Weiß-Ferdl
Es wird besser
Weiß-Ferdl

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Wie ma draußn warn

(1914-1918)

Ein bayerischer Feldpostbrief

Mei liabe Marie, jetzt muaß i do mal schreibn,
Wo denn auf oamal meine Packl bleibn,
Ja, glaubst du denn, du Gschoß, i leb von der Luft jetzt bloß,
Brauch kein Geselchtes mehr, da täuscht dich sehr.
Daß d' as nur woaßt!

I derft herraußt an truckan Kommis schluckn,
Du tuast dahoam a Schweiners obi druckn,
Du angefressne Molln, dich soll der Teufi holn,
Wenn jetzt net bald was kimmt, bin ich verstimmt
Und dös net zweng!

Auf einer Karte, die du mir hast geschrieben,
Da hast du's mir ganz deutli hingerieben,
Daß ich im Urlaub zletzt dich zwenig hab ergötzt.
Ja, du verlangst aa zviel, ja viel zviel Gfühl –
Wo nahm i 's her?

Tu, so wia i, dö ganze Zeit fest schanzen,
Dann ziagts da schon aa zsamm dein dickn Ranzn,
Bei Tag und Nacht koa Ruah und dann den Fraß dazua,
Da pfeifst auf Liebeslohn, es vergeht dir schon,
Das glaube mir. 164

Vielleicht tust du für deine Liebesgaben
Dahoam an andern Abnehmer jetzt haben,
Da bal ich was erfahr, da fangst von mir a paar,
Daß du dann gwiß scho glangst, nix mehr verlangst
Ich bin k. v.

Die zarte Mahnung, die nehme dir zu Herzen
Und tu dein Lebensglück dir nicht verscherzen,
Wenn bald was kommen tut, bin ich dir wieder gut
Und bleibe jetzt zum Schluß mit Gruß und Kuß

                                    Dein treuer Hans! 165

 

Der Urlauber anno 1917

Motto: Wer mich entlaust, ich sag es euch:
            Ein Sanitäter, der hat mich entlaust,
            Weil so aan schon vor gar nix graust.

So haben wir draußen im Feld voll Begeisterung gesungen, wenn wir die Bestätigung vom Entlausungsamt dem Herrn Feldwebel vorgezeigt und dann dafür den Urlaubspaß gekriegt haben. Das war eine Freude, die man nicht beschreiben kann. »Entlaust und gesund befunden« ist darauf gestanden. Ja, da hat man schon verdammt gesund sein müssen, wollte man in Urlaub fahren. Jedermann wurde da genau untersucht – wer heim wollte – sehr genau; wenn man hinaus wollte, da ist es lang nicht so genau gegangen. Na ja, man mußte ja auch gesund sein, damit man die Strapazen des Urlaubs aushält; gar mancher, der jahrelang an der Front war, die größten Schlachten und Offensiven mitmachte und glücklich durchkam – daheim aber, da hats ihn erwischt, da hat er geheiratet.

