühren.

In begrenztem Sinn hatte der Vikar Phantasie – wenigstens die Reste davon – und in Gedanken an den jungen Caddles verlegte sie sich darauf, ihm die riesigen Möglichkeiten persönlicher Verletzung auszumalen, die so ungeheure Muskeln besitzen mußten. Wenn nun ein plötzlicher Wahnsinn – –! Wenn auch bloß ein Anfall von Mißachtung – –! Jedoch der wahrhaft Tapfere ist nicht der, der keine Furcht fühlt, sondern der, der sie überwindet. Jedesmal überwand der Vikar seine Phantasie. Und er redete den jungen Caddles stets kräftig mit guter, klarer Predigtstimme an.

»Bist du brav, Albert Edward?«

Und der junge Riese schob sich enger an die Mauer, errötete tief und antwortete: »Ja – versuch's.«

»Das tu,« sagte der Vikar und ging mit höchstens etwas schnellerem Atmen an ihm vorbei. Und aus Achtung vor seiner Mannheit machte er es sich zur Regel, was er sich auch denken mochte, nie auf die Gefahr zurückzublicken, wenn sie einmal vorüber war.

Mit Unterbrechungen pflegte der Vikar dem jungen Caddles Privatunterricht zu geben. Er lehrte das Ungeheuer nie lesen – das war nicht nötig – aber er lehrte es die wichtigeren Punkte des Katechismus, die Pflichten gegen den Nachbarn zum Beispiel, und erzählte ihm von jener Gottheit, die Caddles mit äußerster Rachsucht strafen würde, wenn er je wagte, dem Vikar und Lady Wondershoot ungehorsam zu sein. Die Lektionen wurden im Pfarrhof vorgenommen, und die Passanten hörten die laute, wunderliche Kinderstimme die wesentlichen Lehren der Staatskirche hersummen.

Bald merkte man, daß die Wirkung des wachsenden Riesen auf ungewohnte Pferde der eines Kameles glich, und man befahl ihm, die Landstraße zu meiden, und zwar nicht nur bei dem Promenadengarten (wo das einfältige Lächeln über der Mauer Mylady außerordentlich erzürnt hatte), sondern überhaupt. Diesem Gesetz gehorchte er nie völlig, weil die Landstraße für ihn ungeheures Interesse hatte. Aber es verwandelte, was seine beständige Zuflucht gewesen war, in ein verstohlenes Vergnügen. Zuletzt war er fast völlig auf alte Weiden und auf die Dünen beschränkt.

Ich weiß nicht, was er getan hätte, wenn die Dünen nicht gewesen wären. Dort waren Flächen, wo er Meilen weit wandern konnte, und über diese Flächen wanderte er. Er pflückte dort Äste von den Bäumen und machte wahnsinnige, ungeheure Sträuße, bis man es ihm verbot, nahm Schafe auf und stellte sie in saubere Reihen, aus denen sie sofort wieder herausliefen (worüber er unabänderlich herzlich lachte), bis man es ihm verbot, und er grub den Rasen auf und grub große, übermütige Löcher, bis man es ihm verbot ...

Er wanderte über die Dünen bis zu dem Hügel oberhalb Wreckstone, aber weiter nicht, denn dort trat er auf bebautes Land, und die Leute kamen stets wegen seiner Angriffe auf ihre Wurzelernten, obendrein noch inspiriert von einer Art feindseliger Furcht, die seine große, ungepflegte Erscheinung weckte, mit kläffenden Hunden gegen ihn angezogen, um ihn zu vertreiben. Sie drohten ihm und schlugen mit Wagenpeitschen nach ihm. Ich habe gehört, sie schossen bisweilen sogar mit Jagdflinten nach ihm. Und in der anderen Richtung kam er, bis er Hickleybrow sah. Von oberhalb Thursley Hanger konnte er einen Blick auf die London-Chatham-und-Dover-Eisenbahn werfen, aber gepflügte Felder und ein verdächtiger Ort hinderten seine weitere Annäherung.