Nachdem alle Formalitäten erfüllt, die verschiedenen Blindgänger, Granatsplitter und sonstigen sinnigen, aber schweren Andenken verstaut waren, marschierte man zum Bahnhof. Dort trifft man noch a paar Kameraden, die auch in Urlaub fahren; das kann man jedem vom Gesicht runter lesen, da grinst jeder. Warten brauchte man da nicht lang, nein, höchstens einen halben Tag, dann kam auch schon der Zug, gesteckt voll natürlich, aber das macht nichts: wo ein Türl aufging, nur neidruckt. »So, herin warn ma, und nausbringa tut mi koa Teufl 166 nimma.« Den Tornister runter und hingfeuert – aber da fängt schon einer zu schimpfen an: »Menschenskind, du bist ja verrückt, wirfst mir deine Blindjänger ausjerechnet uff de Beene!« – »Tu halt deine Haxn weg, oder moanst du, da Urlauberzug is für deine langa Schragn alloa da?« – Auf den Bahnhöfen ist überall ein furchtbares Gedräng und Geschrei, jeder möcht einen schönen Platz, Platz gibt es aber schon lang keinen mehr. Der Waggon schaut aus wie eine Menagerie: der eine hat einen Hund dabei, der andere a Katz, ein dritter a paar Kaninchen, der vierte hat bloß ein Trumm Kas dabei – aber das riecht auch ganz gut. Einer raucht eine Pfeife nach der andern – »Heer und Flotte« steht auf dem Paket drobn; das stimmt, da geht nämlich ein ganzes Heer und eine ganze Flotte drauf, nur der nicht, der ihn raucht. Schließlich schläfst du ein und träumst vom Wiedersehen in der Heimat – da fällt ein schwer bepackter Tornister runter und dir aufs Gnack, daß du meinst, eine Fliegerbombe hat dich erwischt. Im Etappengebiet steigt ein zwei Zentner schwerer Landsturmmann ein und meint: »Ach, für een schlankn Jüngling ist egal noch Platz da innen!« – »Ja, ja, geh nur nei, a paar solche wia du habn allweil no Platz!« Wie er dann mit Hilfe einiger kräftiger Kameraden herin war, rief er hinaus: »Emil, reich mir meine Klamotten herauf!« – So, dann gings erst richtig los. Eine Kiste und eine Schachtel nach der andern kam herein; zum Schluß kam noch ein großer Ballen, der ging kaum bei der Tür rein, zwei habn zogen und drei habn gschobn, endlich war er herin. Nausgsehn hat ma ja nimmer, die Luft wurde immer dicker, ohne 167 Gasmaske war es nicht mehr ratsam – aber das machte ja alles nichts, es ging ja der Heimat zu. Wie wir über den Rhein waren, wurde die Gschicht schon gemütlicher, ab und zu winkte uns eine Hand »Willkommen in der Heimat«. Auf den Bahnhöfen waren die Jungfrauen vom Roten Kreuz und reichten uns Kaffee oder Tee mit süßem Lächeln – weil kein Zucker drin war. Ach ja, alles ist schlechter geworden; wie wir ausmarschiert, da war der Kaffee noch gezuckert und die Mädels, die ihn uns gereicht, die waren jung und sauber – aber zuletzt, vom Kaffee will ich ja gar nichts sagen, denn die Brüh warn wir ja gewöhnt von draußen, aber die Mädels haben sich verändert; ich glaub, beim Roten Kreuz haben sie zum Schluß auch schon den ungedienten Landsturm bis zu 45 Jahr eingezogen gehabt.

Als man dann endlich in die Halle des Hauptbahnhofes hineinfuhr, das war ein Gefühl, eiskalt lief es einem über den Rücken; vorn am Perron standen viele Menschen, erwarteten ihre Angehörigen oder schauten bloß aus Neugier zu. Da ging man hocherhobenen Hauptes vorbei und dachte sich: »Ja, schauts mich nur an, ich bin der, an dem die verzweifelten Angriffe der Engländer und Franzosen – zerschellt sind.« Stolz wie ein Spanier ging man durchs Spalier durch und fühlte mit Genugtuung die bewundernden Blicke der Frauen und Mäderl auf sich ruhen; da plötzlich kam ein Vizefeldwebel von der Bahnhofswache und sagte: »Machen Sie Ihren Kragen zu, die Schlamperei geht da herin nicht« – und der ganze Nimbus war beim Teufel.

Dann kam man heim, die Freud! »Ja, daß du nur 168 da bist, gut schaust aus, wie lang darfst denn dableibn, hast recht Hunger, hast auch Fleisch- und Brotmarken?« – Kaum hat man sich niedergesetzt, muß man schon 's Erzählen anfangen. Am Anfang erzählt man, wie es draußen wirklich zuging; da bemerkt man, daß man damit wenig Eindruck macht, na, dann hilft ma eben ein bisserl nach. Die Gefechte werden immer wilder, die Granatlöcher immer größer – dann sind sie zufrieden! Die Mutter fragt: »Wie gehts dir denn mit der Wäsche, hast doch jemand, der dirs wascht?« – »Ja, da geh ich bloß zu meiner Quartierfrau und sag: ›Madame, ah silwuplä ah wulewust ma dös waschen?‹ Nacha sagt sie: ›Wui, wui, Mosje, wu retur transchee tutswitt fini.‹ Dös hoaßt auf deutsch: ›Wenn i vom Grabn zruckkimm, nacha hats sie schon gwaschen.‹« – »Ja, wia du gut Französisch kannst, da muß ma ja grad schaugn!« – »Ah, dös is no gar nix, mir redn oft stundenlang miteinander nix als wia Französisch. Wenn i was brauch von ihr, geh i nei, deut hin und sag: ›Madame, silwuplä, donne moa,‹, geh weiter, gib mir dös da!‹ Ja, da feit sie nix, dö versteht a jeds Wort.«