Und nach einiger Zeit kamen Schilde, große Schilde mit roten Lettern, die ihm jede Richtung versperrten. Er konnte nicht lesen, was die Lettern besagten: »Außerhalb der Grenze«, aber nach einer Weile verstand er. Oft sahen ihn in jenen Tagen die Eisenbahnpassagiere, wie er oben auf den Dünen saß, das Kinn auf den Knien, dicht bei den Kalkgruben von Thursley, wo man ihn später arbeiten ließ. Der Zug schien ihm eine dunkle Regung von Freundlichkeit einzugeben, und bisweilen winkte er ihm eine ungeheure Hand nach, und bisweilen rief er ihn ländlich und unzusammenhängend an. »Groß,« sagte der spähende Passagier. »Eins von diesen Riesenkindern. Man sagt, ganz unfähig, irgend etwas für sich selber zu tun – wenig besser als ein Idiot – und eine große Last für den Ort.«

»Eltern ganz arm, hab' ich gehört.«

»Lebt von der Wohltätigkeit des lokalen Adels.«

Alle starrten eine Zeitlang verständnisvoll auf jene ferne, kauernde, ungeheure Gestalt.

»Gut, daß dem 'n Ende gemacht ist,« sagte eine weitherzige, denkende Seele. »Nett, 'n paar tausend davon auf den Steuern lasten zu haben, eh?«

Und meist war einer da, der klug genug war, um diesem Philosophen in herzhaftem Ton zu sagen: »Da haben Sie ungefähr recht, Herr.«

II

Er hatte seine schlimmen Tage.

Es gab, zum Beispiel, den Ärger mit dem Fluß.

Er machte aus ganzen Zeitungen kleine Boote, eine Kunst, die er durch Beobachtung des Spender-Jungen lernte, und er ließ sie den Strom hinuntersegeln: große Papierdreimaster. Wenn sie unter der Brücke verschwanden, die die Grenze der strikt privaten Ländereien um Eyebright House bildet, stieß er einen lauten Schrei aus und lief um und über Tormats neues Feld – Himmel! wie Tormats Schweine rannten und ihr gutes Fett in magere Muskeln verwandelten! – um so seine Boote an der Furt zu treffen. Quer durch die näheren Wiesen pflegten diese Papierboote zu gehen, direkt vor Eyebright House vorbei, direkt unter Lady Wondershoots Augen! Desorganisierende, gefaltete Zeitungen! Eine schöne Geschichte.

Da er nicht bestraft wurde, so wuchs ihm der Unternehmungsgeist, und er begann, kindliche Wasserbaukunst zu treiben. Er grub mit einer alten Schuppentür, die ihm als Spaten diente, einen riesigen Hafen für seine Papierflotten, und da ihn gerade niemand beobachtete, so ersann er einen erfinderischen Kanal, der nebenbei Lady Wondershoots Eishaus unter Wasser setzte, und zuletzt dämmte er den Fluß ab. Er dämmte ihn ab mit ein paar kräftigen Türen voll Erde – er muß wie eine Lawine gearbeitet haben – und siehe, eine schauerliche Flut brach durch den Promenadengarten und wusch Miß Spinks und ihre Staffelei und die meistversprechende Aquarellskizze fort, die sie je begonnen hatte, oder auf jeden Fall wusch sie ihre Staffelei fort, und sie wurde bis an die Knie naß und mußte sich entsetzt aufnehmen und zum Hause fliehen; und von dort stürzten die Wasser durch den Küchengarten und so durch die Tür des Grünhauses auf den Weg und in Shorts Graben wieder ins Flußbett hinunter.

Unterdes entsetzte sich der Vikar, in seiner Unterhaltung mit dem Hufschmied unterbrochen, als er aus ein paar rückständigen Pfützen traurig gestrandete Fische springen sah, und im Flußbett, wo noch vor zehn Minuten acht Fuß und mehr klaren, grünen Wassers gewesen waren, Haufen grünen Krautes.

Daraufhin mied der junge Caddles, über die Folgen der eigenen Tat entsetzt, zwei Tage und zwei Nächte lang sein Haus. Er kehrte nur auf den beharrlichen Ruf des Hungers heim, um mit Ruhe einen Aufwand heftigen Scheltens hinzunehmen, der im Verhältnis zu seiner Größe mehr war als ihm im glücklichen Dorf je von irgend etwas sonst zugefallen war.