Abends muß man dann mit dem Vater ausgehen, der will einen doch seinen Bekannten zeigen und ein bißchen renommieren. Jeden Bekannten ruft er auf der Straße an: »Ah, grüß Gott, mein Sohn is da in Urlaub, vom Feld rei komma, (geheimnisvoll) unter uns gsagt, da gehts ja furchtbar zua da draußn. Mein Sohn, der könnt da so Sachen erzähln, machst da ja gar koan Begriff – schauderhaft!« – Am Stammtisch bildet auch der Urlauber den Mittelpunkt, und wenn der Sohn 169 zu wenig aufschneidt, hilft ihm der Vater schon drauf: »Woaßt, Franzl, brauchst di net scheniern, erzähls eahna nur, de Herrn, wias draußn zuageht! Gell, damals bei La Bassée, wie d'Engländer ogriffa hamm, wia gar neambd mehr da war als wie du – und die andern, ja, gell Franzl, damals waarns einakemma bis Pasing, wennst du – und die andern net gwesn waarst?« – Wer weiß, was der Franzl noch alles für Heldentaten vollführt hätt, wenn net 's Bier ausgegangen wär! Dieser Umstand hat die patriotische Begeisterung etwas gedämpft, und unter kräftigem Schimpfen über den Saukrieg ging man auseinander. Der Urlauber war froh, daß er in sein Bett gekommen ist. War das ein herrliches Gefühl, man hörte nicht mehr schießen, es gab keinen Appell mit Gasmasken, wurde nicht geimpft, man war wieder ein Mensch. Am nächsten Morgen, als man noch im warmen Bett lag, kam dann die Mutter oder 's Frauerl – oder wer sonst grad in der Nähe war – und frug: »Hast gut gschlafn, magst jetzt den Kaffee und a Nudl, oder willst lieber noch ein Stünderl schlafen?« – Das war ein so herrliches Gefühl, daß man fast wünschen möcht, es soll wieder einen Krieg geben, damit man wieder in Urlaub fahrn kann. Der Urlauber war halt die Hauptperson in der Familie. Über der Tür stand: »Willkommen in der Heimat, tapferer Held!« –

Der tapfere Held                
                warst du selbst. 170

 

Wie ich mir im Frühjahr 1918 den Einzug vorgestellt hab!

Neulich hab ich mal so drüber nachgedacht – das ist schon falsch, beim Militär soll man sich überhaupt nichts denken, 's Denken ist verboten. Aber na, als halt die Gschicht gar so lang dauerte, haben wir uns halt doch hie und da etwas gedacht. Also hab ich mir gedacht, wie das wohl wäre, wenn plötzlich auf einmal der Friede da wär!

Ich stellte mir die Sache so vor: Plötzlich kommt von ganz oben herunter, oder von ganz weit hinten vor – das ist nämlich dasselbe – der Befehl: Der Friede ist unterzeichnet, Feindseligkeiten sind sofort einzustellen! Jetzt kanns losgehen. Die Befehle, die jetzt noch alle kommen, du lieber Gott! Der Divisionsbefehl wird vielleicht folgendermaßen lauten:

»Div.-Stabs-Quartier, Datum (weiß ich leider noch nicht), 4 Uhr 15 Min. (Eigentlich sollte der Friede schon um halb 4 Uhr kommen, aber die Herren der Division gehen erst um 4 Uhr ins Geschäftszimmer, infolgedessen konnte der Friede erst um 4 Uhr 15 kommen.) »Der Friede ist unterzeichnet, Feindseligkeiten sind sofort einzustellen. Die Truppen der Division bleiben bis auf weiteres in ihren alten Stellungen. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß die Truppen der Division die schon öfters versprochene Ruhe erhalten. Punkt.«

Die Brigade setzt dann noch hinzu:

»Vom Abgeben von Freudenschüssen ist wegen Munitionsmangel abzusehen.«

Und das Regiment bemerkt noch:

»Um ein Feuerwerk größeren Stiles hintanzuhalten, 171 sind Leuchtpistolen und Leuchtraketen bis abends sieben Uhr beim Regiments-Pionierpark einzuliefern. Vollzugsmeldung.«

Dann läuft der Befehl hinaus per Telephon zum B. T. K. und zum K. T. K., dann zu den Kompagnieführern, und von Ordonnanzen wird er vorgetragen in die vordersten Gräben. Ein allgemeiner Freudenrausch geht durch sämtliche Schützengräben. Die Rufe wie: »Aus is, gar is!« »Hoam kemma!« »La gähr fini, parti allemang«, schallen durch die Gräben.

Der Posten springt gleich runter, er braucht jetzt nicht mehr hinüberspächtn; die beim Miniern warn, werfen die Schaufl weg und sagn: »Kein Spatenstich tua i mehr.« Der Trägerdienst, der grad die schweren Drahtwalzn vortragt, wirft die Walzn über die Grabnwand und ruft: »Weil nur grad euch Luder, euch elendigen, der Teufel holt!« Der Gruppenführer Alois Huber versammelt seine Gruppe im Unterstand und hält folgende Ansprache: »Kameraden und Kampfgenossen! Ihr habts euch unter meiner Führung brav und tapfer geschlagen – aber jetzt mach ma Feierabend. Entladen! Mündungsdeckel auf!«

Es dauert auch gar nicht lange, so erscheinen im vordersten Graben Besuche, die man früher vorn nie gsehn hat. Zum Beispiel der Herr Kompagniefeldwebel kommt auf einmal dahergewalzt, der Herr Zahlmeister schaut sich auch den Grabn an, und so noch viele andere. Auch hinten in der Ortsunterkunft geht es natürlich hoch her. Der Dienst beim Ruhebataillon wird abgeändert, da heißt es: »Der heute nachmittag angesetzte Dienst im Handgranatenwerfen fällt aus, dafür ist von 5 bis 6 172 Parademarsch und Präsentiergriff zu üben.« Alles lacht und freut sich, die Musik spielt, und sogar die Fesselballons in der Luft tun mitm Hinterteil hin- und herschwanzeln, weil sie wissen, sie werdn nicht mehr heruntergeholt.

Dann kommt die erste Nacht. Keine Leuchtrakete steigt empor zum Himmel, kein Schuß blitzt auf, es ist Ruhe, es ist Friede. In den Unterständen sitzen sie beisammen bei einem Stümperl Kerzn oder bei einer Hindenburgfunsel und erzählen mit glänzenden Augen von den schönen Zeiten, die jetzt kommen sollen.

Am nächsten Tag in der Früh wird der Kaffee geholt, man braucht jetzt nicht mehr in' Grabn gehen, nein, man geht übers Feld, sie schießen ja nicht mehr her. Die Engländer machen schon den Drahtverhau weg, damit sie Platz haben zum Fußballspielen. Einer schreit gleich rüber: »Good morning! How did you sleep last night?« Der Seppl beherrscht das Englische nicht besonders und antwortet: »Allweil scho, du mi aa a paarmal!« Es dauert gar nicht lange, so entwickelt sich zwischen den unsern und den Engländern ein lebhafter Tauschhandel. Wie aber einer von uns einem Engländer für ein Stück Weißbrot ein Sandsackl voll Dörrgemüse naufghängt hat, wär es bald wieder zu Feindseligkeiten gekommen.