III

Unmittelbar nach dieser Geschichte gab Lady Wondershoot, die sich nach exemplarischen Zusätzen zu dem Schelten und Fasten umsah, das sie aufgelegt hatte, einen Ukas aus. Sie gab ihn erst ihrem Hausmeister gegenüber aus, und so plötzlich, daß er aufsprang. Er deckte das Frühstück ab, und sie starrte aus dem großen Fenster auf die Terrasse hinaus, auf die die Rehe zur Fütterung zu kommen pflegten. »Jobbet,« sagte sie mit ihrer kaiserlichen Stimme, »Jobbet, dies Wesen muß für sein Brot arbeiten.«

Und sie machte es nicht nur Jobbet (das war leicht), sondern auch jedermann sonst im Dorf, einschließlich des jungen Caddles, völlig klar, daß sie in dieser Sache wie in allen Dingen meinte was sie sagte.

»Ihn beschäftigen,« sagte Lady Wondershoot. »Das ist das Beste für Master Caddles.«

»Das ist das Beste, denke ich mir, für alle Menschen,« sagte der Vikar. »Die einfachen Pflichten, der bescheidene Kreislauf, Saatzeit und Herbst – –«

»Ganz recht,« sagte Lady Wondershoot. »Was ich immer sage. Satan findet immer noch für müßige Hände Unheil zu tun. Auf jeden Fall unter den arbeitenden Klassen. Wir ziehn unsere Zimmermädchen stets nach dem Prinzip auf. Was sollen wir ihm zu tun geben?«

Das war ein wenig schwierig. Sie dachten an vieles, und unterdessen gewöhnten sie ihn ein wenig ans Arbeiten, indem sie ihn statt eines reitenden Boten zum Austragen von Telegrammen und Briefen benutzten, wenn besondere Schnelligkeit nötig war, und er trug auch ganz bequem in einem großen Netz, das sie für ihn fanden, Gepäck und Kisten aus. Er schien die Beschäftigung zu lieben und sie als eine Art Spiel anzusehen, und Kinkle, Lady Wondershoots Agent, hatte, als er ihn eines Tages eine Felsgruppe für sie umstellen sah, den glänzenden Gedanken, ihn in ihre Kalkgrube zu Thursley Hanger dicht bei Hickleybrow zu stecken. Dieser Gedanke wurde ausgeführt, und es schien, sie hatten sein Problem gelöst.

Er arbeitete in der Kalkgrube, erst mit dem Wohlgefallen eines spielenden Kindes und später mit dem Ausdruck der Gewohnheit: er grub und lud und zog immer alle Karren herauf, ließ die vollen die Gleise zur Weiche hinunterlaufen und zog die leeren mit dem Draht einer großen Winde herauf: schließlich tat er im ganzen Betrieb der Grube alle Arbeit allein.

Ich habe gehört, Kinkle machte für Lady Wondershoot ein gutes Geschäft mit ihm, da er kaum etwas außer Nahrung verbrauchte, obgleich sie das nie hinderte, das Geschöpf als einen riesenhaften Parasiten ihrer Wohltätigkeit zu schelten ...

Um diese Zeit trug er eine Art Sackleinenhemd, Hosen aus geflicktem Leder und eisenbeschlagene Holzschuhe. Über dem Kopf hatte er bisweilen ein wundervolles Instrument – es war ein abgenutzter Korbstuhl – aber in der Regel ging er barhäuptig. Er ging mit machtvoller Überlegenheit in der Grube umher, und der Vikar kam meist gegen Mittag auf seinem Verdauungsspaziergang dorthin und fand ihn, wie er schamhaft seine ungeheuren Nahrungsmengen aß und aller Welt den Rücken kehrte.

Sein Essen wurde ihm immer gebracht: ein Gericht Korn in der Hülse: es kam auf einem Karren, einem kleinen Eisenbahnkarren, den Karren ähnlich, die er beständig mit Kreide füllte, und diese Ladung pflegte er in einem Kalkofen zu rösten und dann zu verschlingen. Bisweilen mischte er einen Sack Zucker darunter. Oder aber er setzte sich hin und leckte an einem Stück solchen Salzes, wie man es Kühen gibt, oder er aß eine Riesenmasse von Datteln, mit Steinen und allem, wie man sie in London auf Schubkarren sieht. Zum Trinken ging er zu dem Bach hinter der verbrannten Stelle der Experimentalfarm bei Hickleybrow und senkte das Gesicht bis zum Niveau des Wassers. Dadurch, daß er nach dem Essen so trank, wurde schließlich die Nahrung der Götter wieder entfesselt: sie breitete sich zunächst in riesigen Kräutern am Ufer aus, dann in großen Fröschen, größeren Forellen und auf den Grund geratenden Karpfen, und zuletzt in einem phantastischen Wuchern der Vegetation über das ganze kleine Tal hin.

Und nach einem Jahr oder so wurden die wunderlich monströsen Engerlinge in dem Feld vor der Hufschmiede so groß, und sie entwickelten sich zu so großen Springkäfern und Maikäfern – Automobilmaikäfer nannten die Jungen sie – daß sie Lady Wondershoot ins Ausland trieben.

IV

Aber bald sollte der Nährstoff eine neue Phase seiner Arbeit in ihm beginnen. Trotz der einfachen Lehren des Vikars, Lehren, die das bescheiden natürliche Leben, wie es einem Riesenbauern ziemte, auf das vollkommenste und endgültigste abrunden sollten, begann er Fragen zu stellen, die Dinge zu untersuchen, zu denken. Als er vom Knaben zum Jüngling wurde, sah man immer mehr, daß sein Geist eigene Wege ging – Wege, die der Vikar nicht beherrschen konnte. Der Vikar tat sein Bestes, dieses betrübende Phänomen zu ignorieren, aber immer – konnte er sein Vorhandensein fühlen.

Das Gedankenmaterial des jungen Riesen lag rings um ihn. Ganz unabsichtlich muß er bei seinem weiten Ausblick, seinem beständigen Überschauen der Dinge ein gut Teil vom menschlichen Leben gesehen haben, und als es ihm klarer wurde, daß auch er, abgesehn von seiner plumpen Größe, menschlich war, muß er immer mehr empfunden haben, wieviel ihm durch seine melancholische Auszeichnung verschlossen war. Das gesellige Treiben der Schule, das Mysterium der Religion, an dem man in soviel Putz teilnahm und das eine so süße Melodie ausströmte, das lustige Singen aus der Schenke, die warm glühenden Zimmer, von Kerzen und vom Kaminfeuer erleuchtet, in die er aus dem Dunkel spähte, oder aber die schreiende Aufregung, die kräftige Sportbetätigung flanellbekleideter Menschen mit irgendeinem unvollständig verstandenen Ziel, wie sie ihren Mittelpunkt auf dem Kricketfeld fand – all diese Dinge müssen laut zu seinem geselligen Herzen gesprochen haben. Es scheint, je mehr er heranwuchs, um so mehr Interesse nahm er an den Vorgängen zwischen Liebenden, an jenen Anziehungen und Paarungen, jenen geheimen Intimitäten, die für das Leben so bedeutungsvoll sind.

Eines Sonntags, um die Stunde, da sich gerade die Sterne und die Fledermäuse und die Leidenschaften des ländlichen Lebens zu zeigen begannen, küßte sich zufällig ein junges Paar auf der »Liebesgasse«, der tiefen, heckenbestandenen Gasse, die rückwärts zur Upper Lodge hinaufführt. Sie ließen ihren kleinen Gefühlen freies Spiel, so sicher im warmen, stillen Zwielicht, wie ein Liebespaar nur sein konnte. Die einzig denkbare Unterbrechung, die sie für möglich hielten, mußte sichtbar die Gasse heraufgeschritten kommen; nach den Dünen zu schien ihnen die zwölf Fuß hohe Hecke absoluten Schutz zu bieten.