Plötzlich kam der Befehl: »Die Division wird verladen und kommt nach Deutschland.« Mit der größten Freude und dem Jubel, wie man sich dies vorstellte, ist nicht viel draus geworden. A paar habn gschrien und gjuchzt, aber es ist nicht so recht vom Herzn gekommen. Es ist auch keine Kleinigkeit, wenn man die Sache richtig 173 bedenkt: Man war über vier Jahr draußen, hat sich schon ganz gut eingewöhnt, hatte seine Waschfrau, mit der man zufrieden war, und soll da nun plötzlich fort. Besonders in der Etappe habn sich ganz furchtbare Szenen abgespielt. Von dort mußten sie einige zwangsweise nach Deutschland bringen, die wollten gar nicht mehr heim. Doch als dann der blumengeschmückte Zug Deutschlands Grenze immer näher kam, wurde auch die Stimmung besser, und als wir über den Rhein fuhren, spielte die Musik: »O du wunderschöner deutscher Rhein, du sollst ewig Deutschlands Zierde sein«, und alles hat begeistert mitgesungen, und eine halbe Stunde später wurden schon die ersten Weltkriegervereine gegründet.

Auf den Bahnhöfen, wo wir durch sind, ists überall hoch hergegangen. Kinder habn gschrien, d' Musik hat g'spielt, weißgekleidete Jungfrauen – wenns wirklich solche warn, mir habn keine Zeit ghabt zum Nachschauen – habn Blumen gworfen; d' Veteranenvereine habn d' Regenschirm präsentiert, großartig wars. Endlich sind wir ins Bauernlandl neigfahrn. Der Anblick! Da habns uns schon gewunken mit Maßkrüg und weißblaue Schleiferl dran, wir sind München immer näher gekommen, habn schon die Frauentürm gsehn, alles hat »Hurra« geschrien; aber wir sind nicht in den Hauptbahnhof hineingefahrn, nein, wir sind links abgschwenkt nach Freimann, dort sind wir ausgladn worn, von wegen dem Einmarsch durchs Siegestor. – Bei der Schwabinger Brauerei war der Treffpunkt der Division. Wie wir dann alle beisammen waren, hieß es: »Das Gewehr über! – Ohne Tritt marsch!« Dann ists losgegangen. D'Musi hat gspielt, Böller habn kracht, 174 d' Glocken habn gläut, soweit sie nicht eingschmolzen warn, und die Münchner habn »Hurra« gschrien. Dann sind wir die Leopoldstraße herauf: alle Fenster, alle Dächer warn besetzt, alles hat Blumen geworfen, wer keine Blumen hatte, hat Blumenersatz oder Blumenscherbn gworfn, aber gworfn hat alles. Bis wir zum Siegestor hingekommen sind, habn wir ausgschaut wie die Preisochsen beim Oktoberfest. Stolz sind wir hindurch durchs Siegestor, da sind wir photographiert, kinematographiert worn, und mir habn neig'haut, daß die letzten Schuhnägl davongspritzt sind. Dann war eine große Tribüne aufgeschlagen, da warn die Spitzen der Behörden drauf, die Magistrat- und Gemeinderäte, Direktoren von den Brauereien, Kommunalverband, Malzschieber und Kriegsgewinnler, halt alle, die zu dem glorreichen Ende beigetragen haben, und wir sind stolz und glücklich unter lauter Fahnen hindurch hinaus zum Ersatzbataillon. Dort haben wir unsere Mordwerkzeuge abgeliefert, dann sind wir noch einmal geimpft worden, und dann waren wir endlich – frei!

Dann sind wir hinaus, die einen heim zu ihrer Familie, zu Weib und Kind, die jungen Kameraden haben sich abends noch am Biertisch getroffen, haben Erinnerungen ausgetauscht, und jeder hat gsagt: »Kannst sagn, was d' willst, – mir habn unsre Pflicht getan!« Über die ganze Stadt und übers ganze Bayernlandl hat nur eine Melodie geklungen, das schöne Liedl – das so mancher von unsern Kameraden beim Ausmarsch gesungen, der beim Einmarsch nicht mehr dabei war:

In der Heimat, in der Heimat,
Da gibts ein Wiedersehen!

 


 


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