Da wurden sie plötzlich – unbegreiflich – aufgehoben und auseinandergezogen.

Sie entdeckten, daß sie, jeder mit einem Finger und einem Daumen unter den Achselhöhlen, emporgehalten wurden, und daß des jungen Caddles verlegene braune Augen ihre warmen, geröteten Gesichter prüfend ansahen. Sie waren natürlich sprachlos vor Aufregung über ihre Lage.

» Warum tut ihr das so gern?« fragte der junge Caddles.

Ich vermute, die Verlegenheit dauerte fort, bis der Liebhaber sich seiner Mannheit entsann und dem jungen Caddles heftig mit lautem Schreien, Drohungen und männlichen Blasphemien, wie sie zu der Situation paßten, befahl, sie bei Strafe sofort niederzusetzen. Woraufhin der junge Caddles sich seiner Erziehung entsann und sie wirklich sehr höflich und sorgfältig und an bequemer Stelle zur Wiederaufnahme ihrer Umarmungen niedersetzte. Er zögerte noch eine Weile und verschwand dann wieder im Zwielicht ...

»Aber ich kam mir schön albern vor,« vertraute mir der junge Bursche an. »Wir konnten uns kaum noch ansehn. So abgefaßt zu werden!«

»Wir küßten uns – Sie wissen ja.«

»Und das Merkwürdige war, sie gab mir alle Schuld,« sagte der junge Bursch.

»Fuhr mit was Beleidigendem raus und wollte den ganzen Heimweg kaum mit mir reden ...«

Der Riese ließ sich auf Untersuchungen ein, darüber konnte kein Zweifel mehr bestehen. Sein Geist, das wurde klar, warf Fragen auf. Er stellte sie nur erst wenigen Leuten, aber sie machten ihm zu schaffen. Seine Mutter, so scheint es, mußte bisweilen ein Kreuzverhör durchmachen.

Er kam in den Hof hinter dem Haus seiner Mutter, und nach einer sorgfältigen Durchsuchung des Grundstücks auf Hennen und Kücken, setzte er sich langsam mit dem Rücken gegen die Scheune hin. Im Nu pickten die Kücken, die ihn gern hatten, über seinen ganzen Körper verteilt, nach dem weichen Kalkschlamm in den Nähten seiner Kleidung, und wenn feuchtes Wetter bevorstand, machte sich Mrs. Caddles' Katze, die ihr Zutrauen zu ihm nie verlor, bucklig, sprang in das Haus, den Küchenofen hinauf, kehrt, hinaus, sein Bein hinauf, seinen Rumpf hinauf, bis auf die Schulter – ein nachdenklicher Moment – und dann hopp! wieder zurück und so weiter. Bisweilen schlug sie ihm aus purer Herzenslustigkeit die Krallen ins Gesicht, aber er wagte sie wegen des ungewissen Gewichts seiner Hand auf einem so gebrechlichen Geschöpf nie zu berühren. Außerdem ließ er sich ziemlich gern kitzeln. Und nach einer Weile stellte er seiner Mutter ein paar plumpe Fragen.

»Mutter,« sagte er, »wenn es gut ist, zu arbeiten, warum arbeitet da nicht jeder?«

Seine Mutter sah zu ihm auf und antwortete: »Es ist gut für unseresgleichen.«

Er grübelte nach: »Warum?«

Und da er ohne Antwort blieb: » Wozu ist die Arbeit, Mutter? Warum muß ich Tag für Tag Kreide graben und du Kleider waschen, während Lady Wondershoot in ihrem Wagen herumfährt, Mutter, und in die schönen fremden Länder reist, die du und ich nicht sehen können, Mutter?«

»Sie ist eine Dame,« sagte Mrs. Caddles.

»O!« sagte der junge Caddles und sann tief nach.

»Wenn's keinen Adel gäb', um uns zu tun zu geben,« sagte Mrs. Caddles, »wie wollten wir armen Leute dann leben?«

Das wollte verdaut werden.

»Mutter,« versuchte er von neuem, »wenn es keinen Adel gäbe, gehörten die Dinge da nicht Leuten wie mir und dir? und wenn – –«

»Himmel! und zum Henker mit dem Jungen!« sagte Mrs. Caddles – sie war, seit Mrs. Skinner gestorben war, mit Hilfe eines guten Gedächtnisses eine ganz blühende und kräftige Individualität geworden. »Seit deine arme, gute Großmama von uns gegangen is', biß du nich' mehr auszustehen. Frag' du keine Fragen, un' man sag' dir keine Lügen. Wollt' ich mal anfangen, dir ernsthaff zu antworten, dann müßt dein Vater gehen und sich sein Abendbrot bei jeman' anners suchen – laß mich die Wäsche fertig machen.«

»Schön, Mutter,« sagte er nach einem verwunderten Blick auf sie. »Ich wollt' dich nicht aufhalten.«

Und er grübelte weiter.

V

Auch vier Jahre darauf, als ihn der jetzt nicht mehr reife, sondern überreife Vikar zum letztenmal sah, grübelte er. Man stelle sich den alten Herrn jetzt sichtlich ein wenig älter vor, loser in seinem Gürtel, in Denken und Reden ein wenig weniger glatt und ein wenig geschwächt, mit bebend zittriger Hand und bebend zittrigen Überzeugungen, aber trotz all der Unruhe, die der Nährstoff seinem Dorf und ihm gebracht hatte, noch immer mit glänzendem Auge. Er war zu Zeiten in Angst gewesen und gestört worden, aber war er nicht immer noch am Leben und immer noch derselbe? – und fünfzehn Jahre lang – ein schönes Stück der Ewigkeit – hatten die Unruhe zur Gewohnheit gemacht.

»Es war eine Störung, das gebe ich zu,« sagte er, »und die Dinge sind anders. Anders in vieler Beziehung. Es gab eine Zeit, da konnte ein Junge jäten, aber jetzt muß ein Mann mit Axt und Brecheisen ausziehen – an einigen Stellen unten beim Dickicht wenigstens. Und es kommt uns altmodischen Leuten noch ein wenig seltsam vor, daß dies ganze Tal, sogar was, ehe sie wässerten, das Flußbett war, unter Weizen – wie es dies Jahr ist – von fünfundzwanzig Fuß Höhe steht. Vor zwanzig Jahren benutzte man hier die altmodische Sense, und man brachte die Ernte auf einem Leiterwagen ein – mit Freuden – auf einfache, ehrliche Art. Ein wenig einfache Betrunkenheit, ein wenig offenes Kurmachen zum Schluß ... Die gute arme Lady Wondershoot – sie mochte diese Neuerungen nicht. Sehr konservativ, die arme, gute Dame! Ein Hauch vom achtzehnten Jahrhundert um sie, hab' ich immer gesagt. Ihre Sprache zum Beispiel ... Derbe Kraft ...

»Sie starb verhältnismäßig arm. Dies große Kraut kam ihr in den Garten, aber sie wollte ihren Garten in Ordnung haben – daß die Dinge wuchsen, wo sie gepflanzt wurden – unter Kontrolle ... Wie die Sachen wuchsen, war ganz unerwartet – warf ihre Ideen um ... Sie mochte nicht, daß dieses Ungeheuer immer überall eindrang – zuletzt begann sie sich einzubilden, daß er sie immer über die Mauer her anstarrte ... Ihr gefiel nicht, daß er beinahe so hoch war wie ihr Haus ... Stimmte nicht zu ihrem Proportionssinn. Die gute, arme Dame! Ich hatte gehofft, sie würde mich überleben. Die großen Maikäfer, die wir ein Jahr lang hatten, haben ihr den Rest gegeben. Die kamen aus den Riesenlarven – scheußliche Tiere, so groß wie Ratten – in der Talwiese unten.«

»Und die Ameisen haben ihr ohne Zweifel auch zugesetzt.«

Da alles umgestoßen war und nirgends mehr Ruhe und Frieden herrschte, sagte sie, sie glaube, sie könne ebensogut in Monte Carlo leben wie irgendwo sonst. Und da ging sie hin.

»Sie spielte ziemlich verwegen, hab' ich gehört. Starb in 'nem Hotel da. Sehr trauriges Ende ... Exil ... Nicht – nicht, was man passend findet ... Eine natürliche Führerin unseres englischen Volkes ... entwurzelt. So! ...«

»Und doch,« wiederholte der Vikar immer wieder, »kommt im Grunde sehr wenig dabei heraus. Natürlich ein Unfug. Die Kinder können wegen der Ameisenbisse und so weiter nicht ganz so frei herumlaufen wie früher. Vielleicht ist es ebensogut so ... Man hat viel geredet – als ob dieses Zeug alles revolutionieren würde ... Aber irgend etwas trotzt all diesen Kräften des Neuen ... Ich weiß natürlich nicht. Ich bin keiner von Ihren modernen Philosophen – alles mit dem Äther und den Atomen erklären! Entwicklung! Solch Zeug! Was ich meine, ist etwas, was die 'ologien nicht umfassen. Sache der Vernunft – nicht des Verstandes. Reife Weisheit. Menschennatur, Aëre perennius ... Nennen Sie's, wie Sie wollen.«

Und so kam es schließlich zum letztenmal.

Der Vikar ahnte nicht, was ihm so nahe bevorstand. Er machte seinen gewohnten Spaziergang über die Dünen, wie er ihn seit mehr als zwanzig Jahren gemacht hatte, und dann zu der Stelle, von der aus er den jungen Caddles zu beobachten pflegte. Die Steigung an dem Kreidegrubenkamm hin nahm er etwas keuchend – den muskulösen Christenschritt der früheren Tage hatte er längst verloren – aber Caddles war nicht an seiner Arbeit, und als er dann an dem Riesenfarrendickicht entlang kam, das begann, den Hanger zu verdunkeln und zu überschatten, fand er des Ungeheuers Riesengestalt auf dem Hügel sitzend – er brütete gleichsam über der Welt. Caddles hatte die Knie hochgezogen, seine Backe lag in einer Hand, und den Kopf hielt er ein wenig schief. Er saß mit den Schultern dem Pfarrer zugewandt, so daß seine unruhigen Augen nicht zu sehen waren. Er muß sehr intensiv gedacht haben, jedenfalls saß er sehr still ...

Er drehte sich nicht um. Er wußte nicht, daß der Vikar, der bei der Gestaltung seines Lebens eine so große Rolle gespielt hatte, ihn damals zum letzten von unzähligen Malen ansah – wußte nicht einmal, daß er dort war. (So geschieht manches Abschiednehmen.) Dem Vikar kam damals der Gedanke, daß eigentlich niemand auf Erden die geringste Ahnung davon hatte, woran dieses große Ungeheuer dachte, wenn er es für passend erachtete, von seinen Mühen auszuruhen. Aber bald war er zu matt, um noch am selben Tage dieses neue Thema weiter zu verfolgen; er sank von dieser Andeutung in seine älteren Gedankengleise zurück.

» Aëre perennius,« flüsterte er, als er langsam einen Pfad nach Hause ging, der nicht mehr wie früher gerade über die Weide lief, sondern sich in Umwegen wand, um neu entsprungenen Riesengrasbüscheln auszuweichen. »Nein! nichts ist verändert. Die Dimensionen sind nichts. Der einfache Kreislauf, der gewohnte Weg – –«

Und in dieser Nacht ging er selber ganz schmerzlos und ganz unbewußt den gewohnten Weg – aus diesem Mysterium des Wechsels fort, das zu leugnen er sein Leben zugebracht hatte.

Man begrub ihn auf dem Kirchhof von Cheasing Eyebright neben dem größten Buchsbaum, und der bescheidene Grabstein, der sein Epitaph trug – es schloß: Ut in Principio, nunc est et semper – wurde dem Auge der Menschen fast sofort durch ein Wachstum riesigen grauen Quastengrases verborgen, das für Schaf und Sense zu stark war und aus der keimenden Feuchtigkeit der Talwiesen, auf denen die Nahrung der Götter an der Arbeit gewesen war, wie ein Nebel über das Dorf hinfegte.


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